Zu den Hintergründen des Thailand-Putsches

eleven11 20.09.2006 11:36 Themen: Militarismus Weltweit
Nachfolgender Artikel soll einen kleinen Überblick geben, wie es zum Putsch in Thailand gekommen ist und wie dieser Putsch generell einzuordnen ist. Verfasst wurde dieser von einem zufällig zur Zeit in Thailand lebendem Journalisten.
Zu den eigentlichen Geschehenissen des Putsches kann ich derzeit leider nicht viel beitragen, da ich nicht in Bangkok lebe und das ganze sich nur in BKK abzuspielen scheint: In meinem Wohnort ist alles ruhig, die Touristen baden im Meer/Pool und sogar die nervigen (lauten) Arbeiten zur Verschönerung des Areals werden weiterhin durchgeführt. In die Stadt selber fahre ich zwar heute nicht rein, dort dürfte sich allerdings kaum was verändert haben - außer das es ruhiger als normal ist, weil viele zu Hause bleiben (und heute ist auch extra angesetzter Feiertag für Behörden und Ämter).

Ich kann allerdings etwas beitragen zum Thema PM Thaksin und wie der gesamte Streit zustandekam. Thaksin hatte anno 2001 mit einem Erdrutschsieg die Macht übernommen und versprochen, Thailand im Stile einer Firma zu führen. Sein Sieg kam aber vor allem durch die Überzeugung der armen Massen im Norden zustande, die man mit billigsten (wirklich billigsten) Versprechungen köderte. Diese Leute leben weit genug von der insgesamten Welt entfernt, um wirklich nicht begreifen zu können, daß die Versprechungen Thaksins selbst bei optimistischster Prognose bei weitem nie bezahlbar sind. Sprich: Es wurde massiv auf das Mittel der Wahllüge und des Populismus zurückgegriffen. Der Nachteil dieser Strategie war und ist, daß Thaksin kaum Anhänger in den Städten und bei den gebildeten Schichten hat.

Davon abgesehen will ich Thaksin gar nicht wirklich schlecht machen: Die rein praktische Arbeit überzeugte und er erfüllte sogar die Versprechungen, die bezahlbar waren - selbst wenn sie mal richtig Geld kosteten (Stichwort freier Arztbesuch für die Armen des Nordens). Gleichzeitig wurden innerhalb weniger Jahre die Staatsschulden von Thailand zurückgezahlt- vorfristig. Wirtschaftspolitisch muß sich Thaksin nichts vorwerfen. Sogar Gegner seines Führungsstils geben an, daß man derzeit wirtschaftspolitisch "keinen besseren hat".

Allerdings bestand und besteht wie gesagt für Thaksin das Problem, daß er keinerlei der alten Eliten des Landes hinter sich hat. Mit D wäre das vergleichbar, als hätten plötzlich CDU und SPD gegen eine neue Partei absolut verloren. Die Eliten aus den alteingesessenen Parteien von Thailand sind nun natürlich in einer Prinzip-Opposition, egal was Thaksin gut oder schlecht macht. Allerdings spielte Thaksin den Leuten auch noch in die Hände, weil Thaksin nach den ersten Erfolgen immer kritikverschlossener und herrschsüchtiger wurde - er nunmehr ist leicht als Despot darstellbar. Hinzu kommt eine ziemlich extreme Günstlingswirtschaft, da Thaksin alle wichtigen Posten mit Vertrauten oder Verwandten besetzte. Hier spielt natürlich auch mit rein, daß seine Partei TRT eine sehr neue Partei ist (1998 durch Thaksin selber gegründet) und demzufolge sehr stark auf Thaksin ausgerichtet ist, es sich also noch keine Parteielite durch organisches Wachstum bilden konnte.

In der Summe bietet Thaksin also reichlich intellektuelle Angriffspunkte, zudem kommt die Prinzip-Opposition der durch den Wahlsieg von Thaksin voll entmachteten alten großen Parteien. Den eigentlichen Auslöser allen Übels lieferte Thaksin aber mal wieder selber: Er hatte vor Machtantritt seine Shin Corp. (Medienunternehmen, 1,5 Mrd. $ schwer) an seine Familie übertragen, weil er als Amtsträger nicht gleichzeitig Besitzer sein durfte. Schon das war kritikwürdig, weil natürlich klar war, daß er weiterhin die Fäden in der Hand hat - allerdings ist das Verschieben von Vermögenswerten in diesem Stil in Thailand auch wieder völlig normal. Jedoch verkaufte seine Familie die Shin Corp. Anfang des Jahres an eine ausländische Gesellschaft. Das war der Funken am Pulverfaß: Erstens einmal wurde damit mit einer Medien- und Satellitenfirma eine Schlüsseltechnologie ans Ausland abgegeben - und zum anderen schaffte es der Thaksin-Clan durch für Thailand übliche Windigkeiten, den Verkauf steuerfrei über die Bühne zu bekommen.

Jetzt muß man allerdings differieren: Für Europa wären das äußerst schwere Vorwürfe, für Thailand ist das allerdings eher der Normalzustand. Hier wird auf allen Ebenen in dieser und anderer Form getrickst, wenn es um Geld und die eigene Familie geht. Natürlich kann man Thaksin extra vorwerfen, daß er als der große Saubermann in die Politik ging - um dann den größten Schwindel der Geschichte höchstselbst durchzuziehen.

