antrittsfeier von hamburgs neuer präsidentin

Steffie Streik 02.02.2007 20:51 Themen: Bildung Militarismus
Bei der gestrigen Antrittsfeier der neuen hamburger Uni-Präsidentin hatten sich auch zahlreiche Studierende eingefunden, die mit dem, von vielen der dortigen Redner hochgelobten, zielstrebigen Führungsstil von Monika Auwetter-Kurtz („Raketen Moni“) nicht einverstanden sind. Unterschiedliche Gruppen demonstrierten dies durch Transparente, bemalte T-Shirts („Gebühren sind unsozial“), sowie Zwischenrufen, Ausbuhen, Tröten und Pfeifkonzerten.
Das Spektakel begann mit der Rede des Wissenschaftssenators Jörg Dräger, der in gewohnter Manier auf Durchzug schaltete und seine Rede ununterbrochen vorlas. Das Publikum hatte nur leider wenig davon, da durch „Hau ab“-Rufe und anderen Lärm so gut wie nichts zu verstehen war. Frau Schavan ließ sich bei ihrer Lobhudelei schon mehr aus dem Konzept bringen. Zunächst versuchte sie die protestierenden Studierenden mit dem lächerlichen Angebot auf eine, nach der Zeremonie möglichen, Diskussionsrunde mit ihr ruhig zu stellen (zu der sie gar keine Zeit gehabt hätte…), dann beleidigte sie die anwesenden Protestlerinnen, indem sie sagte, dass diese Art der Emanzipation (Zwischenrufe…) eine falsch verstandene sei. Eine Gleichstellung der Frau scheint wohl nur angebracht, wenn sie sich auf eine gleichwertige Einfügung in die Ellenbogengesellschaft bezieht. Dies zeigt, warum Frau Schavan so begeistert von der neuen Spitzenfrau der Uni Hamburg ist - Raketen Moni ist ein glänzendes Exempel dieses Verständnisses von Emanzipation. Hartes Durchgreifen, ein ordentlicher Führungsstil und denen die „was zu sagen haben“ in den Arsch kriechen. So bat sie denn auch in ihrer Antrittsrede um Spenden der anwesenden Wirtschafts- und Geldelite, da es an der Uni ja auch andere, „vernünftige“ Studierende gäbe.
Als Fazit kann man sagen, dass trotz der unterschiedlichen Protestgruppen, keine Seperation der Linken, sondern eine geschlossene Demonstration der Ablehnung von Entdemokratisierung, Studiengebühren, aber auch der Kriegstreiberei, die sowohl Schavan, als auch Raketen –Moni betreiben, gelungen ist. Das gesetztere Publikum ließ sich schnell sehr aus dem Konzept bringen und es wäre teilweise fast zu Rangeleien gekommen, da sich einige wohl sehr gestört fühlten.
Bei Gesprächen am Buffet stellte sich leider heraus, dass die Weichspülerei der Redner ihre Wirkung doch nicht immer verfehlt hat, die Lügen, z.B. des ASTA- Sprechers, er sei gegen Studiengebühren, sowie der angebliche Einsatz für eine soziale, nicht ausschließende Art von Studigebühren, werden von den Anwesenden gefressen und so kamen die Protestler bei vielen wieder nur als Pöbler und Randalierer ohne Stolz („dagegen sein, aber das Buffet nicht auslassen“) an. Dass Dialoge mit solchen Leuten weder erwünscht noch fruchtbar sind, haben eben noch nicht alle begriffen. Was Leute wie Dräger von Dialog halten konnte mensch letztes Jahr bei der Besetzung "seiner" Wissenschaftsbehörde sehen. Anstelle sich zu zeigen und zu reden holte er nur die Polizei. Warum sollten wir dann noch mit ihm reden wollen?
Trotz allem: Eine reibungslose Selbstfeierung von Frau Auwetter- Kurtz ist gründlich versaut worden, auf was sie sich während ihrer Amtszeit einzurichten hat, und dass es außer ihrem noch ein anderes Verständnis von demokratischer Meinungsäußerung gibt, müsste ihr nach gestern klar geworden sein!
In diesem Sinne:
„Das ist unser Haus und wir schmeißen Moni ´raus!!!“
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Ergänzungen

