EEF-Demo in Berlin: Der "Eklat"

Gruppe "Elfenbeinturm und stolz darauf!" ;-) 21.09.2003 13:38 Themen: Bildung
Zu diesem Bericht --->  http://www.de.indymedia.org/2003/09/62086.shtml noch ein weiterer zu dem "Eklat" auf der Demo und dem ach so gepriesenen Meinungspluralismus der EEFlerInnen
Zunächst war die Demo des EEF doch recht klein. Man könnte fast sagen, dass der linksradikale Block in der EEF-Demo sehr gut sichtbar und auch sehr gut hörbar war. Am Gewerkschaftstreffen am Hackeschen Markt war es wirklich erbärmlich. Die "KollegInnen" machten sich mal wieder um den Standort Deutschland Sorgen und behaupteten doch glatt: Es wäre eine Frage der "Ehre und des Stolzes" eines Unternehmers, wenn er einen Azubi einstellt - und nicht die Frage, ob es sich für einen Unternehmer lohnt...naja. Dort hat der linksradikale Lauti zwischen den Gewerkschafterreden skandiert: "Kapitalismus - Scheiße wie noch nie! Wir wollen den Kommunismus und die Anarchie!" oder "Fuck Standort Deutschland. Die Klasse hat kein Vaterland!" Die EEF kuschelte lieber mit solch nationalistischen Typen, die - wie die Autorin ja schrieb - nicht einmal nichtdeutsche auf ihr Podium lassen wollte, weil das zu anstrengend wäre. ts ts
Wir haben dann überlegt, wie weiter, weil diese Demo doch irgendwie gruselig war, wollten aber mit unseren Redebeiträgen intervenieren. Zudem hatten wir noch zu wenig gute Musik aus unserem Kauti gehört. ;-)) Also los. Mit "Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland" zogen wir am Roten Rathaus vorbei.

Dann der "Eklat". Im Lauti von uns wurde wie berichtet ein Aufruf der HUmmel vorgelesen zur Kritik der Demo "Freiheit statt Besatzung - Besatzer raus aus dem Irak" am 27.9.2003. Ich gebe zu, die Kritik war superplatt formuliert. Ich weiß nicht, wer die Flugis bei der HUmmel schreibt, aber dümmer geht´s echt nimmer. Aber das Anliegen an sich ist durchaus berechtigt, denn die zitierten Aussagen des Bündnisses zum 27.9. sind implizit nationalistisch und das gilt es zu kritisieren. Denn wer Besatzer raus aus einem Land haben will, der behauptet implizit, dass es festgeschriebene Zwangskollektive (Völker) gibt und deren Regierungen sich lediglich aus Mitgliedern dieses Zwangskollektives rekrutieren dürften. Mir persönlich ist es aber ziemlich egal, wer mir eine Herrschaft aufdrückt, ob die USA oder der Kongo oder ob die (demokratische) Herrschaft durch die Leute vor Ort mit Gewalt durchgesetzt wird! Das reflektieren solche Leute wie die des 27.9. nicht! Sondern sie denken in alt-anti-imperialistischen Kategorien, nach der der sozialen Befreiung (so die überhaupt gewünscht wird!!) die nationale vorangeht...

Jedenfalls war der HUmmel Aufruf schlecht in der Argumentation, hatte aber ein sinnvolles Anliegen und war auch nicht so erbärmlich geschrieben, wie z.B. der Aufruf der BAHAMAS, die "den nationalsozialistischen Aufmarsch" stoppen wollen. *kopfschüttel* Man liest viel Unsinn in der Linken, aber der HUmmel-Aufruf war noch grad so im Rahmen.

Das fanden die die EEFler, ATTAC und Linksruck nicht. Sie begannen, uns in jeglicher Hinsicht zu sabotieren, z.B. mit ihrer Sirene. Dann isolierten sie uns von der Demo, weil wir "zu laut" waren (der VERDI-Lauti funktionierte nicht und ihrer war recht leise), aber es wurde auch klargestellt, dass es um Inhalte geht. Dann haben sie sich ständig vor unserem Lauti aufgehalten und sind extrem langsam gegangen. Wir haben das ne Weile toleriert, auch aus Verwunderung darüber, wie weit der "Meinungspluralismus", den diese Leute immer anpreisen, doch plötzlich eingeschränkt ist. Das ganze führte schon dazu, dass die Bullen gestresst haben, die direkt hinter uns fuhren (25. und 23. EHU). Aber auch das lies diese komischen Leute nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Schließlich sind wir dann etwas unhöflich gegen die Leute vorgegangen, haben aber dann nicht weiter daran festgehalten, weil es nur mit richtiger Gewalt gegangen wäre und Eskalation wollten wir nicht.

