Versuchte Metro-Party und RTS in London

cotopaxi sound 16.10.2004 05:51 Themen: Freiräume Globalisierung Weltweit
In London fand heute, Freitag, 15.Oktober, im Rahmen der autonomen "Beyond-ESF"-Organisierung eine versuchte oeffentliche Party in der U-Bahn statt. Als diese von der Polizei verhindert wurde, entstand kurzerhand eine Reclaim-the-Street-Party im Zentrum von London.
Allerdings waehrte auch diese leider nicht lange.
Nachdem die U-Bahn Party auf der zentralen Circle-Line im Zentrum von London sehr gut vorbereitet wurde, mit Soundsystem und von "YoMango"-AktivistInnen besorgten Getraenken und ungefaher 200 Leuten an der Tottenham-Uni losging, war schon bald Schluss. Erst herrschte einige Uneinigkeit, in welche U-Bahn denn nun einzusteigen sei, bei der wohl auch das Soundsystem verloren ging, (Menschen, die es besser wissen, moegen mich hier berichtigen), dann stand die U-Bahn in der Victoria Station. Schliesslich erklang aus dem Lautsprecher, dass die Polizei schon gerufen wurde, und spontan entstand die Idee, die Metro zu verlassen und eine RTS zu machen. Gluecklicherweise war die fantastische Berliner Samba-Gruppe anwesend - hier ein dickes Lob an die Leute, die sofort fuer die Situation geruestet waren und Stimmung machten. Bei leichtem Nieselregen schaffte es die RTS leider nur etwa ein halbe Stunde, bis die Bullen die Samba-Gruppe und Umstehende einsacken und die anderen Teilnehmenden zerstreuen konnte. Mangelnde Ortskenntnis und fehlende Koordination der Menschen, die an der RTS teilnahmen sorgten dafuer, dass die Bullen leichtes Spiel hatten. Die Gekesselten mussten eine Durchsuchung und Lichtbildaufnahme ueber sich ergehen lassen, und wurden dann in Abstaenden entlassen. Eine Person wurde mindestens ueber Nacht auf dem Revier behalten, ihr wird vorgeworfen, ein Messer mitgefuehrt zu haben.

Soviel von kurzen Splittern der autonomen Organisierung ausserhalb des ESF. Sie scheinen relativ unbedeutend gegenueber den Entwicklungen im offiziellen, von der Stadt London gesponsortem (gekauftem?) ESF. Abgesehen von dem offensichtlichen Irrsinn, fuer die Teilnahme an einem fortschrittlichen Kongress, der Ausgebeutete, Benachteiligte und Aktive in einer der teuersten Staedte Europas zusammen bringen soll, 30 Euro Eintritt zu verlangen und die Idee einer "anderen" Welt durch FunktionaerInnenwesen und Hierarchien ad absurdum zu fuehren, dringen immer wieder unschoene Geschichten aus dem ESF. Von der Zuhilfenahme der Polizei wurde hier schon berichtet, die Uebernahme kapitalistischer und hierarchischer Strukturen aus der angeblich zu veraendernden gesellschaftlichen Realitaet laesst einigen hier die Haare zu Berge stehen und fuehrt oft genug zum Kommentar:
"Was soll eingentlich die ganze Scheisse?"
Es bleibt zu hoffen, dass die Aktion "Storm the Palace" morgen Abend, anlaesslich der Rede des "roten Ken", der immerhin der "sozialistische" Buergermeister einer Stadt mit einer nahezu komplett video-ueberwachten Innenstadt ist, ein deutlicher und energischer Ausdruck der Kritik an der Wischi-waschi-Institution ESF wird. Emanzipatorische Kritik ist hier in London sehr verstreut und wird sich hoffentlich am Samstag und am Sonntag beim antikapitalistischen Block zusammenfinden und ein Zeichen setzen. Ob es irgendjemand hoert, ist eine ganz andere Frage...

to be continued and completed.
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Ergänzungen

Fotos und mehr

X 16.10.2004 - 13:36
Da bei Indy.de aufgrund des fehlenden Servers noch keine Fotos veröffentlichbar sind, verweise ich hierhin:

 http://uk.indymedia.org/en/2004/10/299181.html
 http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/128526/index.php
 http://uk.indymedia.org/en/2004/10/299174.html

Zum Eintritt: Bei aller Kritik an den Strukturen des von SWP gekaperten ESF: Die Kosten für das ESF sind immens. 30 Euro sind viel, aber realistisch.

