MITTENWALD: mehr Bildchen

weißwurschterl 01.06.2004 10:57 Themen: Antifa Militarismus
von Bergidylle und Geschichtsrevisionismus
Hier nur ergänzende Impressionen

Inhaltliches hier:
 http://germany.indymedia.org/2004/05/84503.shtml
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

noch mehr Presse

AbonenntIn 01.06.2004 - 13:15
Garmisch-Partenkirchener Tageblatt 01.06.2004:
Keine Pauschalurteile und Tabus in der Geschichts-Aufarbeitung
Selbstkritische Worte von Kameradenkreis-Präsidenten Coqui
Wolfgang Kaiser

Mittenwald - Knapp 800 Gebirgssoldaten und ihre Angehörigen werden es, laut
Polizeiangaben, gewesen sein, die zur Pfingstfeier der Gefallenen und
Vermissten auf den Hohen Brendten zum Ehrenmal gekommen waren - sicher
weniger als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Von den Demonstrationen weiter
unten war droben, beim Gottesdienst, nichts zu hören, nur die Polizeipräsenz
war stärker, sehr viel stärker als einst.

Bemerkenswert war freilich auch, dass der Präsident des veranstaltenden
Kameradenkreises, Brigadegeneral a. D. Ernst Coqui, in seiner Ansprache auch
auf Verbrechen von Gebirgssoldaten im Zweiten Weltkrieg einging: "Wir sind
uns in gleicher Weise der großen Leistungen der Gebirgstruppe im Krieg
bewusst wie leider auch von Gebirgssoldaten begangener Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit", erklärte Coqui. Heute wisse man um so
manches moralische Versagen militärischer Führer vor den Zumutungen des
Nationalsozialismus und teilweise sei die Truppe schuldhaft verkettet, teils
schuldlos im Glauben an Rechtmäßigkeit schändlich missbraucht worden. Coqui:
"Es darf keine Tabus in der Aufarbeitung der eigenen Geschichte geben. Dies
trifft im Besonderen auf den Partisanenkampf zu, der zu allen Zeiten grausam
und unritterlich ist und mehr Opfer in der Zivilbevölkerung fordert als
jeder reguläre Kampf." Unredlich sei es dagegen, nicht zu differenzieren und
pauschale Urteile zu fällen, denn es gebe nur persönliche Schuld.
Am 1190 Meter hohen Brendten waren auch diesmal Delegationen der
Gebirgstruppen aus Frankreich, Italien und Österreich anwesend, nicht
zuletzt aber auch viele ranghohe Offiziere der Bundeswehr, unter ihnen der
Viersterne-General a. D. Dr. Klaus Reinhardt, die früheren
Divisionskommandeure Jürgen Schlüter, Franz Werner und Rainer Jung sowie
Generalmajor Manfred Engelhardt, Kommandeur der 10. Panzerdivision, der ja
auch die jetzige Gebirgstruppe angehört. Ehrengast war Mittenwalds
Bürgermeister Hermann Salminger.
Zu Beginn der kirchlichen Feier segnete der katholische Militärpfarrer
Alfons Hutter, der anschließend zusammen mit Pater Rupert Schillinger die
Eucharistie zelebrierte, das neue Holzkreuz zwischen den hohen Steinpylonen.
Der evangelische Militärpfarrer Wolfgang Scheel kam in seiner Predigt auf
die Widerständler des 20. Juli 1944 zu sprechen, die ebenfalls aus der
Wehrmacht hervorgegangen sind: "Hätten sie damals Erfolg gehabt, wären nur
halb so viele Menschen im Zweiten Weltkrieg gestorben."

30.05.2004 21:00 Uhr, BR-Radionachrichten

Gebirgsjäger-Treffen in Mittenwald
Mittenwald: Ohne größere Störungen ist am Nachmittag das Treffen von rund
800 ehemaligen Wehrmachtsoldaten der Deutschen Gebirgsjäger-Einheiten im
oberbayerischen Mittenwald zuende gegangen. Die Veranstaltung war bereits
seit gestern von mehreren Gegenkundgebungen begleitet worden. Unter dem
Motto "Die Mörder sind unter uns" protestierten mehrere hundert Menschen
gegen das Treffen. Gestern hatte die Polizei sieben Personen festgenommen,
die Plakate mit strafrechtlich relevanten Parolen trugen. Ein 59jähriger,
der ein Hakenkreuz-Abzeichen trug, wurde angezeigt.
---
29.05.2004 15:00 Uhr, BR-Radionachrichten

Protest in Mittenwald gegen Gebirgsjägertreffen
Mittenwald: In der Gemeinde im Landkreis Garmisch-Partenkirchen haben am
Mittag rund 350 Menschen gegen ein bevorstehendes Traditionstreffen von
Gebirgsjägern protestiert. Zu der Veranstaltung werden etwa 2.000 ehemalige
Soldaten der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und der Bundeswehr erwartet.

