The Take - eine kritische Betrachtung

Rahim Taghizadegan 02.11.2006 10:02 Themen: Kultur Medien
Unlängst kam mit reichlicher Verspätung „The Take“ in deutschsprachige Kinos – ein Film von Naomi Klein über die sogenannten Empresas Recuperadas in Argentinien.
Dabei handelt es sich um Betriebe, die nach der Finanzkrise 2001 geschlossen und von der somit arbeitslosen Belegschaft besetzt wurden, um sie in Arbeiterselbstverwaltung weiterzuführen. Dies löste eine Welle der Euphorie in westlichen Intellektuellenkreisen aus: War in Argentinien ein „Sozialismus von unten“ im Entstehen?

Kleins Film widmet sich einzelnen Arbeitern solcher besetzter Unternehmen, insbesondere zwei sympathischen Proponenten: Freddy und Tanty. Freddy war Techniker beim Ersatzteilproduzenten Forja, bis dieser schließen musste, und ist Vater von drei Mädchen. Die plötzliche Arbeitslosigkeit setzt ihn und seine Familie unter großen Druck. Da wird ihm Hoffnung von der „Bewegung für besetzte Unternehmen“ gemacht. Eine Hoffnung, die zunächst enttäuscht wird und offenbar auch niemals Früchte tragen wird.

Tanty ist eine junge Arbeiterin der besetzten und selbstverwalteten Keramikfabrik Zanon. Selbstbewusst entscheidet sie sich gegen parteipolitische Verlockungen und ist überzeugte Nichtwählerin. „Unsere Träume sind zu groß für ihre Urnen“ ist ihr Motto. Für ihr Kind, das sie erwartet, wünscht sie sich ein selbstbestimmtes Leben ohne politische „Führer“. Tanty hat es schwer, sich gegen ihre Mutter zu behaupten, einer fanatischen Parteigängerin der Peronisten.

Dem Film gelingt es, den Zuschauer für die Arbeiter und ihre persönlichen Schicksale einzunehmen: Es ist schön anzusehen, wie das große Vorhaben, gemeinsam eine Kooperative erfolgreich zu führen und die eigenen Arbeitsplätze zu erhalten, den Menschen neuen Lebenssinn gibt; das Feuer in ihrem Blick ist ansteckend. Gerne möchte man glauben, dass hier eine neue Form der „Wirtschaft von unten“ entsteht. Wenn nicht der schale Beigeschmack wäre, hier einigen Illusionen und nur oberflächlich übertünchten ethischen Verfehlungen beizuwohnen, die auch angesichts einer korrupten Elite und der Not der Massen kaum zu legitimieren sind.

Bei dem Versuch, sich auf den Film und die Sache der Kooperativenbewegung wohlwollend einzulassen, stört zunächst am allermeisten der verantwortungslos naive Kommentar der Filmemacher: Stets wird dem Peronismus nachgetrauert, jener argentinischen Variante des Faschismus, die mit ihrem Führerkult eine der Wurzeln der argentinischen Malaise ist. Die Argentinien-Krise selbst wird natürlich im Film vollkommen fehlinterpretiert. Kein Wunder, sind ökonomisch fundierte Darstellungen zu den Ereignissen in Argentinien doch eine Seltenheit. Wie leicht tut man sich da mit dem Mantra von der bösen "Globalisierung". Als ob eine nationalistisch-protektionistische Kapitalsperre die Krise verhindert hätte! Allenfalls das Symptom (Kapitalflucht), keinesfalls die Ursache - und bei der Bekämpfung des Symptoms hätte das Land jede Hoffnung zunichte gemacht, jemals wieder ausländisches Kapital anzuziehen. Und genauso wenig wie bei Menschen suggeriert beim Begriff Kapital das Adjektiv "ausländisch" irgendeine prinzipielle Minderwertigkeit oder Schädlichkeit. Ohne "ausländisches Kapital" wäre Argentinien weder zu seinem Landesnamen noch der Ursache desselben gekommen: dem einstigen Wohlstandsniveau, von dem aus sich der Sturz in den letzten Jahren erst hart anfühlen konnte. An die wahre Ursache der Krise, die Papiergeld-Panscherei und das Bankenkartell, reicht freilich kaum eine der herkömmlichen Erklärungen heran.

