Oaxaca-Ticker; Januar.07

diverse 04.01.2007 20:10 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Camps vor Gefängnissen - Freigelassene zur Selbstbeschuldigung gezwungen- Bericht der Internationalen Zivilkomission über Gefängnisbesuche/ Aussagen Inhaftierter zusammengefasst -
Staatsrat der APPO tagt...
CAMPS ZUR FREILASSUNG DER INHAFTIERTEN VOR DEN GEFÄNGNISSEN
von: Octavio Velez, ernannter Korrespondent; La Jornada

Oaxaca, Oax. 01. Jan. 07... Mitglieder der APPO und des Komitees Angehöriger der Verschwundenen, Ermordeten und politischen Gefangenen von Oaxaca (Cofadappo), bauten heute in der Nähe der Gefängnisse von Miahuatlán, Porfirio Díaz und Tlacolula, Matamoros, Camps auf, um die Freilassung ihrer Compañer@s und Familienmitglieder zu fordern.

Am Donnerstagnachmittag waren 11 Personen aus dem Regionalgefängnis von Miahuatlán und 7 aus dem Frauengefängnis von Tlacolula entlassen worden, nachdem sie laut eigenen Aussagen gezwungen worden waren, zu unterzeichnen dass sie "Akte der Gewalt vorangetrieben hätten".

Auf einem der Camps betonte Cástulo López Pacheco, Mitglied der Gruppe für Presse und Öffentlichkeitsarbeit der APPO, dass das Sekretariat der Regierung, mit dem Ziel einer Wiederaufnahme des Dialogs am 08. Jan. 07 ( siehe dazu:  http://de.indymedia.org/2006/12/165054.shtml ), zugesagt hatte ALLE politischen;- und Gefangenen aus Gewissensgründen noch vor Ende 2006 freizulassen.
Der Aufbau der Camps, erklärte Pacheco, erfolgt gemäss dem Übereinkommen des Plenums des staatsweiten APPO-Rats und der Cofadappo, um Druck auf die föderalen Autoritäten auszuüben, alle im Nov.06 von der Föderalen Sicherheitspolizei PFP festgenommen Personen auf freien Fuss zu setzen... "Aber nicht um an einer kriminellen Bewegung teilzunehmen oder mit ihr zu sympathisieren..., denn es hat sich gezeigt, dass diejenigen, welche öffentliche und private Gebäude in Brand gesteckt hatten, Polizisten und Schlägertruppen der PRI im Dienst des Tyrannen ( Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz ) gewesen sind.”

Das Camp gegenüber dem Regionalgefängnis von Miahuatlán de Porfirio Díaz, 200 km von der Haupstadt Oaxaca entfernt, war Dienstag um 8:30 aufgebaut worden, nachdem in der Silvesternacht die Familienangehörigen der Inhaftierten dort erschienen waren, um die 19 Gefangenen feierlich ins Neue Jahr zu begleiten. Ausser dem traditionellen, festlichen Abendessen wurden Losungen gegen Ruiz und für die Freilassung der Inhaftierten mit Rückendeckung der LehrerInnen,- und Öffentlichen Bewegung, gerufen.

Inzwischen wurde gegen 19:30 desselben Dienstag vor dem Frauengefängnis in Tlacolula, Matamoros, ungefär 30 km davon entfernt, ein weiteres Camp aufgeschlagen.
López Pacheco klagte an, dass der Regierungsgeneralsekretär Diego Ramos Palacios versuche, die Familienangehörigen der Gefangenen von Miahuatlán, Porfirio Díaz, zu spalten, indem er "Verhandlungen zur Freilassung" der Inhaftierten anbietet. "Für de Angehörigen war klar, dass sie über die Freiheit ihrer Lieben nicht mit einem Tyrannen verhandeln können, der ihr Eingesperrtwerden angeordnet hat und der von der Bevölkerung nicht anerkannt wird."