Die SWP hat übrigens beschlossen, daß das ESF 2005 in Athen stattfindet.

besser spaet als nie

kanuka 16.10.2004 - 17:34
Hat dann doch noch geklappt mit der Party in der Metro. Das soundsystem hat sich wieder gefunden und ein paar Flaschen waren auch noch uebrig, leider kaum noch Leute. Nette Aktion, auch wenn dem Ganzen ziemliches Chaos vorausgegangen ist.

evakuierung / presse behindert

ulli schwarz 17.10.2004 - 13:07
bericht ueber meine beobachtungen:
als die gruppe in der u-bahn station victoria einige minuten auf den richtigen zug wartete, kam die duchsage uber die stationslautsprecher, dass es einen notfall auf der sation gaebe, und alle den bahnhof (ev. auch fuer fernzuege aber zumindest auch fuer s-bahnen) verlassen muessten. viele dachten, dass das quatsche waere und nur dazu dient die freifahrt und party im zug zu verhindern. der eingefahrene zug blieb erstmal einige minuten stehen. jetzt spaltete sich die gruppe: einige waren schon im zug, andere gingen raus auf die strasse. (die uebelicherweise geschlossenen ausgangskontrollen waren geoeffnet).
danach war dann die spontondemo, die von polizei auch mit hilfe eines hundes ohne maulkorb aufgehalten wurde. die polizei versuchte hier erstmals mit koerperlicher gewalt unanhaengige pressevertreter am filmen zu hindern. in dieser hektische situation spaltete sich die spontandemo, einige gelang es an der polizei und dem hund vorbeizukommen, ca. 80 leuten gelang dies aber nicht. diese wurden vor einer polizeistation eingekesselt, personalien wurden aufgenommen und sie wurden durchsucht. pressevertreter wurden des platzes verwiesen. deutsche presseausweis von verdi wurden nicht akzepiert. als pressevertreter in diesem bereich ein interview begannen, wurde dieses nach einer minute von der polizei unterbrochen. die personalien der beiden pressevertreter wurde aufgenommen, sie wurden durchsucht und nochmals des platzes verwiesen, bei androhung einer inhaftierung. als die pressevertreter 50 meter ausserhalb der polizeiabsperrung (in der sich der polizeikessel mit den ca. 80 demonstatntInnen befand) das interview fortsetzen wollten wurden sie wieder von der polizisten daran gehindert. sie wurden aufgefordert sich zu entfernen. das interview mit einem britischen indymediaaktivisten ueber die versuchte freifahrt, party im zug und den polizeieinsatz wurde dann einige meter entfernt gefuehrt.
gegen 22:45 war die bahnstation victoria noch immer komplett gesperrt. hunderte passagiere warteten vor den eingaengen. nach meiner einschaetzung ist es unklar ob es sich um einen tatsachlichen notfall (bombenalarm, unfall) handelte, oder ob mit dieser dratsischen massnahme weiter aktionen in der u-bahn verhindert werden sollte.

ergaenzung: evakuierung / presse behindert

. 17.10.2004 - 13:16
... um 22:45, also ca. eineinhalb stunden nachdem die grupe die station verlassen hatte ...

Zur Samba Band

... 19.10.2004 - 16:39
Die Samba Band setzte sich aus vielen verschiedenen Bands aus unterschiedlichen Ländern zusammen. Es waren Menschen von den Samba Bands aus Berlin, Turin, Paris, London, Gent, Amsterdam und Sheffield anwesend. All diese Bands sind teil des Netzwerkes "Rythms of Restistance"...
Weitere Bands gibts auch noch in Aachen, Maastricht, Mexico City, Oxford und Seattle.

Nächster Auftritt der Berliner ist übrigens Freitag, den 22.10.04 bei der Fahrradralley gegen Stadtumstrukturierung, startet um 15:00 Uhr an der Yorckstraße 59.