Fotos: Aufbruchstimmung in Venezuela

Umbruch Bildarchiv 24.02.2006 12:48 Themen: G8 Heiligendamm Globalisierung
Zweiter Teil einer Reihe von Fotoberichten zur Mobilisierung gegen den G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm
Seit 1998 regiert eine linke Koalition unter Chávez und seinem Wahlbündnis in Venezuela. 1999 wurde die "Bolivarianische Revolution" ausgerufen. Innerhalb von einem Jahr entstand unter engagierter Beteiligung von Basisbewegungen eine neue Verfassung, die 2000 in Kraft trat. Gleichzeitig wurden durch diesen Prozess viele soziale Projekte und Programme initiiert, die Gestaltungsmöglichkeiten der Bevölkerung verbessert. In der neuen Verfassung werden zahlreiche emanzipatorische Elemente proklamiert: Gleichstellung von Frau und Mann, gewaltfreie Erziehung von Kindern, das Recht auf Unterricht in der Muttersprache (für indigene Kinder), Verbot von Diskriminierung wegen Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung.
Anita Röder und Moritz Hanses-Ketteler und die Delegation „Solidaridad y Paz“ besuchten im Jahr 2005 Venezuela. Wie sie diesen "Sozialismus´ des 21. Jahrhunderts" (Chávez) erlebt haben, berichten sie in einem Fotobericht unter
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/venezuela2005.html

Im Sommer 2007 treffen sich die Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen und Russland zum G8-Weltwirtschaftgipfel in Heiligendamm bei Rostock. Bereits jetzt beginnen zahlreiche linke Gruppen in Deutschland gegen das Gipfeltreffen zu organisieren. Bei Umbruch entstand die Idee, die Mobilisierung mit Fotoberichten über Alltag und Lebensbedingungen - vor allem der Armen - in verschiedenen Ländern zu begleiten. Gerne könnt ihr Euch mit eigenen Beiträgen beteiligen!
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Ergänzungen

Richtigstellung

Thorsten Tenzer 08.03.2006 - 17:50
Ich darf mich hier ganz kurz vorstellen. Mein Name ist Thorsten Tenzer, ich bin 39 Jahre alt und als Ingenieur in leitender Position tätig. Ich bin seit nunmehr über zwölf Jahren mit Venezuela verbunden, habe dort vier Jahre gelebt und gearbeitet, dort geheiratet und dort auch meinen nunmehr vierjährigen Sohn bekommen.

Zum Artikel ist anzumerken, dass hier, wie in anderen Berichten auch, sehr stark polarisiert wird und die gebotene Objektivität durch ein mehr oder weniger linkes Weltanschauungsbild ersetzt wird.

Zu den Fakten:

1. Hugo Rafael Chavez Frias ist gemeinhin als egozentrischer Populist bekannt und bestätigt diese eher negative Belegung bei fast jedem öffentlichen Auftritt. Im Artikel wird geschrieben, dass eine Rede des Präsidenten von ca. zwei Stunden als kurz zu bezeichnen ist. Tatsache aber ist, dass Herr Chavez das venezolanische Volk per präsidialem Direktionsrecht Sonntag für Sonntag auf mehreren Fernsehkanälen, mit seiner eigenen, zur Selbstdarstellung mißbrauchten, Fernsehsendung quält.
Dieses ist nebenbei bemerkt einzigartig nach dem Fall der UDSSR.

2. Bario adentro

Im Artikel wird geschrieben, dass diese Institution nunmehr landesweit besteht. Dieser Sachverhalt ist falsch - insbesonder die föderalen Staaten Sucre und Vargas u.v.m. sind nach wie vor hier nicht eingebunden.

3. Bario la vega u.a.

gezeigt wird hier, dass der Durchschnittsvenezolano quasi in allerschlimmster Armut lebt und der Präsident dies ändern will.

