Kapitalismus untertauchen! Demo gegen Berliner Schwimmbadpreise

F.e.l.S. 10.08.2002 20:28 Themen: Soziale Kämpfe
100 Leute demonstrierten heute in Berlin gegen die Erhöhung der Eintrittspreise im Kreuzberger Prinzenbad.
Mit Wassereis und Sommerhits wurde heute ein weiteres Mal gegen die Eintrittspreise im Kreuzberger Prinzenbad demonstriert. Diese sind mit Beginn der Sommersaison in allen Berliner Freibädern enorm angestiegen und für viele Leute kaum noch zu bezahlen. Einige Bäder mussten ganz schließen. Hintergrund sind die Berliner Schulden von mehreren Milliarden Euro für die alle BerlinerInnen nun aufkommen sollen. Parallel zur Aktion in Kreuzberg fand eine Protestdemo in Moabit zum Freibad Plötzensee statt.

Nachdem es bei der letzten Aktion vor einem Monat einigen Badewilligen im Prinzenbad durch Entschlossenheit gelungen war, den Eintrittspreis um 100% zu senken, war diesmal ein größeres Aufgebot an Securities und Polizei präsent. Der Eingangsbereich wurde großäumig abgesperrt und dichtgemacht. Somit war kein "Vamos a la playa" durchzusetzen.

Deshalb wurde das Prinzenbades einmal umrundet. Dabei wurden noch einige Aufpasser mit Wasserbomben abgekühlt. Die positiven Reaktionen von Badegästen und KreuzbergerInnen und die bisher gute Resonanz in der Presse lassen hoffen, dass der Widerstand gegen die Spar -und Sachzwanglogik der Berliner Politik größer wird.

Die nächsten Aktionen gegen den Berliner Sparkurses:

- 24.August: zentrales Innenstadtbaden am Potsdamer Platz

- 07. September: Demo im Grunewald zu den Anwesen der Verantwortlichen des Berliner Milliardenlochs

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Ergänzungen

eigentlich ....

bademeister 10.08.2002 - 20:35
... sollten hier noch Fotos der Demo zu sehen sein. Vielleicht später...

warum

quitschente 11.08.2002 - 02:23
schwimmt ihr nicht in der spree?


keine lust auf hautkrankheiten

bader 11.08.2002 - 02:56
ausserdem sehe ich es nicht ein, wenn ich mit meinem geld für die mafiosen bankgeschäfte einiger krimineller (bankgesellschaft) aufkommen muss. die braucht hier wirklich niemand.

ok, hier ein paar Tipps

leichenschauhaus 11.08.2002 - 03:18
Auch wenn dieser Sommer langsam aber sicher das Weite der südlichen Erdhalbkugel sucht, noch ist es nicht zu spät für einen oder zwei entspannte Tage am und im Freibad. Wir wollen hier ein paar Grundregeln und Verhaltensmuster Entwickeln die auch ihnen, geneigter Leser ein paar entspannende Stunden im Schwimmbad bescheren können.

Vorbereitung


Spaß im Wasser: Saufen...
Normalerweise finden sich in allen größeren Orten Deutschlands Badeanstalten. Es sei gesagt dass die Wahl des Badeortes nicht von allergrößter Bedeutung ist, da sich die heutigen Schwimmanstalten höchstens in den Eintrittspreisen grob unterscheiden. Nach Plastik stinkende Umkleidekabinen, urinwarmes Wasser, lustlose Bademeister und gröhlende Jugendliche finden sie überall und immer in reichlicher Anzahl. Gewarnt sei hier nur vor so genannten Heil-, Kur- und Thermalbädern, da hier ein altersschwaches Publikum vorherrscht, das nicht einmal ein wenig Verständnis für Sex auf der Liegewiese oder dem Quälen kleiner Kinder entgegenbringen kann. Auch ist hier das Anbaggern meistens nicht unbedingt von Erfolg gekrönt, besonders wenn sie auch nur ein wenig Wert auf Äußerliches und Jugendlichkeit legen. Haben Sie nun endlich ein passendes Etablissement erspäht, empfiehlt es sich kurz in Richtung Wetter zu schauen. Ziehen schwarze Wolken auf, so ist Ihnen eine ruhiger Nachmittag garantiert, leider geht aber der Spaßfaktor völlig baden .... :) Ist das Wetter gut, packen sie Ihre Badehose (Exhibitionisten sei eine Socke empfohlen....), das eine oder andere Handtuch, etwas Verpflegung und etwas Sonnenmilch ein. Drogen, Schusswaffen und Sprengstoffe aller Art, verhelfen zu mehr Abwechslung und sollten grundsätzlich in reichlicher Anzahl mitgeführt werden. Alles gepackt? Gut!