Somit liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte: Sicherlich war Thaksin mit diesem Handeln entgültig unten durch in der Meinung der gebildeten Thais (der arme Norden bekommt von so was nicht viel mit, alle TV-Stationen sind in der Hand der Shin Corp. oder von ihr abhängig), gleichzeitig witterte die Opposition prinzipbedingt Morgenluft: War es ihr bisher nicht gelungen, ein griffiges Argument gegen Thaksin zu bringen, so ergab sich nun die Kardinalslösung. Thaksin wurde wegen des Verkaufs des Medienunternehmens als Vaterlandsverräter hingestellt, der sich steuerfrei dem Ausland verkauft (wenn in Thailand irgendwas schiefläuft, war es immer das böse Ausland - gute thailändische Tradition, die sind hier sehr nationalbewußt und halten Thailand mehr oder weniger für den Nabel der Welt). Diese Argumentation brachte die Leute auf die Straße - ständige Großdemonstrationen in BKK zu Anfang des Jahres waren die Folge. Wie gesagt kommt hier erschwerend hinzu, daß die Anhänger Thaksins eben kaum in den Städten zu finden sind, womit Thaksin es schwer hatte darzustellen, daß die (allerdings bei weitem nicht so gut informierte) Mehrheit weiterhin hinter im steht.

Nachdem die Großdemonstrationen nicht abflauen wollten, wurden für das Frühjahr Neuwahlen ausgerufen - welche die Opposition allerdings geschlossen boykottierte. In diesem Punkt dürften die Kritiker der Opposition wohl doch recht haben, denn die Wahlen wurden nur deswegen boykottiert, weil sich die Opposition keine wirkliche Siegchance ausrechnete. Natürlich sprach die Oppositon davon, daß eigentlich nur Thaksin zurücktreten müssen und man dann schon zur Urne gehen wolle. In Endergebnis wurden die Wahlen dann wirklich boykottiert, Thaksins TRT gewann aber trotzdem. Zwar nicht mehr so haushoch wie 2001, aber durch den Wahlboykott hatte man sowie die Mehrheit der Mandate - und auch, was bemerkenswert ist, die Mehrheit der Stimmen selbst unter Einrechnung der ungültigen und nicht abgegeben Stimmen. D.h. auch 2006 liegen die Stimmen von Nichtwählern und Opposition noch unterhalb von 50 Prozent, Thaksin würde jede Wahl mit absoluter Mehrheit gewinnen können (die für Thailand teilweise üblichen Stimmenkäufe auf dem Dorf gibt es IMO bei jeder Partei und dürften wahrscheinlich nicht viel am Endergebnis ändern).

Allerdings änderte die Wahl nichts an der Situation: In BKK wurde weiterhin demonstriert - sogar noch mehr als vor der Wahl. Letztlich schwenkte Thaksin, der wohl einsah, daß es allein an seiner Person hängt, dann doch ein und verzichte auf das Amt des PM, übergab die praktischen Amtsgeschäfte einem komissarischem PM. Damit schien erst einmal alles geklärt.

Doch dann wurde das Wahlergebnis zum Bummerang: Denn durch den Wahlboykott konnten einige Parlamentssitze nicht vergeben werden, konnte somit kein verfassungsgemäßes Parlament gebildet werden. Nachdem dieses selbst vor Gericht nicht geklärt werden konnte, sprach der König ein Machtwort, welches das oberste Gericht veranlasste, die Wahl als ungültig zu erklären und Neuwahlen für Oktober (inzwischen verschoben auf November) anzusetzen. Nachteil der Angelegenheit: Thaksin meldete sich zurück und wollte bei den erneuten Neuwahlen wieder neu als PM-Kandidat seiner Partei antreten.

Ungefähr in diesem Vakuum existierte Thailand seit dem Frühsommer: Es gab nur einen kommissarischen PM aufgrund der alten Regierung, da die Neuwahlen selber nicht rechtskräftig waren. Gleichzeitig wurde der eigentliche Störgrund (egal ob berechtigt oder nicht) bislang nicht aus dem Weg geräumt: Wenn Thaksin im Oktober wieder antritt, läuft das wieder auf einen Thaksin-Sieg und damit Proteste der Opposition hinaus. Thailand ist faktisch seit über einem halben Jahr politisch nur noch eingeschränkt handlungsfähig.

Insofern zeugt der Putsch der Armee eher von einer klaren politischen Weitsicht - wenn die Putschisten wirklich das umsetzen, was sie versprechen: Denn laut offizieller Ansage geht es der Armee in erster Linie darum, das Land aus dieser lähmenden Haltung zu befreien. Und egal auf welcher Seite man steht - diese Lähmung scheint derzeit nur ohne Thaksin überwindbar zu sein, zu stark hat sich die Opposition auf den PM eingeschossen, zu unversöhnlich scheinen die Fronten.

Natürlich muß man sehen, ob die Armee erst einmal den Machtkampf gegen den in New York bei der UNO weilenden PM gewinnen kann, der natürlich weiterhin PM sein will. Allerdings wurde der Zeitpunkt des Putsches klug gewählt - Thaksin ist außerhalb des Landes und somit konnte man einer direkten Konfrontation durch eine möglichen Festnahme Thaksins entgehen. Festgenommen wurde ein paar von Thaksins engsten Vertrauten, die womöglich in der Lage gewesen wären, Widerstand zu organisieren.

Der entscheidende Punkt ist aber, daß Widerstand oder Unterstützung Thaksins aus der Zivilbevölkerung kaum zu erwarten ist. In den großen Städten ist man mehrheitlich gegen Thaksin - und das Land ist eben nun einmal sehr autoritäre Strukuren gewohnt, dort geht man nicht von alleine auf die Straße. Insofern befindet man sich aktuell in einem gewissem Patt: Mit der Macht des Faktischen hat die Armee gewonnen, solange sich Thaksin allerdings nicht offiziell zurückzieht, kann die Armee nicht die Macht wieder zurück an die Politik übertragen (was sie gemäß offizieller Aussage vorhat).