Mayén Arellanes von der Rechtskomission des Befreiungskomitess 25.Nov. zeigte an, dass die 11 am Do. Freigelassenen von Miahuatlán, gezwungen worden waren ein Dokument zu unterzeichnen, dass an Gouverneur Ulises Ruiz weitergeleitet werden wird. Laut Aussagen gegenüber der Koordinatorin der Mexikanischen Liga für Menschenrechte ( LIMEDD ) in Oaxaca, Yésica Sánchez Maya, mussten die Freigelassenen in dem Schriftstück sich dafür verantworlich erklären, "Gewaltakte vorangetrieben zu haben und eingestehen, dass sie zur Unterstützung der APPO gezwungen worden wären." Ausserdem unterzeichneten sie unter der Erpressung, dass sie sonst nicht aus dem Gefängnis herauskämen, "ein weisses Blatt, auf dem nur ihre Generaldaten standen."


AUS DEM BERICHT DER INTERNATIONALEN ZIVILKOMISSION ÜBER DIE BESUCHE IN VIER GEFÄNGNISSEN IN OAXACA
Prensa en Noticias; 31. Dez.06

Folgende vier Gefängnisse wurden von der Komission besucht:
 Gefängnis von Miahuatlan; am 26.Dez. wurden dort 7 Frauen besucht, die sich aktuell noch immer dort befinden
 Gefängnis von Cuicatlán; am 27. Dez. wurden dort 2 Männer besucht
 Gefängnis von Cosolapa; dort wurden am 28.Dez. 2 Männer besucht
 Gefängnis von Tlacolula; dort wurden am 29.Dez 24 Männer besucht

Die Inhaftierten bestätigten Taten und Situationen, die auch andere ZeugInnen während Befragungen in den Einrichtungen der Komission angegeben hatten. Den Aussagen der Gefangenen zufolge bis jetzt, lässt sich Folgendes vermerken:

 Die Mehrzahl der Festnahmen erfolgte willkürlich
 Die Verhaftungen waren nicht nur gegen Mitglieder der Sozialen Bewegung gerichtet. Bei der Mehrzahl handelte es sich um Personen des normalen Publikumsverkehrs
 Die Festnahmen wurden ohne legale Garantien, wie das Recht auf Verteidigung und Kommunikation mit draussen..., vorgenommen
 Während der Verhaftungen wurden viele Personen Opfer von Aggressionen seitens der Polizeikräfte und Paramilitärs
 Die Festgenommenen wurden weder über die Anklagepunkte informiert noch darüber, wohin sie gebracht/verlegt wurden
 Viele Gefangene gaben an, dass sie vom Anfang ihrer Verhaftung an keine adäquate, medizinische Versorgung erhalten haben
 Die Merheit der männlichen und weiblichen Gefangenen wurde in ein Gefängnis mittlerer Sicherheitsstufe im Staat Nayarit gebracht, während mehr als 20 Tagen
 Die Familien hatten nach der Festnahme mehrere Tage lang keinerlei Informationen weder über die Verlegung, noch über eine Rückkehr in den Staat Oaxaca
 Es wird ein hoher Grad an emotioneller Betroffenheit und familiärer Desintegration durch die Trennung von Kindern, Eltern und Geschwistern festgestellt, da ganze Familien im Gefängnis waren und/oder sind
 Im Gefängnis von Tlacolula ist ein Minderjähriger von 17 Jahren inhaftiert
 Viele Gefangene sagen aus während der Verlegungen Drohungen, Schläge, physische Schädigungen und psychologische Folter erlitten zu haben; in einigen Fällen Elektroschocks an mehreren Stellen des Körpers
 Bei einigen Gef@ngenen sind ernsthafte Traumatisierungen aufgrund der Erlebnisse zu beobachten
 Manche der Gef@ngenen weisen immer noch physische Spuren der während der Festnahme und der Transporte erlittenen Agressionen auf, die immerhin länger als einen Monat zurückliegen!
 Im Gefängnis San José von Rincón-Nayarit waren die Gef@ngenen einer kontinuierlichen, psychologischen Folter unterworfen worden ( verletzende und erniedrigende Behandlung- wie etwa das Abschneiden der Haare-; Demütigungen und Drohungen )
 Die Gef@ngenen geben an, dass ihnen Vergehen angelastet werden, für die es bis heute keine Beweise gibt

