Berlin-Soziale Metropole?--> Yorck59 bleibt!

paula 20.04.2005 01:48 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
BewohnerInnen und UnterstützerInnen des berliner Hausprojekts Yorck59 besuchten heute die Veranstaltung "Berlin - Soziale Metropole" im Roten Rathaus
Heute fand im Roten Rathaus am Alexanderplatz die vom Kommunalpolitischen Forum e.V. organisierte Veranstaltung „Berlin – Soziale Metropole, Strategien für eine solidarische Stadtgesellschaft“ statt. Dort saßen Honorationen wie die SenatorInnen Knake Werner (Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz), Junge-Reyer (Stadtentwicklung) und Wolf (Wirtschaft, Arbeit und Frauen) auf dem Podium um zusammen mit WissenschaftlerInnen über die „wesentlichen Ziele einer sozialen Stadtentwicklung: Arbeit, Bildung, Integration, demokratische Teilhabe und lebenswerte Stadtteile“ zu diskutieren.
Nach einigen wissenschaftlich-professoralen Beiträgen besetzten BewohnerInnen und UnterstützerInnen des räumungsbedrohten Kreuzberger Hausprojekts Yorck59 das Podium. Motiviert von den vorangegangenen theoretischen Ausführungen wurde an den Praxisbezug erinnert: viele linke (Haus-)projekte und Wagenburgen sind derzeit akut bedroht, soziale Verdrängungsprozesse finden vielerorts statt, wie z.B im Waldekiez und es gibt Räumungsandrohungen gegen linke Projekte wie die Offene Uni Berlin, die Wagenburg Schwarzer Kanal, der Umsonstladen in der Brunnenstr und andere.
Die AktivistInnen verteilten Flugblätter, entrollten vor der Bühne ein Transpi („Die Häuser denen die drin wohnen – Yorck59 bleibt“) und hielten einen spontanen Redebeitrag etwa folgenden Wortlauts:

„Hallo wir sind vom Kreuzberger Hausprojekt Yorck59 und sind heute aus einem ganz aktuellen Grund hier, der gut zum Thema der heutigen Veranstaltung passt: Unser Hausprojekt, wo seit 1988 60 Menschen wohnen und zahlreiche Projekte und Initiativen arbeiten – darunter die Antirassistische Initiative (ARI) - ist akut von Räumung bedroht.

Wir sind ein bunt gemischter Haufen aus ArbeitnehmerInnen und Arbeitslosen, Studierenden und SchülerInnen, migrantischer und nicht-migrantischer Herkunft. Wir leben in kollektiven Strukturen und täglich treffen sich und arbeiten verschiedene politische Gruppen und nicht-kommerzielle kulturelle und Sportgruppen in unserem Haus.

Als 2003 unser Haus unter Zwangsverwaltung stand wollten wir es (zusammen mit dem Freiburger Mietshäusersyndikat) selbst kaufen um den langfristigen Projekterhalt zu sichern. Es wurde jedoch an uns vorbei unter dubiosen Umständen an den ebenso dubiosen Investor Marc Walter verkauft. Dieser forderte von uns umgehend eine hundert prozentige Mieterhöhung. Da wir auf diese skandalöse Forderung nicht eingehen konnten und wollten hat Marc Walter zusammen mit seinem Hausverwalter Gregor Marweld uns mit einer Klagewelle überzogen und einen Räumungstitel gegen unseren Hausverein erwirkt, der seit Januar dieses Jahres vollstreckbar ist.

Wir führen seit vielen Monaten Demonstrationen und Aktionen durch um über unsere Situation zu informieren und sind Teil einer grossen Anzahl von Hausprojekten, Wagenburgen und linken Projekten in Berlin. Nicht nur wir sind derzeit von Räumung bedroht, sondern auch die Offene Uni Berlin, die Wagenburg Schwarzer Kanal, der Umsonstladen und andere sind existentiell bedroht.
Verdrängungsprozesse finden statt die mit einer „sozialen Metropole“ oder einer „solidarischen Stadtgesellschaft“ Berlin nichts zu tun haben.

