Mahnwache Schanzenpark Hamburg (Wasserturm)

mir 02.06.2004 15:57
Bilder der Mahnwache im Schanzenpark gegen das Vier-Sterne-Hotel im Wasserturm.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

... Presse schürt mal wieder das Feuer

h2o 02.06.2004 - 17:39
na super! erst muss es mal wieder zu festnahmen kommen, damit die presse überhaupt reagiert ... nun ja, war ja auch nicht anders zu erwarten ...

danke an die bullen, die am samstag die festnahmen (und erkennungsdienstliche behandlung!!! - s.o. zweiter link) getätigt haben ... somit erscheint überhaupt mal etwas in den bürgerlichen(?) hamburger blättern ...

artikel vom 02.06.2004:
(die überschrift der mopo ist echt spitze: "ist das die neue hafenstrasse?")

 http://www.mopo.de/nachrichten/101_politik_58744.html

 http://www.welt.de/data/2004/06/02/285785.html

schön, wie sich laut mopo die aussagen der polizei und der patrizia ag widersprechen: einerseits meint patrizia, dass der park natürlich weiterhin uneingeschränkt genutzt werden kann, andererseits plant die polizei eine dauerhafte präsenz im park ... ???

wer allen ernstes glaubt, mit einem hotel im wasserturm wird sich im park nichts ändern, dem kann nicht mehr geholfen werden ... hotelgäste finden lärm aus einem angrenzenden park immer sehr entspannend ...

wie steht's eigentlich mit einer bundesweiten mobilisierung gegen mövenpick??? immerhin gehört das eis ja auch zu nestlé ... gründe genug gäb's schon ...

DEMO

DEMONSTRANT 03.06.2004 - 13:19
so wie ich gehört habe, soll am 19.06. eine demo durch die stadt angemeldet werden. ob die vorgeshende route genemigt wird, ist wohl sehr fraglich. aber die demo kommt!!

mopo forumpro/contra hotel-tower im park

nix da 03.06.2004 - 22:32
wer ist eigendlich diese person mit dem nic "susanne", scheint ne menge detailkenntnisse über das bauvorhaben zu haben. arbeitet sie für patrizia ag? und heisst "susanne frei"? siehe google.de...
mehr siehe mopo-forum...
 http://www.mopo.de/applications/forum/read.php?f=14&i=113372&t=113372

der neuste hohn

kowalski 04.06.2004 - 16:21

Die Bezirksversammlung Eimsbüttel und Patrizia/Storr
behaupten u. a. in der Mopo, die Nutzung des Parks
werde zukünftig nicht eingeschränkt. Das ist ein
glatte Lüge! Im städtebaulichen Vertrag (der uns als
Öffentlichkeit betrifft, nicht aber öffentlich
zugänglich ist) haben sie bereits Gegenteiliges
festgelegt.

Nicht nur Teile des Schanzenparks, sondern auch ein
Teil der Straße Sternschanze wurde an die
sogenannten Investoren verkauft.

Die Schanzenspiele als Befriedungszeremonie für das
Viertel werden von der Patrizia AG gesponsort.
Nach dem schönen Fest, nach den neusten Infos im Herbst,
rücken im Auftrag dieser großzügigen Firma Baumaschinen an und
zerstören unseren Park für immer. (Der Grundwasserspiegel im Park soll
gesenkt werden, um die Kellergeschosse nutzbar zu machen, d. h. der
Hügel wird austrocknen und die Bäume sterben.)

Also, Aktionen machen!

gekaufte lobby formiert sich

loyal zum schanzenpark 05.06.2004 - 17:40

Geld verteilt
Die Million Euro, die der Investor Ernest Joachim Storr bezahlen muss, weil er den Schanzen-Wasserturm rein kommerziell nutzt, ist jetzt unter zehn Projekten im Stadtteil verteilt worden. Der Löwenanteil soll für Sportanlagen und den Umbau des Rundbunkers in eine Stadtteilgalerie ausgegeben werden.
taz Hamburg Nr. 7375 vom 5.6.2004, Seite 26, 11 Zeilen (TAZ-Bericht)
 http://www.taz.de/pt/2004/06/05/a0376.nf/text.ges,1

Investor springt ab !