---

Mittenwald war ok

Global Player 01.06.2004 - 13:29
Die Demo gegen das Gebirgsjägertreffen fand ich inhaltlich sehr gut, ich musste mich über fast nichts dabei ärgern.
Eine Demo in Mittenwald unterscheidet sich von sonstigen Demos ziemlich erheblich. Der Großteil der Bevölkerung hat die Demo als einen Angriff gegen den Ort selbst empfunden. Man hätte vermuten können, dass sich einige Bürger relativ oberflächlich von dem Gebirgsjägertreffen distanzieren (aus lokalpatriotischem Interesse, würde ein schlechtes Licht auf den touristischen Ort werfen). Dem war aber überhaupt nicht so. Das Gebirgsjägertreffen wurde als Teil der Tradition des Dorfes begriffen und vehement verteidigt.
Den GegendemonstrantInnen stand wirklich eine Dorfgemeinschaft bzw. "Volksgemeinschaft" gegenüber. So weit mir bekannt, hat sich so gut wie niemand aus der örtlichen Bevölkerung an der Demo beteiligt. Von daher ist klar, dass es nun nicht darum gehen kann, diese Leute zu agitieren oder zu überzeugen. Einige von den Linken haben das wohl trotzdem geglaubt. Mit Leuten, die rufen "euch haben sie beim vergasen vergessen", wobei der ehemalige KZ-Häftling Ernst Grube dabei war (!!), und so die Shoa nachträglich gutheißen und ihr Vernichtungsprogramm fortsetzen wollen oder mit dem Mob, der eine Stunde nach der Befestigung einer Gedenktafel für die Opfer der Gebirgsjäger diese zerbrach (!!) ist es sinnlos eine Diskussion zu führen. Solche Leute kann man nur bekämpfen. Von daher ist es sinnvoll zwei Fronten aufzumachen und das zu tun, was die ehemaligen Gebirgsjäger und ihre SympathisantInnen am meisten ärgert. Die Partigiani-Shirts, oder Stalingrad 43-Shirts (die ungefähr 10% der Demo trugen) waren daher genau das richtige. Das mit den Eltern und kleinen Kindern, denen "Mörder" entgegen gerufen wurde, fand ich auch blöd (siehe vorheriger Artikel). "Stalingrad, Stalingrad -jede Minute stirbt ein deutscher Soldat" ehemaligen Wehrmachtsoldaten entgegen zu rufen ist dagegen völlig richtig.
Auf der Demo waren auch bemerkenswert viele Antideutsche und AntiösterreicherInnen, aber es wurde -so weit ich weiß-niemand wegen Israel-Buttons oder dergleichen angepöbelt, was keine Selbstverständlichkeit ist.
Äußerst unangenehm waren neben Nazis und Gebirgsjägern auch die ständigen Polizeikontrollen, als auch die persönliche Meinung des USK, die am Sonntag erörterten, dass im Deutschland der 30er Jahre doch alle Leute gehungert hätten und arbeitslos gewesen wären, dass zwischen Nazideutschland und Sowjetunion doch kein Unterschied gewesen wäre und GULag und Auschwitz genau das gleiche gewesen wären. Der hohe statistische Zusammenhang zwischen grüner Uniform und autoritärem Charakter schien sich mal wieder zu bestätigen.

Presse

Frankfurter Rundschau 01.06.2004 - 15:51
GEBIRGSJÄGERTREFFEN IN OBERBAYERN

Mit dem Hakenkreuz zum Gedenken an die toten Soldaten

Trotz Proteste ehren Gebirgsjäger von Wehrmacht und Bundeswehr weiter gemeinsam ihre toten Kameraden - darunter auch einige Kriegsverbrecher.

VON J. TORNAU (MITTENWALD)



"Mörder" - in meterhohen Lettern haben Unbekannte dieses Wort auf die monumentalen Steinstelen des Ehrenmals der Gebirgstruppe im bayerischen Mittenwald gesprüht. Als Beleidigung und Provokation dürften dies die meisten Teilnehmer des alljährlichen Totengedenkens des Kameradenkreises der Gebirgstruppe empfunden haben. Am Pfingstsonntag kamen mehr als 2000 Wehrmachtsveteranen, Bundeswehrsoldaten und ihre Angehörigen nach Mittenwald.

