Gute Noten für Wikipedia

Jens Steiner 20.10.2004 17:22
Dass die digitale Open-Source-Enzyklopädie Wikipedia mit traditionellen Lexikon-Produzenten mithalten kann, bestätigt ein Ranking der Wochenzeitung Die Zeit. Dazu wurden die aktuellen Ausgaben von acht verschiedenen Nachschlagewerken verglichen. Mit Schulnoten wurden Naturwissenschaft/Technik, Geistes-/Gesellschaftswissenschaft, Kultur, Aktualität, Bedienungsfreundlichkeit, Suchergiebigkeit und die Ausstattung mit Multimedia-Funktionen bewertet.
Durchschnittsnoten der EnzyklopädienPlatz 1
Brockhaus Multimedial Professional 2005 1,5
Platz 2
Brockhaus Multimedial 2005 1,8
Platz 3
Encarta Enzyklopädie 2005 Professional 1,9
Platz 4
Encarta Enzyklopädie 2005 2,0
Platz 5
Wikipedia 2,1
Platz 6
Britannica 2005 2,3
Platz 7
Data Becker Lexikon 2005 2,8
Platz 8
Universallexikon 2005 5,2

Nicht nur in Sachen Aktualität, auch in den Natur-, Kultur,- und Geiseswissenschaften wurden die Wiki-Einträge von Fachleuten als "sehr gut" eingeschätzt. Die Bedienungsfreundlichkeit von Wikipedia wurde mit "gut" bewertet. Die Ergiebigkeit der Suche erhielt das Prädikat "befriedigend".
Da es sich bei Wikis lediglich um offene Content Management Systeme (Redaktionssysteme) handelt, ist es wenig verwunderlich, dass die Ausstattung mit Multimedia-Tools eine glatte "6" erteilt bekam. Die Einbindung von Audio-, Video,- und Bildmaterial in großem Umfang ist jedoch nicht die Trumpfkarte kommerzieller Lexika, sondern eher deren Hoffnungsschimmer, sich auf dem Markt neben der erfolgreichen Open Source-Variante durchsetzen zu können.Die Kosten für der neben Wikipedia bewerteten Lexika liegen zwischen 9,95 und 89,99 Euro.Wikipedia hingegen ist kostenlos. Ab sofort ist Wikipedia auch als CD im Buchhandel erhältlich. Die CD wird alle sechs Monate aktualisiert. Die erste Auflage umfasst 10.000 Exemplare. Weiterhin steht die CD als ISO-Image zum Download bereit.
Als Nachteile des Wiki-Nachschlagewerks wurden Schwächen in der Stichwort-und Volltextsuche und unübersichtliche, lange "Textwüsten" genannt.

Im Test blieb jedoch unberücksichtigt, dass Wikipedia in mehr als 100 Sprachen erstellt wird und alle Inhalte frei kopiert und verbreitet werden dürfen. Die deutschsprachige Ausgabe von Wikipedia wurde bereits vor drei Jahren ins Leben gerufen. Sie umfasst derzeit 153860 Einträge, die von allen verfasst, gelesen und geändert werden können.

Quellen, Literaturangaben für diesen Artikel:
Thomas J. Schult: "Lernen vom Schinken in Scheiben". In Die Zeit Nr. 43, 14. Oktober 2004. S. 43.
Wikipedia
Jens Steiner: "Wikipedia jetzt auch auf CD-ROM", 17.10.2004
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Ergänzungen

Download von Wiki P.

Rente 20.10.2004 - 18:06
Man sollte erwähnen das auf der Seite von WP ein Download vorliegt als Iso sind ungefähr 650 MB und im gegensatz zur CD wohl immer sehr aktuell!

Wikipedia - potentielles Vorbild f. Indymedia

technoi 20.10.2004 - 21:22
Schaut man sich Wikipedia an und vergleicht es mit Indymedia, könnte der Eindruck erweckt werden, dass Wickipedia viel offener, gerechter und demokratischer ist als Indymedia. Wäre das Konzept, das hinter Wikipedia steht nicht auch für Indy optimal? Hier, zumindest auf Indymedia-Dtld. gibt es doch noch sehr viele Elemente autoritärer Zensur (d.h. eine Art der willkürlichen Zensur, exekutiv durchgeführt nur durch wenige - wenn man die Mods hier überhaupt so nennen kann - Repräsentanten (mglw. auch V-Männer egal aus welcher Ecke, o.ä.). Die derzeitige Entwicklung der Gesellschaft, gerade durch die virtuelle Vernetzung, ist noch viel zu wenig ins Bewusstsein der meisten - auch der meisten "Linken" - vorgedrungen. Es gilt zukunftsfähige, basisdemokratische und menschenrechtlich unbedenkliche Konzepte und Strukturen zu entwickeln und aufzubauen - und Indymedia scheint momentan (s. Indy Schweiz - die nicht zensier(t?)en und deshalb rechtliche Probleme bekamen) weit davon entfernt zu sein. Ein Konzept ähnlich dem von Wikipedia könnte hier Abhilfe schaffen: bspw. wäre es denkbar, dass Artikel nicht von Moderatoren rückgelesen und "einsortiert" werden, sondern direkt von den Lesern auf die Startseite gevotet werden - unter Einbeziehung einer Gewichtung anhand der Aktualität.