Das Thema unserer drohenden Räumung hat in letzter Zeit die Öffentlichkeit und die Presse beschäftigt. In den letzten Monaten haben wir mit Bezirks- Landes- und SenatspolitikerInnen gesprochen. Eine politische Lösung ist nun gefragt. Eine drohende Räumung unseres alteingesessenen im Kiez vernetzten politschen Projekts ist keine Privatsache. PolitikerInnen von SPD, PDS und den Grünen haben uns Unterstützung zugesichert. Wir fordern, dass diese Parteien sich nun entschieden öffentlich positionieren und für den Erhalt unseres Projektes eintreten.

Konkret wird derzeit ein Ringtausch diskutiert, bei dem Marc Walter das Objekt Yorckstrasse 59 gegen ein Objekt des Berliner Liegenschaftsfonds eintauscht und die BewohnerInnen der Yorck59 ihr Haus dann vom Liegenschaftsfonds übernehmen.

Ausserdem muss die Politik Investoren, bzw. Spekulanten wie Marc Walter öffentlich verdeutlichen, dass eine Verdrängungspolitik in dieser Stadt unerwünscht ist und nicht einfach bedauernd zugesehen, wie 60 Menschen aus Profitinteressen auf die Strasse gesetzt werden und politische Projekte zerschlagen werden.

Wir werden unser Haus nicht verlassen und weiterhin für den Erhalt unseres Projektes kämpfen. Die Berliner Politik und der Senat würden eine gewaltsame Räumung auch politisch verantworten müssen.

Eine soziale Stadt ist mehr als schöne Worte.....
Eine politische Lösung muss her!
Yorck59 bleibt!
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Ergänzungen

bild

paula 20.04.2005 - 13:18
von rechts auf dem podium wolf, junge-reyer, moderatorin, knake werner....

demo am 1. mai...

von der y59 20.04.2005 - 14:12
Rücke vor bis zur Schlossallee...
In Zeiten der extremen Minimierung der sozialen Sicherungssysteme, Prekarisierung der Lebens- und Arbeitssituationen und steigender Armut wächst die Frage nach verbleibenden Alternativen.
Vor allem, aber nicht nur MigrantInnen wird EU-weit Stück für Stück die Möglichkeit der Selbstbestimmung entzogen. Gesundheitswesen, Altersvorsorge, Bildung, städtische Betriebe, Wohnungsbaugenossenschaften etc. werden privatisiert, gleichzeitig alternativen Projekten das Wasser abgegraben. In diesem Zusammenhang sehen wir auch die drohende Räumung der Yorckstr. 59 oder der Offenen Uni Berlin [und z.B. des EKH in Wien oder bundesweiter Wagenplätze wie in Hamburg und Kassel], die bis jetzt andere Lebens- und Arbeitskonzepte ermöglichen. Die BewohnerInnen des Waldekiez versuchen der Privatisierung und damit verbundenen Mietsteigerung durch den Kauf ihrer Häuser als Genossenschaft zu begegnen.
In der Yorck 59 finden sich Initiativen wie die ARI (Antirassistische Initiative), in der MigrantInnen und Biodeutsche gemeinsam für die Durchsetzung der Rechte von MigrantInnen kämpfen und arbeiten, aber auch das Radioprojekt Onda, der Infopool Lateinamerika Poonal, das Anti-Hartz-Bündnis und die Veranstaltungsräume der Druzbar.
Wir wollen am 1.Mai gegen den stetig wachsenden Arbeitsfetisch und die Prekarisierung in allen Lebensbereichen demonstrieren.
Die Häuser denen die drin wohnen, Grenzen auf für alle und natürlich alles für alle und zwar umsonst!

Demonstration am 1. Mai, 13.00 Uhr
von der Yorck59 zum Waldekiez!

[UnterstützerInnen der Y59]

akute räumungsgefahr - alarmstufe rot

kreuzberger politbürokrat 20.04.2005 - 22:18
Aus für gewöhnlich gut unterichteten Kreisen im Bezirksamt wurde das Gerücht lanciert das Anfang Mai die Räumung der yorck59 droht. Obwohl der Innensenat eigentlich zwischen dem 1. und 8.Mai keine Lust und Ressourcen für ein derartiges Unternehmen haben sollte, muss diese Meldung durchaus ernst genommen werden. Am 1.Mai erst 13 Uhr Yorckstrasse und danach 18 Uhr Oranineplatz. Die Berliner Linie kippen - Bambule!

Hallo

@y59 21.04.2005 - 14:02
Was sind biodeutsche? Hört sich erst mal nicht schön an.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

... — egal

Räumung kippen!!! — Unterstützerin

Räumung kippen — Fotograph