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Linksautonome Aktionsbündnisse entwickeln

Lu Mufut das Erdferkel 14.02.2006 14:18
Dornröschenschlaf der Autonomen beenden
Praktische Vernetzung stabilisieren
Aktionen gemeinsam durchführen
Gegensatz zwischen Stadt und Land aufheben
Dieser Artikel wurde von Einzelpersonen aus der Kampagne 200X geschrieben:

Die Autonome Szene befindet sich seit Jahren in einer Art Tiefschlaf.
Was gab es in der näheren Vergangenheit an umfassenden, gemeinsamen Aktionen?
Da war die Wunsiedelmobilisierung 2005, oder die Demo am 8.Mai in Berlin,
wo eine nenneswerte Mobilisierung stattfand.
Da gab es im Herbst 2004 Pirna, na ja, und da war noch die fette Solidemo in Magdeburg, ok, und das war es auch schon fast.
Relativ wenig, muss man sagen!!
Die Autonome Szene hat es in den letzten Jahren, außer bei "Anti-Nazi-Aktionen" nicht geschafft, ein regionales (überregionales) großes Potential auf die Beine zu stellen.
Wie schön war es doch früher, wo Autonome bei Anti-Castor-Aktionen, Globalisierungskritik oder Freiraumbewegungen eine ernstzunehmende Rolle spielten.

Regionale Vernetzungsbündnisse (von heute) sind schön und gut für Infoaustausch, doch was bringen sie, wenn letztlich keine nennenswerten,praktischen Aktionen dabei rausspringen?
Vom Gerede allein und eventuell unzuverlässigen Vereinbarungen hat es noch nie gesellschaftliche Umschwünge gegeben.

Das gegenseitige "Zerhacken" (Anti-Deutsche vs. Anti-Imps) ist nach wie vor ein Problem, welches Aktivitäten enorm lähmt.
Vereinzelung, Lethargie, grosse Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Nach wie vor gibt es wenig AktivistInnen welche mal aus der Großstadt zu Aktionen aufs Land kommen, die "Szenen" dort bleiben oft auf sich allein gestellt.

Mit der Kampagne 200X nun sollen diese Mißstände angegangen werden.
Zeit für regionale Vernetzung und politisch umfassende Aktionen, welche
gemeinsam und forciert Probleme angehen. Unabhängig von Stadt und Land,
unabhängig vom Themengebiet.
Wir hoffen mit dieser Kampagne auch andere Regionen (z.B. in Schleswig-Holstein, Ost-niedersachsen,NRW, etc.) zu einer praktischen Vernetzung mit praktischen Aktionen zu animieren.
Das Leben sit so schön, wie wir es (gemeinsam) gestalten.
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Ergänzungen

Geplant ist das:

Lu 14.02.2006 - 16:11
Hallo an Ost-Niederschsen:
Was geplant ist findet Ihr auf der Homepage, da ist auch ne Presseerklärung.

Differenzen zwischen Kleinstadt und Stadt

Max Hilse 14.02.2006 - 20:43
Hallo, liebe Aktive
Bitte versteht diesen Text als solidarischen Beitrag. Da mir nichts daran liegt, Widersprüche zu kaschieren, hau ich auch mal auf die Pauke. Dies sind Erfahrungswerte, die ich in den langen Jahren meiner Aktivität in den 90-er Jahren in einer Kleinstadt sammeln konnte.
Bitte berücksichtigt: Es war damals eine etwas andere Zeit und jede Region hat nochmals ihre Spezifika für sich. Prüft selber, was ihr aus diesem Beitrag für euch für einen Nutzen ziehen könnt.
Ich wünsche euch Städtern wie Kleinstädtern alles gute!