pm der boykott-gruppe dazu:

boris boykott 02.02.2007 - 22:02
Pressemitteilung vom 01.02.2007

Am Donnerstag den 1.2.2007 wird die neue Präsidentin der Universität Hamburg, Frau Auweter-Kurtz, offiziell an der Uni begrüßt. Die Veranstaltung findet um 16 Uhr im Audimax statt. Bereits seit dem 1. November ist die Präsidentin im Amt, stellt sich jedoch jetzt erstmals den Studierenden und der Öffentlichkeit vor. Um an der Veranstaltung teilnehmen zu können, mussten sich Studierende allerdings bereits zwei Wochen vorher innerhalb einer kurzen Frist anmelden, da sie nicht zu den geladenen Gästen gehören.
Die Begrüßungsrede wird Annette Schavan, die Bundesministerin für Bildung und Forschung, halten. Es ist mit Protesten seitens der Studierenden zu rechnen. Wahrscheinlich wird es zahlreiche Aktionen geben, die die Ablehnung gegenüber der Präsidentin widerspiegeln. Darüber hinaus wird die Boykottgruppe einen Infostand über den kommenden Boykott der Studiengebühren veranstalten.

Die Präsidentin wird von den Studierenden abgelehnt, weil diese bei der Wahl in ihrem Mitbestimmungsrecht eingeschränkt wurden: Als erste Universitätspräsidentin wurde sie nicht wie bisher vom universitätsinternen Akademischen Senat gewählt, sondern vom Hochschulrat, der aus Vertretern der Wirtschaft besteht. Der Akademische Senat durfte die Entscheidung nur noch abnicken
Auweter-Kurtz, auch „Raketen-Moni“ genannt, steht außerdem für eine neue Ausrichtung der Universität. Sie ist Leiterin des Steinbeis-Zentrums, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, „als Bindeglied zwischen universitärer Forschung und industrieller Anwendung“² zu fungieren. Unter diesen industriellen Anwendern befindet sich zum Beispiel die „Bayern-Chemie Protac“, ein 100-prozentiges Rüstungsunternehmen. Seit 1998 ist sie zudem Direktorin der „Electric Rocket Propulsion Society“. Hier tummeln sich viele leitende Mitarbeiter US-amerikanischer Rüstungsunternehmen.
«Ich glaube, dass die Bandbreite der Studiengebühren deutlich über 500
Euro pro Semester hinaus gehen sollte» sagte Anette Schavan 2004 der Rheinischen Post. Auch Frau Auweter–Kurtz ist für eine deutliche Erhöhung der Studiengebühren.
Viele Studierenden werden sich das nicht leisten können. Daher wird an allen Hamburger Hochschulen – wie auch an vielen weiteren Hochschulen im ganzen Bundesgebiet – der Boykott der Studiengebühren für das Sommersemester 2007 geplant. Dabei sollen die Studierenden das Geld nicht an die Hochschule, sondern auf ein dafür eingerichtetes Treuhandkonto überweisen. Wenn ein Quorum erreicht wird, bei dem davon auszugehen ist, dass es sich die Stadt und die Universität aus wirtschaftlichen sowie politischen Gründen nicht erlauben können, alle boykottierenden Studierenden zu exmatrikulieren, wird das Geld nicht an die Universität überwiesen und es wird zu Verhandlungen kommen. Wenn das Quorum nicht erreicht wird, wird das Geld fristgerecht an die Hochschule überwiesen.
² Eingangstext auf  http://www.plasma-raumfahrt.de/

Protestformen überdenken.

