Grausames Berlin
Grausames Berlin
Einige Bemerkungen zu den Berliner Montagsdemos
Einige Bemerkungen zu den Berliner Montagsdemos
Das Ende der Beschissenheit war das sicherlich nicht. Wie anders ist eine Situation zu nennen, in der zwei linke Demos nur hundert Meter voneinander beginnen, dort "ihre" ZuhörerInnen mit der gleichen Mischung aus hohlen Parolen und Spaltungsbegründungsgeseiere beschallen und sich im Bewußtsein der "wahren Demo" suhlen, um schließlich in der gleichen kraftlosen und unmotivierten Weise in entgegengesetzte Richtungen zu ziehen?
Da war sie mal wieder, eine der Gelegenheiten für die radikale Linke, in gesellschaftliche Widersprüche und Konflikte zu intervenieren, zu informieren und inhaltlich wie in der Form, zu eskalieren. Denn auf einmal waren sie da, die ganz normalen "BürgerInnen" (Ost-)Berlins, auf der Straße, sich austauschend, diskutierend und wütend, auch und gerade vor der SPD-Zentrale. Diese Demos richten sich immerhin gegen das neueste Projekt brutaler kapitalistischer Umgestaltung, und werden von mehreren 10.000 Leuten besucht. Natürlich geht da dann der rassistische Normalzustand auf die Strasse; von der Aneignungsdebatte, Negris Empire oder Adornos raffinierten Geheimnissne werden die meisten Menschen ebensowenig gehört haben wie von der Heteronormativität. Dagegen war die Wut, die oberflächliche Empörung, das Unverständnis gegenüber einer Politik da, die die Maske fallen lässt und sich ganz offensichtlich einen Dreck um menschliche Bedürfnisse schert. Eine ideale Situation, um in diese aufgegangenen Widersprüche reinzugehen, ganz konkret mit Flyern, Transparenten, Slogans, mit der eigenen Anwesenheit. Denn nur so können völkische, rassistische, homophobe oder andere grausame Erscheinungen aufgedeckt, öffentlich gemacht und bekämpft werden, und emanzipatorische, linksradikale und revolutionäre Inhalte hineingetragen werden. Was aber passiert? Über die Spaltung der Berliner Montagsdemo ist schon genügend geschrieben worden. Das Ergebnis: gestern zogen vom Alex und vom Roten Rathaus, die nur hundert Meter voneinander entfernt in Sichtweite liegen, zwei Montagsdemos zu unterschiedlichen Zielen, der SPD- und der Grünen-Zentrale. Im Gegensatz zum letzten Montag waren diesmal die zarten Ansätze linksradikaler Intervention wieder verschwunden. Waren vor einer Woche noch Indy-Printausgaben verteilt worden, die u.a. über die Kämpfe in Venezuela und die Beteiligung von Nazis an den Montagsdemos informierten, und war es dank der Aktionen eines einsamen Antifa-Transarents vor dem Willy-Brandt-Haus zeitweilig zu angespannten Szenen zwischen Demo und Polizei gekommen, fehlten sinnvolle Aktionen an diesem Montag völlig. Auf der Demo wie vor der weiträumig abgesperrten Grünen-Zentrale herrschte eine unmotivierte, fast gelangweilte Stimmung, über die auch die Musik des attac-Lautis und der autistische schwarz-rote Haufen nicht hinwegtäuschen konnten. Peinlich und für die Einstellung der Berliner Szene anscheinend symptomatisch war die Aktion dieses "Autonomen Strassentheaters glorreiche 80er". Als die Demo -mit zugegebenermaßen grauenvollem DGB-Transparent- gerade losgelaufen war, hatte mensch nichts besseres zu tun, als sich an die Spitze der Demo zu setzen, mit allem, was dazu gehört: ignorante Haltung, blöde Sprüche, verschmitztes Lächeln, schwarzer Kapuzen-Requisite, Bier und der Attitüde, es jetzt den beschissenen Menschewiki mal so richtig gezeigt zu haben.
So scheint sich die Berliner radikale Linke vollends in den eigenen Szenetopf zurückgezogen zu haben.