Max Hilse


Als ich in den neunziger Jahren in einer Kleinstadt (nähe Heisenhof) bei Bremen aktiv war, haben wir uns zunächst darauf beschränkt, uns im ländlichen Bereich zu vernetzen. Und dies im Wesentlichen aus zwei Gründen:

1. sind die Ausgangsbedingungen in Stadt und Kleinstadt/Land gänzlich unterschiedliche
2. gab es enorme kulturelle Unterschiede

Dies ausführlicher darzulegen, würde hier alles sprengen. Deshalb in aller Kürze:

zu 1. in den Kleinstädten ist autonome Politik nicht einmal in Ansätzen möglich. Dort ist es weniger ratsam, sich über subkulturelle Elemente zu definieren. Vielmehr ist man auf allerlei Bündnisse angewiesen, grüßt den Juso um die Ecke, mit dem man zur Schule gegangen ist usw. Die Pressearbeit gestaltet sich ganz anders, wir werden in Kleinstädten besser wahrgenommen, da die Zeitung jeden Mist abdruckt, froh über alles ist, was sich in der Kleinstadt bewegt. In der Kleinstadt müssen wir, die wenigen Aktiven uns wirklich um alles kümmern! Es gibt hier keine Arbeitsteilung, wie in der Stadt (Antifa, Infoladen, Jugendzentren usw). Und wie auch bei kleinen Fußballvereinen wandern die besten Leistungsträger nach wenigen Jugendjahren stets in die größeren Städte ab. Das hat zur Folge, dass sich die regionale Entwicklung über die typische aktionistische Jugendzeit hinaus nicht weiterentwickeln kann, oftmals keine verbindlicheren Strukturen aufgebaut werden können und auch kein auf mehrere Jahre gültiges strategisches Konzept für die Kleinstadt/Politik entwickelt werden kann. Es ist fast unmöglich, über Jahrzehnte lokale Kontinuität herzustellen, ein kollektives Gedächtnis zu entwickeln, Erfahrungen weiterzugeben. Es gibt auch kaum schriftliche Überlieferungen.
Nun können einige dieser Mängel auch in größeren Städten festgestellt werden, doch in Kleinstädten ist es viel extremer. Hier gilt der Grundsatz: "Wenn ich nichts mache, passiert auch nix!" und „Wenn ich hier auch noch wegziehe, bricht alles zusammen“.
Aufgrund dieser Unterschiede, ist es kaum möglich, sich gemeinsam zwischen Stadt und Kleinstadt fester zu organisieren. Die Aufgabengebiete und die nötigen Herangehensweisen sind zu unterschiedlich, die Kleinstadtaktiven sind zudem fast immer überlastet.

zu 2. zu diesen strukturellen Ungleichheiten gesellt sich der kulturelle Unterschied zwischen den Aktiven in Stadt und Kleinstadt/Land. Das erste, was mir im Kontakt mit Stadtaktiven sehr unangenehm aufgestoßen ist, war eine unglaubliche Arroganz uns gegenüber. Wenn wir aufgrund unserer spezifischen Bedingungen nicht so ticken wollten, wie die Städter es für sinnvoll erachteten, wurden wir schon mal herablassend behandelt, belächelt oder einfach ignoriert. Dabei hatten die Städter von unserer Strategie für die Regionalentwicklung im Kleinstadtbereich nicht die geringste Ahnung. Und es hat sie auch nicht sonderlich interessiert, hauptsache ihre spontane Kampagne/Naziverhinderungsaktion wird durchgezogen. Ob das auch gut für die langfristige Entwicklung des Widerstandes im Kleinstadtbereich ist, interessierte dort nicht. Ich möchte hier aber auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass diese Unannehmlichkeiten nicht für alle Stadtaktiven galt, jedoch etwa für etwa die Hälfte von ihnen.
Das Miteinander in der Kleinstadt ist auch ein ganz anderes. Wir kannten diese übertriebenen PC-Diskussionen nur aus der Stadt. Und Antisemitismus- Diskussionen auf antideutsch-art waren uns gänzlich unbekannt. Auch waren die Geschlechterbeziehungen bei uns ganz andere. Diese Stadtverklemmtheit trat bei uns nicht zutage. Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt! Lebenslust, statt Diskussionsfrust, so läßt sich unsere Aktivität von damals beschreiben. Auch dieses "Cool-getue", wie wir es in den Städten sehr oft gespürt hatten, gab es bei uns nur vereinzelt und eben meistens noch importiert aus der Stadt.
Ich möchte es mal hierbei belassen, da es sonst ausufert.

