Walking on the moon

einige,die da waren oder 02.10.2004 21:00 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Offener Brief an die Teilnehmer an der Demonstration gegen Hartz IV in Berlin

Genossen wir können euch hier nicht mehr ertragen.Genossinnen ,wir sind froh über jede,deren Stimme zu hören ist,trotz queer -feministischem Block waren es aber weniger als Männerstimmen,Die waren uneinig,manchmal ein wenig peinlich,eine Deutschlandflagge haben wir gesehen und vielleicht den entscheidenden Redebeitrag anlässlich des Wahlerfolgs der NPD in Sachsen
versäumt,wir ahben versucht,uns zu bewegen...keine Ketten ,auch keine Reihen,eigentlich git es kaum einen Zusammenhalt,die "Wir sind das (!)Volk" fanden wir sogar nett und sympathisch ,knapp dreißig Leute,die immer noch das Volk sind,können wir mittragen.
Nicht mittragen können wir:eure Ausdrucksformen,eure Stimmung ,eure Gekränktheit,euren personenbezogenen Diskurs ("Schröder muß weg" hört sich für uns an,als geht es darum,bei den Peanuts den Figurenkreis auszutauschen ),wir können euer Erstaunen und eure Erstarrung nicht teilen,weil wir einfach wissen,das es keinen "gerechten" Kapitalismus gibt,höchstens einen sozial,und das heißt einen umverteilten,gerechteren,und selbst admit wären wir nicht wirklich zufrieden.
Das Wort Revolution muß man sich spätestens im dritten Semester zumindestens im Schriftgebrauch,abgewöhnen,es sei denn, man,im Sinne von mensch,als unzulässige Verallgemeinerung ,studiert Geschichte,meint die 89er Ostdeutschen oder eine technische Neuerung größerer Wirksamkeit.In den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern heißt das dann Emanzipation,oder soziale Emanzipation,und die gibts nie für alle ,auch nicht für alle aus einer mehr oder weniger bewegten Generation,und schon garnicht in Zeiten,in denen "verschärfte Systemkonkurrenz " herrscht.Nicht zufrieden mit der Bildungspolitik,den Lehrinhalten,der mangelnden oder reglementierenden Finanzierung,den Streichungen ,müssen wir uns ständig beweisen,das wir jünger sind als "ihr",das wir besser aussehen,anders leben,sogar anders auf die Straße gehen oder garnicht.
Weit davon entfernt,erfreut drüber zu sein,das noch jeder unserer Proteste
integriert,parteipolitisch aufgefangen,zerkloppt oder in und mit einer Harmlosigkeit umgedeutet wurde,wissen wir einfach ,das wir ohne euch immer wieder bloß Identitätspolitik machen (aber das macht mehr Spaß,rauszufinden,wer man ist ,was man will und mit wem ),die bloß noch uns selbst nützt (Weil:das sind wir nicht !Und das zeigen wir eigentlich allen,die noch kommen oder am Straßenrand stehen .),und mit euch anderen Lärm.Die Linke in Deutschland ist so ein komisches Generationenprojekt und die nächsten arbeiten sich bloß immer wieder an den vorigen ab (im Moment übrigens antideutsch ,aber das ist auch nicht schlimmer.).Unsere Lebensverhältnise werden sich auch verschlechtern,oder verändern,aber auch das ist fast nicht mehr so wichtig,weil "ihr" immer erst dann auf der Straße
seid,wenn es euch selbst betrifft,wenn sie euch noch mehr wegnehmen wollen,als ihr ohnehin habt,weil ihr so wenige seid und so herzzerreissend naiv.
War nicht toll.Vor allem hat uns eine Reaktion auf die Wahlerfolge der NPD gefehlt,es wäre schon schön zu wissen,wieviele lieber eine "deutsche "
Sozialpolitik wollen,als arm zu werden oder zur Verfügung zu stehen.
Ziemlich leise haben wir einmal "Frente popular " gehört,ansonsten hatten wir das Gefühl,Auflagen,die Lautstärke betreffend ,sind eingehalten worden.
Das Gefühl,es waren lauter Leute da,die nichtmal über einen Zaum steigen,geschweige denn Mauern einreissen.
Wir glauben,das sich gegen die Umsetzug von Hartz IV nicht mehr viel unternehmen lässt,realistitsch gesehen.
Wir wissen nicht viel über Streiks,aber wir wissen,das Massenproteste auch in Europa seit 2001 wieder mit Schüssen,mit dem Tod eines Demonstranten enden und den Charakter ändern können,zu Protesten gegen die staatliche Repression werden,die in Genua einen Toten inkaufnahm,bevor sie eienn sozialen Protest sich entfalten lässt,der die Interessen der Herrschenden durchkreuzt oder deren Absichten zuwiderläuft.
Um das Geschichte werden zu lassen,braucht es mehr,mehr Solidarität,mehr
Auseinandersetzung,mehr Offenheit und mehr öffentliches Interesse für die juristischen Folgen von Genua.
Hartz-Widerstand ,das macht ihr.Hartz kippen,das könnt nur ihr,dafür sind wir viel zu wenige,unorganisierte ,einzelne,die sich ein bischen komisch vorkommen,wenn einer Kinderspottlieder singt,das IV erinnert uns an Henry
le Quatre und auf unsere Veröffentlichungen springt ehrlich gesagt auch niemand so richtig an.Wir wissen nicht so genau warum.
Nach der Verabschiedung des Gesetzes über die "neue "Zuwanderungspolitik,
kleinen ordnungspolitischen Gemeinheiten wie der Einführung der Kiezpolizei und dem Grillverbot in öffentlichen Parks und dem gesellschaftlichen Diskurs der letzten Jahre glauben wir nicht mehr viel,
haben nicht mehr viel Lust,finden eine Organisation des Über-Lebens wichtig,die nicht die einen einem verstärkten (Arbeits-) Druck und Zwang
aussetzt und die anderen zu " Sozialopfern " macht,einen anderen Diskurs
über Gewinner und Verlierer (Gesellschaft ist kein Fußballspiel ),über Machtstrukturen und Entscheidungsfindung,
das mal mehr kommt als Schweigen von den einen und Parolen von den anderen,die wir nicht so richtig mitrufen mögen,Hartz Vier,das sind nicht wir...das ist nicht alles.(...)
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Ergänzungen