Da ist's ja auch viel gemütlicher, im Bewußtsein im richtigen Topf zu sein, sich entspannt zurückzulehnen in einer vollendeten antipatriarchalen, antivölkischen und antibürgerlichen Pose und zu lächeln über die Ungebildeten, die nicht als geläuterte und von kapitalistischer Prägung gereinigte Coolness auf die Welt gekommen sind.
Es gibt auch schöne Tage hier, aber gestern war ein Montag im grausamen Berlin.
(Diese Bemerkungen sind sicherlich nicht objektiv, und neu sind sie schon gar nicht. Vielleicht ist es auch gar nicht so sehr die Wut über eine radikale Linke, die sich zu schade für die Konfrontation mit dem alltäglichen Grauen ist, die diesen Text hat entstehen lassen, sondern der zu heisse Tee, der meine Lippe verbrannte und der Türstock, an dem ich mir eben den großen Zeh gestossen habe.)
Da war sie mal wieder, eine der Gelegenheiten für die radikale Linke, in gesellschaftliche Widersprüche und Konflikte zu intervenieren, zu informieren und inhaltlich wie in der Form, zu eskalieren. Denn auf einmal waren sie da, die ganz normalen "BürgerInnen" (Ost-)Berlins, auf der Straße, sich austauschend, diskutierend und wütend, auch und gerade vor der SPD-Zentrale. Diese Demos richten sich immerhin gegen das neueste Projekt brutaler kapitalistischer Umgestaltung, und werden von mehreren 10.000 Leuten besucht. Natürlich geht da dann der rassistische Normalzustand auf die Strasse; von der Aneignungsdebatte, Negris Empire oder Adornos raffinierten Geheimnissne werden die meisten Menschen ebensowenig gehört haben wie von der Heteronormativität. Dagegen war die Wut, die oberflächliche Empörung, das Unverständnis gegenüber einer Politik da, die die Maske fallen lässt und sich ganz offensichtlich einen Dreck um menschliche Bedürfnisse schert. Eine ideale Situation, um in diese aufgegangenen Widersprüche reinzugehen, ganz konkret mit Flyern, Transparenten, Slogans, mit der eigenen Anwesenheit. Denn nur so können völkische, rassistische, homophobe oder andere grausame Erscheinungen aufgedeckt, öffentlich gemacht und bekämpft werden, und emanzipatorische, linksradikale und revolutionäre Inhalte hineingetragen werden. Was aber passiert? Über die Spaltung der Berliner Montagsdemo ist schon genügend geschrieben worden. Das Ergebnis: gestern zogen vom Alex und vom Roten Rathaus, die nur hundert Meter voneinander entfernt in Sichtweite liegen, zwei Montagsdemos zu unterschiedlichen Zielen, der SPD- und der Grünen-Zentrale. Im Gegensatz zum letzten Montag waren diesmal die zarten Ansätze linksradikaler Intervention wieder verschwunden. Waren vor einer Woche noch Indy-Printausgaben verteilt worden, die u.a. über die Kämpfe in Venezuela und die Beteiligung von Nazis an den Montagsdemos informierten, und war es dank der Aktionen eines einsamen Antifa-Transarents vor dem Willy-Brandt-Haus zeitweilig zu angespannten Szenen zwischen Demo und Polizei gekommen, fehlten sinnvolle Aktionen an diesem Montag völlig. Auf der Demo wie vor der weiträumig abgesperrten Grünen-Zentrale herrschte eine unmotivierte, fast gelangweilte Stimmung, über die auch die Musik des attac-Lautis und der autistische schwarz-rote Haufen nicht hinwegtäuschen konnten. Peinlich und für die Einstellung der Berliner Szene anscheinend symptomatisch war die Aktion dieses "Autonomen Strassentheaters glorreiche 80er". Als die Demo -mit zugegebenermaßen grauenvollem DGB-Transparent- gerade losgelaufen war, hatte mensch nichts besseres zu tun, als sich an die Spitze der Demo zu setzen, mit allem, was dazu gehört: ignorante Haltung, blöde Sprüche, verschmitztes Lächeln, schwarzer Kapuzen-Requisite, Bier und der Attitüde, es jetzt den beschissenen Menschewiki mal so richtig gezeigt zu haben.
