EuroMayDay in Hamburg

Rothaut 01.05.2005 22:40 Themen: Soziale Kämpfe
Bei strahlendem Sonnenschein und der allerbesten Stimmung feierten heute etwa 4.000 buntgekleidete Leute den genialsten ersten Mai seit Bestehen der Arbeiterklasse.
Um 10:00 war bereits die übliche DGB-Demo gestartet, von der es nach Berichten von Teilnehmern nicht viel zu berichten gab. Um 13:00 begann dann die zweite Etappe des 1.Mai-Marathons: mehrere 1000 Leute sammelten sich bei allerfeinstem Sommerwetter auf der Wiese unterhalb der St.Michaelis-Kirche und ergaben ein buntes Bild.

Eine Gruppe der "Gesellschaft für Legalisierung" machte ein Rollenspiel über Schilys Vorschlag, Auffanglager in Afrika einzurichten. Da Lager sich der Bevölkerung nur schlecht verkaufen lassen, müßten sie möglichst unauffällig sein - außerhalb der Grenzen der "Festung Europa" sieht niemand, was sich darin abspielt. Eine Gruppe Afrikaner mit Papptannen in der Hand wies darauf hin, daß in Deutschland auch jetzt schon eine vergleichbare Strategie gefahren wird: meist sind die Lager in dünn besiedelten Landstrichen oder im Wald aufgebaut, wo sie möglichst unauffällig sind und die internierten kaum Kontakt zur Bevölkerung haben.

Zentrales Thema des EuroMayDay war die Prekarisierung von Existenzen in jeglicher Form. Hierzu gab es auch einen guten Redebeitrag. Außerdem tanzten Bolzenschneider auf Stelzen.
Auch die Studierenden waren sehr reichlich vertreten und gaben dem Umzug mit ihren gelben "Summer of Resistance"-T-Shirts den Flair eines Rapsfeldes. Zur Zeit wird an der hamburger Uni gestreikt, da auch hier die Prekarisierung in Form von Studiengebühren verstärkt Einzug hält.

Aufgrund des zentralen Themas führte die Route des Umzugs dann auch vorbei an den unterschiedlichsten Orten von Prekarisierung, über die Reeperbahn hinweg zwischen den Fischlagerhallen in Neumühlen hindurch, wo man nachts den Strassenstrich findet. Am Lagerschiff "Bibby Altona" wurde ein Stop eingelegt, während in größerer Höhe ein Polizeihubschrauber nervös kreiste. Die Polizei hielt sich übrigens versteckt und filmte lediglich die Spitze des Umzugs mit einem Kamerawagen.

Am Altonaer Bahnhof war der Umzug gegen 17:00 zu Ende, und ein paar hundert Leute blieben noch in der Sonne auf der Wiese.
Wer noch Kraft hatte, zog weiter zum Sternschanzenbahnhof, wo schon die "Sozialrevolutionäre 1.Mai-Demo" wartete.
Der Autor dieses Berichts mußte an dieser Stelle jedoch die Feierlichkeiten abbrechen, da sich langsam ein Sonnenstich einstellte.

Deshalb lieber ein paar Bilder zum besseren Überblick, statt konfuser Worte.
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Ergänzungen

4000 stimmt

san 02.05.2005 - 04:32
die zahl stimmt auf jeden fall!
das genialste war es sowieso und wenn mensch sich erstmal international umschaut war es sogar noch viel besser! tausende und tausende in ganz europa gleichzeitig an verschiedensten orten...

something in the air...

sieht gut aus ...

Bodo 02.05.2005 - 10:50
Ich finde, das sieht ganz gut aus. Unpolitisch sind die Bilder nicht, wer so`n Quatsch hier postet hat den Schuß nicht gehört. Leider hab ich selbst nicht dran teilgenommen, durfte dafür aber auf dem Großneumarkt (1. Mai-Kundgebungsplatz HH) erleben, wie die Landesvorsitzenden der DGB-Gewerkschaften hinter der Hauptrednerin (eine gute Rede, nur etwas zu lang) standen und die jeweilige Gewerkschaftsfahnen schwenkten und daneben der Peters von der SPD mit SPD-Fahne und Jäckchen stand. Bei der nächsten Antifa-Demo können wir uns ja auch mal Christian Worch auf die Bühne holen. Das geht gar nicht und führt für mich die gesamte Veranstaltung ad absurdum. Erhard Pumm wird dazu viel Post bekommen, dass er hier seine eigenen Parteiinteressen auf dem 1. Mai reindiktiert. Ich bin stink sauer!

HH: die einzig wirkliche politische Demo

XxX 02.05.2005 - 11:28
Während man sich in anderen Städten den Tagesablauf von Nazis diktieren ließ oder wie in Berlin im Vollrausch Autos von Arbeitslosen umwarf, gabs in Hamburg endlich mal wieder eigene Inhalte. Klar, daß jetzt einige Sektenhenis gegen die erfolgreiche Demo in Hamburg (zu der ich nur 500 erwartet hätte und jetzt über die 1000 bis 2000 sehr überrascht bin) hetzen werden.
In UK gabs in zig Städten RTS, Maydayparaden usw. ( http://www.indymedia.org.uk/en/2005/04/309995.html), in Italien waren es einige 100.000.
AQuch in Barcelona waren es zig tausende ( http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/174975/index.php)...
Mich würde mal interessieren, wieviele Leute bei den anderen Maydaydemos in EU teilgenommen haben. Vielleicht hat jemand mal Lust, eine Übersicht zu basteln?

