Offener Brief an die Veranstalter des Kongress -elfter September-

Nowak 09.09.2002 18:11 Themen: Antifa Militarismus
Antideutsche kaperten am Wochenende in Berlin einen linken Bericht.
Offener Brief eines Teilnehmers
Offener Brief an die Veranstalter des Kongress ?elfter September - Die Anschläge, Ursachen und Folgen (Redaktion Jungle World, iz3W, Memri)
Ende der Aufklärung
Wie antideutsche Sektierer einen linken Kongress kaperten
Liebe Freunde von GenossInnen von Jungle World, iz3W und Memri
Der von Euch am Wochenende veranstaltete Kongress sollte nach der auch im Intenet veröffentlichten Ankündigung ein Podium für kontroverse Diskussionen über den Jahrestag der Anschläge in die USA und die Folgen bieten. Da auf den Seiten von iz3W und Jungle World die solche Debatten geführt werden (ob zu eingegrenzt kann hier nicht Gegenstand sein) und die Auswahl der Referenten und (wie immer) zu wenigen Referentinnen auch die Gewähr für Diskussionen bot, konnte mensch sich eigentlich auf ein spannendes Wochenende freuten.
Doch dazu sollte es nicht kommen, weil antideutsche Sekten den Kongress schlicht kaperten. Sie bekämpften am Wochenende jeden kritischen Gedanken, wie sonst in ihren Publikationen mit Vorliebe alles, was nicht auf ihrer Linie ist, wozu sie auch iz3W und Jungle World zählen. Jede/r von Euch kennt diese Auseinandersetzungen. An vorderster Front betätigte sich der Bahamas-Papst Justus Wertmüller, der in seiner langen politischen Karriere (Juso, Demokratische Sozialisten, Grüne, KB) eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat. Als ob es sich um eine Veranstaltung seiner ex-antideutschen, mittlerweile prorassistischen Politsekte handelte, maßte er sich sogar an, zu entscheiden, wer sich auf einer öffentlichen Diskussion für Beiträge und Fragen zu Wort melden darf. Ihn sekundierte ein Teil des Publikums, überwiegend Jungantideutsche, die die Texte ihrer Gurus mit genau der gleichen Inbrunst herunterbeten, wie weiland die K-Gruppen die Blauen Bände des Histomat. Sie schufen auf dem Kongress eine Atmosphäre der Political Correctness und der Denunziation, wie sie wirklich nur die K-Gruppen in den 70er Jahren erzeugen konnten.
Einige Beispiele gefällig: Der Jungle World US-Experte Michael Hahn erwähnte in seinem Beitrag, dass eine jüdische Organisation in den USA, die die aktuellen Entwicklung des Antisemitismus untersucht, Jörg Haider zugute hält, dass er kein so schlimmer Antisemit sei, weil er Entschädigungszahlungen für NS-Verfolgte zugestimmt habe. Sofort schellten bei einen Jungantideutschen die Alarmglocken. Was er denn da gesagt habe, ob er das noch mal wiederholen könne, schrille es bebender Stimme aus den vorderen Reihen. Der israelische Autor Yoram Kaniuk wiederum, der ins Anekdotenerzählen abschweifte, wurde von einem Zuhörer darauf aufmerksam gemacht, dass er seine Redezeit überzogen habe. Sofort rannte ein antideutscher Jüngling nach vorne, um sich bei Kaniuk für diesen Beitrag zu entschuldigen und unter Applaus zu postulieren, dass der Israeli so lange reden könne, wie er wolle. Der Moderator beugte sich schließlich nach einigen schüchternen Einwänden diesen irrationalen Publikumsanwandlungen. Es blieb Podiumsteilnehemer Günther Jacob bei der Abschlussdiskussion vorbehalten, zu konstatieren, dass diese Geste Kaniuk signalisierte, dass man ihn als Diskussionspartner eigentlich gar nicht ernst nahm. Schon am Samstagabend fragte der Verfasser nach einen Beleg, für Kaniuks Behauptung, die USA habe gegen die ?Tyrannen wie Hitler, Franco und Stalin gekämpft". Er kritisierte die Gleichsetzung von Hitler und Stalin und erkundigte sich nach den neuen historischen Forschungsergebnissen, die Hobbyhistoriker Kaniuks in Bezug auf Franco vorliegen müssen. Der bisherige Forschungsstand lautete nämlich, dass außer Frankreich und mit eigenen politischen