Hierzu ist folgendes anzumerken: Die Autoren sind letztlich mit der Situation in Caracas nicht wirklich vertraut. Zwei oder drei Barios als repräsentativen Durchschnitt stellvertretend für die Gesamtsituation zu nennen ist schlicht unprofessionell und verfälscht die Tatsachen. Die wirklich schlimmen Barios wie beispielsweise "los sin techo","el cero" oder "petare pardentro" sind ihnen nicht bekannt. Generell ist hier nämlich anzumerken, dass die Bewohner dieser Barios., zu denen auch einige meiner wirklich guten Freunde gehören, sehr zufrieden sind und keinerlei Änderung wünschen. Auch sind die meisten dieser, für Touristen nicht betretbaren, Siedlungen sehr sauber und werden durch die "bandas" auch besser verwaltet als es Herr Chavez wirklich tut.

3. Revoulotion des 21. Jhdts

Herr Chavez wurde bei der Wahl zur Nationalversammlung kürzlich erst in seiner Politik bestätigt. Was hier jedoch der Vollständigkeit halber erwähnt werden sollte, ist die Tatsache, dass dies mit einer Wahlbeteiligung von ca. 25% erfolgt ist. De jure, ist Chavez damit nicht mehr vom Volk legitimiert. Da ich mich hier nicht auf die unterschiedlichen, teilweise auch berechtigten, Argumetationen einlassen möchte, sei gesagt, dass Chavez eine Wiederholung der Wahl abgelehnt hat.

Da ich ich sehr, sehr viele Freunde und Bekannte in Venezuela habe und das "ganze" Land sehr gut kenne muß ich hinzufügen, dass die Zahl der Chavezanhänger derzeit stark singt und der Armutsindex seit der Machtübernahme beständig steigt (im Internet öffentlich einsehbar).
Darüber hinaus bleibt zu erwähnen, dass wenn man wirklich nach der besten Zeit fragt, immer die gleiche Antwort kommt: Andres Peres!!!! - der im übrigen ein Diktator gewesen ist.

4. Rechter Putschversuch

Bei diesem Putsch hat es sich keineswegs um einen "Rechten Putsch" gehandelt, wie es die Autoren hier glauben machen möchten. Vielmehr war es die Absicht der bürgerlichen Mitte Herrn Chavez abzusetzen. Einen "RECHTEN FLÜGEL" im Sinne von RECHTS gibt es in Venezuela nicht.

Auch wurde die Ursache des Brandes im ehemaligen Finanzministerium sehr genau untersucht und keinerlei Brandstiftung festgestellt - auch nicht von der teilweise gleichgeschalteten DISIP! Hier ist wieder der Vorwurf der linksgeprägten Weltsicht zu erheben.

5. typisches Fahrzeug

Man sieht diese Fahrzeuge selbstverständlich immer noch im Strassenverkehr - jedoch tatsächlich kaum noch. Das dürften die Autoren auch wissen, deshalb ist hier sonst nichts hinzuzufügen.

Fazit:


Die Revolution des 21. Jhdts hat nicht in den 80iger Jahren begonnen, sondern ganz genau 1992. Hugo Chavez Frias ist ebenfalls ein ehemaliger Militär, der selber einen Putsch unternommen und 39 Menschen indirekt als Verantwortlicher getötet hat um außerhalb der legalen Methoden an die Macht zu kommen.

Hugo Chavez Frias hat seine Inkompetenz dadurch bewiesen, dass er einerseits weder in der Lage war die Situation der Bevölkerung wirklich zu verbessern (nach nunmehr 9 Jahren aktiver Führung), noch die Armut zu senken. Der Traum von einer "Kubanisierung" des Landes ist wirklich fernab jeder Realität und Zeugniss von politischem und insbesondere wirtschaftlichem Unvermögen. In der Mehrheit der venezolanischen Bevölkerung wird dieser Wunsch auch nicht getragen.

Ich bin seit über 20 Jahren Sozialdemokrat und keinesfalls Befürworter irgendwelcher undemokratischen Regierungsformen, aber Chavez ist bestimmt nicht die Lösung und kann keinesfalls als Vorbild gelten.

Insbesondere darf die Meinungsbildung nicht über solche inkompetenten und schlecht recherchierten und subjektiven Beiträge gefördert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Thorsten tenzer

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