Egal, wir sind dann mit "Deutschland muss sterben" durch den S-Bahnhof Friedrichstraße gelaufen und haben noch schöne Redebeiträge geschmettert. Jedenfalls hat sich einmal mehr gezeigt, wie weit die ach so angepriesene Pluralität von ATTAC, EEF usw. reicht: Nämlich so weit, wie SIE SIE SELBST BESTIMMEN. Der Staat mach im übrigen mit der Meinungsfreiheit nix anderes. Es setzt die Grenzen dafür und sanktioniert andere Positionen bzw. überwacht diejenigen, die nicht nur ihre Meinung sagen, sondern auch danach handeln wollen.

Fakt ist: Auch wenn der HUmmel-Aufruf grottenschlecht war...wer sich davon so getroffen und beleidigt fühlt, den hat es richtig getroffen!
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Ergänzungen

Ohjeohje

peinlich 21.09.2003 - 17:35
Mir scheint die ganze Demo stellte wieder mal das Dillema "unserer" Zeit dar. Da kann mensch nicht viel an gemeinsamen Utopien oder Forderungen erwarten und verpisst sich peinlich angerührt. Es wäre wirklich mal an der Zeit völlig neu anzufangen und das beginnt mit nem gewissen Abstand und einer Kritikfähigkeit zu der eigenen Verfassung "der Linken" in Berlin und im ganzen Land. Vorerst kann ich leider gar nicht mehr über diese Situation lachen. Und ich verstehe überhaupt nicht, was dieses: "ich bin besser" - "ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen", "alle anderen sind Antisemiten", "das sind die Antideutschen" etc. und dieser ganze hierachischen Kleinkrieg zwischen den übrig gebliebenen so genannten Linken Grüppchen soll. Ich glaube, es wäre mal Zeit für eine grundlegende Frage: Was verbindet uns eigentlich miteinander und welche Vorstellungen über eine andere Gesellschaft haben wir. Zum anderen, wo finden wir Anknüpfungspunkte im großen Rest der Gesellschaft ohne immer gleich dokmatische Abgrenzugs- und Spaltungsdebatten zu führen. Das ist bei der Miniszene echt nur noch peinlich. Viel von dem, worüber wir uns zerspalten und streiten hat überhaupt keine Wirkung in der Bevölkerung - außer abschreckende oder sich gelangweilt abwendende... gähn!!! Und bei der momentanen Situation wäre eine Bündelung von Themen und Gruppen für eine große, sichtbare gesellschaftskritische, antikapitalistisch - emanzipatorische Demo sicher sinnvoller, als diese Kleinstdemos. die verlieren sich und werden null wahrgenommen. Ansonsten sind andere Aktionformen angesagt!

Infos über die Elfenbeitruppen an den Unis

Informator 21.09.2003 - 21:23
Schon am demagogischen Stil der EEF-Hasserist ersichtlich, daß die Ereignisse dieser Leute sehr verzerrt dargestellt sind. Einziger Grund für die Teilnahme an der Demo waren geplante Gegenaktionen gegen diese Demonstration.

Was sind das für Leute, die die Demo aufmischen wollen und nun bei Indymedia gegen das EEF hetzen? Es handelt sich dabei um eine dogmatische Fraktion innerhalb des AStA, welche sich den sog. "Antideutschen" Kommunisten zurechnet.

- Durch ins EEF-Bündnis strategisches Ein- und Austreten in letzter Sekunde muss das EEF plötzlich viele 1000 Euro an die HU für Räume zahlen. (Anmerkung für Aussenstehende: Der RefRat verhindert seit langer Zeit die Anerkennung von Attac und anderen Gruppen als Hochschulgruppen. Nicht-Hochschulgruppen müssen Miete für Räume zahlen. Der RefRat trat in das EEF ein und das EEF-Bündnis konnte mit Räumen in der HU rechnen. Kurz zuvor (ein paar Tage?) nutzte die Dogmaten-Fraktion die Gunst der Stunde (einige Nicht-Dogmaten waren im Urlaub und so stellte bei der Sitzung des RefRat die Dogmaten-Fraktion die Mehrheit) und traten schnell wieder aus. Ergebnis: EEF muss 3000 Euro zahlen, es war zu spät umzuorganiseren. Das Geldmuss aus privater tasche gezahlt werden und politische Folgearbeit kann nicht mehr geleistet werden.)
Der Berliner Senat kann stolz auf den RefRat sein!
- Zugang zum Krähenfuss wurde allen EEFlern verboten (Verbotsschild an der Krähenfuss-Tür)
- Drohung körperlicher Gewalt gegenüber mehreren Leuten
- Bei der heutigen Demo versuchte der Dogmaten-Lauti immer wieder die Demo zu sprengen.