Hintergründen die Sowjetunion kein Landdas republikanische Spanien im Bürgerkrieg unterstützte. Nach unterkühlten Beziehungen in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, waren die Kontakte zwischen dem Franco-Regime und den USA während des Kalten Kriegs exzellent und blieben es, sehr zur Enttäuschung der Franco-GegnerInnen, bis zum Tod des Caudillo. Eigentlich erstaunlich, dass das überwiegend akademische Publikum, das nicht wußte. Oder war es ihnen um Analysen und Erkenntnisse gegangen, sondern nur um die Bestätigung ihrer eigenen Positionen? Sie wollten von Kaniuk hören, dass der Irak Israel bedrohe und es deshalb keine Alternative zu einem Krieg gegen Saddam Hussein gebe. Wer Zweifel äußert, ist Antisemit und Defätist.
Dass mußte der Verfasser am nächsten Tag bei der Abschlussdiskussion selbst erleben, als er sich zu Wort meldete und positiv auf Günther Jacobs Redebeitrag bezog. Justus Wertmüller forderte Redeverbot für den Chronisten mit der Begründung, dass ?er für eine antisemitische Zeitung" (die junge Welt, die er nicht explizit erwähnte) und ?bekennender Antizionist" sei. Letzteres ist falsch, weil ich für ein binationales Israel-Palästina eintrete und entsprechende Initiativen wie die Organisation Taayush (die in der aktuellen Jungle World auf zwei Seiten vorgestellt wird), KriegsdienstverweigererInnen und linke AktivistInnen vor Ort unterstützte und deshalb den von Medico initiierten Aufruf ?In paradoxer Hoffnung" unterzeichnet habe. Über die Kategorien Zionismus - Antizionismus habe ich mich übrigens nie geäußert, (was übrigens auch beispielsweise Taayush nicht macht). Ohne genauere Hintergründe signalisierte ein Teil der jungantideutschen Claquere Zustimmung zum Antrag ihres Gurus Wertmüller und der Moderator gab nach. Das war das Ende eines rationalen von Aufklärung und Analyse bestimmten Debatte und signalisiert eigentlich auch das Scheitern des Kongress, wie er von den Organisatoren geplant war.
Antideutsche Politsekten ist es gelungen, den Kongress zu kapern. Die Jungle World, die schon im Titel das ungerade, wild wuchernde symbolisiert, mußte erleben, wie die Feinde der Aufklärung und des offenen Wortes triumphierten. Daran haben die VeranstalterInnen wenig Verantwortung. Die ModeratorInnen waren darauf nicht vorbereitet. Doch das weitgehende Schweigen auch der im Publikum vertretenen MitveranstalterInnen wirft Fragen auf. Warum hat nicht z.B. Günther Jacob, Christian Stock etc. Justus Wertmüller und Co. nicht ebenfalls deutlich gemacht, dass sie hier nur ZuhörerInnen wie alle anderen sind, die sich zu Wort melden könne, aber nicht bestimmen haben, wer sich außer ihnen zu Wort meldet?
Diese Frage sollten sich die VeranstalterInnen stellen, denn es ist anzunehmen, dass die antideutschen Sektierer nach ihren Erfolg am Wochenende auch in Zukunft auf linken Veranstaltungen ähnlich agieren werden. Damit wird nur praktisch umgesetzt, was in der Bahamas schon seit Jahren geschrieben steht, dass die Linke in Deutschland zerstört werden soll. Mit den antideutschen Kindergarten im Schlepptau, hofft die Wertmüller-Sekte, dieses Ziel umzusetzen.
Bei allen politischen Meinungsverschiedenheiten, die zwischen den KongressveranstalterInnen und dem Verfasser bestehen, müßte es ein gemeinsames Ziel geben: alles zu tun um es diesen Politsekten in Zukunft nicht so leicht zu machen und zu verhindern, dass auf linken Diskussionsverantstaltungen ein Klima des Dogmatismus entsteht, der an die K-Gruppen Zeit der 70er Jahre erinnert. Wir sollten alles dafür tun, dass wieder der Geist der kontroversen Debatte (des Jungles), der aufklärerischen Gedanken auf den Kongressen herrscht und die Feinde jedes freien Gedankens (in diesem Fall Bahamas etc.) nicht zum Zuge kommen.
Peter Nowak, freier Journalist
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Ergänzungen