Doch nun zurück zum Film: Vollkommen überrascht war ich, bei einer kurzen Recherche nach der Wahrnehmung des Films in Argentinien auf ein Communiqué der portraitierten Arbeiterbewegung zu stoßen, die den Film und seine Macher verurteilt und sich distanziert – und dies in einer Schärfe, die sogar ich für leicht übertrieben halte. Die Movimiento Nacional de Fabricas Recuperadas wirft dabei Naomi Klein vor, die Arbeiterbewegung für die Verbreitung ihrer Ideologie missbraucht und die Lage in Argentinien vollkommen falsch dargestellt zu haben:

Lamentamos que se quiera utilizar la recuperación de fábricas para una acción política internacionalista dentro de la lucha de clases antiglobalizadora con un claro matiz ideológico marxista y desde esta mirada de materialismo dialéctico, es visto todo este proceso.

no necesitamos que los intelectuales extranjeros nos vengan a decir a quien tenemos que votar ó que debemos hacer ó si lo hicimos mal.

[...]

Por ejemplo a los partidos políticos con ideologías que impulsan el discurso que ustedes mandan a través de este documental, como lo son el de ocupar las fábricas, de imponer la lucha de clases para que las fábricas queden Bajo Control Obrero; esos partidos no superaron el 2% de los votos a nivel nacional en la última elección.

Erstaunlicherweise werfen die argentinischen Arbeiter Klein einen marxistischen Tunnelblick vor. Die „Arbeiterselbstverwaltung“ habe nicht funktioniert, die im Film vorgeführte Fabrik Zanon sei nicht repräsentativ, sondern eine Ausnahme. Die zweite vorgeführte Fabrik, Brukman, hätte nach kurzer Zeit ihre Strategie vollkommen ändern müssen, nachdem die ursprüngliche Devise „Besetzen, Widerstand leisten, produzieren!“ bloß zu Gewalt geführt habe. Die Arbeiterbewegung geht schließlich sehr hart mit Klein ins Gericht: Die argentinischen Arbeiter hätten es nicht nötig, sich von westlichen Intellektuellen die Welt erklären zu lassen, der Film zeige schwerwiegende Fehleinschätzungen der sozialen Realität in Argentinien:

no necesitamos que los intelectuales extranjeros nos vengan a decir a quien tenemos que votar ó que debemos hacer ó si lo hicimos mal.

[....]

El documental tiene graves errores de diagnóstico de la realidad social Argentina.

Doch folgen wir dem Film bei seinem selektiven Blick auf die Realität der Betriebe: Freddy ist meist den Tränen nahe. Er gehe nun zwar wieder "zur Arbeit", doch Arbeit gibt es deshalb noch lange keine. Die Situation ist ihm gegenüber seiner Familie etwas peinlich: Für das „Besetzer spielen“ ohne Verdienstmöglichkeit werden die Ersparnisse nicht lange reichen. Auf einem Treffen der Arbeiterbewegung beschwert er sich, dass sie zwar noch immer keinen Weg gefunden hätten, etwas zu produzieren, doch immer mehr Leute kämen, um als „Teil der Kooperative“ plötzlich einen Arbeitsplatz für sich zu reklamieren. Freddy ist als einer der wenigen technisch versierten Arbeiter nun „presidente“ der besetzten Fabrik, doch muss er seine Zeit meist damit verbringen, andere Kooperativen zu besuchen oder an Sitzungen teilzunehmen. Stets trottet ein Ideologe aus der Hauptstand hinter ihm her, der ihm Mut macht und ihn laufend daran erinnert, doch etwas „militanter“ zu denken. Die Arbeiterbewegung legt in der oben zitierten Kritik wert auf die Feststellung, dass der im Film gezeigte Ideologe entlassen wurde, weil er versucht hatte, die Fabrik hinter dem Rücken der von ihm „betreuten“ Arbeiter zu verschachern. Welch Ironie! Kein Wunder, dass die Arbeiter auf die gut gekleideten Ideologen mit ihren revolutionären Mantras nicht immer gut zu sprechen sind.

