Otegi soll in den Knast

Ralf Streck 21.03.2007 14:23 Themen: Repression Weltweit
Erneut versucht der Nationale Gerichtshof in Spanien den Sprecher der baskischen Partei Batasuna (Einheit) hinter Gitter zu bringen. Genau ein Jahr nachdem die baskische Untergrundorganisation ETA ihre "permanente Waffenruhe" verkündete, soll Otegi heute erneut vor dem Madrider Gericht erscheinen. Der Zeitpunkt ist kein Zufall, weshalb das Gericht gegen alle Widerstände an dem Termin festzuhalten versuchte. Selbst die Staatsanwaltschaft spricht davon, dass die Richter ihre Neutralität verloren haben und das Otegi einer Situation der Verteidigungslosigkeit ausgesetzt ist.
Zweimal beantragte die Staatsanwaltschaft die Vertagung, um die "Konfusion" im Verfahren zu beseitigen. Otegi wird erneut beschuldigt, auf einer Gedenkfeier für eine ETA-Militante 2001 den „Terrorismus verherrlicht“ zu haben, als er an die Kämpfer erinnerte, die im "langen Kampf für die Unabhängigkeit gefallen sind". Von dem Vorwurf wurden einst zwei Personen frei gesprochen, während Otegi eine Haftstrafe von 15 Monaten erhielt. Aber dieses Urteil kassierte der Oberste Gerichtshof, weil die Richter parteiisch waren.

Aber aus der ersten Instanz wurde die Anklageschrift übernommen und die führt weiter die Freigesprochenen an. Der Staatsanwalt beantragte, sie neu zu formulieren, da sonst gegen den Grundsatz "non bis in idem" verstoßen werde, wonach man nicht zweimal für selbe Vergehen angeklagt werden darf. Mit nur einem Satz hatte der Gerichtshof den Antrag letzte Woche abgelehnt, weshalb er am Montag neu gestellt wurde. Sollte er erneut abgelehnt werden, zeigten die Richter ihre fehlende Neutralität und für Otegi entstehe eine "Situation der Verteidigungslosigkeit", argumentiert die Staatsanwaltschaft. Sie droht den Richtern für diesen Fall mit rechtlichen Schritten und will die Anklage ablehnen, denn sie könne nicht vertreten werden, ohne Otegis fundamentale Rechte zu beschneiden.

Dahinter steht auch ein Machtkampf zwischen der sozialistischen Regierung und ihrem Ministerium für Staatsanwaltschaf und den Konservativen, die weiter die Justiz kontrollieren. Die einst von der Volkspartei (PP) eingesetzten Richter blockieren jede Reform. Das führte zur institutionellen Krise, weil der Kontrollrat für Justizgewalt (CGPJ) seit fünf Monaten kein Mandat mehr hat, weil die Konservativen die Macht über diese Bastion nicht aufgeben wollen. Die PP macht keinen Hehl aus ihrer Ablehnung des Friedensprozesses, torpediert ihn über die Justiz und mobilisiert ihre Anhänger kontinuierlich gegen die Regierung.

So war es kein Zufall, dass Otegi und anderer Führer der baskischen Linken im letzten Jahr wenige Tage nach der Verkündung der Waffenruhe inhaftiert wurden. Damals diente ein Streikaufruf als Vorwand. Mit dem Verfahren jetzt sollen die neuen Bewegungen im Friedensprozess angegriffen werden. Otegi von einer erneuten Inhaftierung aus: "Das Urteil steht längst fest", sagte er gestern.

Trotz des tödlichen Anschlags der ETA zum Jahreswechsel in Madrid zeigt sich in beidseitigen Gesten, dass der Prozess wieder in Gang kommt. Die ETA hält nach der Unterbrechung ihre Waffenruhe wieder strikt ein. Das größte Hindernis stellt vor den Kommunalwahlen und den Wahlen zum Regionalparlament in der baskischen Provinz Navarra im Mai das Verbot von Batasuna dar. Am Wochenende stellte der Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba bei einem Besuch im Baskenland die Beteiligung von Batasuna an den Wahlen in Aussicht. Dafür müsse sie, wie vom Parteiengesetz gefordert, das extra für ihr Verbot 2003 geschaffen wurde, die Gewalt der ETA verurteilen. Doch auch er weiß, dass das nicht reicht. Die Sozialisten (PSOE) müssten dann noch Hand an das Gesetz der PP legen. Denn auch eine Folgeorganisation könnte von der Justiz verboten werden, falls Batasuna unter neuem Namen antreten würde, selbst wenn die dieses Kriterium erfüllt. In den letzten Jahren wurden fast 200 Wählerlisten ausgeschlossen, wenn ein vager Hinweis auf eine Verbindung zu Batasuna bestand.

© Ralf Streck, den 21.03.2007
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Ergänzungen

Verhaftung angeordnet

Ralf 21.03.2007 - 15:30
In einem unglaublichen Schneechaos, das heute das ganze Baskenland überrascht hat, ist Otegi auf den Weg nach Madrid in einem riesigen Stau stecken geblieben. Bis zu achtzig Zentimeter Schnee sind gefallen, weshalb ein großes Chaos herrscht. Der Prozeß, 10 Uhr 30 angesetzt, wurde auf 18 Uhr vertagt, weil die Richter unbedingt verhandeln wollen. Sie haben nun die Verhaftung von Otegi angeordnet, der sich auf dem Rückweg zu seinem Heimatort befindet. Dort soll von der Guardia Civil verhaftet und nach Madrid gebracht werden. Die Richter behaupten, es gäbe kein Problem auf der Straße (vielleicht sollten sie einfach mal den Fernseher einschalten, um sich von Gegenteil zu überzeugen) Der oberste Staatsanwalt, inzwischen völlig über das Verhalten der Richter genervt, deutete an, das zum Ende des Prozesses die Anklage zurückgenommen werde. Das wäre das Ende des Vorgangs.

Detencion

Gora 21.03.2007 - 18:33
COMUNICADO DE PRENSA


La orden de detención de Arnaldo Otegi por la Audiencia Nacional es un
ejemplo más que demuestra hasta que punto la justicia española esta sumida
en una estrategia de persecución y derribo de la Izquierda Abertzale.

Un ejemplo más que la ciudadania está viviendo como un espectaculo
lamentable de basura judicial que nada tiene que ver con la justicia y si
con decisiones politicas.

Estas decisiones políticas buscan torpedear, cueste lo que cueste, y
mediante todas las armas en sus manos, la oportunidad abierta en nuestro
pueblo.

Mientras la Izquierda Abetzale está impulsando el proceso, con pasos, con
propuestas, recibe como respuesta todo tipo de agresiones, tal como estamos
constatando a día de hoy.

Estas decisiones tienen responsables políticos: el PP, en su intento
permanente de hacer descarrilar el proceso; y el PSOE, por jalear e impulsar
los mecanismos represivos consensuados con los opulares.

Desde la izquierda Abetzale exigimos el fin inmediato de toda esta
estrategia represiva.

21 DE MARZO DE 2007

Otegi freigesorochen

Ralf 22.03.2007 - 13:07
Otegi musste, nach dem angedeuteten Rückzug der Anklage frei gesorochen werden. Näheres, zur Bedeutung des Schritts für den Friedensprozess dann morgen.