viel glück 06.06.2004 - 00:17
Aus für Wasserturm-Hotel
Der Plan, den Wasserturm im Sternschanzenpark zum Hotel umzubauen, ist endgültig geplatzt. Die französische Hotelkette "Accord" hat laut "taz" kein Interesse mehr an dem Projekt. Joachim Storr, Münchner Eigentümer des 57,5 Meter hohen Kolosses, gab sich gegenüber der MOPO überrascht: "Davon wußte ich nichts."
Er könne aber verstehen, daß die Kette "wegen der Drogenszene im Park" einen Rückzieher mache. Daß ein anderer Hotelier in die Bresche springe, sei so gut wie ausgeschlossen, gab Storr zu. Er arbeite "zur Zeit an neuen Konzeptionen", die er "innerhalb von 14 Tagen" mit dem Eimsbüttler Bezirksamtschef Eddy Mantell abstimmen wolle. Insider bezweifeln, daß daraus etwas wird. Storr hält den Bezirk seit 1990 hin. Damals verkauften ihm die Wasserwerke den Turm zu einem symbolischen Preis, weil er versprach, dort Büros und Räume für Stadtteilgruppen einzurichten. 1996 schwenkte Storr um, wollte das Denkmal zur Bettenburg umbauen. Passiert ist in diesen acht Jahren nichts. Das dringend sanierungsbedürftige Wahrzeichen des Viertels verfällt immer weiter. jb

Hamburger Morgenpost 16.03.1998

@ all :

fiz 06.06.2004 - 00:41
Anlage 1 zu TOP 7.1 der Niederschrift der Sitzung des Kerngebietsausschusses
vom 05.01.2004

Auszug aus dem städtebaulichen Vertrag von 1996 zwischen der GbR
Wasserturm Sternschanze und der Freien und Hansestadt Hamburg,
Bezirksamt Eimsbüttel (Abschrift)

„Präambel
Zur Verbesserung der städtebaulichen und sozialen Verhältnisse im Schanzenviertel beabsichtigt die Freie und Hansestadt Hamburg unter Beteiligung der Stadtteilinitiativen und anderer Betroffener Maßnahmen in und um den Sternschanzenpark, die der Erhaltung und Förderung der öffentlichen Benutzbarkeit des Parks dienen sollen. Als eine Maßnahme ist z. B. der Um- und Ausbau des sog. „Norwegerheimes“* für eine soziale und stadtteilbezogene Einrichtung in Aussicht genommen.

Bestehende Anlagen im Park und bisher übliche öffentliche Nutzungen des Parkes, wie z. B. Zirkusdarbietungen, Konzerte, Theateraufführungen usw. sollen verbessert, gefördert und möglichst ausgeweitet werden.

Die Vertragspartnerin zu 1) unterstützt diese Zielvorstellungen und die beabsichtigte Erhaltung und Förderung öffentlicher Nutzungen. Sie hat sich deshalb schon im Jahre 1990 gegenüber dem Voreigentümer des Wasserturms, den Hamburger Wasserwerken, privatrechtlich verpflichtet, mindestens 50 % der Nutzfläche des Wasserturms auf Dauer für öffentliche Zwecke kostenlos zur Verfügung zu stellen bzw. nutzen zu lassen. Die gleiche Nutzungsverteilung liegt der damals erteilten Baugenehmigung zugrunde.

Unter veränderten ökonomischen Bedingungen, insbesondere wegen des Verfalls der Büromieten, läßt sich der denkmalgeschützte Wasserturm nicht mehr entspre-chend den damaligen Vorstellungen erhalten. Mit einer kommerziellen Nutzung nur eines Teils des Turmes können die Kosten der öffentlichen Nutzung des anderen Teils nicht erwirtschaftet werden. Auch die Hamburger Wasserwerke bestehen deshalb nicht mehr auf der Einhaltung des damaligen Nutzungskonzeptes.

Die Vertragsparteinen bemühen sich jedoch, andere Wege zu finden, die Zielsetzung der ursprünglichen Absprachen und Genehmigungen aufrecht zu erhalten, wenn auch räumlich anders verteilt.

Zur Erreichung des gemeinsamen Zieles vereinbaren die Vertragspartien daher fol-gendes:

Artikel 1

Die Vertragspartnerin zu 1) verpflichtet sich, einen Betrag
in Höhe von DM 2.000.000,00
(in Worten: Deutsche Mark Zwei Millionen)

zur Förderung der öffentlichen, stadtteilbezogenen Nutzungen im und um den Sternschanzenpark an die Vertragspartnerin zu 2) oder eine von ihr zu benennende be-stehende oder noch zu gründende Stiftung oder andere juristische Person zu zahlen.
…..