Klar ist zudem zu sagen, daß es keine Tendenzen zu gewalttätigen Handlungen gibt. Dadurch, daß Thaksin generell von Handlungsmöglichkeiten in Thailand abgeschnitten wurde, konnten auch keine (eventuell vorhandenen) Thaksin-treuen Armeeteile mobilisiert werden. Und je länger Thaksin handlungsunfähig ist, um so mehr dürften sich selbst bisherige Unterstützer auf die Seite der Sieger stellen. Beispielsweise ist es jetzt nach über 12 Stunden Putsch schon sehr unwahrscheinlich, daß es noch bewaffneten Widerstand seitens einiger Armeeteile geben wird.

Wichtig wird jetzt zu sehen sein, ob Thaksin wirklich wie angekündigt am Donnerstag nach Thailand zurückkehrt und was dann passiert. Dann müsste man abwarten, ob Thaksin eventuell freiwillig das Feld räumt. Und dann wäre interessant, ob die Putschisten einen Zeitplan haben, wann sie das Land wieder in die Hände der Politik überführen werden.

Generell gesehen ist der Putsch hier allerdings nicht überzubewerten. Faktisch löst die Armee als Feuerwehrmann nur eine politische Krise, das ist kaum eine echte Machtübernahme durch die Armee. Zudem muß auch klar gesagt werden, daß die Armee-Machthaber in der jüngeren Geschichte Thailands keine schlechteren Politiker abgegeben haben als die regulären Politiker. Ein Armee-Putsch in Thailand ist nicht gleichbedeutend mit einem Armee-Putsch in Südamerika, wo dann gleich eine Militär-Schreckensherrschaft eingerichtet wird. Thailand hat sich selber unter den Militär-Machthabern der Vergangenheit immer vorwärts entwickelt. Natürlich wäre eine Rückkehr zur Normalität in schnellstmöglicher Zeit trotzdem besser für Thailand, schließlich kann man sich solche Kapriolen in einer globalisierten Welt nicht mehr so einfach leisten wie früher noch.
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Ergänzungen

kleine politische Einordnung

fehlt 20.09.2006 - 12:52
nur um das nochmal deutlicher politisch einzuordnen, was da passiert: Der Name von Thaksins Partei bedeutet übersetzt "Thais lieben Thais". Er selbst wurde auch schon mal der Berlusconi Südostasiens getauft. Beliebt ist er vor allem auch, weil sich in seiner Regierungszeit tatsächlich der Lebensstandard vieler Menschen auf dem Land verbessert hat. Dafür gilt Thailand und Thaksin selbst als politisches Beispiel für die Nachbarländer.

Die große vergangene Oppositionskampagne gegen Thaksin lief unter dem Motto "Thaksin hau ab, du hast unser Land verraten". Da seine authoritäre Fortschrittspolitik aus Sicht vieler Menschen in Thailand nicht zu kritisieren ist, wurde er also notgedrungen als Person diskreditiert, die zumindest privat nicht zum Wohle Thailands handelt. Der darin steckende Nationalismus muß sicherlich vor dem Hintergrund der buddhistischen Kultur - die ein anderes Verhältnis zur Gemeinschaft hat - etwas anders als bei uns bewertet werden, aber zu verleugnen ist er nicht. Nach Verlautbarung des Militärs hat der Putsch nur zum Ziel die nationale Einheit wieder herzustellen und damit auch zu verhindern, daß dem König kein Schaden zugefügt wird.

antiautoritäre?

lucie 20.09.2006 - 13:46
vielen dank für die zusammenfassung. gibt es irgendwelche sympathischeren oppositionsgruppen?

"schon" 15 jahre seit letztem putsch

(muss ausgefüllt werden) 20.09.2006 - 14:13
naja, ausserdem ist der letzte putsch in thailand schon 15 jahre her - da wurde es doch mal wieder zeit, schließlich hat die armee eine reputation zu verteidigen: seit 1932 haben diverse offiziere insgesamt fast 20 mal geputscht.

übrigens, von wegen "keine unterdrückung" etc.: die muslimische minderheit im süden des landes, ohnehin schon wirtschaftlich benachteiligt, wird sehr wohl unterdrückt!

desweiteren

tagmata 20.09.2006 - 14:40
geht in pattani im süden thailands der dortige aufstand grad so ein bißchen ab ( http://en.wikipedia.org/wiki/South_Thailand_insurgency). das hat eine gewisse relevanz, weil thaksins notstandsregime sich unter anderem mit dem aufstand begründete.

putschistenführer boonyaratkalin hat in der vergangenheit thaksin auch in dieser frage quergeschossen und direkte verhandlungen mit den rebellen befürwortet.

andererseits stellt sich die frage, was mit tinsulanonda, dem chefberater des königs nun geht. der mann ist alt genug, um seine politischen licks noch in den 40ern - 60ern gekriegt zu haben und fährt eine kraß nationalistische linie (also noch weit härter als thaksin): als kommentar auf den vorschlag, man möge den malayischen dialekt der leute dort leuten dort als amtssprache zulassen, fiel ihm auch nix besseres ein als "wir haben stolz drauf zu sein, daß wir thais sind!"

Weitere Einschätzung von Telepolis

XxX 20.09.2006 - 14:43
Der Monarch, das Militär, die Demokratie
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23584/1.html

von wegen keine unterdrückung!

xy 20.09.2006 - 15:39
laut yahoo news wurde von der armee das kriegsrecht ausgerufen und außerdem werden ab jetzt öffentliche versammlungen von mehr als 5 leuten mit mindestens 6 monaten knast bestraft

Flüchtlinge

jupp 20.09.2006 - 16:11
... von den unhaltbaren Zuständen in den diversen FlüchtlingsLAGERN im Dschungel an der Grenze zu Kambodscha mal ganz zu schweigen...

Thailand ist kein demokratisches Land und war es auch nie.