@XxX

yYy 02.05.2005 - 16:14
"Während man sich in anderen Städten den Tagesablauf von Nazis diktieren ließ.."

Ignoranter Vollidiot! Mehr fällt mir nicht dazu ein wenn Protest gegen Naziaufmärsche als unpolitisch tituliert wird. Außerdem gab es noch ne revolutionäre Demo durch die Schanze mit immerhin 500 Leuten, die Gegensatz zum Euromaydaykarnevall im Spalier durch die gemeinde zog. Und das ohne das "Besoffene die Autos von Arbeitslosen umschmeißen".

Die Überheblichjkeit von Euromayday Aktivisten machen einem diese Veranstaltung erst so unsympatisch. Ansonnsten kann mensch sowas nämlich durchaus mal machen...

love

parade 02.05.2005 - 19:40
da schreibt wer über mir was von zigtausenden in barcelona...
naja, die bullen sagen 1500 und ich würde auf 6000-8000 schätzen. und ausser technomusik und tanzenden leuten waren es nur einzelne sprayer die politisch was rübergebracht haben und der grosse block papierloser. insgesamt aber auch eher ne grosse loveparade...

Alles was so toll

Sektenheini, was denn sonst 02.05.2005 - 19:50
Häufig wird leider vergessen, dass es zumindest von mehreren Hamburger Gruppen aus dem autonomen und anarchistischen Spektrum (K&D in den Lokalberichten, FAU in der ZECK) schon lange vor dem Mayday starke und durchaus korrekte inhaltliche Kritik gab, die mensch wirklich nicht mit Neid abtun kann. Leider wurde von den OrganisatorInnen des Mayday sehr wenig auf diese Kritik eingegangen, denn sonst hätte der Mayday (durch die Beteiligung von weiteren größeren Gruppen aus Hamburg) noch um einiges besser werden können (ja auch ich fand ihn - zumindest die Form - sehr gut). Ich empfand es als sehr erfrischend, wieviele GenossInnen kreative Aktionen machten. Nur fehlten eben auch mir als Teilnehmer doch eine klare Abgrenzung von sozialdemokratischer Politik und eine antikapitalistische Grundaussage.
Das eine Parade eine fröhlichere Stimmung verbreitet als eine konventionelle Demo ist klar, nur sollte dringend auch auf die inhaltliche Aussenwirkung geachtet werden, sonst wird der Mayday in Zukunft wirklich Gafahr laufen eine "alternative Loveparade" zu werden.

Tannenbäume

Caravan 02.05.2005 - 20:37
@Chistkind: Das mit den Tannenbäumen hat folgendes auf sich: in vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Rassismus in grösseren gesellschaftlichen Bereichen und um Flüchtlinge zu schikanieren, schicken die Behörden Flüchtlinge oft in sogenannte "Dschungelheime", das sind Lager, die z.T.mitten im Wald liegen, ohne Busverbindung (Forst bei Jena, Tramm bei Parchim...) meistens alte Kasernen, die sich in miesem Zustand befinden. Die Leute werden bis zu 7 Personen in ein Zimmer gepfercht, 40Euro Taschengeld und Essenspakete oder Chipkarten und wenn sie mal weg wollen zum Arzt, einkaufen, oder einfach nur Feunde woanders besuchen, müssen sie weit laufen. Wenn sie dabei eine Landkeisgrenze überschreiten, machen sie sich strafbar und kommenso in die Statistik für AusländerInnenkriminalität. Die wird dann dzu benutzt, den Rassismus bei den eh schon rassistischen Gesellschaftsteilen noch mehr anzuheizen oder zu mobilisieren. Deutsche können nämlich die ganzen Verstösse gegen das Ausländerrecht gar nicht begehen, dasher ist der Umgang mit diesen Statisiken eine miese Manipulation.
Nun, gegen die Dschungelheime gab es besonders auch von Flüchtlingen initiiert, Kampagnen, daraufhin wurden die übelsten geschlossen. Daher die Tannen, und die Spitze des Euromaydayzuges bildeten die AktivistInnen der Anti-Lager Action-Tour, die letztes Jahr Ende August bis Anfang September a5 Lagern haltmachte, darunter das Dschungelheim in Tramm, was inzwischen geschlossen wurde.Sie habeb getrommelt und gesungen, allles se4lbstverfasste Lieder gegen das deutsche Lagersysten und die Diskriminierung im algemeinen (rassistische Kontrollen, Residenzpflicht...) Wer das für unpolitisch hält, den/die interessiert es entweder nicht, oder er/sie hat den Schuss nicht gehört...

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Altona Watchtower — Altona Watchtower

Allergeilst? — Frank

TeilnehmerInnenzahl — mister x

super demo — muss ausgefüllt werden

Aha — ...

Soso.... — ::::::

@ ::::::: — Feministin

Euromay — Uwe B.