Leider gibt es kaum objektive Analysen zu den „Empresas Recuperadas“, die meiste „Forschungsarbeit“ zum Thema besteht aus ideologischem „wishful thinking“. Selbst Prof. Joachim Becker, ein der „Arbeiter“-Ideologie sehr nahe stehender Intellektueller, der den Weg zur „Solidarökonomie“ predigt, musste bei einem Vortrag letztes Jahr in Wien zugeben, dass in den Betrieben in „Arbeiterselbstverwaltung“ die Belegschaft im Schnitt auf ein Viertel des früheren Standes reduziert wurde. Wahrer „sozialer Kahlschlag“ also! Um ein Erfolgsmodell scheint es sich also keinesfalls zu handeln. Die Liste der „Empresas Recuperadas“ auf der Website der Bewegung ist kümmerlich und interessanterweise fehlt die im Film dokumentierte Forja-Fabrik. Es sah auch im Film nicht so aus, als würde sie in dieser Form jemals zu einer nachhaltigen Wertschöpfung gelangen können.

Das im Film kurz erwähnte Vorzeige-Unternehmen der „Empresas Recuperadas“, ein Traktorenhersteller, überrascht schließlich durch die fast vollkommene Aufgabe der von den begleitenden Ideologen gepriesenen Strategie: So verabschiedete man sich etwa sehr bald von der Politik, alle gleich zu bezahlen. Ein Schema, das in der gefilmten Textilfabrik funktionieren mag, wo es sich um praktisch identische Arbeitsplätze vor Nähmaschinen handelt, in einer stärker auf Arbeitsteilung basierenden Fabrik jedoch nicht praktikabel sein kann. Sehr eindrücklich geschildert wurde die Problematik der gleichen Entlohnung von Ayn Rand in ihrem Buch Atlas Shrugged, wo sie die Realität in einer Fabrik beschreibt, die von naiven Ideologen „selbstverwaltet“ wird:

The plan was that everybody in the factory would work according to his ability, but would be paid according to his need. […] Do you know how it worked, that plan, and what it did to people? Try pouring water into a tank where there is a pipe at the bottom draining it out faster than you pour it in and each bucket you bring breaks the pipe an inch wider, and the harder you work the more is demanded of you, and you stand slinging buckets forty hours a week, then forty-eight, then fifty-six -- for your neighbor's supper -- for his wife's operation -- for his child's measles -- for his mother's wheelchair -- for his uncle's shirt -- for his nephew's schooling -- for the baby next door -- for the baby to be born -- for anyone anywhere around you -- it's theirs to receive, from diapers to dentures -- and yours to work, […] with nothing to show for it but your sweat, with nothing in sight for you but their pleasure, for the whole of your life, without rest, without hope, without end […] It took just one meeting to discover that we had become beggars --rotten, whining, sniveling beggars, all of us, because no man could claim his pay as his rightful earning, he had no rights and no earnings, his work didn't belong to him, it belonged to "the family," and they owed him nothing in return, and the only claim he had on them was his "need". [...] There is no surer way to destroy a man than to force him into a spot where he has to aim at not doing his best, where he has to struggle to do a bad job day after day.