...von der Göttlichkeitsscheiße des Königs mal abgesehen sind die Thai_Pfadfinder immer noch ziemlich nah dran an einer paramilitärisch-nationalistischen Jugendgruppe...

zur situation in bangkok

backpacker 20.09.2006 - 17:53
ich bin heut morgen gegen 5 mit dem bus in bangkok angekommen. ohne zu wissen das irgendwas passiert ist hab ich mir also ein tuktuk genommen um vom busbahnhof zur khao san road (touristen-ghetto) in banglamphu zu kommen. irgendwann sind mir dann die soldaten vor etwas groesseren gebaeuden am strassenrand aufgefallen, die recht gemuetlich auf dem einen oder anderen panzer gehockt haben. laut zeitung 14 stueck panzer, scheinbar groesstenteils vor der residenz von thaksin stationiert.
jedenfalls muss das wohl in der naehe von der singha-bier brauerei gewesen sein, weil das einzige was ich zwischen den ganzen thai-buchstaben lesen konnte, die worte "boon rawd brewery" waren.
heute mittag bis heut abend ging ich also spazieren (bus zum siam sq, skytrain zur th sukhumvit, metro nach hualamphong, wandern durch chinatown zum demokratie monument bis nach banglamphu) und hab sonst nur soldaten um die hualamphong-railway station (da hat grad ne oma dem soldaten aus dem auto heraus zwei kleine kraenzchen gegeben) und das demokratie-monument herum gesehen, die ihrerseits auch wieder recht entspannt schienen, soll heissen man kann dort ohne weiteres photos machen. die menschen warn sonst auch thai-freundlich, das wetter war heiss und die touristen schwitzten.
bis jetzt scheint der groesste unterschied in der anzahl der geoeffneten laeden zu liegen. mal sehen was die nacht bringt.
sorry fuer die ungenauigkeit, hab versucht so detailiert wie moeglich zu schreiben, vielleicht kann ja der autor der hintergrund-infos bisschen was damit anfangen...

ein paar Ergänzungen des Artikel-Schreibers

eleven11 20.09.2006 - 18:44
> gibt es irgendwelche sympathischeren oppositionsgruppen?

Jein. Es gibt die Opposition - aber das sind diese Parteien, die das Land zuvor 30 Tage und mehr regiert haben, sprich der alte Polit-Adel. Bezüglich demokratischer Werte und eines autokratitischen Regierungsstils sind die sicher etwas besser als Thaksin, aber es bleiben thailändische Parteien und Politiker. Mit Europa (und wir sind selber zumeist mit unseren Politikern unzufrieden) sind die also noch lange nicht vergleichbar.

> öffentliche versammlungen von mehr als 5 leuten mit mindestens 6 monaten knast bestraft

Das ist eine reine Drohung - noch ist nirgendwo berichtet wurden, das es deswegen Verhaftungen gab. Die Thais verhalten sich sowieso auffallen ruhig und normal.

> von den unhaltbaren Zuständen in den diversen FlüchtlingsLAGERN im Dschungel an der Grenze zu Kambodscha mal ganz zu schweigen

Es sind Flüchtlinge aus Myanmar/Birma, das sollte man nicht vergessen. Und diese werden von Thailand gnädigerweise reingelassen, obwohl Thailand einige Probleme zu lösen hätte. Sicher sind diese Flüchtlinge hier nicht gern gesehen - aber andere Anrainerstaaten tun noch viel weniger. Es muß in diesem Zusammenhang auch klar sein, daß Thailand nicht einfach alle Flüchlinge aufnehmen kann - wenn dies möglich wäre, würde schlicht ganz Myanmar/Birma nach Thailand auswandern.

> Thailand ist kein demokratisches Land und war es auch nie

Diese Behauptung wurde auch nie aufgestellt. Aber Thailand ist immer noch viel besser als einige andere umherliegende Staaten, in welchen es nur offene Günstlingswirtschaft gibt. Thailand kommt einem im Gegensatz zu Laos der Kambodscha wie ein Hort der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit vor. Mir europäischen Verhältnissen ist es natürlich nicht zu vergleichen. Aber ehe die eintreten, muß noch viel Wasser den Mekong runterfließen, denn dazu muß ein Metalitätswandel eintreten - weg vom obrigkeitshörigen Untertan, welche immer zuerst an seinen Familien-Clan und dessen Besserstellung in der Hierachie denkt, hin zum mündigen Bürger. Aber dies wird Jahrzehnte brauchen - unbd letztlich wird sich immer ein gewisses Maß an Thai-Mentalität mit in die neuen Zeiten hinüberretten.

> von der Göttlichkeitsscheiße des Königs mal abgesehen

Der King hat wahnwitzig viel für sein Land getan - obwohl es nicht seine Aufgabe wäre, da er nur repräsentatives Staatsoberhaupt ist und sich in die Tagespolitik nicht einmischen sollte. Aber der King hat dies nicht nur immer wieder in Krisensituationen trotzdem getan, sondern auch sonst sich ständig mit Entwicklungsprojekten etc. beschäftigt. Dabei war der King erstaunlich weitblickend und hat bereits in den 70ern Projekte angestossen, die man heute als "ökologisch" oder "nachhaltig" bezeichnen würde. In der Geschichte aller möglichen Königreiche dürfte es selten einen Monarchen gegeben haben, der sich dermaßen um seine Untertanen gesorgt hat. Nicht umsonst geht der aktuelle Königskult in Thailand klar von den Untertanen und nicht vom King selber aus.

weitere Anmerkungen

Sa-Yan 20.09.2006 - 19:43
> sympatischere Oppositionsgruppen

es gab in Thailand mal eine kommunistische Partei, die aber auch während des kalten Krieges keinen wirklichen Einfluß gewinnen konnte. Ansonsten muß man sich vergegenwärtigen, daß Thailand Entwicklungsland bzw. Schwellenland ist. Die Zeit in denen in einem Großteil der 2. und 3. Welt sozialistische Utopien herrschten sind lange vorbei. Viele dieser Länder haben den realexistierenden Kommunismus in der einer oder anderen Form hinter sich und lechzen heute nach der/dem im Kapitalismus versprochenen Freiheit und Wohlstand. Thailand hat dabei historisch eine Sonderrolle gespielt. Als einziges Land Südostasiens hat es sich im 2. Weltkrieg offiziell nicht im Kriegszustand mit den USA befunden. Das hat Amerika anschließend aus strategischem Interesse damit "belohnt", daß es Jahrzehnte lang die Infrastruktur im Land finanziert hat. Im Gegensatz zu Lateinamerika ist zumindest mein Eindruck, daß es gegenwärtig so gut wie keine progressiven gesellschaftlichen Kräfte in Südostasien gibt.

