Veranstaltung mit Karin Wolff gestört

Antifa Action Noir 15.07.2005 14:29 Themen: Bildung
30 Schüler und Studenten störten heute am Freitag den 15.7.2005 erfolgreich eine Veranstaltung mit Karin Wolff
Am 15.07.05 fand um 11 Uhr in der Aula der Wöhlerschule der Startschuss des Projektes "Schule Interaktiv" statt. Als Ehrengäste traten der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel (heutiger erster Vorsitzender der Deutschen Telekomstiftung) und die hessische Kultusministerin Karin Wolff auf.
Geplant war ein ausführliches Programm mit mehreren Reden, unter anderem die oben genannten Ehrengäste, begleitet von den Zwischenspielen der Jazz-AG.
Den Auftritt Karin Wolffs nahmen etwa 30 Schüler und Studenten zum Anlass lautstark ihren Protest gegen die momentane hessische Bildungspolitik kund zutun. Sie unterbrachen ihre Rede, indem sie pfiffen und Parolen wie, "Bildung für Alle - Und Zwar Umsonst!" skandierten. Im Zuge dessen liefen die Protestierenden bewaffnet mit einem Transparent auf dem "Für eine freie und individuelle Bildung!" stand, durch die Aula und eroberten die Bühne. Sie verdrängten Karin Wolff vom Rednerpult und verlassen folgendes Flugblatt:

Bildung Für Alle
Heute findet in der Aula des Woehlergymnasiums die feierliche Vertragsunterzeichnung der Deutschen Telekomstiftung statt, die diese als eine von vier Schulen in Deutschland dazu auserkoren hat, eine interaktive Schule zu werden und sie zu diesem Zwecke gratis mit modernster Technik auszustatten.
Als sogenannte Ehrengäste sind, wie ja nicht zu übersehen ist, der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel, jetziger erster Vorsitzender der Deutschen Telekomstiftung, und die hessische Kultusministerin Karin Wolf geladen, deren Politik für die kontinuierliche Selektion im Bildungsbereich der letzten Jahre mitverantwortlich ist. Dieses äußert sich zum Beispiel in der Verkürzung der Schulzeit von 13 auf 12 Jahre (G8), was bedeutet dass der Leistungsdruck wächst und sozial benachteiligte Menschen aussortiert und aufs gesellschaftliche Abstellgleis geschoben werden, auf dem sie aufs herzlichste von Peter Hartz mit seiner gekürzten Sozialhilfe empfangen werden. Diejenigen dagegen, die den Kampf des "Survival of the Fittest", also das Konkurrenzspiel, nur mit leichten Blessuren überstanden haben können nun früher als Humankapital auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt und vermarktet werden. Allerdings ist dieses Gesetz trotz seiner Schärfe leider nur das Blinken vor dem Abbiegen. Weiter geht es auf der Zielgeraden mit dem Zentralabitur, einheitlichen Bildungsstandarts und ausserdem noch den Studiengebühren die den StudentInnen von Morgen das Leben noch schwerer machen werden: Ein Beispiel ist der extreme Druck zur schnellen Beendigung des Studiums, hierbei wird nur noch studiert was für den Beruf zwangsläufig erforderlich ist, die Bildung als Selbstzweck zur freien Entfaltung des Idividuums bleib auf der Strecke. Auch hier wütet die soziale Selektion. Wer die scheinbare Hilfe des Staates in Form von Studienkrediten annimmt, startet mit bis zu 40.000 Euro Schulden ins Berufsleben. Da stellt sich Mensch doch irgendwann mal die Frage: Warum das alles? Da wäre der Kapitalismus als vorherrschendes Gesellschaftssystem zu nennen. Hier zählt nicht mehr der Mensch als Individuum mit seinen geistigen Bedürfnissen, sondern er wird auf seine reine Arbeitskraft reduziert, die auf dem Arbeitsmarkt verwendet und möglichst effizient ausgebeutet werden soll.
In diesem Kontext steht auch die Politik die Karin Wolff vertritt. Deshalb rufen wir dazu auf die Veranstaltung an der Wöhlerschule kritisch zu begleiten.
Es gibt nichts zu feiern in dieser Schulpolitik!

Für eine frei, individuelle Bildung - KAPITALISMUS ABSCHAFFEN!!!