Zusammenfassend kann ich sagen:

Ich empfehle den Kleinstädtern, sich immer zuerst selber zu organisieren, da nur unter ihnen eine gemeinsame Strategie entwickelt werden kann, welche den spezifischen strukturellen und kulturellen Bedingungen vorort angemessen sind. Die Befreiung der Kleinstädte kann nur das Werk der Kleinstadtaktiven sein. Vernetzt euch zuerst auf dem Land und kommt dort mit einer strategisch langfristig angelegten Entwicklung voran. Habt ihr euch dort konsolidiert, eine gewisse Kontinuität in eure Aktivitäten reingebracht und regionale flächendeckende Wirkung, dann können die Kleinstädte nach dem Delegiertenprinzip jemanden für eine weitergehende Vernetzung mit den Städten abstellen. Diese Delegierten sollten mit Würde und Verstand auftreten, sich nicht über den Tisch ziehen lassen. Wenn es nicht geht mit der Stadt, so what? Ohne das Land gibt es keine Revolution!
Ihr Kleinstädter: Laßt euch nicht für die Stadtinteressen verheizen, wenn ihr vorort ganz andere Aufgaben für euch festgestellt habt!
Gegen einen reinen Informationsaustausch spricht dagegen nichts. In diesem Beitrag hier geht es lediglich um Kritik an einer weitergehenden Vernetzung.

Das Motto der Städter müsste lauten:

Ihr (Kleinstadtaktiven) helft uns am besten, indem ihr euch selber helft. Und dies wäre in beider Sinne.

Der Anspruch müsste insgesamt lauten:

(langfristige) Regionalentwicklung des antikapitalistischen/antifaschistischen Widerstandes im Kleinstadtbereich statt ständige kurzfristige Feuerwehrinterventionen aus den Städten.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ganz meine Meinung

Bibi 14.02.2006 - 14:39
Du sprichst mir aus der Seele !

Wir sollten uns a besser untereinander vernetzen um Aktion auch überregional zu planen etc.

Meinung

kritischer linker 14.02.2006 - 14:52
Folgenden Text habe ich schon mal gepostet, aber ich finde er passt auch hier ganz gut zum Thema.

Ich glaube kaum, das sich die Herrschenden für das Treiben der Autonomen oder der Antifa besonders interessieren. Wahrscheinlich nutzen sie diese Erscheinungen allerdings, um die unliebsamsten Strömungen dorthin zu leiten, wo sie am wenigsten schaden können, nämlich in die gesellschaftliche Isolation.
Die ganzen Streiks der Vergangenheit und Gegenwart, die Montagsdemos und auch die Wahlerfolge der Linkspartei(nein, ich bin kein Fan von denen) haben da schon eine ganz andere Bedeutung. Denn hier sind gesellschaftlich relevante Gruppen am Werk und keine Aussenseiter.
Wer hat am Ende des ersten Weltkriegs die Action gemacht ???
Es waren die ganz normalen Arbeiter und Soldaten, Menschen die innerhalb der Gesellschaft standen, es gab keine Subkultur, keine "Freiräume" für homogene Volksmassen mit reinem linksradikalem Geiste, keine Punks oder sonstiges...
aber was ist von dieser Seite beispielsweise im Rahmen der Streiks unternommen worden ??? So gut wie nichts, ausser über die Leute herzuziehen, weil sie ja noch mit Trillerpfeifen kämpfen und nicht mit Pflastersteinen...

so, Leute wird es jedenfalls nichts mit der besseren Welt !!!

Schön, schön, aber......

gans 14.02.2006 - 15:11
Das hört sich ja alles ganz gut, aber wird es klappen?
Die Vergangenheit läßt andere Schlüsse zu. Es wird von Euch (UNS) allein abhängen, seid Ihr (WIR!!) fähig, persönliche Animositäten, Gockelgehabe und Profilneurosen in der Politik auszublenden, dann kann das richtig fett werden.
Es wäre zu wünschen.
Die Zeiten werden schlechter, wenn wir nicht besser werden, oh oh....

Mehr muss her!

