Antilagertour meets Policecontrols

d. fencer 28.08.2004 20:52 Themen: Antirassismus Repression
Anti-Lager-Tour mit Polizeikontrollen und Besuchsverboten in Mecklenburg-Vorpommern begrüßt
Besuch eines Flüchtlingslagers durch Polizei verhindert
Anti-Lager-Tour mit Polizeikontrollen und Besuchsverboten in Mecklenburg-Vorpommern begrüßt
Besuch eines Flüchtlingslagers durch Polizei verhindert

In diesen Tagen kommen im Rahmen der bundesweiten Anti-Lager-Tour Menschen aus der gesamten Bundesrepublik nach Crivitz, um auf die unmenschliche Lebenssituation der Menschen in Flüchtlingslagern aufmerksam zu machen. Hier in Mecklenburg-Vorpommern ist die Station der bundesweiten Tour das „Dschungelheim“ in Tramm-Zapel, wo Menschen teilweise schon seit acht Jahren unter Lagerbedingungen leben müssen. Genau für die Zeit des Besuchs der Anti-Lager-Tour bei den Flüchtlingen in Tramm hat jetzt der Leiter des Ordnungsamtes Parchim, Leuschner, die gesetzwidrige Frechheit besessen, ein Besuchsverbot für das Lager auszusprechen. Die Anti-Lager-Tour protestiert gegen die Lagerbedingungen und die Einschränkung der Bewegungsfreiheit für Flüchtlinge.

Begrüßt wurde die Anti-Lager-Tour in Mecklenburg-Vorpommern am Freitagabend durch ein Großaufgebot an Polizei, das durch massive Straßenkontrollen an den Landesgrenzen und vor dem Flüchtlingslager in Boizenburg-Horst verhinderte, dass die TeilnehmerInnen der Anti-Lager-Tour die dort lebenden Flüchtlinge treffen und zur Teilnahme an den Protesten einladen konnten. Entgegen der Erklärung des Koalitionspartners PDS in der Landesregierung, dass sie die Anliegen der Anti-Lager-Tour unterstützt, wurden dabei zwei Teilnehmer wegen Verletzung des Reiseverbots für Flüchtlinge (Residenzpflicht) kontrolliert und angezeigt. Auch vor und auf dem Gelände des Protest-Camps der Anti-Lager-Tour fanden den ganzen Samstag vormittag Polizeikontrollen, Hubschrauberüberflüge und ein unbegründeter Polizeieinsatz statt - bis es den Camp-Teilnehmern gelang, die Polizei vom Gelände zu drängen, mit dem Slogan des Straßentheaters: „Kontrolle! Kontrolle!! Ausweiskontrolle!!! Jede Kontrolle ist eine Kontrolle zu viel“!!!!
„Wir protestieren gegen diese Politik der brutalen Einschüchterung und Kriminalisierung. Wir sind gekommen, um die Isolation der Flüchtlinge in Lagern zu unterlaufen und für Bewegungsfreiheit zu protestieren. Wir sind Männer, Frauen und Kinder aus vielen Ländern in Solidarität mit den Flüchtlingen in den Lagern. Dies ist ein großartiges politisches Projekt. Kriminell sind nicht wir, sondern die Politik der Lager“, sagte ein Sprecher der Anti-Lager-Tour.

Das aktuelle Besuchsverbot im Sammellager Tramm-Zapel ist ein Zeichen dafür, wie die Behörden das Leben der Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind in der Hoffnung, hier Sicherheit zu finden, mit bürokratischen Schikanen zu bestimmen und unerträglich zu machen versucht. Wenn es sich um eine Wohnunterkunft handelt und nicht um ein Lager – wie von Politik und Behörden immer wieder behauptet wird – warum können die Menschen, die in Tramm wohnen, nicht selber bestimmen, wer sie besucht? Herr Leuschner legt es offensichtlich auf die Demütigung der Flüchtlinge und eine Eskalation an. Anders ist das Besuchsverbot, nicht zu verstehen. Eine abrissreife Kaserne, die selbst als Lager für Flüchtlinge geschlossen werden soll, kann er mit dem Besuchsverbot kaum schützen wollen. Am Wochenende 28. / 29. August werden viele hundert Ordner der Anti-Lager-Tour den Oberordner Leuschner dazu bewegen, sein Besuchsverbot zurückzunehmen.

„Wir sind hier, um den Menschen, die in Tramm leben, unsere Solidarität zu zeigen – mit ihnen ein gemeinsames Wochenende zu verbringen und ihre Forderungen nach Wohnung und Ausbildung zu unseren zu machen. Das Besuchsverbot wird unsere Solidarität nicht verhindern, sondern die Lebensverhältnisse der Flüchtlinge in der Öffentlichkeit noch sichtbarer machen.“ So eine Sprecherin der Anti-Lager-Tour. „Wir laden alle ein, uns auf dem Gelände des Protest-Camps der Anti-Lager-Tour in Crivitz an der Schweriner Straße zu besuchen und die Proteste zu unterstützen.“
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Ergänzungen

Anmerkungen zu Polizeiaufgebot und so

Passant 04.09.2004 - 18:03
Da ich zufälligerweise zu diesem Zeitpunkt in Crivitz weilte, habe ich ein paar ergänzende Infos:
1. Es waren nicht gerade viele Leute im Anti-Lager-Lager auf dem Acker vor Crivitz.
2. Eine Solidarisierung der Anwohner mit den Aktivisten blieb komplett aus, auch dank der nervigen Konsequenzen der Aktion (s.u.).
3. Das hohe Polizeiaufgebot diente offensichtlich nicht der Einschüchterung der Aktivisten, sondern deren Schutz vor sich ankündigenden Nazi-Assis.
4. Da das Anti-Lager-Lager direkt am (einzigen) Ortseingang Richtung Schwerin war, wurde dieser im Rahmen der Demo und Polizeiaktion am Sonntag gesperrt. Deshalb mussten die Anwohner über üble Feldwege ausweichen und waren dementsprechend sauer.
5. Crivitz ist nicht unbedingt für seine Ausländerfeindlichkeit bekannt sondern eigentlich das toleranteste Ost-Kaff, was ich kenne. Die ganze Aktion war also eher kontraproduktiv und so schlimm sind die Zustände im Trammer "Lager" auch nicht im Vergleich zu den Heimatländern der Flüchtlinge.

naja ...

warda 06.09.2004 - 00:19
@passant:
zu 3: offensichtlich falsch: die bullen haben sich (bevor sie verscheucht wurden) bei unserer küche rumgetrieben, wie wollen sie uns da vor nazis schützen?

ausserdem: für einige von uns geht von den bullen eine ganz konkrete gefahr aus, seien es residenzpflichtkontrollen oder sonstige kriminalisierung. die vorbedingung für all dass ist die präsenz der bullen. also können die nicht geduldet werden,

zu 5: vom crivitzer bürgern kamen schon klar rassistische statements, kann ich jetzt aber nicht quantifizieren.

ausserdem ist jedes lager wo leute systematisch ausgeschlossen, entrechtet und isoliert werden eines zu viel - da hilft kein hinweis darauf dass es irgendwo auf der welt noch schlimmer ist, und auch keine anführungsstriche.

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