So scheint sich die Berliner radikale Linke vollends in den eigenen Szenetopf zurückgezogen zu haben.
Da ist's ja auch viel gemütlicher, im Bewußtsein im richtigen Topf zu sein, sich entspannt zurückzulehnen in einer vollendeten antipatriarchalen, antivölkischen und antibürgerlichen Pose und zu lächeln über die Ungebildeten, die nicht als geläuterte und von kapitalistischer Prägung gereinigte Coolness auf die Welt gekommen sind.
Es gibt auch schöne Tage hier, aber gestern war ein Montag im grausamen Berlin.
(Diese Bemerkungen sind sicherlich nicht objektiv, und neu sind sie schon gar nicht. Vielleicht ist es auch gar nicht so sehr die Wut über eine radikale Linke, die sich zu schade für die Konfrontation mit dem alltäglichen Grauen ist, die diesen Text hat entstehen lassen, sondern der zu heisse Tee, der meine Lippe verbrannte und der Türstock, an dem ich mir eben den großen Zeh gestossen habe.)
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
DGB-Transpi war ein Fake
Die DGB-Transpi Träger stimmten Parolen wie : "Gegen den Sozialabbau, organisiert den Kaufhausklau!" oder "Solidarität mit Florida Rolf!" an, was bei vielen Normalbürgern für Empörung und Verwirrung sorgte. Trotzdem folgten alle zum Roten Rathaus. Später wurde das Transpi dann auch irgendwann entsorgt...
Also, liebe(r) SMASH SMASHISM
wenn du ein du dich kleines bischen mehr in der antikapitalistischen Szene
auskennen würdest, dann hättest du gewußt, dass das fette DGB-Transpi nicht vom DGB getragen wurde. Im schwarz-roten bzw. Antikap- Block waren jedenfalls so gut wie alle GenossInnen darüber informiert.
Engagement statt Spalterei!
Fotos von beiden Demos
http://de.indymedia.org/2004/08/90352.shtml
Fotos der Montagsdemo Berlin Alex am 23.8.04
http://de.indymedia.org/2004/08/90418.shtml
Just another manic monday...
es ist schwierig ,mit Leuten zu demonstrieren,die einen 360 Tage im Jahr nicht haben wollen und dann an fünf Demotagen auch noch freundlich agitierend auf diese Leute zuzugehen.Auf identitätsauflösendes Genossenangequatsche hat halt niemand Lust,überleg aml,wie alnge du gebarucht hast,um dein derzeitiges theoretisches Niveau zu erreichen.
Deutschland als Gesellschaft ohne Klassenbewußtsein,volksgemeinschaftliche
Tradition ,sozialer Kompromiss (wie hieß das nochmal,mit den tarifverhandlungen )und Standortnationalismus,was willst du erwarten...
Agitation gegen Populismus und Rassismus wäre schön,damit nicht irgendeine Volksrechte von den Aufläufen profitiert.
Die Beschäftigung mit z.b. kirchlichen Wohlfahrtsorganisationen ist ebenfalls angebracht,wenn die Leute schon in deren öffentlichen Küchen essen...
@ smash smashism
InSEKTENschaukasten
wichtig dass die Proteste nicht abflauen
In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch erwähnen, das es am Mittwoch ab 15.30h eine Mahnwache vor dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (Scharnhorststr. 34-37, U6 Zinnowitzer Str.) geben wird. Die Aktion steht unter dem Motto "Mahnen, wachen und mehr!" Kommt dort alle hin!
@ smash smashism: is ja richtig, aber ...
Jedoch sollten wir nicht resignieren an solchen Erbkrankheiten der Linken, sondern die wirklich neue Situation, des geballten Unmuts großer Teile der Bevölkerung, mit ihr gemeinsam nutzen.
Um die Stimmung wieder etwas zu erhellen, ein paar schöne Fotos von „einer“ Montagsdemo in Berlin:
http://de.indymedia.org/2004/08/90304.shtml
Na Toll !!!!!!!
Nach 3 Wochen Montagsdemo ist es geschafft-die Bewegung ist gespalten!!!!!