Der Film wirft jedoch eine spannende ethische Frage auf: Wer hält rechtmäßig Eigentum an einem Unternehmen, das $9 Millionen an staatlichen Förderungen kassiert hat (dank korrupter Politik), dessen Aktiva einen Wert von $3 Millionen haben und das Gehälter im Wert von $3,2 Millionen nicht bezahlt hat? Noch schwerer wiegt die Frage, wenn es darum geht, ob nun unter bürgerkriegsartigen Zuständen, nachdem der Großteil der Argentinier ihr Vermögen verloren hat, während es sich ein korruptes Geklüngel aus Politik und Großunternehmern richten konnte, staatliche Ordnungskräfte verpflichet sind, das verwaiste und verfallende Unternehmensgelände gegen den Zutritt der ehemaligen Arbeiter zu bewachen.

Entscheidend ist freilich die Signalwirkung. Im Film wird kurz der Begriff „Diebstahl“ erwähnt. Ein Arbeiter gibt dabei in enttarnender Unbeholfenheit wider, was ihm auf den „Sitzungen“ eingebläut worden war: „Diebstahl? Wir haben da ein anderes Wort dafür. Wir sagen Enteignung.“ In einer Gesellschaft, in der Fabriken „enteignet“ werden können, werden privat auch keine Fabriken mehr errichtet werden. Und gerade im Film wird deutlich, dass ein „Arbeitsplatz“ mehr ist, als bloß neben einer Maschine einen Platz einnehmen zu können.

Da Ungerechtigkeit nicht durch Ungerechtigkeit bekämpft werden kann, ist Diebstahl zur Errichtung einer Kooperative natürlich kein probater Weg. Allerdings ist es bei manchen Belegschaften durchaus plausibel, dass sie mit ihrer Entschlossenheit und Expertise auch an freiwillig zur Verfügung gestelltes Kapital kommen würden – wenn sie die ahnungslosen Ideologen nachhause schicken und die Rahmenbedingungen nicht durch die Politik sabotiert werden. Die Attacken gegen den Strohmann „unternehmerfreundliche Politik“ im Film sind jedenfalls absurd, profitieren die wenigen funktionierenden Kooperativen doch von der „unternehmensfreundlichsten Politik“ überhaupt, da sie sich im legalen Graubereich befinden: Bei illegal besetzten Unternehmen pochen keine korrupten Beamten auf absurde Regulierungen und werden wohl auch keine Steuern eingehoben. Kein Wunder, dass das Produzieren da so richtig Spaß zu machen scheint. Wieder einmal finden sich versteckt hinter marxistischer Rhetorik Oasen des solidarischen, aber vollkommen „ungezügelten“ Kapitalismus. Die stets getäuschten und ausgenutzten Arbeiter Argentinien hätten es sich verdient – stehen doch auch stets wunderbare Menschen hinter den Einzelschicksalen. Mit einzelnen Ausnahmen, wie dem jungen Mann auf Drogen, der seine Stimme noch bei Wahlen abgibt – und zwar jener Gruppe von Verbrechern, die die besseren Wahlkampfgeschenke bietet.
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Ergänzungen

Besonders gefallen

Regina 02.11.2006 - 11:46
Besonders gefallen an dem Film `the Take´ hat mir, daß deutlich wurde, wie das Zusammenspiel von internationaler und Nationaler Finanzspekulation sowie korrupte Politiker und Firmeninhaber immer mehr Menschen weltweit ins soziale Elend stürzt. Privatunternehmer betreiben ihre Geschäfte nur noch um sich selbst und die nicht arbeitenden Aktieninhaber zu bereichern. Sobald keine Profite mehr für sie zu erzielen sind, lassen sie alles liegen und stehen, unabhängig davon, ob die zu produzierenden Gegenstände noch von Menschen im Land gebraucht werden. Deshalb fand ich es auch beeindruckend, daß Naomi Klein im Film dargestellt, wie anders dagegen das Denken und Handeln der Fabrikbesetzer war. Die ArbeiterInnen der Kachelfabrik Zanon entschieden zum Beispiel, daß sie für Krankenhäuser und Kindergärten ihre Kacheln kostenlos produzieren.

