48 H Gegenuni in Göttingen vom 05.12-07.12

Bildungsklau 08.12.2005 21:34 Themen: Bildung
Ein kurzer zusammenfassender Bericht von der 48 H Gegenuni in Göttingen vom 05.12 - 07.12. Den Protest gegen Studiengebühren und Sparlogik auch in die Hörsäale tragen, denn wem gehört die Uni? Uns gehört die Uni, also bestimmen wir auch das Programm der Uni.
Vom 05.12 bis zum 07.12 fand in Göttingen die 48 H Gegenuni, gegen Studiengebühren, Sparlogik und den Kürzungen in den Sozialwissenschaften statt. Es sollte vermittelt werden, was studieren und Bildung alles sein kann und wo es überall Mängel in dem momentanen Studienangebot gibt. Somit stand die Gegenuni auch unter dem Motto:
"kritisch, emanzipatorisch, kunterbunt: freie Bildung für alle"

Der offizielle Beginn war Montag 18 Uhr. Das Sozio-Oeconomicum war mit Plakaten und Bannern gechmückt, Die Getränketheke und der Infotisch waren mit Studenten besetzt und die ersten 5 der insgesamt knapp 100 Veranstaltungen sollten beginnen. Von da an befanden sich Studenten in der Uni, egal ob Nachmittags um 15, Abends um 21, Nachts um 3 oder morgens um 7 Uhr.
Gefüllt wurde das Programm mit Veranstaltungen wie:
- Film: "Leben in der Illegalität"
- Votrag von Robert Kurz: Kapitalismus in der Krise
- Einführung in die Chaostheorie
- Devided we stand, United we Fall ("Leben des Brian" und Spalter-Diskussion)
- Die aktuelle Kapitalismuskritik
- Zur Praxis selbstorganisierter Seminare
- T-Shirt-Druck Workshop
- Antisexistischer Workshop
- Glücklich ohne Arbeit
- Swing im Nationalsozialismus
und vieles vieles mehr..
(läst sich ja im Programm nachschlagen (welches aber aufgrund hoher spontanität nicht vollständig ist)

Weil man nachts natürlich irgendwann genug Bildung erfahren hat, begann zwischen 24 und 1 Uhr das Uni Nachtprogramm mit: Simpsonsnacht, Futuramanacht, Doppelkopfworkshop und Hörspielnacht. Auch hier waren bis in die frühen morgenstunden jeweils immernoch gut 100 Leute in der Uni.
Die gesamtanzahl der Teilnehmer an der 48 H Gegenuni läst sich wohl nicht ermitteln, denn die Teilnehmerzahl an den knapp 100 Seminaren lag von Teilweise nur 5 bis stolzen 80 Menschen. Geschweige denn von all denen die in der Zeit auf den Fluren geredet und diskutiert haben.

Bevor dies alles durchgeführt konnte, mußte viel viel geplant werden. Insgesamt geschah dies in nur drei wochen, wobei die ersten beiden für das finden von Menschen die Veranstaltungen anbieten wollen genutzt wurde und das freikämpfen von einem ganzen Unigebäude mit der Raumverwaltung. In der dritten Woche, mußten all die 100 Veranstaltungen auf 5 Räume verteilt werden, Programme gedruck, plakate geklebt, Thekenschichten verteilt und und und und erledigt werden.
Eigentlich sind 3 Wochen Planung viel zu wenig Zeit, aber es hat knapp geklappt und wurde ein voller Erfolg (bis auf einer gewissen unorganisiertheit und viel zu wenig Werbezeit)

Es wurde der Unileitung und allen Zweiflern an der kompetenz von Geisteswissenschaften und Studenten allgemein hiermit hoffentlich deutlich gezeigt, dass wir viel können und unser Protest nicht nur auf der Straße stattfindet sondern parallel auch auf einer intellektuellen Ebene.
Wir haben gezeigt, was wir unter Studieren verstehen, das wir Studieren wollen und dass wir dies Selbstständig ohne Autokratischer Führung, ohne Dozenten und besonders ohne Leistungs oder Studiengebührendruck können.