> Flüchtlinge

Thailand ist eines der reichsten und entwickelsten Länder in Südostasien. für die Menschen in den Nachbarländern hat es eine hohe Anziehungskraft. Dabei ist Thailand aber keinesfalls gnädig und hilft Flüchtlingen übermäßig. Im Gegenteil! Menschen aus den nachbarländern sind nicht besonders gern gesehen. Die ASEAN arbeiten schon länger an einem Vertrag ähnlich dem Schengener Abkommen, so daß alle Menschen ohne großere Probleme die Grenzen der ASEAN Länder überqueren können. Besonders Thailand wehrt sich heftig gegen solche Ideen, weil man dort befürchtet das Heer an wirtschaftlichen Flüchtlingen dann nicht mehr kontrollieren zu können.

> der "Gottkönig"

Ich denke der verlinkte TELEPOLIS Artikel stellt sehr schön dar, wie die Monarchie selbst für ihre Situation sorgt. Man muß da sicherlich kultur- und gesellschaftshistorische vorsichtig sein, schließlich liegt Thailand nicht in Europa, aber der Umgang mit der Monarchie ist sehr restriktiv und selbstreagulativ. Tatsächlich ist es, wie in dem Artikel, daß viele Gesetze nicht geschrieben werden müssen sondern sich direkt aus der Kulturgeschichte oder der perfekten Inszenierung des Königs ableiten. Ich kann aber bei weitem nichts positives darin sehen, daß eine einzelne Person für 60 Mio. Menschen darüber entscheiden kann, was ökologisch ist oder ob es sowas geben soll. Sorry.

> Die Touristen

Sie sind ein Beweiß für das internationale Verhältnis der Menschen und Nationstaaten(-ökonomien). Ein paar Hundert Meter von der Backpacker-Hölle Thanon Khao San enfernt findet ein Regierungsputsch statt, fahren Panzer auf und keiner bekommt etwas mit. Das war schon bei den Massendemos der Opposition im Frühjahr so. teilweise 100.000 Demonstranten ziehen durch die Innenstadt oder versammeln sich auf dem Kings Field und die Westler schauen nur ein paar Häuser weiter Manu gegen Arsenal auf einer Großbildleinwand oder protzen im Stile "mein Haus, mein Auto, mein ..." mit den Ländern, die sie schon bereist haben.

Verhaftung statt reine Drohung

ich 20.09.2006 - 20:22
>> öffentliche versammlungen von mehr als 5 leuten mit mindestens 6 monaten knast bestraft
>Das ist eine reine Drohung - noch ist nirgendwo berichtet wurden, das es deswegen Verhaftungen gab. Die Thais verhalten sich sowieso auffallen ruhig und normal.

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Activists, former MP arrested after staging protest

A group of democracy activists led by Chalard Vorachat became the first people to be arrested for defying the Administrative Reform Council's (ARC) order banning political assemblies and gatherings by five or more people.

Meanwhile, Thanaphol Eiwsakul, editor of the alternative magazine Fah Diew Kan, condemned the coup as illegitimate and vowed to stage a protest Thursday, citing the right to assembly included in the 1997 Constitution, that was nullified by the ARC after the coup.

Chalard was arrested at Democracy Monument at 12.30pm Wednesday while protesting against the coup, Prachathai news online reported.

Others who joined Chalard and were later arrested included former Ratchaburi MP Thawee Kraikupt. The group had unfurled a banner that said "Fasting in Protest Against the Destroyer of Democracy".

Thanaphol urged the public to condemn and resist the army takeover by exercising their rights spelt out in Article 65 of the 1997 Constitution to peacefully oppose a coup. But the ARC has warned that protesters face up to six months in jail, a fine of up to Bt10,000, or both.

In its seventh statement, the ARC said it had imposed the ban on such gatherings to ensure the country runs smoothly during the period of martial law that started on Tuesday night.

"I disagree with the coup. The problem was Thaksin [Shinwatra], but it was resolved by tearing apart the Constitution. It's not right," Thanaphol said.

"As a journalist I call for media diversity," he said, in reference to the ARC's order Wednesday ordering the media to exercise censorship of any news critical of the coup-makers and the new military regime.

"Coups are a relic of the past and even [United Nations Secretary-General] Kofi Anan doesn't approve. We call on the people to resist."

A group of students calling themselves "News Centre for Student Activities" also issued a statement condemning the coup, saying the action was "anti-democratic and truly dictatorial". The group urged the Thai people to wear black to mourn the death of Thai democracy and to refrain from co-operating with the "military junta".

It also urged the Campaign for Popular Democracy, which the group said had claimed to be supporting democracy, to oppose the ARC.

General Sonthi Boonyaratglin, who heads the ARC, has promised to return power to the people soon.

Pravit Rojanaphruk

The Nation

opposition?

frager 21.09.2006 - 00:52
in einem artikel auf spiegel online spricht der autor von einer "Volksbewegung für Demokratie", deren Erkennungszeichen gelbe T-Shirts seien und in den letzten Monaten Demonstrationen und Sit-ins gemacht hätten...