PS: Das mit den "beschlagnahmten" Festplatten steht immer noch auf Seite 1... wie wärs mit lesen?!

Zur Aktualitaet der CD

egal 21.10.2004 - 00:22
@Rente: Besonders aktuell wird die herunterladbare CD wohl nicht sein, es war ein Heidenaufwand fuer viele Helfer, diese CD zu erstellen (Bilder zu ueberpruefen, Beitraege neu formatieren etc...) das dauert insgesamt mehrere Wochen (glaub 3 oder 4) und wird wohl kaum jeden Monat wiederholt werden... ;)

Anderer Testbericht

küsschen 21.10.2004 - 02:20
In der c't 21/04, Seite 132 schneidet wikipedia als Testieger im Vergleich mit Brockhaus und Encarta ab.

Das Fazit ist aufschlussreich; Encarta ist eher das Lexikon für die ganze Familie. Wer was zu einem Thema wissen will, bekommt einen brauchbaren Gesamteindruck mit vielen illustrierenden Filmen, Audio-Dateien und Bildern - solange es sich um Feld, Wald und Wiesen-Themen handelt.

Brockhaus liefert tiefergehende Informationen für Menschen mit guter Allgemeinbildung und Interesse an tiefer gehenden Informationen.

Wikipedia ist schlechter in der Darstellung einfacher Zusammenhänge, glänzt dafür mit enormem Tiefgang in wissenschaftlichen Fragen. Häufig finden sich zu Beginn Zusammenfassungen, damit auch LerserInnen nicht überfordert werden, die nur einen groben Überblick bekommen möchten.

Auch die Anzahl der Zeichen pro Artikel ist bei wikipedia höher als bei den kommerziellen Anbietern.

auch kritik ist gefragt

... 21.10.2004 - 12:00
sicher, ich bin selbst fan vonn wikipedia. doch will ich trotz allen lobes festhalten, dass es sich nicht nur um ein tolles fortschrittliches projekt handelt. von der idee her schon, doch ist es zb schon sonderbar, dass fast grundsaetzlich auf geschechtsneutrale schreibweise verzichtet wird - mit argumenten wie: das sei unleserlich (wie in den diskussionen ebendort einige mal gefunden). sehr viele definitionen, vor allem auch brisante politische themen, sind nur mit bauchweh vertretbar. das sollte mensch sich auch mal vor augen fuehren. denn das "in den himmel" loben von wikipedia sollte einer kritik an den inhalten nicht vorgeschoben werden. und wenns ein zu grosser hype wird, dann kanns schnell in eine andere richtung gehen. und was den grad der institutionalisierung angeht, stellen sich mir schon einige fragen. wenngleich ich immer wieder gerne auf wikipedia zugreife.

warum denn die 6??

Dein Name 21.10.2004 - 15:32
warum denn die 6 für multimedia tools? gibts nen link zu dem artikel? mit was sind die anderen programme denn ausgestattet?

@...

dasbrot 21.10.2004 - 17:07
"sehr viele definitionen, vor allem auch brisante politische themen, sind nur mit bauchweh vertretbar."

genau deswegen gibts bei wikipedia für jeden die möglichkeit den artikel zu ergänzen oder zu verändern.

zu "kritik" wg. geschlechterendungen

k 22.10.2004 - 04:19
das mit den "geschlechtsneutralen" begriffen (a la "UserInnen") ist so eine sache ueber die man sich streiten kann: fuer mich ist auch ein wort mit -er am Ende neutral. wo die Neutralitaet bei -In liegt leuchtet mir immer noch nicht ein. Im Englischen gibt es ja auch begriffe wie "player" oder "lawyer", und niemand fuehlt sich gekraenkt weil es keine "playerin" oder "lawyerin" gibt. weil alle menschen gleich sind, und fuer alle das gleiche wort gilt.

aber es ist schon klar, dass die sache mit den wortendungen ein hartnaeckiger linker konsens ist (im deutschsprachigen raum), den man aber nicht unbedingt unterstuetzen muss. das beharren auf geschlechter-bezogene endungen kann man auch als sexistisch auslegen, weil es die geschlechtertrennung unterstreicht.

man kann seine beitraege auf wikipedia ja ohne weiteres mit doppelendungen schreiben, bzw. die von anderen abaendern, und wenn der userkonsens fuer oder gegen eine schreibweise vorhanden ist, bleibt es laengerfristig eben so stehen wie der konsens es will.

PS: "Mann/man" kommt uebrigens aus dem Sanskrit ("manu") und heisst "Mensch". Deshalb verzichte ich jetzt einfach mal auf die Schreibweise "man/frau" :)

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