Artikel 3

Die Vertragspartnerin zu 1) verpflichtet sich, genehmigungsfreie Nutzungen und ge-nehmigte Sondernutzungen im Sternschanzenpark im bisherigen Umfang weder rechtlich noch tatsächlich zu behindern. Dazu erklärt die Vertragspartnerin zu 1) schon jetzt den Verzicht auf etwa gegebene Rechtsbehelfe gegen Sondernutzungserlaubnisse, soweit diese nach Art und Zahl den bisher üblichen Umfang nicht über-schreiten.

Die Vertragspartnerin zu 1) wird diese Verpflichtung bei einer eventuellen Veräußerung des Grundstückes auf den Erwerber oder die Erwerberin oder sonstige Berechtigte übertragen und dies durch die Einrichtung einer entsprechenden beschränkten persönlichen Dienstbarkeit zugunsten der Vertragspartnerin zu 2) sichern.“


* heute Sternschance e.V. & leider SPD-Datscha























siehe oben städtebaulicher Vertag

fiz 06.06.2004 - 01:49
 http://www.sternchance.de/sternchancedrei/Historiein.html
Der Architekt Ronald Knaack hat diese Rede für die Eröffnungsfeier am 7.7.2000 vorbereitet, aber nicht gehalten.

Liebe Gäste, als Architekten dieses Hauses, das nun zum zweiten Mal in seiner langen Geschichte eingeweiht wird, möchte ich Ihnen zusammen mit meinem Partner Herrn Prell das Norwegerheim vorstellen.
Seine Geschichte bis zum Brand ist wohl allen bekannt. Im Sommer 1997 haben wir das Haus erstmalig besichtigt. Es war teilweise zerstört, geschwärzt vom Feuer. Der Teil, wo sich der Gastraum befindet, war schon abgerissen. Es sah nicht gut aus. Aber die Substanz war noch erhalten und der Charme des skandinavischen Holzhauses überall spürbar. Diesen Charme wollten wir erhalten und ausbauen.
Die Alternative Abriss oder Neubau war riskant - politisch- weil man hier gar nicht neu bauen darf und es wäre wohl eine völlig andere Architektur geworden. Wir setzten uns für den Erhalt ein, wissend, dass das viel Arbeit und wenig Honorar bedeutet. Aber das Projekt und der Verein sind eine gute Sache, der Ort und die Aufgabe sind reizvoll und die reizende Betreiberin - Anne Knaack - ist meine Cousine. Von außen sollte das Haus aussehen wie vorher, vielleicht noch schöner. Von der Holzkonstruktion, alles nordische Qualität, bestes Holz, haben wir so viel wie möglich erhalten, der Grundriss wurde im Gaststättenbereich verändert. Die alten Fußböden wurden freigelegt und geschliffen. Alle Innenwände und Decken wurden beplankt, so dass der beißende Brandge-ruch heute kaum noch spürbar ist. Wärmedämmung, Fenster und Türen wurden dem heutigen Standard angepasst. Heizung, Lüftung, Sanitär- und Elektroanlagen komplett erneuert.