Weis darüber jemand was? vielleicht wie die "offizielle" bezeichnung ist?

"Am deutschen Wesen soll die Welt genesen"

"Wilhelm der Linke" 21.09.2006 - 01:54
Na großartig, da maßen sich unsere diversen pseudolinken Strukturen an, über die Verhältnisse in anderen Ländern zu urteilen, wo engierte Leute, die sogar mal beim Militär zu finden sind, sich um für dortige Verhältnisse bessere Lebensbedingungen zu bemühen, die politisch und sozial in keiner Weise an unsere Bedingungen heranreichen. Das ist gnadenlose Arroganz und als solche schon fast rassistisch! Leute, euch geht´s zu gut! Anstatt endlich wenigstens für uns hier gangbare und nicht sektiererische Möglichkeiten für unsere Situation (Sozialabbau, Nazi-Erfolge) zu finden...! Aber das ist ja kein Wunder, bei unserer Sektiererhaftigkeit, dem Glauben der verschiedenen Strömungen, den alleinseligmachenden Weg, "ich allein bin wahrhaftig" (verzeiht diesen religiösen Wortschatz, er trifft unsere Situation wohl leider zu genau!) gefunden zu haben, alles andere Denken gilt nix! Macht euch mal "den Spaß", so viele Kommentare zu politischen Situationen auf den Seiten der anderen Indy-Betreiber zu finden. Gibt´s nicht so sehr. Vielleicht, weil Staatskritik dort oft weniger Tradition hat (das wäre vielsagend!), vielleicht, weil D nun einmal zumindest in Europa der nach Einwohnern nach Russland zweitgrößte Staat mit den entsprechenden Problemen ist, vielleicht, weil in diesen Staaten Repression viel härter ist (auch das wäre vielsagend!),vielleicht auch, weil anderswo die Leute vielmehr gezwungen sind, sich mit ihrem Überleben zu beschäftigen als auf Indymedia zu parlieren, oder viel weniger Zugang zu derartigen Medien haben. Auch das wäre äußerst vielsagend. Lernt endlich mit Realitäten zu leben, andere Meinungen und die Politik der kleinen Schritte wenigstens zu akzepzieren! "Politik ist die Kunst des Möglichen" (vielleicht einziger tauglicher Spruch Bismarcks...) oder: "Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden." ( Spruch, mal als christlich, mal als asiatisch, mal als anonym zitiert, wie auch immer genial...).
Übrigens hat es mich ein wenig irritiert, aber aber auch gefreut, weil es mich an die DDR-Wendetage erinnerte, als ich in den Nachrichten sah, wie die thailändischen Soldaten ziemlich relaxed patroullierten, von vielen Bürgern mit Blumengirlanden begrüßt wurden... Ach ja, ich vergaß, ARD ist mit seinen Nachrichten ja auch nur Handlanger dieses ach so bösen Systems... Wer jetzt alles darauf reduziert: willkommen im Klub der Nazis, PISA-Opfer usw....

An Frager

Egal 21.09.2006 - 02:08
Mir fielen diese gelben T-Shirts zumindest in einigen Nachrichten-Sendungen ziemlich auf. Es waren meist Frauen, die sie trugen, und sie scheinen den Militärputsch (das Wort suggeriert ja leider immer das Schlimmste) zu begrüßen, mit Blumen für die Soldaten und so! Mehr weiß ich allerdings auch nicht, vielmehr verstehe ich durch deine Frage sogar etwas mehr. dank übrigens auch an ...Eleven...? Er scheint hier am meisten über die Materie zu wissen!

Die gelben T-Shirts

Yossarian 21.09.2006 - 08:05
... die man immer schon, in diesem Jahr und speziell jetzt in den Tagen nach dem Coup aber verstaerkt sieht, sind ein Symbol fuer die Verbundenheit des thailaendischen Volks mit ihrem Koenig. Da auch die Anti-Thaksin Protestbewegung ebenso wie die Putschisten sich in ihrem Handeln auf den Koenig berufen, kommt es jetzt zu einem Meer gelber Kleidung.
Und noch etwas: Es ist schon korrekt und richtig, Monarchen prinzipiell reserviert oder auch skeptisch und kritisch zu betrachten. Das Privileg der Herrschaft von Geburts weg ist nunmal ein sehr befremdliches, und ganz sicher ein undemokratisches. Allerdings gilt der Umkehrschluss, dass naemlich jeder Monarch per se ein autokratischer Unterdruecker und potentieller Dieb und/oder Despot ist, ebensowenig, wie man eben am Beispiel des thailaendischen Koenigs Bumiphol sehen kann, wenn man sich die Muehe macht.

noch paar Ergänzungen des Artikel-Schreibers

eleven11 21.09.2006 - 08:49
Zuerst eine Ergänzungen zum Artikel selber:

Der Rücktritt Thaksins als PM nach den Neuwahlen im Frühjahr ging letztlich auch auf ein Gespräch mit dem König zurück. Erst danach war Thaksin bereit, sich zurückzuziehen. Durch die kurz darauf erfolgte Annullierung der Wahl nahm sich Thaksin jedoch den Rücktritt vom Rücktritt heraus und wollte (wie schon erwähnt) bei der kommenden erneuten Neuwahl nochmals antreten. Hier kam also eine Lage wie schon vor der Neuwahl heraus: Thailand auf absehbare Zeit politisch handlungsunfähig - so lange Thaksin an seinem Posten festhält.