Folgende Kritik hab ich am EEF:
- Politsekten konnten ihre Infostände aufbauen, darunter gesellianer (!!!)
- Reformistische Strukturen konnten dominieren.

Diese Kritik rechtfertigt aber nicht, die Aktionen des dogmatischen Teils des RefRats. Sie rechtfertigt nicht die Unterstützung von Bildungs- und Sozialabbau.
Wenn jetzt die von mir genannten Kritikgründe als Rechtfertigung genutzt werden, würde ich das als Verzerrung darstellen. Die Anti-EEF-Aktionen wurden größtenteils im Vorfeld geplant und/oder durchgeführt.

Informator=Troll

Informator, der bessere 21.09.2003 - 21:39
Dieser Informator versucht schon seit einiger Zeit, bei Indy trollhaft Fehlinfos zu verbreiten. Bitte ignorieren. Der Bericht oben stimmt, genau wie der andere ohne Fotos. Mit dem Refrat hat die Gruppe, die das oben geschrieben hat nix zu tun und der Refrat hatte die Unterstützung für die Räume nicht zurückgezogen. Außerdem wollte der "Dogmaten"-Lauti keine Demo sprengen und hat es nicht versucht.

Ergänzung

child of anger 21.09.2003 - 22:17
hier ist der link zum Aufruf der Hummel-Antifa, damit sich jede erstmal überhaupt selber ein Meinung dazu bilden kann.

 http://www34.brinkster.com/maiwoche/hummel/texte/270903.htm

"Informator, der bessere" - ein Lügner

Studi 21.09.2003 - 23:24
Die Behauptungen des "Informator" über die Aktionen der AntiD-Fraktion gegen das EEF stimmen weitestgehend. Daß die EEF-Gegner nicht einmal zu ihrer Politik stehen und sich jetzt hinter peinlichen Lügen verstecken müssen, muss wohl nicht weiter kommentiert werden!
Soll ich Fotos von Anti-EEF-Verbotsschildern posten oder sind die auch von der gemeinen Anti-HUmmel-Verschwörung gefälscht?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 17 Kommentare

fuck communism

xxx 21.09.2003 - 14:20
Wir wollen den Kommunismus und die Anarchie!"

was davon wollt ihr ? in einer diktatur oder in freiheit leben?

das geht

aber schnell 21.09.2003 - 14:58
"Denn wer Besatzer raus aus einem Land haben will, der behauptet implizit, dass es festgeschriebene Zwangskollektive (Völker) gibt..."

das geht aber sehr schnell bei euch...ihr Studenten müßtet doch eigentlich besser analysieren können: also wer Besatzer raus sagt, findet gleichzeitig Zwangskollektive g u t?...das es sie g i b t ist ja Fakt

blub

blub 21.09.2003 - 15:14
der linksradikale block bestand nunmal nicht nur aus anarchisten ( wenn auch nur vereinzelt )

@ aber schnell

Elfi 21.09.2003 - 16:14
Na klar gibt es Zwangskollektive, aber es geht ja grad um deren Abschaffung und nicht darum, zu bestimmen, welche Herrschaft ein Zwangskollektiv setzen und beherrschen darf! Darum gehts aber den Friedensbewegten, die lediglich eine "eigene Regierung" für Irakis und die arabische Bevölkerung in Gaza wollen, bzw. meinen, darin eine Lösung zu sehen.