Die Komission macht darauf aufmerksam, dass die Berichte über die unmenschliche Behandlung der Gef@ngenen während ihres Aufenthalts im Gefängnis von Tepic-Nayarit sich von denen über die Gefängnisse im Staat Oaxaca unterscheiden und dass aktuell die Inh@ftierten, die besucht worden sind, seitens der Vollzugsbeamten korrekt behandelt werden.
"Trotzdem, so die Komission, haben sich unsere Erwartungen nicht erfüllt, denn bereits ab dem zweiten Besuch wurde uns untersagt, Videokameras mit hineinzunehmen." Zuvor waren Viedoaufnahmen drinnen gestattet worden.
Im Moment ist die Komission im Gefängnis von Miuhuatlan, da während ihres ersten Besuches von nur 7 Frauen und 2 Männern am 26.Dez, die Aussagen der übrigen Gef@ngenen nicht aufgezeichnet werden konnten.
Ciudad de Oaxaca a 30 de diciembre de 2006


ÜBEREINKOMMEN DES STAATSWEITESN RATES DER APPO VOM 28. DEZ "¡ ZUR ERFÜLLING UNSERER AUFGABEN !"
Prensa en Noticias; 31. Dez. 06

ÜBEREINKOMMEN
Die Stärkung der Struktur der APPO in den regionen, Gemeinden und Mitgliedersektoren ist eine Priorität, für die zu einer staatsweiten Organisationsversammlung aufgerufen wird. Die versammlung ist der Bereich um die Regeln des organischen Funktionierens des Rates zu bestimmen. Alle Räte sind dazu aufgerufen
- das Abhalten der/ die Ratsversammlung zu unterstützen.
- die nationale und internationale Ein-ig-keit zu stärken
- die Rolle der nationalen und internationalen Solidarität anzuerkennen, die dieser Bewegung
Deckung gegeben hat

Der faschistische Angriff/Ansturm sowohl der saatlichen wie der föderalen Regierung wird sichtbar

MESA DE DIALOGO.

(Quelle aller:  http://www.asambleapopulardeoaxaca.com/boletines/ )

frei überstzt von: tierr@
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Ergänzungen

Hoffentlich nicht das Ende der Bewegung

X 04.01.2007 - 20:26
Wenn der Hauptteil der politischen Arbeit einer Bewegung daraus besteht, Repression abzuwehren, dann ist das oftmals ein Zeichen für das Ende der Bewegung. Ist der Eindruck auch hier richtig oder breitet sich die Bewegung trotz der Repression weiter aus? Es ist zur Zeit so schwer an Informationen heranzukommen! (Deswegen 1000facher Dank an dich!)

@X

pedestre 05.01.2007 - 01:47
im gegenteil! antirepressive taetigkeit ist gut und wichtig und zeichnet sich durch das durchahltevermoegen der bewegung aus die sie leistet. dass die APPO derzeit im untergrund taetig ist liegt zwar zu grossen teilen an der brutalen repression, aber auch ganz einfach daran dass jede widerstandsbewegung mal eine pause braucht. wie auch schon bekannt gegeben wurde befindet sich die APPO in einem prozess der re-organisation und ausweitung bzw. festigung ihrer strukturen. das letzte wort in oaxaca ist noch lange nicht gesprochen und deshalb ist es auch sehr wichtig, dass die internationalen unterstuetzungs-netze weiterhin funktionieren und aktionen machen.

APPOyo a la APPO!