ultraliberale satanisten

anarchie statt markt 02.11.2006 - 12:11
achja, das sind wieder die freaks von den ultraliberalen satanisten, die die neoliberale selbstausbeutung predigen, und den von marxistischen ideologen böse unterdrückten unternehmer helfen wollen, damit leistung sich wieder lohnt *prust*. denn merke, wie die ethik derer aussieht, die es sich leisten können: wenn ein unternehmer seine arbeiterInnen ausbeutet, ist das moralisch einwandfrei, wenn allerdings die arbeiterInnen sich das zurückholen, was ihnen gehört, ist das ganz pöhser "diebstahl". glücklich, wer sich so eine moral leisten kann.

verräterischer link

zum kotzen 02.11.2006 - 13:00
so sehr sich der artikel auch bei argentinischen arbeitern anbiedert, ein klick auf den link machts auch für alle klar, die es im text selbst noch nicht erkannt haben: wertschöpfung, lohnende arbeit ist die vorgesehene lebensperspektive für die argentinischen arbeiter. die bedürftigkeit des sozialen zusammenhangs in dem diese menschen gestellt sind, wird als argument gegen die kollektivierung gebraucht, der mensch kommt seiner eigentlichen bestimmung, konkurrenzsubjekt zu sein, nicht mehr nach und muss seine familie füttern und ausbilden, was zu aller schande auch noch in die lohntüte einfliesst, da ist ja wirklich keiner mehr "besitzer seiner arbeit". die botschaft kommt aber klar rüber: achtung von marxistischen "ideologen", unmoralische leut, die arbeiter aufhetzen um hinter ihrem rücken abzusahnen und sich dabei um keine ethischen fragen kümmern. dabei wäre die lösung so einfach: "freiwillig zur Verfügung gestelltes Kapital", das wird den unrentablen typen in argentinien schön beine machen, wenn sie erst mal schulden haben.

dialog statt verschwörungstheorien!

Querdenker 02.11.2006 - 23:25
als begeisterter liberty.li und indymedia-leser wundere ich mich über die unduldsamkeit und verdächtigungen, wenn hier mal artikel quer erscheinen - was ich sehr begrüße und für den beginn eines möglicherweise sehr fruchtbaren austausches halte. ich kann zwar natürlich nicht überall zustimmen (liberty.li ist ja wie indymedia ein offenes portal), aber in sachen machtkritik, kritik des neokonservatismus und des big business ist liberty.li erstaunlich weit voraus - eben weil es aus einer ziemlich ungewöhnlichen perspektive und stets sehr fundiert erfolgt. bei den praktischen infos zu hierarchiefreier bildung, privatsphäre und alternativen lebensentwürfen könnten sich viele linke seiten bei liberty.li einiges abschauen. die kritik an der heutigen linken ist zwar oft recht scharf, aber gerade das finde ich interessant, weil es zum nachdenken anregt. ohne solchen austausch über ideologische grenzen bleibt bloß geistige inzucht.

Aus eigener Erfahrung...

Andreas Tögel 03.11.2006 - 07:42
Um nicht zu sehr ins theoretische abzugleiten, eine wahre Geschichte zum Thema:

Nachdem ich zwölf Jahe lang für ein internationales Unternehmen gearbeitet hatte, stand ich, nachdem die Konzernleitung im Jahr 1999 beschlossen hatte, Anfang 2000 alle "kleinen" Filialen (so also auch die in Ösiland) zu schließen, vor einer schwierigen Entscheidung: stempeln gehen und mich zum Sozialklienten machen oder volles Risiko eingehen und mein Schicksal in die eigenen Hände nehmen.
Ich habe mich für letzteres entschieden und das Dach über meinem Kopf der Bank verpfändet um an bare Mittel für eine Firmengründung zu kommen. Ich bin somit seit damals unter die Ausbeuter gegangen. Ist bis jetzt - mit einigem Glück, wie ich zugebe - gut gegangen. Fünf weitere Menschen profitieren unmittelbar (als meine Angestellten oder Geschäftspartner) von meiner Initiative.