hamburger student 03.02.2007 - 00:06
ansich find ichs auch lustig, den spaten in die suppe zu spucken.

allerdings muss ich sagen, dass ich die protestform diesmal für nicht besonders gelungen und eher unüberlegt halte.
außer den Leuten zu zeigen wie scheiße ihr (30 leute) sie findet (was sie ohnehin schon wussten) habt ihr andere menschen(zuhörer im saal) verschreckt.
viele finden es schlicht unangenehm und unangemessen sich über einen längeren zeitraum einem penetranten lautstärkepegel auszusetzen. inhalt wurde dabei kaum vermittelt.

an all die ganzen faker

studi 03.02.2007 - 13:29
als ob ihr studis seid.
wie seit ihr denn dann auf die feier gekommen?
das war geschlossene veranstalltung.
sorry für euren schlechten versuch, studis zu diskreditieren, die was machen, aber ihr seids definitiv nicht.

und es ging auch nicht darum, irgendwen aufzuklären. (wen denn? die elite, die sich da im saal versammelt hat? )
sondern wirklich nur darum, diese veranstalltung zu stören.
das ist gelungen.
dafür meinen glückwunsch an die störerInnen, da ich selbst dieses mal nicht mit krakelen konnte.

"neu in der hopo-szene"? wie bist du zu ner einladung gekommen?
ausser über den nordstreik-verteiler ging die meldung doch nirgendwo rum...

"nur 30 an der zahl" - da das ganze wie gesagt eine geschlossene veranstalltung war, kam mensch ohne einladung garnicht erst rein. um solch eine einladung zu kriegen musste studi sich zwei wochen vorher anmelden. die veranstalltung war nicht mal auf der uni-homepage angekündigt. und dann - während die ersten einladungen noch "mit begleitung" durften, durften es die studis (als sie wind von der sache bekommen hatten) nicht mehr. jetzt musste auch die begleitperson sich anmelden. dass viele da keinen bock drauf haben, der unileitung ihren namen auf dem präsentierteller zu liefern kommt wohl hier niemandem in den sinn.

ich hab nen anderen eindruck erzählt bekommen, nämlich dass die "30" krakeler öfters mal vom technischen verwaltungspersonal gezeigt bekamen, dass sie ihre aktion gut finden.
aber ist schon immer wieder interessant, wie das CHE ihre leute ansetzt, indyartikel zu diskreditieren...

"elite stören" war das motto des abends - und das das gelungen ist, zeigt ja auch, wie ihr hier reagiert. nach dem motto "böse studis, tut sowas doch bitte nie wieder"...
werden wir aber - immer wieder. und wir werden noch lauter sein, weil ein teil unserer ausrüstung diesesmal anscheinend nicht zum einsatz gekommen ist...
denn ganz ehrlich - auf die elite die sich per einladung in dem saal versammelt hat scheiss ich - die sind eh für studiengebühren und was raketenmoni in ihrer "freizeit" macht ist denen egal. enttäuschen tut mich eher die anti-militaristische bewegung, die es nicht auf die kette kriegt, dass sie jetzt gefordert ist, die studis zu unterstützen. schließlich hat die uni-hamburg inzwischen eine kriegstreiberin als präsidentin und schavans pakt mit der rüstung dürfte ihr doch auch bekannt sein...
der muff von 1000 jahren ist längst vorbei, inzwischen haben wir neoliberalismus. find ich aber auch nicht besser.