Die Lüge als Mittel der Politik

javier 09.09.2002 - 18:40
Peter Nowak hat im April in der jungen Welt ein Interview mit Jamal Karsli geführt. [ http://www.jungewelt.de/2002/04-11/014.php]. Gefragt, warum er dort Jamal Karsli nicht kritisiert, antwortete er: "Zu Karsli nur so viel. Die NS-Vergleiche des arabischen Nationalisten Karsli in Bezug auf Israel sind zu kritisieren. Aber die hatte er zum Zeitpunkt des Intervies noch nicht geäußert und spielen deshalb im Interview auch keine Rolle. Hätte ich das Interview danach geführt, hätte ich meine Fragen auch darauf gerichtet, hätte ihn aber trotzdem interviewt." [ http://de.indymedia.org/2002/07/25972.shtml]

Daß die entsprechende Erklärung von Jamal Karsli zum Zeitpunkt des Interviews bereits vier Wochen alt war, war Yoram Kaniuk bereits bekannt. [ http://home.landtag.nrw.de/mdl/jamal.karsli/p20.htm]

Nachdem diese Information auf dem Kongreß bekanntgegeben wurde, war das Thema Peter Nowak dort erledigt. Würde Peter Nowak öffentlich auf die Weise angegangen, wie er Yoram Kaniuk beschimpfte, würde er sich zu Recht empören. Solche Auftritte wie der seine, den jeder selbst bewerten kann, sobald die Audiodokumentation der Saaldiskussion veröffentlicht werden, blockierten die Diskussion mit Yoram Kaniuk um einige sachlich falsche Behauptungen zur Geschichte des Kommunismus. Als Günter Jacob auf der Abschlußveranstaltung in seinem Beitrag dieses Phänomen kritisierte, versuchte Peter Nowak ein weiteres Mal, die - durchaus kontroverse - Diskussion durch Schimpftiraden zu verhindern.

Peter Nowak

Gast 09.09.2002 - 18:42
Peter Nowak hat selten recht, nervt oft und hat sich mit seiner Soli-Arbeit für - nett formuliert - höchst fragwürdige kurdische Gruppen (...) und durch seine Mitarbeit bei der jungen Welt längst ins politische Aus geschossen - dennoch hat er hier im Großen und Ganzen Recht.

Allerdings muss man sagen, dass die beschriebene Stimmung wirklich nur auf den beiden genannten Abend-Veranstaltungen so war, alle anderen Veranstaltungen des Kongresses, die ich erlebt habe, oder von denen mir berichtet wurde, waren sehr sachlich und informativ und diskursiv. Und ohne Bahamas-Provos.... Gegen Ende konnten sie sich das offenbar nicht verkneifen, weil sie wohl sauer waren, dass sie auf keinem Podium sitzen durften.

"Yankee-Boy" Yoram Kaniuk

auch ein Gast 09.09.2002 - 20:09
Beim Kongress saß ich in Hörweite von Peter Nowak, der mir bis dato unbekannt war. Dieser brummelte die ganze Zeit vor sich hin und ließ seinen Ressentiments freien Lauf, indem er den gesamten Vortrag über den "Yankee Boy da vorne" ( gemeint war Yoram Kaniuk) und den "US-Imperialismus" schimpfte. Er meinte auch: "die weiße Klasse in den USA muss zerschlagen werden."