Ausführung

Am Eingang zum Bad erwartet Sie meist eine Dame, dessen Aussehen eigentlich gegen die Genfer Konventionen verstößt, was ihnen wiederum das Recht einräumt, Sie mit einem gezielten Schlag und/oder Schuss außer Gefecht zu setzen, um das Eintrittsgeld zu sparen. Die Bäder werden sowieso öffentlich getragen und dann kommt's auf Ihre 5 Mark auch nicht mehr an. Eventuell auftretenden Warteschlangen tritt man mit kleinkalibrigen Schnellfeuerwaffen oder dem Einsatz von Handgranaten wirkungsvoll entgegen. Nach Erreichen der so genannten Liegewiese suchen Sie sich am besten einen Platz von dem man den Grossteil des Bades überblicken kann. Die Aussicht auf barbusige Frauen ist fast von überall gegeben und erfreut das Männerherz. Leider ist Frauen selten der Anblick eines entblätterten Gliedes gegönnt. Wenn Sie einen genehmen Platz erspäht habe, machen Sie sich breit und stürzen Sie sich ins Vergnügen! Leider wird ihnen schon bald der ein oder andere Gast auf die Nerven gehen. Macht nix, dafür haben wir Abhilfe:

Auf der Liegewiese


...poppen...
Empfohlen hat sich bei Frisbeespielern das unauffällige austauschen der Scheibe durch eine flache Tretmiene (kürzlich ist diese Vorgehensweise leider von einer Veranstaltungsfirma werbemässig ausgeschlachtet worden), die gezielt in die Menge der Jugendlichen geworfen, freudiges Explosionsverhalten zeigt. Ähnlich kann man bei Volleyballspielern verfahren, nur sollte man hier die flache Tellermine durch eine entsprechend ähnliche Kugelmine ersetzen. Auch Splittergranaten haben immer wieder durchschlagenden Erfolg. Immer wieder beliebte und nützliche "Helferlein" im Kampf gegen einzelne Störenfriede (besonders gröhlende Jugendliche...) stellen kleine "Mitbringsel" dar. Mit Sprengstoff verfeinerte Zigaretten, arsenveredelte alkoholische Getränke und auch mir LSD angereicherte Süßwaren für unsere Kleinsten sorgen immer wieder für Erheiterung, stellen aber nur einen kleinen Teil des möglichen Spektrums dar. Der Phantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt. Unterstützung bieten hier z.B. die Fa. Bayer, oder auch BASF, die beide in der Vergangenheit bewiesen haben, dass mit ein wenig Chemie "verdammt viel möglich" ist. Bei der mittlerweile leider sehr verbreiteten Gruppe der Mobilfunkbenutzer, die nicht mal im Bad davon ablassen können, ihrem Handtuchnachbarn per SMS mitteilen zu müssen, was für schönes Wetter doch ist, haben sich handliche Schnellfeuerwaffen (UZI) oder auch Flammenwerfer (je nach Vorliebe) bewährt. Gerade im Sommer hat sich der Flammenwerfer bewährt, da er ein gewisses Grillvergnügen beim Anwender indiziert, des Weiteren ist der Lerneffekt oft besser als beim schlichten Erschießen.

Im Wasser

Während des Schwimmvorgangs empfiehlt sich das gezielte Harpunieren einzelner Störenfriede mithilfe einer Druckluft betriebenen Harpune (im Fachhandel) als nötiges Zubehör sei hier eine Taucherbrille (ebenfalls Fachhandel) empfohlen, damit man auch mal unter Wasser gezielte Angriffe auf die Extremitäten des Opfers ausführen kann. Kleinkalibrige Feuerwaffen haben sich als etwas ungeeignet erwiesen, da hier oftmals eine Massenpanik ausbricht, bevor man die gewünschte Menge an Jugendlichen fachgerecht erlegt hat. Interessanter sind hier schon so genannte Schnellfeuergewehre z.B. aus Beständen der Volksarmee oder ähnlichen Einrichtungen. Uranummantelte Geschosse können problemlos vom Balkan importiert werden, die US Streitkräfte stehen hier mit Rat und Tat gegen ein kleines Taschengeld zur Verfügung. Vorsicht ist im Umgang mit Giften geboten. Hier sollte man sich sicher sein, nicht doch noch mal Schwimmen gehen zu wollen.