Autonome Gruppe aus Ostniedersachsen 14.02.2006 - 15:43
Wirklich gut was ihr da macht! Aus dem Nichts einen Strukturversuch auf die Beine zu stellen. Bloß ihr solltet und müsst langsam mal genaue Ideeen bringen, anstatt nur zu analysieren. Ihr habt immer nur solche Texte wie diesen am Start. Sicher geht es ausschließlich um die Szene, die eh schon bescheid weiß - und in so einem Projekt einen Konsens zu finden, ist bestimmt auch sehr schwer - aber dennoch solltet ihr konkreter werden.

Das Konzept nach Motto: "Kommt mal alle her und macht mit, dann klappt das schon" haut nicht hin. Um verbindlich was gebacken zu kriegen solltet ihr öffentlich mal ein bisschen professioneller werden. Soll jetzt nicht bös gemeint sein. Einfach mal einen Grundsatztext schreiben, was ihr erreichen wollt.

Für eine niedersachsenweite Vernetzung!

@kritischer Linker

Hamburg-Mannheimer 14.02.2006 - 16:22
Die Herrschenden interessieren sich da für die Autonome (Antifa-) Bewegung, wo sie sich eben nicht von ihr in Isolation und repressierbare Illegalität drängen lässt, sondern wo sie gesellschaftlich erkannte und anerkannte Themen aufgreift und auf ihre Art angeht. Siehe Castor, Häuser- und Freiraumkämpfe bis in die Neunziger, Startbahn, oder auch Gipfeltreffen. Überall dort gab und gibt es in der Zivilgesellschaft Überschneidungen mit unseren Ansichten und daher auch Verständnis für kritische und auch militante Mittel. Diese Überschneidungen und dieses Verständnis auszubauen ist Voraussetzung dafür, aus der allgemein vorhandenen Lethargie und Isolation herauszukommen. Dafür ist Vernetzung wichtig, aber nicht alles. Es muss auch an den Themen gearbeitet werden, und vor allem daran, sich zu präsentieren. Wir leben im Zeitalter von Handys, Internet, und Multimedia, aber die wenigsten autonomen Projekte schaffen es, damit zu arbeiten.

@Hamburg-Mannheimer

Roi Orbison 14.02.2006 - 16:37
Da ist Dir Recht zu geben. Gerade im Bereich von Multimedien gibt es katastrophale Versäumnisse; hier ist dringender Nachholbedarf festzustellen.
Was die politisch Arbeit angeht (also die inhaltliche) braucht mensch sich glaub ich wenig Sorgen zu machen, das Know how ist sehr gut, so denke ich.
Nur den Arsch kriegen die wenigsten hoch.

@Roi Orbison

... 14.02.2006 - 18:10
Also ganz so is ja nicht. Mag sein, daß sich die Behörden für Linksradikale interessieren. Aber ihr seid bundesweit auch nicht mehr als 1000 bis 1500 Leute und durch euren Isolationismus werdet ihr eher weniger. Wenn sic die Behörden für euch interessieren, dann bestimmt nicht, weil sie denken, daß 1500 Studenten und Punks eine Revo machen werden.

aus fehlern lernen

ist hase 15.02.2006 - 10:08
Sehr unreflektiert, was ihr da verfaßt habt.
mal anz abgesehen von eurer (offensichtlichen) fixierung auf norddeutschland scheint ihr euch nicht wirklich mit der geschichte der autonomen organisationsansätze beschäftigt zu haben. da gab es etwa die AA/BO plus parallelstrukturen für die (mehr oder weniger) autonomen antifa-gruppen, und ebensolche für flüchtlings-,antirep- u.ä. gruppen.

Sucht euch die quellen mal zusammen, ältere genossInnen haben bestimmt noch die ein oder andere konzeptionsbroschüre rumfahren, und dann beginnt doch bitte mit der analyse der gemachten fehler und nicht mit eurer naiven forderung "nach der gemeinsamen gestaltung" und so!
würden radikale linke im moment gute politik machen, hätten sie auch die entsprechenden bundesweiten strukturen. aber diesen szenehickhack auch noch vernetzen???
schluß mit lustig-klassenkampf!

das wird nix

wisser 16.02.2006 - 16:57
Weil es einen eklatanten zusammenhang zwischen Antifa-Arbeit und staatlicher Alimentierung gibt - je weniger Geld der Staat dafür ausgeben kann - desto mehr wird sich Antifa-Arbeit verflüchtigen.