Die Lügen der Mineralölkonzerne

-- 01.09.2005 11:23 Themen: Weltweit Ökologie
Eine kleine Rechnung zeigt, wie unverschämt Mineralölkonzerne die Preise erhöhen – obwohl die Steigerungen des Rohölpreises dafür keinen Grund liefert.
Die Benzinpreise sind auf neuem Rekordhoch. Angebliche Ursache: die Hurrikanschäden. Gestern stieg deshalb der Ölpreis um knapp einen Dollar pro Barrell. Die Mineralölkonzerne nutzten diesen Anstieg, um die Preise in Deutschland um 8 Cent pro Liter zu erhöhen.
Absurd, denn ein Barrell Öl sind 159 Liter. Ein Anstieg um einen Dollar pro Barrell verteuert also einen Liter Rohöl um nicht einmal einen Cent. Die Ölkonzerne machen aus diesem einen Cent nun aber zehn Cent (8 Euro-Cent).
Ähnlich war es schon mit den vorangegangenen Preissteigerungen. Seit Anfang des Jahres hat sich der Rohölpreis um knapp 20 Dollar verteuert, das sind also pro Liter 13 Cent. In Europa sind die Kraftstoffpreise aber um knapp 36 Cent (30 Euro-Cent) angestiegen.

Die Mineralölkonzerne haben also pro Liter nun 23 Cent mehr Gewinn als noch vor einem Jahr.

Doch wo sich z.B. bei der Ökosteuer massivster Protest regte, hat man den Eindruck, heute würden alle die Preissteigerungen und die absurde Begründung der Konzerne akzeptieren. Zwar zähneknirschend, aber doch ohne große Proteste.
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Ergänzungen

nicht ganz so.

chemisch 01.09.2005 - 11:43
ist ja nicht so, dass aus einem liter rohöl du einen liter benzin rauskriegen würdest. aber natürlich ist richtig, dass es den großen ölkonzernen zur Zeit alles andere als schlecht geht...

Rechnung...

DerDieDas 01.09.2005 - 11:53
Wenn ich mich nicht ganz irre, sind sowohl die Benzin als auch die Ökosteuer in Relation zu sehen, passen sich also Preiserhöhungen an. Daher ist die Rechnung insofern ungenau, da sie den Steuerfaktor nicht mit einbezieht. Aber grundsätzlich ist schon dreist, wie die Mineralölkonzerne die Preise treiben, aber noch schlimmer sind die Spekulanten und die "Angst", welche die Preise in die Höhe treibt.

@ Derdiedas

hallo 01.09.2005 - 12:33
Das stimmt nicht: sowohl Ökosteuer als auch Mineralölsteuer stehen nicht in Relation zum Preis. Beide werden pro Liter erhoben, sind also pro Liter immer gleich hoch (in Cent), egal wie teuer das Benzin ist.

@chemisch

hallonochmal 01.09.2005 - 12:42
Auch hier ist anzumerken: der Mineralölindustrie geht bei der Verarbeitung des Rohöls eigentlich nichts "verloren". Aus 5 Liter Rohöl entstehen: 1.5 Liter Heizöl, 1.2 Liter Diesel, 1.2 Liter Benzin, 0.3 Liter Flugbenzin, 0.3 Liter schweres Heizöl, 0.5 Liter sonstige Produkte.

steigende Rohölpreise

Horschtieh 01.09.2005 - 18:39
Da die Exploration neuer Ölfelder immer schwerer, damit auch teurer wird und neu entdeckte Felder selten so ergiebig sind wie die, die derzeit noch ausgebeutet werden wird es wohl immer weniger Öl geben. Um noch eine Weile länger Öl zu haben, werden die Multis noch ne ganze Menge investieren müssen... Bei sinkender Fördermenge und steigender Nachfrage kann man sich ja ausmalen, wo das hinführen wird...

Stichwort: "Peak-Oil-Phänomen"

Gegenwärtiger Benzinpreis

pi 01.09.2005 - 20:35
Der gegenwärtige Benzinpreis hat nichts mit dem Hurrikaneschäden oder der Lage im Irak zu tun. Das Angebot ist gegenwärtig nicht weniger, sondern gleich geblieben. Es gibt keine Verknappung!

Noch vor 5 Jahren hat man gesagt, dass die ungehinderte Erschließung der Ölfelder des Iraks die Preisspirale nach oben aufheben würde. Dies ist aber nicht der Fall. Es liegt auch nicht daran, dass das Öl an sich knapp wird. In Alaska und in Russland hat man neue Ölquellen erschlossen. Es gibt sogar Untersuchungen, die besagen, dass Öl sich viel schneller aus Fossillien bildet als bisher angenommen und dass es Ölquellen gibt, wo man sie gar nicht vermutet, z.B. in den Alpen. Auch in Afghanistan sind seit den 70ern unerschlossene Ölfelder bekannt. Die Ölkonzerne wissen das erst recht!

