Ageeb: Resümee der 2. Prozesswoche

Pro Asyl 13.02.2004 18:58 Themen: Antirassismus Repression
Im Frankfurter Prozess um den Tod von Aamir Ageeb zeigt sich, dass das Erinnerungsvermögen der Zeugen durch die lange Verfahrensdauer nur gering ist. Und es scheint so, als ob nicht alle Tatwerkzeuge (Fesseln, etc.) sichergestellt wurden.
Nach der Vernehmung weiterer zehn Zeugen ergibt sich am Ende der 2. Prozesswoche folgendes Bild:

Die meisten der geladenen Zeugen, ob Beamte des Bundesgrenzschutzes oder der Kripo Erding, ob Flugpassagiere oder Bedienstete der Lufthansa können sich an wesentliche Sachverhalte nicht mehr erinnern. Es zeigt sich, dass die lange Zeitdauer vom Tatzeitpunkt bis zur Eröffnung der Hauptverhandlung die Rekonstruktion der Geschehensabläufe extrem schwierig macht. Jeder bisherige Verhandlungstag hat die im Vorfeld des Prozesses geäußerte Kritik an der Verzögerung bestätigt.

Die Pannenserie deutscher Polizeibehörden hat sich auf dem Münchener Flughafen nach der Landung der Lufthansamaschine mit dem toten Aamir Ageeb an Bord offensichtlich fortgesetzt. Wer davon ausgeht, die Standards kriminalpolizeilicher Spurensicherung seien hierzulande von deutscher Gründlichkeit, den lassen die widersprüchlichen Zeugenaussagen des Teams der Kripo Erding ratlos.

Ob jemals alle im Fall Aamir Ageeb vom BGS verwendeten Fesselungsmittel und mögliche sonstige Tatwerkzeuge zu den Asservaten gelangt sind, ist nach den Aussagen der Erdinger Beamten höchst unklar. Auch ihre Aussagen sind von großen Erinnerungslücken geprägt.

Bedrückend an den Aussagen einer Lufthansapassagierin, die in Ageebs unmittelbarer Nähe saß, ist nicht nur ihre Schilderung eines lauten Schreis des Opfers und der sich über längere Zeit hinziehenden Auseinandersetzung zwischen den BGS-Beamten und Ageeb, sondern auch die Tatsache, dass sie es nicht für nötig hielt, wenigstens verbal einzuschreiten. Es genügte ihr, dass die BGS-Beamten noch während ihres Vorgehens gegen Ageeb beruhigend auf die umsitzenden Passagiere einredeten. Aamir Ageeb war in der Stunde seines Todes nicht nur von den mit Gewalt auf ihn einwirkenden BGS-Beamten umgeben, sondern von Menschen, die jede nötige Hilfeleistung unterlassen oder ?rechtzeitig? weggeschaut haben.

Prozessdokumentation:
 http://www.aamir-ageeb.de
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Ergänzungen

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ein Überblick 13.02.2004 - 21:39
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