DA: soli-aktion für hausbesetzung in MA

autorInnenkollektiv schwarze witwe 31.12.2003 17:08 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Am 31.12.2003 fand in Darmstadt eine Solidaritätsaktion für die Hausbesetzung in Mannheim statt.
Als reaktion auf die gestrige Räumung versammelten sich heute ca. 100 AktivistInnen auf dem Darmstädter Luisenplatz um ihre Solidarität mit den Besetzern zu zeigen. Ausserdem gab zur gleichen Zeit eine Gegendemonstration am selben Ort, die bei Polizei und Passanten zu einiger Verwirrung führte.
Gegen 11 Uhr versammelten sich die AktivistInnen auf dem Darmstädter Luisenplatz und besetzten symbolisch das dortige Denkmal und das Dach einer Bushaltestelle. In einem Redebeitrag wurde auf die Situation in Mannheim hingewiesen und der Erhalt bereits bestehender selbstverwalteter Projekte gefordert.
Nach einiger Zeit stieß eine Gegendemonstration des "Bündnis zur Verteidigung bürgerlicher Werte" dazu und skandierte "Was wir wollen: Mehr Kontrollen!".
Die Verwirrung bei den Passanten war sehr groß und manch eineR von ihnen konnte in ein Gespräch verwickelt werden.
Erst sehr spät, nach ca. einer Stunde, wurde die Polizei auf die beiden Demonstrationen aufmerksam. Die sichtlich überforderte Streifenwagenbesatzung zog sich allerdings schnell wieder zurück.
Inzwischen erfreuten sich jene DemonstrantInnen, die für die Erhaltung selbstverwalteter Freiräume auf die Straße gegangen waren, unerwarteten Zuspruchs seitens der Passanten. Dies lag wohl auch vor allem an der starken Polarisierung durch die Gegendemonstration.
Nachdem die Polizei, jetzt mit Verstärkung, zaghafte Versuche unternahm zumindest die Bushaltestelle zu räumen, zogen die SympatisantInnen der Hausbesetzer in einer Spontandemonstration in die Darmstädter Innenstadt. Die "Bürgerwehr" verblieb zunächst auf dem Luisenplatz.
Später stießen beide Versammlungen allerdings an einem anderen Platz wieder zusammen. Hier griff die Polizei nun ein Wenig entschlossener ein und erteilte der entsetzten Bürgerwehr einen Platzverweis.

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Flugblatt der Sympatisanten:

Freiräume verteidigen!

Aktuell werden immer mehr selbstverwaltete Zentren zerstört: So sterben notwendige Freiräume, in denen unkommerzielle Kultur noch gelebt werden kann.
Deshalb wurde am 25.12.2003 im Mannheimer Hafenstadtteil ?Jungbusch? ein seit langem dem Verfall preisgegebenes Industriegebäude besetzt. Damit sollte besonders gegen die geplante Umstukturierung des Stadtteils protestiert werden: durch kostspielige Investitionen soll der ?Jungbusch? rundum verändert werden, um ihn dadurch für finanziell besser gestellte Bevölkerungsgruppen attraktiver zu gestalten.
Sozial Schwächere werden zu Gunsten Reicherer verdrängt.

Langfristig sollte in den besetzen Räumlichkeiten ein soziales Zentrum mit selbstverwalteter Kultur und Politik entstehen.
Gestern wurde das Haus von einem Sondereinsatzkommando der Polizei mit Hubschraubereinsatz geräumt. Gleichzeitig wurde begonnen das Haus unbrauchbar zu machen. Die Fenster wurden entfernt, die Türen zugeschweist und der Keller von der Feuerwehr geflutet.
Hier wurde wieder einmal ein Stück selbstgestalteter Jugendkultur von öffentlicher Hand gewaltsam zersört. Dies ist kein Einzelfall: Auch in Karlsruhe(Ex-Steffi/Villa Zapata), Heidelberg(Autonomes Zentrum), Darmstadt und anderswo gilt es selbstverwaltete Freiräume zu erkämpfen und zu verteidigen.

Miete ins Sparschwein ? Kündigung ins Klo ? Häuser besetzen sowieso!

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Flugblatt der Bürgerwehr:

Rettet Darmstadt !!!
Sehr geehrte Mitbürger,

in den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass die bisherigen Anstrengungen, in Darmstadt Sicherheit und Ordnung durchzusetzen, nicht ausreichten. Immer häufiger sind unbescholtene Mitbürger dem Terror linksextremistischer Chaoten, aggressiv drogenabhängiger Bettler und militanter Feministen ausgesetzt.

Wie wir erfahren haben wollen auch heute wieder solche dubiosen Elemente unser harmonisches Stadtbild verunstalten. Um diesem untragbaren Zustand entgegenzutreten und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu garantieren, haben couragierte Darmstädter sich zu einem breiten Bündnis zusammengeschlossen.

Unsere Forderungen sind:
· die drastische Erhöhung der Kameradichte, auch über das vom Magistrat beschlossene Pilotprojekt hinaus, insbesondere an sozialen Brennpunkten. Dabei sehen wir den dringlichsten Handlungsbedarf bei:
- der Oettinger Villa
- dem Luisenplatz
- dem Arbeits- und Sozialamt
- den Kindergärten
· eine Gefahrenabwehrverordnung für Darmstadt
· alle potentiellen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, präventiv, mit aller gebührenden Konsequenz und auf demokratisch rechtsstaatliche Weise, unter Einsatz der Staatsgewalt und freiwilligen Bürgerverbänden, unmittelbar durchzusetzen.
· Aufwertung der Innenstadt durch Ansiedlung exklusiver und profitabler Geschäftsfelder.
· Eingliederung der Erwerbs- und Wohnsitzlosen in die soziale Gemeinschaft durch neue Arbeitsplätze in den Bereichen Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit.


Werden auch Sie aktiv !!! Treten Sie unserem Bündnis bei und gehen Sie offensiv gegen infame Störungen unserer Ordnung vor!


Folgende Gruppen haben sich bereits unserem Bündnis zur Verteidigung bürgerlicher Werte angeschlossen: Initiative Sicheres Darmstadt, Bürgerwehr Luisenplatz (BLUP), Humanistische Alternative Darmstadt, Werbegemeinschaft ?Freudig Kaufen? GbR.,
SoNie Camera und Sicherheitstechnik GmbH, Kleintierzuchtverein Pfungstadt, die Darmstädter Schützenjäger und der Tupperware®-Club der Freien Hausfrauen e.V
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Ergänzungen

Vielen Danx

Mannheimer Hausbesetzer 31.12.2003 - 22:28
Danke für eure Unterstützung. Toll, dass sich die Solidarität auch außerhalb von Mannheim durchgesetzt hat!!!
Macht selbst weiter mit besetzungen! Squatted was geht!
Aber Miete lieber verprassen als ins Sparschwein, Kündigung trotzdem ins Klo und Häuser besetzen sowieso.
Linkes Ufer war und wird wieder besetzt (, wenn auch mit Gummistiefeln)!
Kein Tag ohne autonome Zentren!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Yeah — hanswurst

Weida so!!! — Mike