Der Grund für den hohen Benzinpreis ist die Angst der Mineralölkonzerne vorm Fall der Profitraten. Sie wissen, dass die Preise nicht ewig so angehoben werden können. Irgendwann ist Schluß. Aber das Paradoxe ist, dass Ölbedarf scheinbar nie weniger wird. Wenn aber der Profit sinkt, aber gleichzeitg der Bedarf steigt, muss der Profit irgendwo anders hergeholt werden. Es kommen dunkle Zeiten auf die ÖlarbeiterInnen zu - und alles und jeden, der wirtschaftich daran hängt.

Benzinpreise bedingt durch mangelnde Kapazitä

Zara 02.09.2005 - 05:07
Die Ursache für die hohen Benzinpreise sind gar nicht die hohen Rohölpreise. Rohöl wäre eigentlich genug da, zumindest soviel das der Preis nicht allzu hoch wäre (deswegen bringt es auch kaum was, wenn die OPEC zusagt, ihre Fördermenge zu erhöhen.) Der Engpass liegt viel eher bei den Raffinerien. Da der Verbauch an Ölprodukt durch den Boom in China stark angestiegen ist, die Kapazitäten bei der Verabreitung von Rohöl aber nicht ausgbaut worden sind, sind Benzinprodukte jetzt im Vergleich zu gestiegen Nachrage knapp.
Dazu kommt jetzt, dass der Hurrikan 'Katrina' ein Gebiet der USA getroffen hat, in dem viele der US-amerikanischen Raffinerien liegen. Dort kann nätürlich grad' nicht gearbeitet werden.
Wie es scheint, sind zurzeit 9 Raffinerien oder 10% der US-Kapiztäten betroffen.
 http://de.search.yahoo.com/search/news?fr=FP-tab-news-t&ei=ISO-8859-1&p=Raffinerien

Wenn man will, kann man den Ölkonzernen trotzdem Profitstreben unterstellen. Sie haben die Kapazitäten absichtlich knapp gehalten, um höhere Profite machen zu können. Es könnte aber auch sein, dass sie einfach zu risikoscheu waren, um rechtzeitig in neue Raffinerien zu investieren. Außerdem, und so würden die Ölkonzerne wohl argumentieren, dauern Genemigungsverfahren für Raffinerien etwas länger und viele Bürger sind nicht erfreut darüber, wenn in ihrer Stadt eine neue Raffinerie gebaut werden soll.

Darüber hinaus wird häufig davon ausgegangen, dass auch Spekulanten die Benzinpreise nach oben treiben.


Absurd finde ich bei den Benzinpreisen weniger die Argumentation der Konzerne. Viel absurder finde ich die Tatsache, dass dieser so-moderne Kapitalismus so furchtbar von begrenzten Rohstoffen und der Technologie abhängig ist, dass die Schwankungen des Marktes und ein Wirbelsturm eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum darstellen sollen.

Erdoel Standort im Golf von Mexiko

maat... 02.09.2005 - 15:15

Golf von Mexiko - anderes Bild

Zara 02.09.2005 - 21:19
Wie gesagt, soweit ich das beurteilen kann, kommt der hohe Benzinpreis nicht durch die Knappheit der Förderkazitäten zu Stande. Wenn in den Medien gesagt wird, dass so-und-so-viele Ölplattformen im Golf von Mexiko außer Betrieb sind, dann stimmt das wohl auch, bezogen auf den Benzinpreis sind aber vermutlich eher die Raffinerien in der Gegend interessant. Deswegen hier ein anderes Bild (Ich hoffe doch, das ist keine Copyrightverletzung):  http://de.news.yahoo.com/050830/12/4o1kk.html

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unsinn!

shell 01.09.2005 - 16:33
mag ja sein das deine milchmädchenrechnung aufgeht... die realität sieht aber so aus dass der benzinpreis derzeit niedriger ist als er sein müsste was auf einen massiven preiskampf unter den mineralölkonzernen zurückzuführen ist.
nicht immer nur dem stammtisch glauben sondern auch mal richtig informieren. oder anders: wenn man keine ahnung hat...

studium

naja 02.09.2005 - 00:32
den einem oder anderen hier hätten ein paar semester betriebswirtschaft, aber auch schon mal der hauptschulabschluss in sachen mathemnatik enorm weitergeholfen, aber hauptsache irgendeinen müll verbreiten...;-)

hm

tagmata 02.09.2005 - 10:50
@chemisch: shell ist lustigerweise am derbsten geslamt worden von miss kate, aber das geht wohl letzten endes eh alles aufs budget von swiss re oder der münchner.