Gleichfalls läßt sich zur aktuellen Lage sagen:

Es ist alles ruhig, das Leben geht zumindestens für die meisten seinen gewohnten Gang weiter. Das Thai-TV hatte direkt zum Putsch nur noch Archivbilder vom König gebracht und angeblich waren CNN und BBC blockiert worden (kann ich nicht verifizieren, CNN hab ich nicht und BBC fiel bei mir genau in einem dicksten Regenschauer aus, was für Thailand normal ist). Da ich aber Kabel-TV habe und damit eine ziemlich große Auswahl, hatte ich am Dienstag Abend immer einen Sender, wo ich das ganze mitverfolgen konnte. Seit dem Mittwoch morgen sendet das Thai-TV wieder normal - sicherlich mit recht vielen Sendungen zur Politik, aber auch das normale Thai-Programm mit Herzschwerz-Serien und Gagshows kommt wieder.

Politisch sieht es dagegen derzeit so aus:

Der König hat inzwischen die Armeebosse anerkannt, womit Thaksin meines Erachtens weg vom Fenster ist und auch seine ehemaligen Gefolgsleute sich weitgehend den Siegern anschließen dürften. Die Armeebosse wollen innerhalb von zwei Wochen die Macht an einen Übergangspremier wieder abgeben, welcher wohl in Abstimmung mit dem König bestimmt werden wird.

Diese Übergangsregierung hat dann ein Jahr Zeit, um eine neue Verfassung auszuarbeiten, auf deren Basis es denn Neuwahlen geben wird. Die neue Verfassung ist laut den Armeebossen notwendig - wahrscheinlich soll mit dieser die bisher zahllosen Schlupflöcher der alten Verfassung geschlossen werden, die von der Politikerkaste in Thailand weidlich für die hier übliche Versorgung der eigenen Sippe mit Ämtern und Posten benutzt wurde. Letztlich ist es ja Thaksin über seine absolute Mehrheit im Parlament gelungen, sich ähnlich wie Musso ... äh, Berlusconi in Italien die Gesetze passend zurechtzustricken, so daß ihm rein rechtlich niemand jemals was anhaben konnte. Sollte es dem Militär gelingen, diese Möglichkeit auszuschalten, könnten sich die Armeebosse als die größten Demokraten der jüngeren Geschichte Thailands feiern - welche Ironie.

Zu den gelben T-Shirts und Armbinden etc.:

Der Spiegel sollte eventuell mal drüber nachdenken, das man auf die Auslandsspesen doch verzichten kann, wenn die Reporter aus dem Ausland so berichten, als wären sie in Berlin. Konkret: Dies mit der "Volksbewegung für Demokratie" ist eine üble Falschmeldung, basiert auf krassester Unkenntnis von Thailand. Mir ist schleierhaft, wie man mit Aufenthaltsort Bangkok (wie der Spiegel-Redakteur!) so einen Mist verzapfen kann.

Gelb ist schlicht die Farbe des Königs. Zu den Massendemonstrationen im Frühjahr wurde diese natürlich von vielen Leute getragen, wobei dies unterschiedliche Gründe hat: Erstens einmal gab man damit zum Ausdruck, daß man zwar für Veränderungen war, aber jederzeit hinter dem König steht - für Thailand sehr wichtig, da das Argument der Königsbeleidigung hier schon sehr schwerwiegend ist. Zweitens aber hatte es aber einen ganz profanen Grund: Zu dieser Zeit liefen schon die Vorbereitung zu den Feiern für den 60. Jahrestag der Thronbesteigung, faktisch das ganze Land lief zu diesen Feiern Anfang/Mitte Juni in Gelb herum. Auch jetzt tragen noch sehr viele Leute im Alltag gelbe T-Shirts mit Königsemblem.

Mai pen lei ("Macht nichts" bzw. "Alles in Ordnung", wichtigestes Alltagswort hier).

Das Königshaus und der Kolonialismus

kid neppa 21.09.2006 - 15:17
Da ich 2005 ein halbes Jahr in Thailand gelebt und gearbeitet habe, möchte ich jenen, die ohne historische Kenntnis meinen ihren Senf zum thailändischen Königshaus abgeben zu müssen, eine wichtige Information mitauf den Weg geben:

Thailand ist das einize Land Südostasiens, das nie kolonialisiert wurde. Dies war wirklich dem taktischen Geschick des Königshauses geschuldet, besonders König Rama IV wird auch heute dafür noch hoch verehrt.

Bedenkt also mal, wie es vielen der ehemaligen Kolonien - besonders Vietnam, Laos, Kambodscha - zu Zeiten des USA-Vietnam-Krieges ergangen ist, m.E. eine direkte Folge der Verstrickungen des Kolonialismus.

Dann bedenkt vielleicht noch, das Thailand für die regionalen Verhältnisse besonders nach dem Amtsantritt Bhumipols politisch erstaunlich stabil war - und das "demokratische" Länder wie die Phillipinen eine politische "Elite" ertragen müsen, die vielfach so korrupt ist wie die Thailands - ohne, dass ein Monarch einer Regierung so wunderbar die Legitimation entziehen kann wie in Thailand.

Vielleicht seht ihr die thailändischen Monarchisten - und das ist wirklich fast das gesamte Land! - dann nicht mehr als befremdliche Marsmenschen.

Ich bin wirklich keine Monarchist ;). Meine Meinung aber: Thailand hat es mit diesem Königshaus noch wirklich gut erwischt, unsere europäischen Monarchen sind viel unnützer und antiquierter als diese Königsfamilie, die wirklich viele ambitionierte Projekte finanziert und anscheinend das Wohl der Bevölkerung noch nicht ganz vergessen hat!

Man könnte noch soviel schreiben

Lothar 21.09.2006 - 22:52
Man könnte noch soviel schreiben aber lesen wird das wohl keiner mehr. Nichts ist so uninteressant wie die News von gestern.