hinweis

bla 03.02.2007 - 14:41

dräger erinnert mehr an diktatur

als an demokratie 03.02.2007 - 15:33
ich kann verstehen, dass einige Studis, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, gern etwas von den Reden verstanden hätten. Auch kritische Studierende sind irgendwann mal in ihrem ersten Semester und so vielleicht "Hopo-Neulinge", die sich berechtigterweise erstmal einen eigenen Eindruck verschaffen wollen, bevor sie entscheiden, ob und wie sie wogegen agieren. Das ist ihr gutes Recht - nur können sie das bei so einer großen pressewirksamen Arschkriecher-Veranstaltung leider nicht erwarten. (Dafür gibts andere kleinere Gelegenheiten :-) )
Ich möchte auch nochmal betonen: Am Rednerpult waren (vielleicht bis auf den Personalrat) nur Leute, mit denen wir nicht reden und denen wir nicht zuhören wollen! Wir werden diese Menschen nicht von unseren Argumenten und Standpunkten überzeugen, denn die Millionen, die die Karriere verspricht, die der Rüstungskonzern schon gezahlt hat und die man sich von der Umwandlung von Bildung zur Ware verspricht, können und wollen wir nicht bieten. Wir haben bei unzähligen Gelegenheiten versucht, Diskussionen zu führen und Argumente vorzutragen und werden es natürlich -weil wir inhaltlich einfach besser sind- auf veschiedenen Ebenen weiterhin tun, aber -nicht sehr überraschend- diejenigen, die an der Macht sitzen, interessiert das doch nicht!
Der einzige Grund, um zu so einer Veranstaltung zu gehen, ist, sie zu stören bzw. zu verhindern. Das einzige, was man bei so einer Veranstaltung bewirken kann, ist, dass die Schlipsträger merken, dass es Leute gibt, die nicht alles hinnehmen, dass sie vielleicht ein bisschen eingschüchtert werden, und last but not least, dass wir in die Presse kommen. Ohne diesen Aufstand, hätte über widerständische Studis doch NIX in den Medien gestanden! (ergänzend für alle, die sich Sorgen um das Presseecho machen: Schaut Euch die Hamburger Presselandschaft doch mal an. Da gibts Springer, und Springer, und andere schlechte Blätter. Deutschlandweit sieht das nicht besser aus. Wir wollen in die Presse, ja! Aber wollen wir, dass Springer positiv über uns berichtet? Ich glaube, dann hätten wir irgendwas ganz schlimm falsch gemacht!)
Ob die Obrigkeit dann nur geschlossen oder vielleicht noch ein bisschen geschlossener zusammensteht, ist doch völlig irrelevant! Bitte nicht so naiv sein. Hier gab's niemanden zu überzeugen.
Was am 1.2. noch überraschend Positives hinzukam, und hier noch nicht erwähnt wurde, war, dass wir hinterher im Foyer noch viele gute und anregende Gesrpäche führen konnten, zum Beispiel mit Leuten aus dem Technischen und Verwaltungspersonal, aber auch mit DozentInnen und ProfessorInnen. Mit Menschen, mit denen der Dialog fruchtbar sein kann. Natürlich gabs da ein paar verständnislose keifende Ziegen, aber die meisten Leute - mit denen zumindest ich gesprochen habe- waren durchaus interessiert und auch zugänglich für die Argumente FÜR diese Protestform. Sie fanden's nicht ideal, aber ich glaube, einige haben etwas gecheckt...
Und hätte irgendjemand mit uns reden wollen, wenn wir nur zwei oder drei Transpis entrollt hätten??

Daher bewerte ich die Aktion als großen Erfolg: Wir haben massiv gestört, die Presse berichtet über uns, und ein paar Leute werden zum Nachzudenken angeregt.
Das ist mehr, als viele von uns erwartet hätten!

Weiter so! Raketenmoni stürzen! Bildung für alle!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 15 Kommentare an

„Dagegen sein, aber das — Buffet nicht auslassen"

Verwunderung — noch ein hamburger Student

standing ovations — offense

traurig — Willi Widerstand

war voll geil :) — raketenmoni auf den mars!

@hamburger student — elitenfresser

finds gut — hihi

alle reden vom wetter... — wir von auwetter

"Emanzipation" — alter falter

was soll das — offense

"zahlreiche" — Ich schmeiss mich weg...

@offense — aktiver studi

verteiler — offense