Die Reaktion des Publikums war durchgehend positiv außer einigen Lehrern die durch aggressive Androhung von Gewalt auffielen .
Nach Verlesung des Beitrags zog sich die Gruppe friedlich und ohne Zwischenfälle zurück.
Die ca. 40 anwesenden Polizisten hielten sich weitgehend zurück. Lediglich ein Zivilbeamter fiel durch seine ständigen Portraitaufnahmen der Aktivisten negativ auf.
Alles in allem eine erfolgreiche Aktion.
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Ergänzungen

Anmerkung

Mein Name ist Hase 15.07.2005 - 20:14
Also, das Abitur in zwölf ist gar nicht so übel, übel ist vielmehr, daß die ersten Jahre mit Spielereien verschwendet werden. Ich konnte nach 6 Monaten schon einfache Texte lesen, das war in der DDR. Auch ein Zentralabitur tut not, so daß endlich mal einheitliche Anforderungen zwischen den Ländern und Schulen gemacht werden, mich hat es ziemlich angestunken, daß es an meiner Schule schwerer war zu bestehen, als ein paar Kilometer weiter an einer anderen.
Problematisch ist natürlich die Durchökonomierung der Bildung durch Sponsoring und Ähnliches, ein Blick in die USA zeigt, wohin das führt, z.B. zu fettleibigen Kindern durch Exklusivverträge mit Coca Cola oder zu Mathebüchern, die nur noch Statistiken der finanzgebenden Unternehmen beinhalten.

Fotos

durchzug 15.07.2005 - 20:41

Für 13 Jahre Oberschulzeit !

EvilChild 16.07.2005 - 00:02
@MeinNameistHase

Bin 2001-2003 auf einer Fachoberschule für Sozialwesen Schüler gewesen. Meine Erfahrungen spiegeln erlebte Totalkatastrophen wieder. Der Lehrstoff wird rasant und hastig durchgezogen bloß alles schnell-schnell aber dann im Kopf während des Denkens gleich das Wichtige von den anderen Dingen trennen und dann auch noch just im selben Moment die vorhandenen Thematiken über den sogenannten Tellerrand assozieren können lernen um Studierfähig zu sein-aber alles wie gesagt bloß schnell-schnell. Leute dabei haut doch was nicht hin um das Ziel zu erreichen mit immer weniger Leuten immer Mehr Arbeit im Arbeitsleben zu erreichen.

Dieses neue System wird zutiefst menschenfeindlich und gehört ganz einfach zerstört. Wenn wir Menschen jetzt nicht lernen das Maul aufzumachen-uns auch mit sog. Autoritäten anzulegen,auch mit Teilen der sog. Elite-auf die Straße zu gehen um uns handfest zu wehren-wann dann? -wer verändern will muß auch den eigenen Arsch nun mal aus'm Bett oder sonstwo hochkriegen und sich nicht einzig und allein auf die anderen verlassen ( auch wenn's sein muß um 6:30 Uhr morgens-als hinweis für einige verpennte Studis.)

Smash Neoliberalismus und auch das Zentralabitur gehört wieder abgeschafft denn alternative Bildungsnieschen müssen bestehen bleiben um auch Schülern mit Schwächen den Status von z.B. Firmenleitern zu ermöglichen. Denn diese werden eher mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen menschlicher umgehen als die sogenannten autoritären- elitären-neoliberalen Betonköpfe von Morgen es je zu tun vermögen werden. Warum ?-Es wird einfach an Authenzität fehlen und wer die als Leitungskraft nicht hat, kann trotz Studium gleich hinschmeißen-that's fact.

noch mehr Ergänzung

Hase 16.07.2005 - 12:52
Was ist denn nun so gut am dezentralen Abitur? Ich sehe da absolut keine Vorteile. Für den Schüler ist es weder schwerer noch einfacher, auch die Lerninhalte der Prüfungen werden schließlich von einer dezentralen Stelle bestimmt. Zentralabitur ist wichtig, schon allein damit sich CSU und Stoiber nicht in ihren angeblich so tollen Abiergebnissen sonnen können. Mir scheint, daß ganze wird mal wieder zu einem sinnlosen Politikum aufgebläht und die Gegner wissen letzendlich nicht, wogegen sie eigentlich sind, Hauptsache CDU ist dafür, das reicht als Argument. Es gibt dringendere Themen, z.B. das generelle Infragestellen des NCs, also des Abischnitts, für die Studienzulassung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Einser- Schüler im selbständigen Lernen der Uni plötzlich versagen, während sich die Mittelmäßigen zu genialen Wissenschaftlern entwickeln.

zentralabitur - falsche frage

nico 16.07.2005 - 22:23
die debatte um zantralabitur ist doch eine scheindabatte und fällt weit hinter den vergangenen stand der kritik zurück: die vergabe von noten überhaupt gehört abgeschafft! neben der alltagsverständigen wahrnehmungen wie willkürlich sie sind, gilt es diese praxis zu kritisieren, da sie der unmittelbaren zurichtung des individuums auf eine gesellschaft wo nur die (arbeits-)leistung zählt dient. eine gesellschaft die freie selbstbestimmung der subjekte zum ziel hat brauch noten nicht. diese machen die individuen nur einmal mehr zu passiven anhängseln die definiert werden über eine ihnen äußerlich entgegen tretende gesellschaftlichkeit.

ansonsten schöne aktion!

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Noten nee — @ Nico