Mein Motiv war es allerdings nicht, anderen Gutes zu tun, sondern allein mein Eigennutz - eine mögliche Gewinnaussicht. Auf dem Weg zu diesem Ziel habe ich einfach ein paar andere mitgenommen. Jene dagegen, die (als Pfaffen, sozialbewegte Bessermenschen in verschiedensten NGO´s oder als die Naomi Kleins und Jean Zieglers dieser Welt) den bösen Plutokraten und Heuschrecken pausenlos mit dem moralisch erhobenen Zeigfunger vor der Nase herumfuchteln, haben ihr Lebetag lang noch niemals einen Arbeitsplatz gschaffen und es ihren beschäftigungslos darbenden Zeitgenossen damit ermöglicht, von staatlicher Wohlfahrt unabhängig zu werden...

Haben Sie sich schon einmal gefragt, weshalb das so ist...(und immer so bleiben wird!)?

Bei aller Bescheidenheit: allein der Unternehmer (Nach J. Schumpeter der "Schöpferische Zerstörer") ist es, der für kollektiven Wohlstand sorgen kann - niemand sonst. Zu allerletzt allerdings die notorischen Umverteiler (= Räuber und Diebsgesindel).
Servus aus Wien!
A.T.

Lohnarbeit ist Sklaverei

Arbeiterin 03.11.2006 - 15:03
Lohnarbeit ist Sklaverei, kapitalistische Arbeit ist Arbeit sans phrase. Ich habe nichts gegen schöpferische Tätigkeit und die Herstellung sinnvoller Produkte, die dem Menschen Lebensgenuss bereiten. Dazu aber ist es notwendig, dass die assoziierten Produzenten die gesellschaftliche Produktion bestimmen.
Voraussetzung dafür ist eine soziale Bewegung, in der die Arbeitenden freundlich die Produktionsstätten übernehmen.

Dies war in Argentinien nur punktuell der Fall. Solange die Marktgesetze gelten und das Diktat der Ware-Geld-Beziehung uns beherrscht, wird die Produktion weiterhin fremdbestimmt sein.

Inzwischen ist das kapitalistische Industriesystem, das auf der Lohnarbeit basiert zur Bedrohung für die gesamte Menschheit geworden. Eben deshalb halte ich es für gefährlich, den Schrei nach Arbeit anzustimmen und sich damit zu rühmen, Arbeitsplätze zu schaffen.

Verspotten wir lieber alle "Helden der Arbeit" und feiern wir die Genießer des kreativen Müssigganges. Letzteren gehört die Zukunft, während die ersteren sie zerstören.

Lest Paul Lafargue: "Das Recht auf Faulheit"!

liberty.li

Anti-G8 03.11.2006 - 19:41
liberty.li ist ein Forum, wo - für den Neoliberalismus typisch - Freiheit im Sinne von Selbstbestimmung aller mit wirtschaftlicher Freiheit der Unternehmen im Kapitalismus verwechselt wird. Leider wird dabei übersehen, dass Ausbeutung (der Arbeitenden, der Umwelt als Ressource, der Tiere, ..) einen Grundpfeiler der Profitschaffung des Kapitalismus darstellt. Für den Neoliberalismus ist sogar Demokratie und Sozialstaat eine Bedrohung, da Profitmaximierung durch partielle Umverteilung und Mitbestimmung gebremst wird. Lasst Euch also vom Wort "libre" in Liberalismus nicht täuschen, schießt Anarchokapitalisten auf den Mond und vernetzt weiterhin selbstverwaltete Betriebe für eine Ökonomie, die den Bedürfnissen der Menschen entspricht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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haha — blöd

@alles klar — Sensemann

Wie ist das denn — Gina

hat er recht? — türlich, türlich

kleiner hinweis — für liberale knalltüten

@kleiner hinweis — liberale knalltüte

keine Zusammenarbeit ohne Staat? — noch ne liberale Knalltüte