Nun zu den Vorwürfen gegen Yoram Kaniuk:
( Im Gegensatz zu den Grummeleien Nowaks, gibt es ja eine Audiodokumentation von Kaniuks Beitrag)
Unbestritten ist, dass die USA nicht gegen Franco gekämpft hat. Doch das hat Kaniuk auch niemals behauptet. Kaniuk verglich die USA mit den europäischen Staaten. Er meinte die europäischen Staaten ( Partisanenbewegungen schon) hätten niemals wirklich gegen Unrecht oder den Faschismus gekämpft. Kaniuk sagte - so weit ich mich erinnern kann- " no one was fighting Franco, no one was fighting Hitler, no one was fighting Stalin and no one is figthing against Hussein." Kaniuk behauptete aber nicht, die USA hätten das in jedem dieser Fälle getan.

Kaniuk ist definitiv kein Linksradikaler, er vertritt ein idealisiertes Bild der USA und die Totalitarismustheorie, indem er den Kampf gegen den Faschismus mit dem gegen den Kommunismus vergleicht. Bezüglich dieser Meinung kann ich mich ihm nicht anschließen. Dennoch waren die Ausfälle Peter Nowaks mehr als unangebracht. Yoram Kaniuk beschrieb sein Gefühl der Angst vor dem Antisemitismus in Europa und auch vor der Bedrohung durch den Irak. Er meinte in Israel wolle man den Ruf "Tod den Juden" nicht aus Deutschland hören, nicht aus Deutschland. Wenn Peter Nowak dann die Unterdrückung der Schwarzen in den USA oder die USA-Invasion in Nicaragua (zu kritisierende Tatsachen) anführt, dann hat er einfach etwas falsch verstanden. Gegen den zu Tage kommenden Groll eines Peter Nowak kann man Kaniuk nur verteidigen. Wenn ein Israeli, der selbst beinahe selbst durch ein Selbstmordattentat getötet worden wäre, einen möglichen Irakkrieg, aufgrund der realen Bedrohung Israels, befürwortet, dann ist der Einspruch des Irakbesuchers Nowak nur mehr als widerwärtig.


Hab ich wörtlich mitgeschrieben weil ichs so treffend fand:

egal 09.09.2002 - 20:53
"I never said America only fights for freedom, but when freedom needed to be fought for they fought for it." (Yoram Kaniuk)

Dogmaten-Auslacher 09.09.2002 - 21:23
Weder Antiimps noch die Antideutschen sind politisch ernst zu nehmen. Beide Seiten definieren sich darüber, daß sie alles scheisse finden, wofür die andere seite steht. Es geht nur noch um dominieren und so weiter...
Aber mal zum Kongress: Hab mich schon gewndert, wo die ganzen stumpfen Beschimpfungen der Antideutschen bleiben. Naja, das ham die heute ja wieder nachgeholt....

dpa jetzt antisemitisch?

auwei! 09.09.2002 - 21:47

Washington (dpa) - Zwei Flugzeugentführer vom 11. September haben nach einem Bericht der Zeitschrift
«Newsweek» vor den Anschlägen mit einem FBI-Informanten in San Diego zusammen gewohnt. Der
Kontaktmann schöpfte aber keinen Verdacht, berichtet das Magazin. Der Informant habe von September
2000 an mit beiden Saudis eine Zeit lang eine Wohnung geteilt. In dieser Zeit nahmen sie in San Diego
Flugstunden, um den Todesflug auf das Pentagon vorzubereiten. Der FBI-Mann habe seinen
Mitbewohnern beim Eröffnen eines Bankkontos geholfen.

Was soll Kinderscheiß?

Azoren 09.09.2002 - 23:51
Das ist doch die völlige Kinderkacke, die hier in den Kommentaren abgeht. Peter Nowak mag ja ab und zu nerven, aber was interessiert mich das?
Das die meisten Antideutschen RassistInnen sind dürfte ja bekannt sein. Wenn nicht, lest einfach mal ihre Kommentare...
Auch die Jungle World hat sich ja wohl mittlerweile selbst disqualifiziert.... oder ist niemandem aufgefallen, dass die meisten der alten AutorInnen dort nicht mehr schreiben??? Dafür aber jede Menge Dumpfbacken, die wirklich überhaupt keien Ahnung haben von dem was sie schreiben und klare Falschmeldungen verbreiten (nicht aus Absicht, sondern aus purem Unwissen). Das weiss die Jungle auch, aber das ist ihnen recht.
Und zu Justus Wertmüller braucht ja nix mehr gesagt zu werden... wer schon freiwillig zu Kriegszeiten in der deutschen Botschaft in der Türkei gearbeitet hat....

