Hamburger Einzelhandel unterstützt Bambule

Kauft keinen Scheiß - Kauft Radios! 01.10.2003 14:02 Themen: Freiräume
Ungewöhnliche Unterstützung erhält zur Zeit der im November letzten Jahres geräumte Wagenplatz Bambule. Der Geschäftsführer des des Einzelhandelsverbandes, Ulf Kalkmann, fordert im Hamburger Abendblatt von Mittwoch den Senat auf mit den Bambule-Aktivisten zu verhandeln. "Es muss alles unternommen werden, um weitere Demonstrationen in der Innenstadt zu vermeiden."
Am vergangenen Samstag ( http://de.indymedia.org/2003/09/62504.shtml) hatte die Bambule nach einer längeren Sommerpause erneut ein Stück des Bahngeländes an der Harkortstraße besetzt und war umgehend geräumt (84 Fest- und 18 Ingewahrsamnahmen) worden.
Am Montag folgte ein Kundgebung auf dem Gerhard-Hauptmann-Platz in der Innenstadt ( http://de.indymedia.org/2003/09/62636.shtml,  http://de.indymedia.org/2003/09/62644.shtml,  http://de.indymedia.org/2003/09/62652.shtml und  http://de.indymedia.org/2003/09/62653.shtml). Eine Demonstration erlaubte die Polizei nicht und nahm 78 Leute in Gewahrsam, die zu sehr nach Demonstration aussahen.
Die Bambule ist immer noch auf der Suche nach einem neuen Platz seitdem sie aus dem Karoviertel vertrieben wurde. Sie hat sich bereit erklärt mit dem Senat über einen neuen Platz zu verhandeln, wenn die der Senat anders als bei den Verhandlungen im Frühjahr auch bereit ist einem neuen Platz zuzustimmen. Mit Verweis auf das Hamburger Wohnwagengesetz, das das dauerhafte Leben in Wohnwagen und ähnlichen Unterkünften verbietet, will der Senat bis 2006 alle Hamburger Wagenplätze räumen und hat sich bisher nicht zu neuen Verhandlungen bereit erklärt.

Der Einzelhandel soll bei den Bambule-Demos in der letzten Vorweihnachtszeit ein Umsatzrückgang von bis zu 30 % verzeichnet haben. Bleibt nur die Frage nach der Ursache. Ein paar tausend Demonstranten oder die Panikmache von Presse, Politik, Polizei und Verfassungsschutz im Vorfeld der Demonstrationen oder ein paar tausend martialisch auftretende Polizisten, die verhindern wollen, dass auch nur ein potentieller Demonstrant in die Innenstadt kommt. Keine einzige angemeldete Demonstration der Bambule ging durch die Innenstadt - Polizei und Gerichte dirigierten sie immer an der Konsumzone vorbei.
Wenn es trotz der großen Polizeiaufgebote einige hundert Menschen in die Konsumzone geschafft hatten erfüllte sich kein einziges Mal auch nur eines der vorher an die Wand gemalten Horrorszenarien. Nur die Polizei sorgte immer für eine ausreichende Zahl an Ingewahrsamnahmenm, indem sie schon das Rufen von Parolen zum Anlaß nahm "konsequent" einzugreifen.
Der FDP-Fraktionschef Burkhardt Müller-Sönksen ließ es sich nicht nehmen, die Bambule für Kürzungen im sozialen Bereich verantwortlich zu machen, da sie durch die Demonstrationen für hohe Kosten bei der Polizei sorgen würde. Aus Jux und Dollerei ist die Bambule ja nicht auf der Straße. Ohne die Räumung durch Politik und Polizei im letzten November würde sie noch immer von vielen unbemerkt in einer versteckten Ecke des Karoviertels stehen.