Im Mai diesen Jahres entschlossen wir uns, unter dem Thema Feng Shui und Geomantie am Hamburger Architektur Sommer teilzunehmen. Die SternChance mit ihrer Idee, verschiedene Kulturen zusammenzubringen, bot sich an, dort östliche Weisheiten und westliche Baukultur zusammen zu bringen. Meine Cousine war begeistert und zusammen mit den Feng Shui Beraterinnen planten wir um. Der Eingang musste aufgrund komplizierter, Jahrtausende alter Berechnungen auf die andere Seite verlegt werden, im Keller wurden Kristalle zur Abschirmung von Wasseradern im Estrich versenkt und vor dem Eingang sorgt ein fließendes Gewässer für ausreichend positive Energie, die der SternChance zu Glück und Wohlstand verhelfen soll. Mehr darüber am 14.Oktober ab 14 Uhr, wenn das Projekt hier im Rahmen des Architektur Sommers vorgestellt wird. Liebe Annegret, Herr Mantell und alle Freunde der SternChance, ich wünsche Euch von Herzen , dass Ihr Erfolg haben werdet. Vielen Dank!
Umsetzung der Idee SternChance
Der Weg von der Idee zur Verwirklichung war lang und steinig. Dass es uns dennoch heute gibt, verdanken wir vielen Helfern und Unterstützern. Die langen Wege durch die Verwaltung(en) waren manchmal dornenreich, manchmal verwirrend, manchmal völlig unverständlich, doch immer wieder fanden wir auch Hilfe und Unterstützung. Das größte Hindernis bei der Umsetzung war der Brand des Hauses im Frühjahr 1997. Wir haben damals dem ersten Impuls nicht nachgegeben, sondern sind bei unserem Ansatz geblieben. Wenn es möglich gewesen wäre, das alte Haus zu renovieren, dann musste es auch möglich sein, die durch den Brand hervor gerufenen Schäden zu beseitigen. Der Erfolg gibt uns heute recht. Aber alleine wäre es nicht gegangen. Deshalb gilt den nachfolgend aufgeführten Ämtern, Einrichtungen und Personen unser ganz besonderer Dank: Stadtentwicklungsbehörde für Finanzierung des Wiederaufbaus, Firma JOTUN, vermittelt durch den norwegischen Generalkonsul Nils Olav Stava (die norwegische Farbenfirma hat ihr Mutterhaus in Sandefjord nahe Oslo und spendete uns die gesamte Außenfarbe in einem norwegischen Originalton in feinster Farbqualität),dem norwegischen Konsulat für ein Ölgemälde von Astri Vie Pollege, Bezirksamt Eimsbüttel (wir hatten mit nahezu allen Abteilungen zu tun), allen Fraktionen der Bezirksversammlung Eimsbüttel für die Bewilligung der Mittel für die Regenwassernutzungsanlage, Hamburger Spendenparlament für Außenbühne, Baumhaus und Starthilfe, Schallschutzakustiker Dr. Jacobi für Rat bei der Konzeption der Außenbühne, plankontor für die Zeichnung des Plans der Außenbühne, HASPA für Spielgeräte, Kompostanlage, Pflanzen und Außenbühne, HEW Umweltstiftung für die Teichanlage, Hanseatische Natur- und Umweltinitiative für die Solaranlage und einen Naturzaun, den Jungs vom Verein Stadtteil- und Milieunahe Erziehungshilfen für den Bau des Baumhauses, den Beschäftigungsträgern Hamburger Althauspflege, GATE, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, S.A.U.F., einfal GmbH, Jugendwerkstatt Rosenallee, der Stadtent-wicklungsgesellschaft für die Hilfe beim Verteilen der Ferienprogrammhefte, Wachdienst Molitor (der erste Alarmeinsatz erfolgt kostenfrei), Reinigungsfirma Klaus Mölln für die Reinigung der Fußböden, Musikmarkt für Leihgaben zur Durchführung der Musikdar-bietungen, dem Gastwirt Mario Drifte von der "Bodega" für Bierzapfen.