@horschtieh: keine ahnung, ob du anfang der 90er mitbekommen hast, wie im kielwasser von usa vs irak take 1 überlegt wurde, ölsande wie sie zb in kanada (alberta iirc) kubikkilometerweise rumliegen zu extrahieren. wurde damals auf eis gelegt, weil nicht kosteneffektiv. vor'n paar tagen kam n artikel rein: sie haben mir den ersten mammuttagebauprojekten angefangen, weils sich lohnt mittlerweile, und die ersten durchgeknallten kanadischen politicos (also momentan echt die lunatic fringe) fangen ohne scheiß schon an, großmachttrips zu fahren (sollten lieber erst mal warten, wie sich das mit dem permafrost entwickelt, die säcke).

@pi: yo, deswegen steht 'bp' ja auch mittlerweile offiziell für 'beyond petrol'... also, als ich noch in windeln geschissen hab statt in variable flachpfannenpötte, bedeutete das 'b' noch 'british', und das logo war n martialischer schild. und *so* lang ist das ja nun echt nicht her.
wenn n transnationaler multi plötzlich sein logo in ne ökosonne umbaut und sich 'ideologisch' um 180° dreht, tut mir leid, da glaub ich all dem guten geld, das schlechtem hinterhergeschmissen wird, doch mehr als ner analyse auf indy (gier *ist* aussagekräftig). und die neuen vorkommen sind eh größtenteils längst bekannt, nur bislang nicht rentabel zu fördern gewesen.
goldman sachs ging von peak oil in 2007 aus, vor der strengen kati, und goldman sachs sind keine leute, die nicht wenigstens teuer recherchierten mist erzählen. generell scheint es auf peak oil zwischen 2005 und 2010 rauszulaufen.
das mit den 'untersuchungen, daß öl sich viel schneller...' konter ich mal ganz flugs mit den untersuchungen, daß sich aktuell so gut wie gar kein öl mehr bildet, weil (schimmel)pilze mittlerweile fast alle rohmaterialien wegmetabolisieren, was im carbon nicht der fall war mangels pilzen. so there. ist wahrscheinlich beides bs, und illustriert nur die geringe verläßlichkeit der rohdaten. und ich für meinen teil setz das wohlergehen meiner kids nicht auf eine unzuverlässige rohdatenbasis, neh?
(fragt mich bitte nicht nach ner ref. n kumpel fuchtelte mir mal vor 2 jahren oder so mit dem zeug unter der nase rum. ich könnts rauskriegen, aber wie gesagt, ich halte *alles* dergleichen für mehr als nur'n bißchen spekulativ, denn ob sich n barrel crude in 100en, 100en 10000en jahren oder gar nicht mehr bildet ist drauf geschissen, wenns in n paar *stunden* verbraten wird. generell kann ich nur 'nature' vol 435, p737-738 empfehlen, und dabei besondere beachtung auf die tabelle, letzte zeile der ersten sektion zu legen; 20.6% aller 'respektablen' autorInnen, das ist nicht ohne. read it, weep, then keel over bursting your sides with laughter once the realization kicks in :) )


nicht nur, damits erwähnt wird: mit thermischer depolymerisierung kann man aus 'jeglichem' zivilisationsmüll teilraffineriertes öl für rund 80 us$/barrel herstellen. also, wies die schlipse sagen, der break even point ist bald da. das kann uns echt noch mal den arsch retten - wer nun auf mathe steht, kann gern mal ausrechnen, wieviel % seines compis im carbon noch'n schuppenbaum waren. bei medikamenten ists einfach: 100% ist meistens n guter anfang. jedenfalls ist die eine sache, die ich jürgen tritt ihn echt massiv übelnehme, daß wir nicht irgendwo so 'ne tdp-anlage ans laufen bekommen haben, denn ändschie weiß weder, was das ist, noch, was das soll; beati pauperi spiritu hoffentlich nicht. chance vertan? schade, schade, schade, schade, scheiße.

nu' aber

tut nichts zur sache 02.09.2005 - 13:03
@hallo
du hast die mehrwertsteuer vergessen wie dein vorredner auch schon.

@tagmata
das mit der thermischen depolarisierung stimmt zwar prinzipiell du brauchst aber jede menge energie (i. a. strom) dafür. damit verbräts du jedes watt doppelt und der engpass liegt woanders. aber vielleicht fahren sie dann kürzlich stillgelegtes wieder an.