2 Wochen steht die "radikale Linke" da und weiß nicht so richtig was sie davon halten soll. "Normalbürger" organisieren sich und besetzen einfach "unser" Themenfelder ohne zu fragen. Dabei sehen die nicht mal aus wie "wir". Viele von denen essen sogar Bratwurst und höhren "Volksmusik".....
Die Leute die da auf die Straße gehen haben mit Sicherheit nur sehr unzureichend von Marx usw gehört und kämpfen trotzdem (gewollt oder ungewollt) gegen die herschenden Verhältnisse.
Und was macht die "radikale Linke"?????
Aus allen linken Religionsgemeischaften strömen die Gläubigen mit den Symbolen ihrer Sekte herbei und rufen: Folgt den Spartakisten-nein den Marxisten-nein den Trotzkisten....
Da werden Schriften verteilt die man ohne mittlere Reife inhaltlich kaum erfassen kann, da schließt man sich in Blöcken zusammen weil- mit Mensch Meier in einer Demo????-nein dass ginge zu weit!!
Da hilft nur noch eins- Abgrenzen!!!! Den ,die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen den Demoblöcken!!!
Die Demo war im übringen scheiße langweilig- da haben die "Bürger" letzte Woche mehr Stimmung gemacht.
MACHT DOCH MAL WAS LUSTIGES!!!!!!!!!!!!!!
Trotz allen Frusts- eine schöne Woche!!!
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
muss ausgefüllt werden
dann geh doch bitte wieder zu deiner PDS-demo und heul dich da aus, dass die bösen linken alles kaputt machen...
@ berliner
dessen essenz hier noch einmal in kurzfassung: statt in die proteste zu intervenieren und sich dabei zwangsläufig auch auf widersprüche einzulassen, macht "die" berliner linke lieber gar nichts, stattdessen verbleibt sie in ihren (zugiger gewordenen) kuschelnischen. halt nein: "sie" hijacked die demospitze und kommt sich dabei logischerweise superradikal und aufgeklärt vor.
dieser radical-chic-gestus und die quasi kaum vorhandenene inhaltliche intervention werfen ein bezeichnendes licht auf einen großteil der berliner szene und deren soziale herkunft. mittelschichtskids, die für ein paar jahre ein bißchen die sau rauslassen und sich in bildungsbürgerlicher mnanier über die "dummen prolls" mokieren, ohne danach zu fragen, WARUM diese menschen so deformiert sind und weder zeit noch lust haben, sich der adorno-, butler- oder marxlektüre hinzugeben.
ein schönes Bild vom Montag
???
danke für den hinweis.
erst jetzt ist mir klar geworden, wie intolerant sich die linke gerade der (neo)faschistischen und nationalsozialistischen politik, all ihrer errungenschaften und methoden gegenüber benimmt...schande über sie...
linke `hetze´ gegen faschistische und menschenverachtende politik, gewalt und intoleranz muss endlich mehr beachtet werden...
Mensch smash!
Aber das wirkliche Problem habt ihr nicht bemekt.
Ihr seid primitiver antikommunistischer Hetze aufgesessen und habt euch auf eine Demo der Regierungsvertreter locken lassen! Ihr habt zusammen mit PDS- (Berliner Landesregierung)Funktionären demonstriert und findet das in Ordnung (oder findet jedenfalls nichts schlechtes dran). Habt ihr einen von euch sprechen hören? Nein, konntet ihr auch nicht, die haben nämlich nur handverlesene Funktionäre sprechen lassen.
So bekommt man eine Demo zuerst in die Hand und kann sie dann abwürgen.
Aufgefallen ist euch, dass es seltsam ruhig war, immerhin.
Sagt mal, merkt ihr nichts??????
Habt ihr auch nur einmal die Parole "Hartz IV muss weg" von einem der Redner gehört? Konntet ihr auch nicht, die war ja gerade verboten (siehe Stellungnehme des DGB-Bundesvorstandes).
Selbst die SPD hatte auf dieser Demo einen Stand!
Aber für euch sind die Theorien von Adorno wichtiger!
Heilige Einfalt!