@ xxx

Anarchist 21.09.2003 - 16:50
>>> Wir wollen den Kommunismus und die Anarchie!"

was davon wollt ihr ? in einer diktatur oder in freiheit leben? <<<

Der Anarchismus und der Kommunismus haben beide das Ziel einer klassenlosen Rätegesellschaft. Vielleicht solltest du dich mal damit auseinandersetzen, anstatt dein "Wissen" über den Kommunismus aus bürgerlichen Medien zu beziehen, die den Kommunismus mit dem diktatorischen Staatskapitalismus gleichsetzen.

ach elfi ...

mitdenker 21.09.2003 - 18:05
"Denn wer Besatzer raus aus einem Land haben will, der behauptet implizit, dass es festgeschriebene Zwangskollektive (Völker) gibt..."

wer solche schlussfolgerungen zieht, der kommt nicht aufgrund selbiger zu dem ergebnis, dass die friedensbewegung oder wer auch nimmer das fordert, mist ist, sondern hat sich das bereits vorher fest vorgenommen, um mittels dieser kruden argumentation dann mit dem finger auf die vermeintlich bösen zeigen zu können.
wenn ich mir vorstelle, dass der vorwurf an diejenigen, die gerne nicht von soldaten die aus einem anderen land (darf man das wort noch sagen ohne zu den bösen zu gehören?) kommen und eine andere kultur und sprache pflegen dominiert werden will, der ist, dass sie damit eine einwilligung in die bildung/existenz von "völker" genannten "zwangskollektiven" geben und daraus geschlossen wird, dass sie zu den bösen gehören, dann fällt mir wirklich nix mehr ein.
es klingt zwar gräßlich überheblich, aber ich bin mir sicher, dass die linke eine große schnittfläche mit dem wahnsinn hat.
oder gibt es einfach noch nicht genug feinde, so dass ihr euch noch ein paar im eigenen lager suchen müßt? (pardon, ist natürlich ein ganz anderes lager, beinahe schon nazis diese friedensbewegten)

Anarchismus vs. Kommunismus?

lesender arbeiter 21.09.2003 - 18:23
@ anarchist: du hast recht, über das gesellschaftliche ziel der staaten- und klassenlosen gesellschaft sind und waren sich kommunisten und anarchisten einig.
allerdings bestehen ergebliche differenzen in der frage des weges zur erreichung dieses ziel. zentral hierbei dürfte der streit um den marxschen begriff der "diktatur des proletariats" sein, womit marx die diktatur der ungeheuren mehrheit (arbeiter) über die ungeheure minderzahl der niedergeworfenen kapitalisten meint.
denn die kapitalisten werden ja nicht einfach so von heute auf morgen ihr klassenbewußtsein ablegen, sie werden ihre klassenprivilegien zurückhaben wollen, kurz: es besteht die gefahr einer restaurativen konterrevolution. genau gegen diese richtet sich die "diktatur des proletariats", also die diktatur der bewaffneten arbeiterräte, die die enteigneten (vergesellschafteten) gesellschaftlichen produktionsmittel in ihren händen halten. ein anarchist, der die notwendigkeit einer "diktatur des proletariats" verleugnet, spielt - ungewollt - der konterrevolution in die arme.
Dass es sich bei den bürokratischen Regimen in Osteuropa zwischen 1917 und 1990 und den noch existenten Entwicklungsdiktaturen mit "proletarischem Anstrich" in China, Nordkorea und Kuba nicht um "kommunistische Staaten" (sic!) handelt(e), sollte für jeden halbwegs gebildeten Linken eine äußerst banale Einsicht sein. Ist aber nicht, wie ich aus persönlicher Erfahrung weiss.

P.S.: Im Übrigen langweilen mich diese Streits, die ihren Stoff aus der historischen Mottenkiste beziehen, ganz gewaltig.

Eine Rückbesinnung auf die so genannte "soziale Frage", d. h. auf die vorhandenen Klassengegensätze in den kapitalistischen Gesellschaften ist aus emanzipatorischer Perspektive nur zu begrüssen.

Nicht Gut/böse

Elfi 21.09.2003 - 18:26
"wenn ich mir vorstelle, dass der vorwurf an diejenigen, die gerne nicht von soldaten die aus einem anderen land (darf man das wort noch sagen ohne zu den bösen zu gehören?) kommen und eine andere kultur und sprache pflegen dominiert werden will, der ist, dass sie damit eine einwilligung in die bildung/existenz von "völker" genannten "zwangskollektiven" geben und daraus geschlossen wird, dass sie zu den bösen gehören, dann fällt mir wirklich nix mehr ein"

