9. 4. 2005: Nazi-Konzert in Gotha verhindert

Klaus Peter 12.04.2005 16:43 Themen: Antifa
Nach dem Lunikoff-Konzert am 2. April in Pößneck konnte die Polizei eine Woche später in Gotha ein Neonazi-Konzert verhindern. Für den Sommer sind zahlreiche weitere Konzerte und Kundgebungen von NPD und Freien Kameradschaften in Thüringen geplant.
Nach dem Debakel vom 2. April in Pößneck, bei dem weit über 1000 Neonazis ungestört ein Konzert mit Michael "Lunikoff" Regener und anderen Bands im Anschluß an den Landesparteitag der Thüringer NPD besuchten [siehe Neonazi-Treffen im Kulturhaus Pößneck/Thür.  http://de.indymedia.org//2005/04/110757.shtml ], konnte die Polizei eine Woche später, am 9. April, ein geplantes Konzert in Gotha verhindern.

Welche Bands spielen sollten, ist nicht bekannt. Möglicherweise könnte es sich um einen Ersatz für das verhinderte Konzert der thüringischen NSBM-Band Absurd handeln, das am selben Tag in Mücka/Ostsachsen hätte stattfinden sollen und für das sich "bereits sicherheitshalber nach einem Ausweichort 'in Thüringen'" umgesehen wurde.
07.04.2005: Hack zu Nazikonzerten in Mücka
 http://de.indymedia.org/2005/04/111279.shtml

Pressebericht: Thüringer Landeszeitung, Gotha, 10.04.2005
 http://www.tlz.de/tlz/tlz.gotha.volltext.php?kennung=on2tlzLOKStaGotha38450&zulieferer=tlz&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Gotha&auftritt=TLZ&dbserver=1

Polizei sagt Konzert ab

Etwa 100 Polizeibeamte waren Samstag im Einsatz. Sie verhinderten ein Skinhead-Konzert, das in Gotha-Ost in einer leerstehenden Halle über die Bühne gehen sollte. Foto: Heinmann

Gotha/Ohrdruf. (tlz) Zwei Großeinsätze der Gothaer Polizei am Wochenende gingen auf das Konto der rechten Szene. Dabei hatten am Samstag die Beamten bereits vor der eigentlichen "Tat" in das Geschehen eingegriffen. Das ist vor allem einer Anwohnerin zu verdanken, die am Nachmittag beobachtet hatte, wie mehrere junge Männer Getränkekisten auf ein leerstehendes Fabrikgelände in Gotha-Ost schleppten.

Weil das der Frau verdächtig vorkam, rief sie gegen 15.30 Uhr bei der Polizei an. Diese ging dem Hinweis nach, der sich im Nachhinein als Treffer erwies. Die Streife stellte am ehemaligen Fleischkombinat mehrere junge Männer fest, die offenbar mit der Vorbereitung eines Konzerts beschäftigt waren. Weil dies weder angemeldet, noch die Halle gemietet war, fanden auch die Vorbereitungen ein jähes Ende. Da die jungen Männer augenscheinlich der rechten Szene angehören, ging die Polizei davon aus, dass ein illegales Skinhead-Konzert stattfinden sollte. Damit Konzertbesucher nicht umsonst anreisen, baute die Polizei an den Zufahrtsstraßen Kontrollstellen auf. Mittlerweile hatten sich Erkenntnisse verdichtet, dass auch aus angrenzenden Bundesländern Skins in Gotha erwartet werden, die Kontrollen liefen bis in die Nacht hinein.

Weil ohnehin im Zusammenhang mit den Gedenkfeiern zum Kriegsende größere Polizeikräfte in Bereitschaft waren, konnten ohne Schwierigkeiten und in kürzester Zeit Beamte aus ganz Thüringen in Gotha zusammengezogen werden.

Bei mehr als 100 Personen wurde die Identität festgestellt, gegen 24 ein Platzverweis ausgesprochen - darunter waren auch die mutmaßlichen Organisatoren. Allerdings: Verstärker und Schlagzeug befanden sich bereits in der Fabrikhalle, wollten aber niemanden gehören. Also musste die Polizei die Teile abtransportieren und erst einmal im Haus an der Schubertstraße einlagern.

Die Polizei geht davon aus, dass sich in absehbarer Zeit ein Eigentümer melden wird. Die Ermittlungen dauern an, derzeit geht die Polizei jedoch nicht davon aus, dass eine Straftat, sondern lediglich eine Ordnungswidrigkeit begangen wurde.

Strafrechtlich relevant hingegen ist das Geschehen in Ohrdruf am Freitag Abend. Auch da rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an. Der Rettungsdienst hatte gegen 21 Uhr über eine Schlägerei auf der Marktstraße informiert. Dabei hatte ein junger Mann, der der rechten Szene zuzuordnen ist, einem anderen - offenbar aus dem linken Spektrum - bei einer handfesten Auseinandersetzung auf der Straße mehrfach die Faust ins Gesicht und eine Flasche auf den Kopf geschlagen.

Das bestätigten den Beamten vor Ort auch fünf Zeugen, der Täter war an dem Abend zwar flüchtig, ist aber polizeibekannt. Er muss nun mit einer Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung rechnen. Mit elf Fahrzeugen war die Polizei vor Ort - angeblich sollte es der ersten Mitteilung zufolge eine Massenschlägerei geben, das bestätigte sich nicht. Den tatsächlichen Auflauf der Jugendlichen, die aus Ohrdruf stammten, löste die Polizei auf.

10.04.2005 Von Alf Göhringer


Beide Konzerte reihen sich ein in eine Vielzahl von neonazistischen Demonstrationen, Kundgebungen und großangelegten Konzerten in den Innenstädten thüringischer Zentren wie Gotha, Erfurt, Weimar, Jena und Gera:

Samstag, den 05.03: Naziaufmarsch in Greiz (Thüringen)
 http://de.indymedia.org//2005/03/108468.shtml

31.03. Arnstadt: Neo-Nazis überfallen Linke
 http://de.indymedia.org/2005/03/110557.shtml

Samstag, den 16.04., und Samstag, den 25.06.2005: Kundgebungen von NPD und diversen Kameradschaften in Erfurt
 http://www.stoppt-nazis.tk/

Samstag, den 04.05.2005: Nazikundgebung in Gotha
left resistance Arnstadt  http://lra.antifa.net/index.php?show=news

Samstag, den 28.05.2005: "4. Thüringentag der nationalen Jugend" in Weimar
 http://www.weimar-ohne-nazis.de.vu/

Samstag, den 11.06.2005: "Fest der Völker - Für ein Europa der Vaterländer" in Jena mit geplanten acht Rednern und neun Bands aus ganz Europa, die größtenteils bei dem in Deutschland verbotenen Neonazi-Musiknetzwerk "Blood and Honour" aktiv sind
 http://www.voelkerball.tk

Samstag, den 09.07.2005: "3. NPD Open Air - Rock gegen Krieg" in Gera
 http://aag.antifa.net/

Siehe auch: Portal autonomer Antifa-Gruppen in Thüringen
 http://puk.de/atag/aktuelles/index.php
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Ergänzungen