Für Historiker ist die Sache hingegen klar: Gebirgsjäger der nationalsozialistischen Wehrmacht haben im Zweiten Weltkrieg dutzende Massaker begangen, tausende unschuldige Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet und sich an der Deportation von Juden in Konzentrationslager beteiligt.

Jahrzehntelang ist davon bei den Pfingsttreffen der Gebirgssoldaten in Mittenwald nicht ein Wort zu hören gewesen. In diesem Jahr aber sah sich der Präsident des Kameradenkreises, Ernst Coqui, angesichts der zunehmenden Proteste gegen die größte soldatische Feier in Deutschland erstmals zu einer Stellungnahme genötigt: "Der Kameradenkreis ist sich in gleicher Weise der großen Leistungen der Gebirgstruppe im Zweiten Weltkrieg bewusst wie der leider auch von Gebirgsjägern begangenen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte der Brigadegeneral a. D. in seiner Begrüßungsansprache.

Konsequenzen zeitigt dieses Eingeständnis nicht. Kriegsverbrecher würden vom ehrenden Totengedenken nicht ausgeschlossen, sagte Coqui der FR. "Wir gedenken Toter und Menschen, nicht ihrer Handlungen." Und: Die Traditionskameradschaften der nachweislich an Massakern beteiligten Einheiten blieben selbstverständlich weiter im Kameradenkreis der Gebirgstruppe vertreten.

In der Organisation, der rund 6400 Wehrmachtsveteranen und Bundeswehr-Gebirgsjäger angehören, gebe es nicht einen einzigen Kriegsverbrecher, denn es sei bislang noch niemand gerichtlich verurteilt worden, sagte Coqui.

Gegen den Schulterschluss von alten und jungen Kameraden protestierten in diesem Jahr erneut etwa 600 Menschen, die einem Aufruf des Arbeitskreises "Angreifbare Traditionspflege" und der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) folgten.

Dabei sahen sich die Aktivisten nicht nur einer rüde vorgehenden Polizei gegenüber, die mehrere Demonstranten wegen kleinerer Delikte festnahm und zum Teil über Nacht festhielt. Mit ihren Forderungen nach Bestrafung der Täter und Entschädigung der Opfer trafen sie bei der einheimischen Bevölkerung auf Feindseligkeit. Eine mitgebrachte Gedenktafel für die von deutschen Gebirgsjägern Ermordeten war schon nach wenigen Minuten wieder abgerissen und zerstört. Ein 59-jähriger Mittenwalder präsentierte demonstrativ einen Anstecker mit dem Hakenkreuz. Und Ernst Grube, jüdischer Überlebender des KZ Theresienstadt und Landessprecher der VVN in Bayern, musste sich von einem Ladenbesitzer gar übelst beleidigen lassen: "Euch haben sie vergessen zu vergasen", schleuderte ihm der Mann entgegen - und erhielt von Umstehenden Zuspruch.

Unterstützung für das Anliegen der Demonstranten war dagegen nur hinter vorgehaltener Hand zu hören. In Mittenwald, seit jeher Kasernenstandort, ist das Militär sakrosankt. "Ich würde ja was sagen", so ein Mann. "Aber dann müsste ich hier wegziehen."

@Global Player

roter hase 01.06.2004 - 17:08
Ich würde das anders sehen. Mittenwald ist sicher sehr konservativ und lebt neben dem Tourismus von den Kasernen schätze ich mal. daher ist eine große Mehrheit der Mittenwalder sicher gegen die Demos und Aktionen. Es gibt aber sicher einige, die da eine andere Sicht haben. Es waren wohl auch ein paar Mittenwalder bei dem hearing. Ich habe den "mittenwalder Landboten" verteilt und dabei auch Leute getroffen, die ihn gerne genommen haben. Das war aber eine klare Minderheit. In so einem Kaff wie Mittenwald wird man von dem Rest sehr stark angegriffen, wenn man so eine Position vertritt, deshalb sieht man so was auch kaum. Dennoch würde ich das Dorf jetzt nicht als monolithischen Block sehen. Die an der Demo standen, waren ja auch oft die Überzeugtesten, die dann auch kräftig rumgepöbelt haben.

noch mehr fotos...

xaver und franz 02.06.2004 - 21:39

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

In der — Frankfurter Rundschau

gute Reise — map24.de

@gast — gustus

Dorfgemeinschaft — Global Player