Sondern korrekte oder falsche Bestimmung einer Kritik oder eines Zustandes! Da kritisiere ich alles und jeden, ob HUmmel, Achse des Friedens oder sonstige Bürger. Ob sie böse sind oder coole Saufkumpel ist mir egal, ihre Schlüsse sind falsch.
Ansonsten hat das nix mit Überheblichkeit zu tun, wenn man kritisiert, dass Leute lieber von "eigenen" Herrschern verheizt werden wollen oder von "fremden". Wer solche Kategorien wie "fremd" oder "nicht-fremd" auch in Bezug auf Sprache und Kultur schon einführt, der nimmt Menschen nicht mehr als durch Herrschaft geschädigte INDIVIDUEN wahr, sondern subsumiert Menschen unter differenzierte Kollektive. Und schreibt damit diese als starre Metaphysiken fest ohne die dabei im Hintergrund ablaufenden Mechanismen (z.B. Herrschaft) zu reflektieren. Wenn man das so kritisiert, die dämliche HUmmel kriegt das ja nicht hin, dann heißt das längst nicht, dass man das Leid der Menschen im Nahen Osten aus den Augen verliert.

Man erklärt aber eben auch nicht, dass Besatzung das einzige Probleme. Das Problem ist eine Gesellschaft, die nicht auf Bedürfnisse, sondern auf Kapital/Staatsinteressen ausgerichtet ist...

@ elfi

mitdenker 21.09.2003 - 20:01

ich verstehe sehr wohl worauf du hinaus willst, finde deine kritischen ansätze dennoch weitgehend abwegig. es ist wirklich nur der deutschen linken eigen sich derart in irgendwelche von der realität abgekoppelten gedankengebäude zu verrennen bzw. sich darin zu verlaufen. als "metaphysisch" bezeichnest du die unterscheidung von menschen in verschiedene "kollektive" und glaubst diese seien auf im hintergrund ablaufende mechanismen zurückzuführen.
ich muss gestehen, dass mir der ansatz der grundsätzlichen ununterscheidbarkeit von menschen weit mehr metaphsisch vorkommt als alles andere. diese ununterscheidbarkeit mag im zustand der geburt gegeben sein. aber die individuen begegnen sich meist in einem zustand weitgehender sozialisation. und in diesem zustand unterscheidet sie sehr viel, unter anderem kultur und sprache. diese unterscheidung ist nicht eine einstellungssache, sondern sie existiert, und zwar erstmal wertfrei. daraus gleich einen herrschaftsdiskurs zu zimmern ist ein vollkommen überflüssiger akt, solange niemand glaubt sich aufgrund seiner sozialisation und herkunft über einen anderen erhaben fühlen zu dürfen. mit einer anerkennung dieser tatsache ist auch keine festschreibung whatsoever verbunden. wenn ich sage es gibt ein kollektiv a und ein kollektiv b, dann treffe ich damit nicht die aussage, das sich das nicht ändern könne und nicht in der zukunft vielleicht ein kollektiv ab, ba oder c entsteht. und ich zwinge auch niemanden durch diese feststellung sich irgendwo einpassen zu müssen. (gott wie abstrakt :-)
zu denken man könne über diesen diskurs irgendwelche zwischenmenschlichen oder gar weltpolitischen probleme beseitigen scheint mir genauso fruchtbar, wie zur beendigung aller kriege mit der abschaffung des menschen zu beginnen.
radikal ist nur toll wenn auch sinnvoll und der sinn dieser überlegungen will sich mir nicht erschließen, allzumal im angesicht der tatsache, was irgendwelche übereifrigen linken damit anfangen (siehe bericht).

@ Mitdenker

Elfi 21.09.2003 - 21:31
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo da ein Einwand Deinerseits liegt. Aber dazu gleich. Und andererseits würde ich behaupten, dass die "Achse des Friedens" soo weit wie Du gar nicht denken wird.

Also ich versuch mal Deine Argument zu rekonstruieren: Weil es verschiedene Sozialisation gibt, ist es legitim, diese zu benennen und eine gegen die andere in Stellung zu bringen. z.B. eine irakische Kultur ist für die irakische Bevölkerung angenehmer, als dieser ganze US-westliche Scheiß, weil das die Bevölkerung nicht so beleidigt aufnehmen würde, etwas polemisch vielleicht formuliert. Wären die Besatzer raus, deren dominante Kultur weg, dann wäre das besser. Oder?