In dem Sinne, last uns alle gemeinsam "kritisch, emanzipatorisch, kunterbunt für eine freie Bildung für alle" kämpfen. Egal ob auf der Straße oder in den Hörsäalen.
In dem Sinne:
Für eine freie Bildung für alle, überall!



Für alle die sich tiefgreifender für den Protest, die 48 H Gegenuni etc interessieren hier die relevanten adressen:
 http://www.bildungsklau.de
 http://www.bildungsklau.de/48h

Wer uns von irgendwo her unterstützen will kann hier ein Mißtrauensvotum gegen unseren Unipräsidenten gegen die Kürzung von Politik, Sport und Pädagogik unterschreiben:
 http://www.misstrauensvotum.de.vu
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Ergänzungen

Da ging was - auch ohne AStA!

Pappkameradin 08.12.2005 - 23:45
Ich bin echt beeindruckt, wie gut alles geklappt hat und wie voll und vielseitig das Programm war: Waren es doch nur 3 Wochen Vorbereitungszeit.

Die 48-Stunden-Uni ist ja "traditionell" ein "linkes" Projekt in Göttingen gewesen, das seinerzeit von linken Asten getragen wurde. Dementsprechend waren linke Gruppen auch maßgebend am Programm beteiligt.

Dem Mitte-Rechts AStA aus ADF und RCDS, mit dem wir es leider momentan zu tun habenzu tun, dürfte das ganz und gar nicht gefallen: Haben sie doch versucht es den organisierenden Studis schwer zu machen: Weil vom AStA ohnehin kein Geld zu erwarten war, wurde die Fachschaftsräteversammlung (FSRV - Rat aller Fachschaften der verschiedenen Fakultäten) zur finanziellen Unterstützung angefragt. Die Fachschaften rund um ADF und RCDS sind zur ersten Sitzung einfach gezielt nicht erschienen, sodass das Gremium nicht beschlussfähig war. Man munkelt, Zigenhord (ADF) habe vorher mal schnell das Telefon gezückt, und allen diese Order gegeben.

Bei der zweiten Sitzung hat's dann gerade so gereicht, aber so richtig spendabel wollten sie dann doch nicht sein: Es sei eine Sowi-Veranstaltung, und damit läge es nicht in ihrer Zuständigkeit. Ganz verwehren konnten sie es dann doch nicht, aber die Summe ist wesentlich geringer ausgefallen, als Kosten angefallen sind bzw. vorher veranschlagt wurden.

Bei der gleichen Sitzung übrigens haben sie Anträge der Studierenden für eine aktive Uni (SaU) und der Norduni aktiv abgelehnt, die für Material zum Protest dringend Geld brauchen. Begründung: wir kennen euch ja gar nicht. Nun, will ja niemand bestreiten, dass sie sie nicht kennen. Das wirft ein deutliches Licht darauf, wie sehr sich jene für die Proteste im vergangenen Jahr und jetzt interessieren...
(Nicht so pingelig waren sie hingegen dabei, für das Caturing der Podiumsdiskussion mit Jürgen Trittin an die 150 EUR auszugeben.)

Naja, geklappt hats trotzdem und von mir nochmal ein großes Lob und Danke an alle, die mit viel Kaffee, Aspirin und wenig schlaf alls das möglich gemacht haben!

Bleibt zu hoffen, dass im Januar erkannt wird, dass es für die anstehenden Proteste einen starken AStA braucht, der weder durch seine Nähe zur Landesregierung, noch durch abgedrehte Konstrukte wie "Hochschul- und Allgemeinpolitik" sich Maulsperren verpasst. Zumindest würde das so einiges erleichtern...

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super sache gewesen — bleibt meiner