an "noch ein gast" und "javier"

Nowak 10.09.2002 - 02:09
Zu "noch ein gast": Besorge Dir mal einige Hintergrundinfos über den Widerstand der indigenen Menschen und vor allem der Black Panthers in den USA. Dann wirst Du auch verstehen, was gemeint mit "die weisse Klasse muss zerschlagen werden". Als aktuelle Buchempfehlung: "Rassismus in den USA", kürzlich im Unrast-Verlag erschienen. Oder liess einfach mal jede Woche die Kolumnen von Mumia aus der Todeszelle, die jeden Samstag in der jungen Welt stehen (Vorsicht nicht-PC). Aber wenn man so die Traktate der Jungantideutschen studiert, ich habe mich ja am Kongress damit versorgt, da hat mensch den Eindruck, außer Bahamas und einer gewissen Marx-Exegese bleibt ein bißchen Frankfurter Schule und sonst nichts. Texte aus internationalen Kampfprozessen werden nirgends auch nur ansatzweise rezipiert.
Du behauptest wider besseres Wissen, dass Kanuik nie behauptete,dass die USA gegen Franco kämpfen. Dabei ist ganz eindeutig übersetzt worden, dass er gesagt hat, die USA habe anders als Europa immer gegen Tyrannen gekämpft, z.B. Hitler, Stalin, Franco.
Du sprichst von Beschimpfungen: was für eine kreuzspießige oder kaderkommunistische Einstellung da zum Vorschein kommt. Als Linker kritisiere ich alle, ohne Ansehen der Person, wenn sie reaktionäres Zeug reden. Das hat übrigens mehr mit einem Ernstnehmen der Person zu tun, als dieses Hätscheln, dass auch in Deinem Schlussätzen zum Ausdruck kommt. Das der Bespruch "Tod den Juden" überall entschieden entgegen getreten werden muss, nicht nur in Deutschland, bracht ja wohl nicht extra erwähnt zu werden.