Zunächst einmal finde ich die Sehnsucht, einzelne Menschen, die nichts miteinander zu tun haben, alle also ungleich sind, unter sowas wie Kultur und Sprache zu subsumieren, nur, weil das eben so mit der Sozialisation zusammenhängt. Ich finde, dass das schon ein Vergehen gg. diese Menschen ist, weil so eine Sortierung ja letztendlich immer GEGEN den Einzelnen vorgenommen wird. Kultur, z.B. Religion zählt wohl auch dazu, hat immer ein repressives Moment, mit der Individuen unter homogene Massen subsumiert werden.

Desweiteren führt so eine Sicht der Dinge zu folgendem Schluss: Es gibt homogene abgeschlossene Kulturen, die sich nicht vermischen dürfen, sondern nebenher existieren. Einzelne können ja müssen sich mit dem allgemeinen (Kultur) identifizieren und dürfen auch mal beleidigt sein, wenn andere Kulturen anfangen Dominanz auszuüben...albern. dazu s.u.

Weiterhin würde ich immer noch darauf bestehen, dann gleich die ganze Wahrheit zu sagen oder wie lange will man die Adressaten von solchen Demos "gegen Besatzung" noch hinhalten, bis man ihnen erzählt, dass nationale Befreiung auch nicht das Ende der Fahnenstange ist? Ich würde behaupten, dass es den Veranstaltern aber gar nicht um soziale Befreiung geht, sondern um das Austragen nationaler Befindlichkeiten gegen die Staaten USA/Israel. Wieso kommt denn nicht die Parole "Freiheit für Afghanistan"? (von deutschen Soldaten) Ich will jetzt nicht damit sagen, dass die "Achse d. Friedens" einen noch konsequenteren Anti-Imperialismus fahren soll, sondern lediglich Aufzeigen, dass man eigentlich nur zwei Staaten nicht zubilligt kriegerisch Gebiete zu besetzen.

Warum sagt man nicht einfach: Nationen schaden dem Einzelnen, üben Gewalt gegen ihn aus, normieren ihn und sind in jeglicher Form zu beseitigen, inkl. Kapitalverhältnis. Dann stellt man sich sowohl gg. die Repression der Amis und IDF als auch gegen jegliche Repression von deutschen oder irakischen oder sonst welchen Soldaten/Bullen und so.

Spalter sind Splater sind Spalter

over and over again 21.09.2003 - 21:44
und dienen nur einer Herrin, der herrschenden Klasse.

@ elfi nochmal

mitdenker 21.09.2003 - 23:24

Tatsächlich dekonstruierst du nicht was ich gesagt habe, sondern ziehst einfach den negativen von zwei möglichen schlüssen. sagt man es gibt kulturen, dann sagst du das führt zu abgrenzung gegenüber anderen kulturen und somit zu rivalität, sowie zum anpassungszwang (du sagst "normierung") innerhalb der kulter
die "subsumtion des einzelnen unter kultur und sprache" sei eine sortierung, die gegen den einzelnen vorgenommen wird. wie kommst du den darauf. es klingt schaurig nach weltverschwörungstheorie, wenn ich aus der tatsache, dass jemand in einem bestimmten winkel der welt in einen bestimmten kulturkreis mit einer bestimmten sprache geboren wurde, abgeleitet wird, er sei gegen seinen willen unter irgendwas subsummiert worden. das einzige was ich aus diesem satz herauslese ist der wille in allem, was man so nicht gutfindet ein unterdrückerisches antiemanzipatorisches element hineinzulesen.
der zwang, in ein bestimmtes kollektiv zu gehören wird von dir mit der existenz des kollektivs begründet. genau das ist aber unsinn, wie ich mit dem etwas kurzen verweis auf die beseitigung des krieges durch die beseitigung der menschheit verdeutlichen wollte.
die schlussfolgerung würde nach deiner argumentationslogik so ablaufen: es gibt seit es menschen gibt auch kriege. also wird es immer kriege geben solange es menschen gibt. ergo müssen zur beseitigung der kriege die menschen beseitigt werden. der knackpunkt ist die annahme, dass menschen automatisch kriege führen. und der knackpunkt deiner annahme ist der, dass kollektive automatisch zu feindseligkeiten gegenüber anderen kollektiven und zu unterdrückung gegenüber ihren eigenen mitgliedern führen. aber auf dieser prämisse ein ganzes gedankengebilde aufzubauen, dass im ergebnis dazu führt menschen die an kollektive glauben für reaktionär zu erklären halte ich für gefährlich.
ich bin auch gegen nationen, aber vor allem bin ich für die anerkennung von realitäten. ich denke es würde dir sehr schwer fallen eine indigena oder auch eine tibeterin von deiner ansicht zu überzeugen.
das problem an all dem dekonstruieren ist meiner ansicht nach 1. das es meistens im luftleeren raum stattfindet, und 2. das letztlich alles dekonstruierbar iat.

