Infos zur Demo gegen Bildungsraubbau in Jena

Studis in der GEW Thüringen 28.11.2003 21:55 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Studiengebühren, Budgetkürzungen, Deregulierung, Privatisierung und Mangel an Demokratie - In allen europäischen Ländern, wird das Bildungssystem rapide zuungunsten der sozial schwachen verändert. Die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten ziehen sich immer weiter aus ihrer Verantwortung zurück und opfern nach und nach die letzten sozialstaatlichen Errungenschaften. Bildung ist ein Recht, keine Ware, deshalb muss Bildung ein öffentliches Gut bleiben, das frei und unabhängig ist und allen Bevölkerungsgruppen zugänglich ist.
Der Ruf nach Studiengebühren, welche von allen Studierenden ab dem ersten Semester gezahlt werden müssen, wird bundesweit immer lauter. Eine Forderung, der vor einiger Zeit - noch getarnt als Langzeitstudiengebühren, bei denen nur vermeintlich faule Bummelstudenten zahlen sollten - die Tür breit geöffnet wurde. Doch augenscheinlich wird von Seiten der Politik gerne vergessen, dass sie neben Studiengebühren auch kurze Studienzeiten und mehr Akademikerinnen und Akademiker fordern. Zwei Ansprüche, die absolut widersprüchlich sind. Gebühren in der derzeit diskutierten Höhe von 500 bis 1500 Euro pro Semester, werden nicht mehr sondern weniger junge Menschen dazu veranlassen, ein Studium in überfüllten Hörsälen aufzunehmen. Diejenigen die es dennoch tun, werden länger für ihr Studium brauchen, schließlich gehen die meisten Studenten für ihren Unterhalt arbeiten. In Thüringen käme man also auf eine Mehrarbeit von bis zu ca. 42 Stunden im Monat bei einem Stundenlohn von 6 Euro die von Studierenden geleistet werden müsste allein zur Bezahlung der Studiengebühren. Um nicht davon zu sprechen, wie schlecht die Arbeitsmarktsituation hierzulande sowieso schon aussieht, ist es doch eine Überlegung wert, wie ?nebenbei? noch gelernt werden soll. Die Not für den normalen Lebensunterhalt sowie für Lehrmaterial Geld zu verdienen kommt natürlich noch hinzu.

Zwar haben auch viele Jenaer Studierende im letzten Jahr ihren Abschluss absolviert, ihren Studienort gewechselt oder ihr Studium abgebrochen ? im Gegenzug sind jedoch auch viele Studierende neu nach Jena gekommen, so dass in diesem Wintersemester insgesamt 1582 Studierende mehr in Jena studieren als noch im letzten Wintersemester. Die Euphorie über diese erfreuliche Entwicklung hält sich jedoch leider in Grenzen ? denn anstelle von zusätzlichen finanziellen Mitteln, die ein qualitativ hochwertiges Studium gewährleisten, gibt?s vom Ministerium nur nette Worte. O-Ton Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Schipanski: ?Es sind erfreulich viele.? Besonders sarkastisch mag das in den Ohren Studierender klingen, wenn sie sich mit ?erfreulich vielen? Kommilitonen um den letzten Seminarplatz prügeln. Eine Immatrikulation der Studierenden reicht nicht aus, sie müssen danach auch gut betreut werden. Da Bildung öffentliches Gut ist, muss diese Betreuung durch öffentliche Mittel gewährleistet werden.

Bildung die privat finanziert wird, verfehlt ihre demokratische Grundaufgabe. Studiengebühren sind, wie Kindergartengebühren, nur ein weiterer Schritt in eine Richtung, die keine Gesellschaft einschlagen sollte. Forschung und Lehre sind in ihrer Unabhängigkeit wichtige Bestandteile eines funktionierenden Sozialstaats. Werden diese Komponenten eingebunden in einen dauernden Kampf um Drittmittel, verlieren sie ihre Souveränität und Objektivität. Welche Hochschule könnte es sich noch leisten, Untersuchungsergebnisse, die die Bedenklichkeit eines bestimmten Medikaments belegen, zu veröffentlichen, wenn das patenthaltende Pharmaunternehmen Hauptsponsor ist?

Doch diese selbstverständliche Auffassung von Bildung wird leider nicht von allen geteilt. So erklärten die europäischen Bildungsministerinnen und Bildungsminister auf ihrer Konferenz, die im September in Berlin tagte, den Wettbewerb zwischen den Hochschulen entfachen zu wollen. Doch Wettbewerbe haben in der Regel nicht nur wenige Gewinner sondern auch viele Verlierer zur Folge.

Nachts sind alle Katzen grau, und genauso blasen alle großen Parteien, von der PDS bis zur CDU was Studiengebühren angeht ins gleiche Horn. Studien- und Kindergartengebühren, Streichungen von MitarbeiterInnenstellen, Erhöhung der Klassengröße in Schulen, Einschränkungen durch NCs und Zwangsexmatrikulationen sind auch einige Formen des Sozialraubbaus, den Bund und Länderregierungen betreiben.
Mittwoch 10. Dezember

16:00 Uhr ? Ernst Abbe Platz
Demo für bessere Bedingungen im Bildungswesen!

17:00 Uhr Holzmarkt
Demo für eine sozial gerechte Politik!
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@ mods

einer 30.11.2003 - 12:31
könnt ihr den Beitrag bitte aich in den Bildungsbereich setzten