Dein letzter Satz aber drückt soviel moralinsauere politcal Correctness und Ende der Aufklärung aus, dass ich das mal bißchen genauer klar machen will.
Hier der Satz:
"Wenn ein Israeli, der selbst beinahe selbst durch ein Selbstmordattentat getötet worden wäre, einen möglichen Irakkrieg, aufgrund der realen Bedrohung Israels, befürwortet, dann ist der Einspruch des Irakbesuchers Nowak nur mehr als widerwärtig."
Die Angst vor einem Angriff auf dem Irak, die er zum Ausdruck brachte, nehme ich zur Kenntis. Was hat das aber mit der unerfreulichen Tatsache zu tun, dass er fast bei einem Attentat getötet worden wäre. Das ist doch nur Moral. Eine Analyse müßte doch jetzt daran gehen, die realen Bedingungen zu eruieren, um festzustellen, ist die Bedrohung real oder nicht und wenn ja, welche Bedingungen müssen geschaffen werden, damit diese Bedrohung für Herrn Kaniuk und alle Menschen,die dort leben, geringer werden. Dazu muss ich politische Berichte, militärsiche Analysen etc. ebenso studieren, wie Einschätzungen anderer ExpertInnen heranziehen. So sagte z.B.Moshe Zuckermann in einem jW-Interview, dass ich im Mai für die jW mit ihm führte, dass Israel heute die einzige Atommacht in der Region ist und heute ungefährteter denn je ist. Grundlagen einer materialistischen Kritik sind doch reale Gegebenheiten und nicht Angstzustände und Gefühle. Dann sind wir doch bei der Alternativbewegung der 70er Jahre, die mit Recht in den Frühphasen der antideutschen Strömung, als sie den Namen noch verdiente(!), auseinandergenommen wurde.
Jetzt noch mal zu meiner Kritik an Kaniuk. Du nennst das widerwärtig. Und was sagst Du zu der Bahamas-Kritik am "unwürdigen Stalin-Kreis Fritz Teppich". Gemeint ist der Shoah-Überlebende und Kommunist Teppich, der eben einen Antizionismus der Traditionskommunisten vertritt. Merkst Du nicht, wie instrumentell diese Moralargumentation ist. In Wirklichkeit ist Kritik an Kaniuk verpönt, nicht wegen seiner Ängst und Erlebnisse sondern, weil er genau das gesagt hat, was Du hören wolltest, nämlich der Irak muss bombadiert werden und Teppich darf schon angegriffen werden, weil er das eben nicht sagt. Auch die Pro-Intifada-Fraktion geht natürlich so instrumentell vor, aber dass machen doch eben, wie das Beispiel zeigt, die Antideutschen auch. Dann soll mensch doch auch ehrlich sein.
Woher Du weißt, dass ich den Irak-besuchte, ist mir nicht klar, ich erwähnte das auf dem Kongress nicht. Aber was soll das für ein Argument sein. Wenn man den Irak besucht, darf man Kaniuk nicht kritisieren? Hättest Du einen der Beiträge über meinen Irak-Besuch gelesen, (ist auf meiner Homepage ( http://notrix.de/Peter.Nowak) wißtet Du, dass ich kein Saddam-Propagandist bin. Ich rate den Jungantideutschen, besucht den Nahen Osten und den Irak und auch andere Länder, die ihr so schnell einordnen in Freund und Feind. Vielleicht hast Du schon mal davon gehört, dass im Irak auch Menschen wohnen, die nicht gefragt worden, ob sie von Saddam regiert werden wollen, von Kindern, die wegen des Embargos sterben. Auch hier gilt, mit den Betroffenen reden und dann aber die realen Bedingungen studieren. Genau so ist es mit den Palästinenern. Von einem potentiellen Angriff des Irak auf Israel wären auch arabische Menschen, Beduinen etc. betroffen.
So, jetzt habe ich versucht, mal da zu legen, dass es neben Euren vielen Dogmen und Tabus noch die Realität gibt und die läßt sich eben da nicht reinpressen. Ich rate nur: Vergeßt die Dogmen, auf ins Offene
Nur kurz zu Javier. Die Lüge als Mittel der Politik paßt gut zu Deinem Beitrag. „Als Günter Jacob auf der Abschlußveranstaltung in seinem Beitrag dieses Phänomen kritisierte, versuchte Peter Nowak ein weiteres Mal, die - durchaus kontroverse - Diskussion durch Schimpftiraden zu verhindern." Du lüst bewußt. Im Gegenteil, hatte ich mich zu Wort gemeldet, um die Ansicht von Jacob zu bekräftigen und daran anzuknüpfen, wurde auch vom Moderator drangenommen, bis Wertmüller dekreditierte, dass ein jW-Mitarbeiter und bekennender Antizionist dort kein Rederecht habe. Dagegen habe ich protestiert und nicht gegen Jacobs Ausführungen. Deine Lügen reihen sich ein, in die Denunziationsmaschinerie, die mit der Antisemitismusstreit-Homepage aufgebaut wurden. Denn das ist in Wirklichkeit ein Etikettenschwindel. Es geht eben nicht um den Streit, was ist Antisemitismus, der dringend notwendig ist sondern um den politisch korrekten Einsatz von irgendwelchen Texten und nebenbei kann sich der Staatsschutz dann auch noch bedienen. Dazu müßte anderweitig mal mehr gesagt werden.


ach, gott...

der kleine antideutsche 10.09.2002 - 04:00
peter nowak hat, aufgehängt an der durchaus kritisierenswerten äußerung yoram kaniuks, die usa würden für die freiheit kämpfen, eine antiamerikanische und antizionistische hasstirade abgelassen. als er dies am nächsten tag wiederholen wollte, wurde ihm nach intervention aus dem publikum - es war justus wertmüller, shocking! - von der moderation das wort entzogen. that`s it, wer daraus einen skandal machen will, soll das tun, ich fand herrn nowak auf der konferenz einigermaßen irrelevant.

Peter Nowak will indymedia schließen...

