Das ESF und der Kontrollwahn der SWP

voice of revolutionary reason 23.10.2004 15:46 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Während die Organisatoren des ESF und die SWP sich auf den "Black Bloc" als Sündenbock einschießen um von eigenen Fehlleistungen abzulenken, widmet sich die Communist Party of Great Britain in der neuesten Ausgabe ihres weekly worker kritisch der Rolle der Socialist Workers Party, SWP und Ken Livingstones. Der SWP wird Kontrollwahn vorgeworfen. Das Titelblatt des weekly worker zeigt die Erstürmung des ESF-Podiums im Alexandra Palace.
Die Titelseite der Parteizeitung Weekly Worker zeigt ein Foto der Erstürmung des Podiums im Alexandra Palast. Dazu die Schlagzeile: "SWP control-freakery and its discontents: Anarchists storm stage at ESF and force Ken Livingstone to stay away".

Link zum runterladen der Zeitung als PDF-Datei: www.cpgb.org.uk

Im Artikel "Damning Criticism" www.cpgb.org.uk/worker/549/ww549.pdf verpasst der Autor, Alex Stevens der SWP eine schallende Ohrfeige. Er wirft der SWP vor sie habe die ESF Demo gehijacked und ihr eine rein britische und innenpolitische Anti-Kriegs-Ausrichtung gegeben. Europäische Themen wie der Kampf gegen die Unternehmerangriffe seien zugunsten der Anti-Kriegskampagne in den Hintergrund gedrängt worden:

"What was originally to have been a Demonstration of the European Social Forum at the end of three days of discussion and debate was effectively hijacked by the Socialist Workers Party and turned into a Stop the War coalition event (...)"

"The main theme of the demo, as agreed by the European ESF assembly, was: "For another Europe in another world.."

"For another Europe in another world was completely absent
from STWC advertising, which promoted the demo under the slogan, .Time to go: Bush out! Troops out!. At the rally itself the main poster on Nelson.s column in Trafalgar Square is a good example of SWP marketing - in large print at the top on a coloured background was .Stop the
war. and .No to racism., while smaller and in black and white (and disappearing behind the stage) was .No privatisation. and,
at the bottom, .For a Europe of peace and social justice.."

Der SWP wird weiter im Artikel vorgeworfen, sie nehme Europa nicht ernst. Deshalb nehme sie auch die Organisierung von koordinierten europaweitem Klassenkämpfen nicht ernst. Das habe sich auch in der Aufstellung der Rednerliste auf dem Trafalgar Square widergespiegelt, Europäer und ESF-Sprecher seien von der "british only"-Liste ausgeschlossen worden:

"Of course, the occupation of Iraq is the most pressing political issue facing the left. Nevertheless there can be no doubt that the SWP does not take the European Union seriously. It is a bore. Nor therefore does it take seriously the vital task of organising coordinated working class resistance across Europe. In typical SWP fashion the ESF was totally
marginalised. In the SWP mindset they run things here in Britain and brook
no interference. (...) ". "In a line-up of three chairs and about 20
speakers, most of whom were not very good, the most shameful thing was the
exclusion of Europeans generally and ESF speakers in particular. Aside from a representative from Palestine and Che Guevara.s daughter from Cuba, this was a British-only platform. Of course several of the approved speakers welcomed the Europeans and made mention of the ESF, but being merely polite to guests expected to keep quiet and listen is just sheer arrogance."

Weiterhin gibt das Blatt eine etwas differenziertere Bewertung der Ereignisse auf der Demonstration und auf dem ESF ab, als sowohl die "Horizontalen" als auch die diese als "Black Block" diffamierende Fraktion um die SWP und Livingstone und Co.

Wer die Vorgänge in Großbritannien im Zusammenhang mit dem ESF durchschauen will, kommt um eine Lektüre der neuen Ausgabe des weekly worker nicht herum.
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Ergänzungen

SWP nervig

caravan 23.10.2004 - 17:55
Das ESF und besonders die Abschlussdemo waren so von der aufdringlichen Präsenz der SWP- MissionarInnen dominiert, dass vielfach andere auf dem ESF vertretene Ansätze und Inhalte an den Rand gedrängt und verdeckt wurden. In der Art von Sekten wie Zeugen Jehovas o.ä standen sie an jeder Ecke und priesen ihre Erzeugisse an, zeigten keinerlei Sensibilität,dafür, dass in einer Bewegung der Multitude womöglich auch andere Ansätze und Meinungen als die Ihre existieren und funktionierten die Abschlussdemo, die diese Bewegung in ihrer Breite dokumentieren sollte zu einem StopthewaragainstBushIsraelterroristevent um.
Überall, wo irgendwas los war in der Demo, sei es Sambagruppe, sei es irgendeine Performance oder nur ein attraktives Transpi kamen sie sofort mit ihren Schildern angehoppelt und setzten sich quasi drauf.
Deshalb kann ich nur sagen: die Demo war Scheisse. Der Gipfel waren aber die massenhaft unkritisch getragenen Israelterrorist Schilder der Muslimassociation,gleicher Stil wie SWP, wo Judenstern und Hakenkreuz miteinander abgebildet waren. Interventionen dagegen ergaben, dass Leute z.T. nicht realisierten, was sie da trugen oder schafsähnliche dumpfe Ignoranz.
So kann eine Bewegung kaputt gemacht werden.
Dass z. B. in Sudan innerhalb von ein paar Monaten mehr Menschen umgebracht wurden, als in 20 Jahren Nahostkonflikt, war auf der Abschlussdemo kein Wort wert. Hätte wohl genaueres hinsehen erfordert...

antisemitische schilder auf esf-demo

antifa northern germany 24.10.2004 - 22:02
interventionen gegen antisemitische schilder haben aber durchaus was gebracht. von 4 angesprochenen trägerInnnen eines schildes, auf dem unter bush- und sharon-bildern zwei sich vereinigende herzen einmal mit dollar-zeichen und einmal mit davidstern abgebildet waren, warfen zwei ihre schilder weg, nachdem sie darauf hingewiesen wurden, dass der davidstern nicht das symbol für reaktionäre politik sei, sondern für das judentum, und dass die verbindung geld+macht+juden ein antisemitisches stereotyp darstelle. deutlich wurde hier allerdings grenzenlose dummheit und naivität. manche meinten, sie hätten die schilder einfach in die hand gedrückt bekommen. eine frau meinte, die schilder könnten zwar antisemitisch ausgelegt werden, da in der demo aber keine antisemiten mitlaufen würden, werde sie es weiter tragen. es sei ja gegen sharons politik. ein mann versuchte meine empörung über sein schild mit den worten "wir stehen doch alle auf der selben seite" zu beruhigen, gab mir aber recht und überklebte die herzen.
es konnte einem angesichts der schilder und Intifada, Intifada schon etwas gruselig werden. gerade deshalb müssen wir aber hier intervenieren, antisemitismus in der bewegung benennen und bekämpfen.