Nur einen Punkte:

Thaksin hat für die untere/unterste Schicht eine generelle Krankenversicherung eingeführt die mit 70 Cent pro Monat für alle bezahlbar ist. Dafür wird er geliebt und dafür hat man ihn wiedergewählt (in der ungültigen Wahl im April). Die Finanzierung ist natürlich fraglich zumal er gleichzeitig an der Bildung für diese Schichten gespart hat.

Er hat die Korruption auf unterem Level (Polizei auf der Strasse, kleine Beamte) deutlich reduziert. Auf oberem - da wo er sich bewegt - weniger. Aber er ist da nicht schlimmer als andere, leider halt cleverer und deshalb sind es nicht 30 sondern 300 veruntreute Millionen US$ im Shin Corp Deal.

Er hat den unteren/untersten Schichten zu Kleinkrediten verholfen. Das die meisten zu blöde waren und das nicht zur Investition sondern für Alkohol und TV's benutzt haben ist nicht wirklich Thaksins verschulden.


Er war ein korruptes geilgeiles Arschloch, aber diese Punkte sollte man in einem linken Forum halt auch erwähnen.

zur aktuellen Lage außerhalbs Bangkoks

eleven11 22.09.2006 - 16:05
Die aktuelle Lage im restlichen Thailand (also abgesehen von Bangkok) ist schon verdächtig ruhig und normal. Ich war am Mittwoch nicht in die Stadt reingefahren, doch da dürfte es sicherlich ruhiger gewesen sein, weil extra ein Feiertag angesetzt worden war.

Doch gestern (Donnerstag) bin ich in eine großes Einkaufszentrum gefahren, welches - wie als wäre alles normal - voll belebt war, inklusive auch vieler Falangs (westliche Ausländer). Heute (Freitag) war ich auf einem der großen Thaimärkte, welcher ebenfalls wieder massiv mit Anbietern und Käufern gefüllt war - vielleicht waren es dort etwas weniger Falangs als noch vor einer Woche zu beobachten (andererseits herrscht auf den Thaimärkten immer eine Bullenhitze, was die meisten Falangs nicht lange aushalten).

Generell ist es hier auch nicht zu beobachten, daß die Thais viel Aufheben um den Putsch machen - der ist in Bangkok irgendwie weit weg. Es wird auch gar nicht viel drüber geredet, allerhöchstens kann man es sich nun erlauben, ein wenig über den abgesetzten Thaksin zu lächeln. Die meisten Sorgen machen sich hier die Falangs ;)

Opposition

24/7 23.09.2006 - 08:33
Hier ein Beitrag von der Opposition, die am Freitag gegen 18 Uhr eine Versammlung am Siams Square in Bangkok hatten. Teilgenommen haben rund 100 Leute plus Presse (eigene Schaetzung). Polizei war nur vereinzelt entfernt vorhanden. Vor einer strategischen Kreuzung ca. 150 Meter entfernt stehen allerdings seit Dienstag oder Mittwoch schon einige Panzer der Armee, die aber anscheinend nicht beachtet wurden. Die Versammlung wurde nach circa 1 Stunde aufgeloest, nachdem auch wirklich jedeR, in Trauerschwarz gekleidete,DemontrantIN von Presse und vermutlich Militaer abgefilmt und fotografiert wurden.
Die Webseite ist in Thailand geblockt.

Hier das Statement:
Statement from "19 September Network against Coup d'etat"
According to a group of persons under the name "Administrative Reform Council (ARC) under the Democratic System", had staged the coup d'etat and remove the power from a government elected under the constitution that was drafted by the people. Abolishing the constitution, harassing the media, and putting an end to the independent agencies are regarded as acts of abolishing the parliamentary democracy system. This act will lead to the outcome like the previous coups that had happened in Thai society in the past.
We, "19 September Network against Coup d'etat", are consisted of social activists, students, and regular citizens are opposed to the way of building democracy through the point of the guns. There is no such thing as building democracy through destroying democracy at the same time in the world.
We wanted to state that
We do not accept the political prr of the military in intervening with the democratic system, by saying that they have intervene to solve the social conflict, since we see that the political conflicts and freedom of expression under the constitution are normal in democracy. The role of the military is not to solve the political problem by coup d'etat. Such an act reflects the lack of political awareness and is regressive for the developments of democracy. Any political solving processes should happen within the scope of laws and constitution, under the international democracy standards.
We ask the military to return back to theirs divisions and bases; and stop their involvement in the coup d'etat process. And stop intervening the basic rights of the people; such as freedom to expressions and bring the political procedures back regular period before the coup d'etat (19 September 2006)

We would like to invite people that are against the coup d'etat to express their thoughts through:
Express through using black color as the symbol (wear black shirts, tie, or arm)
Turn on the front lights of your car during the day
Organize talks and discussions on democracy within the family, company, organizations, friends, and at schools/universities.
Meet and gather peacefully and openly on Friday 22 September 2006 at the water fountains, Siam Paragon (Please wear black) from 6.00 pm onward.

19 September Network against Coup d'etat
(Issued: 20 September 2006)
www.19sep.org

Nachtrag zur Siams Square Versammlung

24/7 23.09.2006 - 08:38
Hier noch ein Artikel von The Nation. Zu den 10 Akademikern kommen allerdings noch diverse politisch aktive Studierende, die auch anwesend waren (deshalb meine 100 von vorher).
PS: Vielen Dank fuer die fundierten Kommentare zum Thema.

Ten academic protest against coup



A group of 10 academic dressing in black holding signs "No Thaksin, No Coup" in front of Siam Centre Friday evening, with police observing.

The group was led by Jiles Ungpakorn, a Marxist scholar and a lecturer at Chulalongkorn University's Faculty of Political Science.

Deputy Commander of Metropolitan police 6th division Pol Col Manit Wongsomboon has ordered his subordinates to record the group's activities via video camera but have not yet put any charges against them.

Siam Centre has closed the door that is next to where the group gathered.

The Nation