10.09.2002 - 12:02
... weil sich da "der Staatsschutz dran bedienen" kann. Und morgen gleich das ganze Internet?

noch ein kommentar zum kongress

besucherin 10.09.2002 - 13:02
Also wenn hier schon Leute dabei sind, Kritik am Kongress loszuwerden, hätte ich da auch noch ein paar Anmerkungen:
Irgendwie läßt mich der Eindruck nicht los, dass von mal zu mal die Diskussionskultur innerhalb der linker beschissener wird...oder liegt das nur an Berlin? Jedenfalls finde ich es sehr ungünstig, erst das Podium 1 1/2 bis 2 Stunden referieren zu lassen und dann Publikumsfragen zuzulassen. Eine wirkliche Diskussion ermöglicht das nicht. Auch wenn mich die Bahamasleutchen zunehmend selber nerven, so hätte ich doch gerne an der ein oder anderen Stelle von Ihnen mehr gehört, einfach auch was die kritik an Ihnen betrifft, die Günther jacob geliefert hat. Der Stil von Werthmüller, Phrasen in den Raum zu werfen, war für einen kritiker mehr als schwach.Eine Auseinandersetzung mit dert vertreterin von Rawa wäre z.B. spannend gewesen, einfach um die These, kabul sei "befreit" worden, an der Realität zu überprüfen- schließlich ist es gerade jene Frage, die auch im Bezug auf den Irak notwendigerweise gestellt werden muß: Was kommt nach dem Krieg? Achja, die Kritik der Bahamas am Kongress ist kindisch, peinlich und argumentfrei: Jungs und Mädels, seid ihr denn ewig beleidigt, wenn ihr nicht auf dem Podium sitzen dürft?
Und nun noch ein letztes Wort zu/an Nowak: Du hast dich bisher weder dazu geäußert, warum du Karsli ein Forum geboten hast, noch kritisch SDtellung zu JW bezogen.Du mußt dich nicht wundern, wenn deine Stellungnahmen auf dem kongress auch vor dem Kontext deiner Arbeit für die JW wahrgenommen wird. Und tatsächlich: Es ist peinlich, wenn Kaniuk gerade erzählt, dass er von den antizionistischen Büchern geschockt ist, und du dann eine derartige Tirade abläßt. Noch peinlicher ist aber der Stil, und das gilt für euch alle: Zwischendurch kam ich mir vor wie im Kindergarten, ist das in der Hauptstadt immer so? Dieses Rumkeifen und Brüllen, sich gegenseitig niederschreien und Forderungen des Auschlusses zu stellen...Wenn das jemand miterlebt hat, der sich nicht explizit zur Linken zählt, ohweia.In einem Punkt hat Nowak jedoch Recht: Das Argument, das das, was Kaniuk sagte, nicht kritisiert gehört, ist albern. Denn tatsächlich zeigt sich hier platter Philosemitismus, der ihn ebenso gestört haben dürfte wie die Tirade Nowaks. Und im übrigen ist gerade die Bahamas nicht sensibel, wenn es darum geht, antizionistische Juden und Jüdinne scharf zu kritisieren, also was solls. Kritisiert gehörte Kaniuk, und zwar auf einer sachlichen politischen Ebene. Ich habe mich allerdings schon gefragt, wasrum er eingeladen wurde, welche Funktion er dort erfüllen sollte.Damit ihr mich nicht falsch versteht: Warum lade ich zu einem linken Kongress einen relativ unpolitischen, konservativen Menschen ein? Laufe ich damit nicht gefahr, auch hier einen "Alibiisraeli" einzuladen? Jemand der mir seine Gefühle erzählt, aber eben keine Analysen zu bieten hat? Wenn klar ist, dass er die nicht hat, was soll das dann?
So, genug gelaber, noch eines zum Schluß: So übel ich Nowaks Tirade auch fand, so krass waren die kindlichen Reaktionen, sowohl von Nowak als auch den anderen. Unangenehm fand ich auch den Umgang mit dem sich als Palästinenser definierenden menschen, der direkt angeganngen worden ist, bis hin zur absurden Gesinnungsprüfung, bevor jemand reden darf. Achja, quo vadis linke, ich krieg Angst, so ab und zu...