Der Artikel im Abendblatt:  http://www.abendblatt.de/daten/2003/10/01/214012.html
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Ergänzungen

Strategisches Ziel Nr. 1 errreicht

Mika 01.10.2003 - 16:10
Herzlichen Glückwunsch an die Bambulist@s! Damit hättet Ihr eines der strategischen Ziele erreicht, nicht nur die Öffentlichkeit, sondern gleich Teile der Wirtschaft für Euer Anliegen zu begeistern. Das nächste wird dann wohl sein, dass die Polizeibehörde den Senat auffordert, einzulenken, da nicht mehr genügend Bereitschaftspolizei vorhanden ist:)
Also, Kopf hoch und weiter so! Mika

wie gefaerlich...

fischkopp 01.10.2003 - 17:28
was für gefährliche leute, die da in hh. da kann die staatsmacht aber wirklich alles machen um soetwas zu unterbinden. lach. es sollte für hh politikerinnen wirklich wichtigere dinge geben, als sich einen kleinkrieg mit menschen, die in wohnwagenm leben wollen, zu liefern.lass doch jeden leben wie er will. im bauwagen? na und!!!!!!!!!

Der Einzelhandel hilft euch nicht-denkt nach!

Mic. 01.10.2003 - 19:36
Guten Tag !

Also der Syndikus des Hamburger Einzelhandelsverbandes tut euch Bauwagenbewohnern in Hamburg bestimmt keinen Gefallen damit indem er den Senat auffordert mit euch zu reden. Der Einzelhandel verfolgt vielmehr eigene Interessen weil der Einzelhandel seinen KundenInnen eine ruhige Hamburger Innenstadt bieten möchte um diesen einen streßfreien Einkaufsbummel gewährleisten zu können. Wie Eure Lage ist, daß ist den (meisten) Einzelhandelsfunktionären doch scheißegal-es geht dort um die Maximierung des Kapitals-was kümmern einen da noch die jungen Leute mit dem alternativen Lebenskonzept-das kennt Mensch leider zu genüge-Humane Werte einhergehend mit sozialem Verhalten wird sorgenlos mit Händen und Füßen wie ein wehrloses Kleinkind hingeschubst und dann wird noch wenn gar nichts mehr geht mit Stiefeln nachgetreten.

Lasst Euch bloß nicht vereinnahmen denn ein anderes Gesellschaftsbild ist möglich-Ein/E Jede/R muß dafür nur bei sich selber anfangen zu suchen, was getan werden kann.

Alles Gute und Dran sowie Munter bleiben.

oooo

ooooo 02.10.2003 - 11:55
Zwei sehr schöne Leserbriefe beim unserem Lieblingsfeind Axel Springer, in der Redaktion vom Abendblatt gibt es anscheinend subversive Praktikanten oder sowas:



Untauglich

"Bambule in der Innenstadt", HA, 30. September

Nun sollen die Bauwagenleute endlich den Platz haben! Dieses Hin und Her nützt niemandem, und ich meine, dass eine Stadt wie Hamburg es sich leisten kann, dass es ein paar Bauwagenplätze gibt. Ob sie es sich leisten kann, dauernd Polizei loszuschicken, bezweifele ich hingegen. Die politische Linie des Mitte-Rechts-Senats hat sich als untauglich erwiesen.

L. M.,20099 Hamburg

Keine Randale

Die Polizei ist nicht dazu da, Demonstrationsverbote durchzusetzen. Die Polizei ist dazu da, Demonstrationszügen den Weg freizumachen. Natürlich muss sie eingreifen, wenn Randale gemacht wird. Das war aber nicht der Fall. Es ist nicht eine Glasscheibe zu Bruch gegangen. Kein Polizist ist verletzt worden. Die friedlichen Demonstranten wurden in einen Polizeikessel getrieben und abgeführt. Aus Protest dagegen haben einige Leute für kurze Zeit den Ballindamm gesperrt. Als das erste Blaulicht zu sehen war, haben sie sich schnell wieder aufgelöst. Das MEK hat dennoch einige Leute festgenommen, wenn sie nur gelaufen sind.

T.O. 22607 Hamburg

immerhin!

besser als bisher 02.10.2003 - 12:28
Natürlich ist es nicht so, dass sich der Einzelhandel wegen gemeinsamer politischer Ziele mit Bambule solidarisiert. Er wil zweifellos nur Ruhe und Ordnung als Garant für Konsum in der City.

Neu und erreulich ist dabei aber, dass Kalkmann nicht nach mehr Polizei schreit, sondern Verhandlungen für ein besseres Mittel zur Beilegung des Konflikts hält. Er greift zwar nicht die Zielsetzungen des Senats an, aber immerhin seine Methoden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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naja — F5

Naja — H

Aufruf — Frau Bauer

GO BAMBULE! — koelnA

Doll — PET