"Andere Kampagne" : Zacatecas

tierr@ 13.11.2006 18:30 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Die "Andere Kampagne"/ La Otra:
Zweite Wegstrecke, Zwischenbericht 2
Bergbau zerstört Ejidos
Ejido la Tesorera, Zacatecas, 07. November 2006

Seit 2004 ist der Ejido ( Gemeindeland ) la Tesorera durch Baufirmen und Bergbauunternehmen bedroht. "Kaum ist eines davon gestoppt, kommt das nächste nach". Kurz nachdem die Firma Plata, die Verbindungen zudem damaligen perredistischen Gouverneur Ricardo Monreal unterhielt, geschlossen worden war, folgte das Unternehmen Rivera-Rivera, das mit weitaus größerer Aggressivität vorging. Nachdem es den Ejidatarios Anfang diesen Jahres gelang, das Bergbauunternehmen durch Mobilisierungen, Blockaden und Verhandlungen zu besiegen, schwebt nun das Damokleschwert des Minenbetreibers Peñoles über ihnen, der als "Gigant der Arsenkontaminierungen" bezeichnet wird. "Wenn Peñoles es schafft, eine Niederlassung aufzumachen, bedeutet das das Ende für den Ejido".

Das zerstörerische Desaster auf dem Land und der in der Arbeitslosigkeit begründete Exodus haben die Region in den "ersten Produzenten von MigrantInnen verwandelt: Mehr als 2 Millionen arbeiten in den USA, das heißt mehr Menschen aus Zacatecas, als noch in der Gegend selbst. Etwa
1,5 Milionen leben noch dort und die 38 Gemeinden verzeichnen eine Zuwachsarte von weniger Null.

"Weshalb behauptet Vincente Fox, die Arbeitslosigkeit wäre gesunken?", fragte ein ehemaliger Migrant während der Versammlung mit AnhängerInnen der Sechsten Erklärung aus den Lacandone Wäldern, die in einem bescheidenen Privathaus abgehalten wurde."Er vergißt dabei den Grund zu nennen, der in unserer Auswanderung in die Vereinigten Staaten liegt. Hier selbst nämlich gibt es keine Arbeit. Das aber läßt er unerwähnt.

Ein alter Man sagte."Wir lassen uns das Wenige das wir haben, nicht kaputtmachen. Wir kämpfen nicht für uns, wir kämpfen für unsere Kinder und Enkelkinder. Die Baufirmen aber werden uns zwingen, zu gehen und uns schädigen. Wir haben noch nicht gesehen, daß diejenigen, die um Kandidaturen gekämpft haben, gefragt hätten, woran es uns fehlt oder womit sie uns helfen können".

Das 1765 gegründete Zacatecas hat schon einmal eine Hochkonjunktur des Bergbaus erlebt, die jedoch ruhig verlaufen war. Erst die Baufirma Plata des Unternehmers Luis Humberto Godoy, die mit dem damaligen Bevollmächtigten den Abbau von Schotter und Kies "vereinbart" hatte und die Autobahn Zacatecas-San Luis Potosí baute, brachte die große Unruhe. "Es waren unsere Steine, unser Wasser und unser Land, nicht die der Firma oder der Gouverneurin (Amalia García)",sagte eine der Frauen die vor Marcos sprachen.
Angesichts von 30 t pro Lastwagenladung beschloßen die Leute den Abbau zu unterbinden. Mitte 2004 richteten sie einen Appell an die örtliche VerbraucherInnenbevollmächtigte und lokalen Autoritäten und erreichten nach Überwindung einer Phase der Gleichgültigkeit, den Abzug der Firma.
Aber das nachfolgende Unternehmen Rivera y Rivera, das ebenfalls Gestein abbaute, eröffnete zudem eine Goldmine, die schwere Umweltverschmutzungen verursachte. Die von der Firma ausgelösten Sprengungen beschädigten die Wohnhäuser und erzeugten Atemprobleme und Schädigungen des Nervenssystems bei Kindern und Frauen. Tausende beladener LKW´s durchquerten den Ejido, bis die EinwohnerInnen beschloßen, die Durchfahrt zu blockieren. Nachdem die Proteste zunächst durch Räumungsversuche der Staatspolizei, Tränengasangriffe und Aufstandsbekämpfungseinheiten erstickt werden sollten, zog sich die Firma auf Geheiß der Regierung im November 2005 zurück.
Jetzt plant das Unternehmen Minera Company weiteren Bergbau in 12 km Umkreis. Die absehbare Konsequenz ist unbrauchbares, unbewohnbares Land, wogegen sich neuer Widerstand formiert. Seine über zehnjährige Geschichte beweist die Unbeugsamkeit und Ausdauer der Bevölkerung und daß die teilweise Spaltung nicht ausreichte, ihn zu brechen: 1994 bildete sich die Zivile Assoziation Ya Basta um sich den Bedingungen, unter denen das Land aufgegeben werden sollte, zu widersetzen. Damals war der Ort ein typisches Beispiel der Ausbeutung, mit verödeten Straßen und alleingelassenen Frauen, Kindern und alten Menschen. Als dann 1996 Procede kam, waren viele Ejidatarios gezwungen ihren Gemeindebesitz zu veräußern. Dennoch hat sich der Widerstand ausgeweitet, wie die Präsenz von RepräsentantInnen aus Noria de Angeles, Santa Elena, Nigromante, La Blanca, Troncoso und Tacoaleche bei der Versammlung der "Anderen Kampagne" ( La Otra ) bewies.

"Tesorera und Tacoaleche, so Subcomandante Marcos, sind exzellente Beispiele, für das was der Neoloberalismus anrichtet. Er verursacht das Paradox, daß ein Ort entvölkert und quasi gleichzeitig wiederbevölkert wird. Der Kapitalismus kommt an einen Ort, zerstört und entvölkert ihn und wenn er schließlich als Ordnungsmacht über ihn fungiert, bevölkert er ihn neu." Im Fall von Zacatecas geht es ihm darum, den Ejideo und den gemeinschaftlichen Grund und Boden zu zerstören, um dann Landarbeiter für neu geschaffene, große Hacienden herzubringen.

"Gut daß wir zur Aufklärung nach Zacatecas gekommen sind, damit endlich Schluß ist mit dem idiotischen Argument, daß die Zapatist@s oder die Otra irgendwann mit der Bewegung der PRD übereinstimmen werden,wie es immer noch Manche träumen, sagte Marcos weiter, denn wir haben nicht nur nichts mit ihnen zu tun, sondern sie stehen genau auf der anderen Seite. Vor den Anklagen die während der Regierung von Amalia García und vor Monreal erhoben worden sind, ist es nötig zu reklamieren, denn die, die daruf beharren, uns in Verbindung zu bringen, vergessen daß diese Gauner die vermeintliche Linke der Front der Progressiven ( Frente Amplio Progresista ) anführen, und daß das wozu sie uns aufrufen bedeutet, daß wir die Toten stellen und sie die Abgeordneten und die Senatoren. Diesen Weg werden wir nicht beschreiten."

( Quelle:  http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=7785&more=1&c=1 )
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