Dank gilt vor allem auch den Künstlern, die uns während der letzten Jahre kostenlos erfreut haben und auch noch einmal ihre Beiträge zu der Eröffnungsfeier geschenkt haben. Außerdem danken wir den Helferinnen und Helfern, die bei der Entrümpelung des Geländes, der Durchführung der Sommerprogramme und beim Anlegen der Gartenbeete geholfen haben. Der Firma PPC danken wir für die Finanzberatung und den Feng Shui Beraterinnen Brigitte Borth und Stefanie Sperber für die Hilfe bei der Gestaltung des Hauses und des Gartens und dem Architekten Ronald Knaack für sein über das Übliche hinaus gehende Engagement. Für finanzielle Unterstützung danken wir allen Spendern und Fördermitgliedern.

50 Jahre Norwegenheim im Sternschanzenpark
- ein Geschenk aus dem Königlichen Norwegen an die Stadt Hamburg

Die Geschäftsführerin der Vereinigung städtischer Kinder- und Jugendheime der Freien und Hansestadt Hamburg Gertrud Splidt traf sich Anfang der 50er Jahre mit der Norwegerin Tove Tau.
Tove Tau war mit dem von den Nazis verfolgten und im Krieg nach Norwegen geflohenen Max Tau verheiratet und arbeitete für die „Norwegische Europahilfe“, deren Mission es war, die Not in Europa nach dem Krieg zu lindern. „Redd Barna“ (=Rettet die Kinder) war der „Norwegischen Europahilfe“ angeschlossen, ihnen lag besonders das Wohl der Kinder am Herzen. Die kommenden Generationen sollten nicht leiden unter der Vergangenheit und nun der Grundstein dafür gelegt werden , dass sich das Gewesene nie wieder wiederholt. Welch eine Geste der Nächstenliebe und der Vergebung. Die Norweger, denen so viel Unheil durch die deutschen Nationalsozialisten zuteil geworden war, hatten selbst nicht viel und brachten dennoch die Mittel auf, um die Kinder ihrer ehemaligen Feinde zu retten!
Und sie retteten Kinder, die in Verhältnissen lebten, die sich hier heute keiner mehr vorstellen kann. Es gab viele alleinerziehende Mütter, deren Männer nicht aus dem Krieg zurückgekehrt waren. Sie hausten in Ruinen, zertrümmerten Häusern und Notunterkünften. Mehrere Familien teilten sich eine Wohnung, viele besaßen kein eigenes Bett. Die meisten Menschen hatten nichts zu essen.

Über ihre parteipolitische Arbeit in der SPD und ihre Verbundenheit mit Norwegen hatte Gertrud Splidt von zwei gespendeten Norwegenhäusern in Kiel und dem „Fridtjof-Nansen-Haus“* in Ratekau bei Lübeck gehört und wollte Tove Tau wissen lassen, dass auch in Hamburg so ein Haus gebraucht würde.
Die „Norwegische Europahilfe“ entschied positiv und spendete auch für Hamburg ein Norwegenheim. Vor allem den alleinstehenden Müttern sollte aus ihrer großen Not herausgeholfen werden, damit sie sich für ihren Lebensunterhalt Arbeit suchen konnten und ihre Kinder gut betreut wussten.
Tove Tau hatte sich für die Kinder einen idyllischen Ort im Grünen gewünscht, mitten in der Stadt und nicht verkehrsreich. So wurde der Rand des Sternschanzenparks ausgesucht und das Fundament gebaut. Die Bauteile und die von Tove Tau ausgewählte Ausstattung wurden per Schiff hergebracht.

Am 18.2.1952 konnte das Norwegenheim eröffnet werden. Die Heimleiterin Gertrud Kampe nahm den symbolischen Schlüssel einer alten norwegischen Stabkirche (zu besichtigen im Cafe Stern-Chance) von Jugendsenatorin Paula Karpinski** entgegen. 88 Kinder wurden aufgenommen. Es gab
2 Gruppen für Kleinkinder ab 2 _, weitere 2 Gruppen für Schulkinder. Das Norwegenheim war von 6–18 Uhr geöffnet. Eine Noteinrichtung aus der Laeizstraße, die nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprach, zog mit ihrer Leiterin Ingeborg Stolp in das Norwegenheim. Die übrigen Kinder wurden von den Fürsorgerinnen und Sozialarbeitern des Amtes für Soziale Dienste ausgewählt. Viele Kinder waren durch den Krieg traumatisiert. Durch das schöne Haus konnte bei diesen Kindern viel erreicht werden.

Die ersten Heimleiterinnen Gertrud Kampe und Ingeborg Stolp*** und die Erzieherinnen der ersten Stunde wussten, dass die Skandinavier uns in der Kindererziehung weit voraus waren (und sind!)
und freuten sich nicht nur über das nach hohem Qualitätsstandard so schön eingerichtete Haus,
sondern führten auch mit ausgebildeten Kindergärtnerinnen ein in der damaligen Zeit besonderes
Erziehungskonzept durch. Sie stellten die Möglichkeit, in Luft und Sonne bei genügend Platz zu
spielen, obenan. Die Persönlichkeit des Kindes sollte erkannt und individuell mit viel Kreativität zur
Entfaltung gebracht werden, Werte, die bei den Nationalsozialisten nicht gefragt waren.

Den Kindern sollte ein Stück „Zuhause“ als familienergänzende Erziehung gegeben werden.

Auch nach der Eröffnung wurde die Hilfe fortgeführt. Aus Norwegen kamen Lebensmittelpakete, die vom Norwegenheim aus an bedürftige Familien verteilt wurden. Junge Menschen aus einer norwegi-schen Musikschule spielten im Norwegenheim im Rahmen des Kinder- und Jugendaustauschs. Der Kontakt mit den Norwegern wurde sehr geschätzt und gepflegt. So hielten die Kinder Tove Tau immer durch ihre Briefe mit Basteleien auf dem Laufenden. Die „Gamle Garde“ (=Norwegische Pensionäre aus öffentlichen Ämtern) zeigten ihr Interesse, indem sie das Norwegenheim besuchten. Am norwegischen Nationalfeiertag wurden damals wie heute Umzüge durch das benachbarte „Planten un Blomen“ durchgeführt. Auch die Kinder des Norwegenheims schwenkten norwegische Fähnchen und riefen „Huray“.