Titel

child of anger 22.09.2003 - 01:33
@informator, studi, etc.
Vielleicht solltet ihr mal erklären was ihr unter AntiD versteht. Ich habe doch den Eindruck, daß der Begriff etwas inflationär gebraucht wird bzw. wieso antideutsch prinzipiell immer gleich für schlecht und dogmatisch (noch so ein Totschlagwort) steht. Es wäre mir übrigens sehr neu, daß es im Refrat der HU eine wesentliche Fraktion gibt, die sich den antideutschen Kommunisten zurechnen gibt. Zurechnen tut hier wohl eher jemand Anderes. Hier wird jeder der irgendwie Kritik übt an der EEF bzw.den Leuten die das organisiert haben, als Antideutsch abgestempelt. Ich hab auch so meine Probleme mit Kadersekten wie Linksruck, mit einigen Personen bzw. Strömungen innerhalb von Attac. Das Oberpeinlichste war auch noch, wie Attacies sich vor dem Stand der Gsellianer aufgebaut haben - nachdem wohl sich doch wohl jemand daran gestört hatte - und dem Typen vom Stand erklärten, daß er sich keine Sorgen machen bräuchte (nicht, daß es wirklich eine Gefahr für den Stand gab, Leute die sich ein bißchen kritisch mit solchen Themen befassen, stellten da nicht wirklich die Mehrheit auf dem Kongress), sie wären gerade mit genug Leuten da...

Was da sonst, für Aktionen in der HU laufen, weiß ich nicht. Scheint wohl auf beiden Seiten nicht wirklich toll zu laufen. Inhaltlich solidarisiere ich mich eher, mit den Leuten die den linksradikalen Lauti gestellt haben. Was ist übrigens falsch daran an Reformismus, Anbiederung an Nationalismus, nicht reflektierten hierarchischen Strukturen zu üben?

@informator
Inwiefern hat denn bitteschön, der "AntiD-Block" im Refrat der HU-Berlin den Bildungs- und Sozialabbau unterstützt?

herrje

kurt 22.09.2003 - 11:07
ist das peinlich. man wünscht sich glatt das möge keiner von außerhalb lesen. das ist nicht mal provokativ, es ist bloß unendlich erbärmlich.
klar, protest gegen die us-besatzung ist nationalistisch und autoritär
usw. sollen die amis lieber da bleiben und ihre diktatur installieren,
hat dann was von buntem multikultihaufen. du musst dich gerade beschweren über die flyer anderer, dein text hier sagt alles.

@ Kurt

G 22.09.2003 - 12:02
Dann wart doch mal ab, wieviele Nationalflaggen auf der Demo zu sehen sein werden und ob es Leute gibt, die die Flaggen entfernen wollen...ich würde behaupten, dafür wird es weite Toleranz geben!

Moderatoren!

Anne 23.09.2003 - 21:18
Wie kommt es eigentlich, dass der interessanteste Teil der Diskussionen mit den intelligentesten Beitraegen (Mitdenker) bei Indymedia weitestgehend im Muelleimer ablaeuft?
Wie darf man sich die schoene neue Welt nach Eurer Revolution vorstellen? Gibt es da dann auch ein Ministerium der Antifa- oder sonstwie linksradikal gearteten Wahrheit? Diese Praktiken rufen bei mir dunkle Erinnerungen an alte Zeiten wach, und fast wuenscht man/frau aus dem Osten sich, der Kapitalismus/Liberalismus/Imperialismus moege doch nicht abgeschafft werden, denn hier gibt es wenigstens die Meinungs- und Medienfreiheit.

@ Anne

Jemand 24.09.2003 - 01:58
Wie kommst Du auf "Mülleimer"?
Es gibt nun mal inhaltliche Ergänzungen und dann irgendwelche Diskussionen. Warum sollen irgendwelche Diskussionen innerhalb der inhaltlichen Ergänzungen stehen?

PS: Was ist an der 12500. Diskussion mit Antideutschen "interessant"?