Am Kiosk

Hier ist die Lage oft besonders kompliziert. Am besten Sie nehmen sich genügend eigene Rationen ihres Tagesbedarfs mit, da an einem Schwimmbad Kiosk weder Faustschläge noch Feuerwaffen eine gewünscht Wirkung erzielen. Einzig und allein den Spaß von Nervengiften in Pommes rot/weiß u.ä. sollten Sie sich nicht entgehen lassen. Der Gesichtsausdruck der wartenden Menge wenn der erst mit Schaum vorm Mund vorbeitorkelt und schließlich qualvoll verendet, sollte einmal im Leben bewundert werden!

Allgemeines


...fressen!
Außer gröhlenden Jugendlichen, denen Sie mit Hilfe von oben genannten Zigaretten oder entsprechendem Alkohol usw. entgegentreten, fällt immer wieder die Gruppe der jungen Familien negativ auf. Für diesen Fall sollten Sie immer ein paar der Süßwaren parat haben, auch gezielte Sprengungen im Sandkasten / Kinderbecken sorgen immer wieder für Befriedung der Szenerie. Immer wieder belustigend ist das gewaltsame abnehmen von aufblasbaren Bällen oder ähnlichem und deren anschließende Vernichtung. Zornigen Eltern die zerstörten Spielsachen in die ein oder andere Körperöffnung zu stopfen, erbringt besondere Befriedigung!

Bademeister

Eine besondere Gruppe im Schwimmbad stellen die Bademeister und deren Helfer (z.B. von der DLRG) dar. Ein lustlos zugerufenes "Einspringen vom Beckenrand verboten" wird von 99% der Besucher geflissentlich ignoriert, der Rest traut sich eh nicht ins Wasser. Besonders einsatzgeile Individuen dieser Spezies sollten Sie frühzeitig ein Ende setzen, da diese selbst unter Einsatz von Elektroschocks im Wasser noch Ambitionen haben, die von ihnen Erlegten wieder zu beleben. Des weiteren fällt ein am Wachturm aufgeknüpfter Bademeister meistens nicht weiter auf, und sorgt für unbeschertes Befriedigen Ihrer Bedürfnisse. Er wird sie mit Sicherheit nicht mehr wegen Ruhestörung aus dem Bad werfen!

Der Abschluss

Wenn Sie nun Ihren Tag im Bad entspannt beendet haben und sich auf dem Heimweg befinden, genießen Sie das Schauspiel der eintreffenden Rettungskräfte, behindern Sie diese noch ein wenig bei der Anfahrt oder rufen Sie einfach "da hat einer ne Bombe rein geschmissen, die geht gleich hoch!" den zuständigen Polizeibeamten entgegen, und schon haben sie eine Verwirrung gestiftet, die den späteren Genuss der Szenerie vorm Fernsehen auf mehrere Stunden hinauszögern kann.

Und nun: Viel Spaß beim nächsten Schwimmbadbesuch!

Redebeitrag für die Abschlussdemonstration

Ausbaderin 11.08.2002 - 03:34
Hallo,
wegen Technitücken der Lautsprecheranlage konnte dieser Beitrag nicht gehalten werden. Deshalb nun hier über indymedia:

Liebe Badefreundinnen und Badefreunde,
liebe Bürger/innen aus Kreuzberg

Wir sind in einem Demonstrationszug um das Prinzenbad gelaufen. Wir sind hier versammelt, weil wir zu denen gehören, die die deftigen Preiserhöhungen beim Eintritt ins Bad nach wie vor ablehnen und sich nicht – wie dies die Herren der Sparbarei erwarten – daran gewöhnen wollen. Wir gehören auch zu denen, die die die Schließung von 14 Bädern in Berlin durch den Senat nicht hinnehmen wollen und wir halten die vom Senat vorbereitete Privatisierung von Schwimmbädern schädlich für den Erhalt und die Förderung einer Gesundheits-, Badesport- und Schwimmkultur für ALLE Bürgerinnen und Bürger. Gerade in den Bädern kommen noch alle Generationen sowie verschiedene Kulturen zusammen, lernen sich kennen und verständigen. Hier werden neue Freundschaften geschlossen, gegenseitige nachbarschaftliche Hilfe vereinbart, sowie gemeinsam gespielt.