1994 wollte die Vereinigung das Kindertagesheim vergrößern und zog weg von der inzwischen sehr verkehrsreichen Schröderstiftstraße in die Monetastraße.

1995 entstand die Idee, die verschiedenen Generationen und Nationalitäten des Schanzen-, Karo- und Univiertels zusammenzuführen. Unter dem Motto „kulturell, bildend, sozial“ trat der Verein SternChance an, die Stimmung im Stadtteil anzuheben.
Angst vor Versnobbung auf der einen Seite wie Angst vor Verslumung auf der anderen Seite waren ebenso Grundlage wie die Sehnsucht nach einem Treffpunkt, an dem sich die ganze Vielfalt des Schanzenviertels zum Wohle des Stadtteils befruchtend darstellen kann. Unterschiedliche Kulturen und Altersgruppen treffen sich bei dem Besuch der Kurse und Seminare, bei gemeinsamem Tanz oder Musikgenuss, man lernt sich kennen, lernt voneinander und miteinander. So kann Verständnis füreinander entstehen und Freude an der Verschiedenartigkeit. Offenheit und Toleranz bereichern die Lebensqualität.

1996 bewarb sich der Verein SternChance um das Norwegenheim als Standort für „SternChance an der Sternschanze – Treffpunkt Norwegenheim“, organisierte und koordinierte für die „Erste Hilfe für die Sternschanze“ (=Runder Tisch aus Politik, Drogeneinrichtungen, afrikanischen Verbänden, Kindergärten, Schule, Kirche, Polizei, Initiativen, Bewohnern) im Sternschanzenpark das ehrenamtliche Fest „Phoenix aus der Asche“. Der beginnenden Ausländerfeindlichkeit, entstanden durch die Drogenproblematik im und am Sternschanzenpark, sollte mit einem positiven Signal „wir leben und feiern hier gerne“ begegnet werden. Auch Lösungsansätze wurden gemeinsam erarbeitet.

1997 fiel das Norwegenheim wegen Leerstandes Brandstiftern zum Opfer. Der südliche Teil des Hauses wurde vollständig zerstört. Doch SternChance gab nicht auf, veranstaltete diverse Sommer-programme an der Brandruine und „erkämpfte“ das Geld für den Wiederaufbau.

Am 7.7.2000 eröffneten wir endlich unser „SternChance Café- und Culturhaus Sternschanze“ im wieder errichteten Norwegenheim und zeigen seitdem, dass unser Haus – wieder sehr schön eingerichtet - trotz aller Anlaufschwierigkeiten und ohne laufende Förderung nicht nur überlebt, sondern sich auch mit zunehmendem Bekanntheitsgrad immer noch größerer Beliebtheit erfreut. Vor allem die multikulturelle Absicht ging auf, hier treffen sich alle Nationalitäten. Der Senegalese spielt spontan mit dem Norweger und der Kurde tanzt dazu. Sehr stolz sind wir auf unsere sozialen Angebote. Die Elternschule bietet kostenlos Babymassage und Alleinerziehendentreff.
Unser internationaler Kindergospelchor, in SternChance geboren, trat nach Darbietungen im Norwegenheim in der Nikolaikirche auf und darf im Mai 2002 sogar für das Königlich Norwegische Kronprinzenpaar Mette Marit und Haakon singen!

Der Gedanke der Völkerverständigung wirkt damals wie heute positiv im Norwegenheim.


* Eröffnung 1951, die erste Heimleiterin Eva-Isolde Kerst verkehrt bis heute regelmäßig im Hamburger Norwegenheim
** Paula Karpinski, die erste weibliche Hamburger Senatorin, wird in diesem Jahr (2002) 105 Jahre alt
***Ingeborg Stolp ist Zeitzeugin und besonders im Jubiläumsjahr 2002 häufiger und sehr gern gesehener Besuch

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

mobilisierung — mövenpack

Solidarität mit euch! — Feuer Breuer