justus werthmüller

kostverächter 10.09.2002 - 15:19
Haha, also ich muss schon sagen sehr witzig. Ich kann mir lebhaft vorstellen wie Werthmüller und Co da wieder abgegangen sind. Manchmal stellt sich nur die Frage, warum man nicht einfach geht und sie so der Möglichkeit zur Provokation beraubt, statt mitzuziehen an dem was sie gerne wollen, der Produktion ihres eigenen Egos.
Manchmal könnte man auch versucht sein, dass ganze Geseier dieser und anderer unter feministischer Perspektive zu untersuchen, aber ach da würde ich jetzt eh für den Orkus schreiben, ihr alten Hähne.
Sehr witzig übrigens auch, wie sich jetzt wieder alle von der jungen Welt distanzieren wollen, auch das Neue Deutschland war ja mehrfach an der Reihe. Kleiner Vorschlag meinerseits: Lest doch einfach den "Hinterländer Sektenanzeiger", da werdet ihr sicherlich absolut zuverlässig informiert......

Die Linke hat mehr verdient, als sich von Kleingeistern beherrschen zu lassen!

zu besucherin

nowak 11.09.2002 - 03:01
nur kurz, weil ich direkt gefragt wurde:
Zum Karsli-Interview: Durch die emsige Recherche der GenossInnen der Antisemitisstreit-Homepage, mußte ich mich davon überzeugen, dass Karsli tatsächlich schon vor meinem Interview seinen unsäglichen Vergleich gebracht. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt davon keine Ahnung und bin bis vorgestern davon ausgegangen, dass er die Erklärung erst später gemacht hatte. Tatsächlich waren sie in der Diskussion erst bei seinem FDP-Übertritt. Da hätte ich mich wohl genauer über Karsli erkundigen sollen. Mir war er vorher nur als Grüner, der sich für protestierende Flüchtlinge in NRW einsetzte und als jemand, der gegen das Irak-Embargo eintritt, aufgefallen. Nun, bin ich aber auch niemand, der sich besonders für Parlamentarier irgendeiner Partie interessiert. Ich habe Karsli in seiner Eigenschaft als Demoredner interviewt. Diese Erfahrung ist für mich ein Grund mehr, Finger von Parlamentariern zu lassen.

Zur jungen Welt. Ich arbeite nicht nur für die junge Welt sondern auch für Medien wie TAZ,FR. Ich sehe sie eben als ein Arbeitgeber und nicht als ein politsdches Projekt. Meine Beiträge, für die ich mit Namen verantwortlich bin, jedenfalls enthalten keine rassistischen oder antisemtischen Inhalte, sind aber auch nicht politisch-korrekt.

Noch einmal zu Nowak/Karsli

javier 12.09.2002 - 16:17
Eine Rechercheunvollständigkeit kann jedem mal unterlaufen. Entscheidend ist, sie zu korrigieren, wenn man sie bemerkt hat oder darauf hingewiesen wurde. Du dagegen hast ungeprüft die Kritik zurückgewiesen und abgewartet, bis Dir das Gegenteil unwiderlegbar mit der Originalquelle bewiesen wurde.

Es bleibt der Eindruck hängen, daß es bei Dir vielleicht noch andere Fälle von taktischem Umgang mit der Wahrheit gibt, die bloß noch niemandem aufgefallen sind. Und daß Du zumindest in einem Punkt mit Antisemiten einig bist: Du wolltest nicht wahrhaben, daß in diesem Land Israel kritisiert werden kann und ständig kritisiert wird - selbst auf derart unsachliche Art und Weise wie von Herrn Karsli - OHNE daß dies automatisch zu irgendwelchen empörten Reaktionen oder prompten Antisemitismusvorwürfen führt.

Über den Auslandsbaathisten Karsli hätte man übrigens schon vorher bescheidwissen können, ja als jemand, der sich jornalistisch mit kurdischen Angelegenheiten befaßt, sogar bescheidwissen müssen: [ http://www.embargos.de/irak/aktionen/debat_a01/hetzbrief_hb_ roth.htm]

Oder sagt Dir der Name Halabja nichts? [ http://www.kdp.pp.se/chemical.html]