Der Senat – vertreten durch Herrn K. Böger - hat erst jüngst eine Änderung des Bäderanstaltsgesetzes verabschiedet, das es möglich macht, den Bezirken Grund und Boden wie auch die darauf stehenden Schwimmbäder zu entziehen, sie in einen Liegenschaftsfonds zu übertragen, um sie dann kapitalisieren und privatisieren zu können. In einer Tageszeitung nannte man das „Enteignung der Bezirke“. Kurz- oder langfristig sollen Schwimmbäder privaten Investoren angeboten werden. Die Gewerkschaft ver.di, wie auch viele andere Bürgerinnen und Bürger wissen bereits, dass dieser Wandel der Berliner Bäderlandschaft auf dem Rücken der Steuerzahler und der Nutzer sowie all derer in den Kommunen Arbeitenden ausgetragen wird und dass hier eine Bäderpolitik gemacht wird, die nicht die grundlegenden Interessen der Bevölkerung berücksichtigt: Denn Bäderpolitik ist Familienpolitik, Gesundheitspolitik, Sport- und Jugendpolitik, Seniorenpolitik und Standortpolitik.

Dies wurde uns gesetzlich verbrieft; Senator Böger und der Senat von Berlin lassen jedoch durch ihre inhaltslose und schädliche Streicherei von Haushaltsmitteln auch im Bereich Berliner Bäder keine Möglichkeit aus, die enormen Berliner Zinslasten durch Kapitalisierung von kommunalem Eigentum, Privatisierung und Streichungspolitik gegen die Interessen der Bürger mindern zu wollen. Mittlerweile wissen wir, dass die immense Verschuldung unserer Stadt unter anderem auch durch politökonomische Fehlentscheidungen und den Berliner Bankenskandal (Misswirtschaft und Korruption), verursacht wurde.Wir nehmen die Senatsstreichorgien (in nahezu allen Bereichen öffentlichen Lebens – KiTa, Soziales, Bildung, Schulen, Jugendclubs, etc.) nicht als im Sinne der Stadt Berlin hin. Denn die Stadt sind nicht die Reichen und Mächtigen, die das Berliner Schloss wiederaufbauen wollen, sondern wir Bürger/innen.
Wir werden uns deshalb nicht einem politischen Willen beugen, der uns ausplündert und uns schadet und unsere Lebensqualität herabsetzt.
Hier und heute fordern wir nochmals den Erhalt und die Sicherstellung der Berliner Bäder für ALLE ! Keine Schließung der 14 Bäder! Sozialverträgliche Eintrittspreise! Wiedereinführung der Saisonkarten ! Eine Bäderpolitik, die sich Gesundheitsförderung, Förderung sinnvoller Freizeitangebote (Jugend, Familien, Senioren), Sport- und Spielangebote (Kinder, Sportbegeisterte) durch die Schwimmbäder für ALLE zum politischen Willen setzt!

Es scheint uns aber vielleicht nur eines übrig zu bleiben:
Wenn Berlin baden geht - müssen wir halt zu Freischwimmer/innen werden !!!

Es ist klar, dass wir uns auch mit allen anderen, die gegen die Ausplünderung der Stadt agieren, solidarisieren. Dazu gehören insbesondere die, die sich für eine soziale Stadt Berlin engagieren, ob im Kita-Bereich, innerhalb der Arbeitenden des öffentlichen Dienstes sowie auch mit denen, die mutig gegen die Fehlentscheidungen bezüglich der Bankenkrise vorgehen. Kommt deshalb auch alle am 24. August, also in 2 Wochen - am 24. August um 14 Uhr zur freien Planschparty auf den Potsdamer Platz!

@Leichenschauhaus

Sarkast/in 11.08.2002 - 03:39
Du hast das Aussetzen von Piranhas in den Swimming-Pools vergessen !!!

an den Tippgeber

Anti-Tipper 11.08.2002 - 04:23
Ich verstehe Deinen sarkastischen Beitrag als grundlegende Kritik an der Art und Weise, wie im Kapitalismus "Freizeitvergnügen" hergestellt wird, d.h. das variable Kapital reproduziert - und damit weiterhin repressiv kontrolliert wird. In dem Grundanliegen, der sich hinter Deinen Sarkasmus verbirgt stimme ich mit Dir überein. Ich sehe aber trotzdem Proteste als notwendig und weiterentwicklungsfähig ist. Die Negation/Kritik des Bestehenden fängt halt zumeist mit den partiellen Lebensverschlechterungen an, bevor sich zur generalisierten Negation mit dem Begehren der Aufhebung homogenisiert.

@Tippgeber des Leichenschauhauses

tippse 11.08.2002 - 07:33
Bist Du aus Erfurt? Wollt Ihr nicht lieber vorerst in den Schulen weitermachen? Lehrer sind nämlich noch viel graesslicher wie Bademeister.