Reclaim the Simon-Dach-Strasse! - Umsonst und draussen!

Flyer Popeia 05.07.2002 02:34 Themen: Soziale Kämpfe
Samstag, 6.7.2002, 19.00 Uhr, Simon-Dach- Ecke Krossenerstrasse (Berlin-Friedrichshain). Bringt Getränke und Musik mit! Pöbel 02 - wir sind dabei!
An diesem Wochenende (5.-7. Juli) soll sich Berlin-Friedrichshain von seiner "kreativen" Seite präsentieren. Die staatstragende Kunst- und Kulturszene (Bürgermeister Wowereit ist der Schirmherr dieser Jubelveranstaltung) lädt ein zu einer "bunten Erlebniswelt": Spektrale 02.

Aus den Zielen dieser Veranstaltung machen die Organisatoren kein Geheimnis: Geredet wird von "einer Stimmung des Aufbruchs, deren Wirkung sich in der gesunden Gentrification (laut Wörterbuch: "Einzug von sozial höherstehenden in heruntergekommene Stadtviertel") des Bezirks widerspiegelt". Diese Formulierung wurde mittlerweile aufgrund von Kritik von aussen wieder zurückgenommen. Das ändert jedoch nichts an der Ausrichtung solch einer Veranstaltung. Die Folgen der Gentrification sind steigende Mieten, unbezahlbare Läden und Bars und Vertreibung selbstorganisierter und unkommerzieller Projekte. (siehe neue Mitte und Prenzlauer Berg)


Die ärmere Bevölkerung Friedrichshains wird somit von den Segnungen der kreativen Gentrification ausgeschlossen und soll sich gefälligst in andere Stadtteile zurückziehen, damit sie der "Aufbruchstimmung" dieser jungen Liberalen nicht im Wege stehen.
Wir wollen demonstrieren dass es neben dieser neuen Smarties-Szene auch noch ein anderes Friedrichshain gibt welches nicht in das vorgegebene Schema von Staat und Markt passt.
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Ergänzungen

vielleicht lest ihr erstmal nach...

antifa 05.07.2002 - 17:05
...was gentrification bedeutet:

in der ersten phase entdecken nämlich die sog. "pioniere" den heruntergekommenen kiez und finden seinen morbieden charme ganz interessant. bei diesen pionieren handelt es sich im weitesten sinne um junge künstler, studenten, hausbesetzer, alternative etc. sie sind (in bezug auf ihre wohnsituation) risikofreudig und lieben die "bunte mischung" und machen den kiez attraktiv (häuser bunt anmalen; "besetzakneipen" errichten, in die mit der zeit immer mehr leute kommen, weil sie den schrillen schick mal erleben wollen - das xb-liebig steht mittlerweile schon in nem französischen reiseführer; straßenfeste und eventuell sogar kiezrandale als erlebniskultur...

in der zweiten phase der gentrification kommen dann mehr und mehr leute in den kiez gezogen, die diese alternative mischung anzieht. sie sind weniger risikofreudig, ziehen daher erst nach, als absehbar wird, daß sich der versiffte kiez im umbruch befindet. das ist die erste generation der "gentrifier", keine "yuppies" im "linksradikalen" sinne, eher ikea-liebhaber...
diese phase könnte in friedrichshain etwa ab '97 eingetreten sein, als es auf der simon-dach-str. 5-7 kneipen gab (das ist weniger als die heutigen 34, aber zeigt die entwicklung ab dem "conmux", das ja genau aus diesem "pionier-mileu" kommt)

so, die ganze geschichte geht noch weiter so 4-5 phasen je nach modell.

von gentrification zu reden (egal ob spektrale oder protestpublikum) ist immer sehr heikel, da es ein beschreibendes MODELL ist, was in der realität - zumindest in d'land - schwer anzutreffen ist.

es eignet sich jedoch gut, auch prozesse in der berliner stadtentwicklung zu beschreiben.

was ich nicht verstehe ist, warum ihr euch so über den begriff aufregt und eure (ja auch meine) eigene verwobenheit in den prozeß der gentrification ausklammert.
im klartext: wir linken superaufgeklärten westdeutschen rotznasen haben nicht nur die faschos aus friedrichhain verjagt und tolle häuserkneipen errichtet, wir haben nicht nur den ddr-rentnern so manche nachtruhe geklaut, wir haben auch den prozeß der gentrification in friedrichshain angestoßen.[achtung polemik!]
warum soll ich dann gegen die spektrale rumpöbeln? kunst ist nicht nur schrott-schweißen im supamolly! [achtung polemik!] es gibt kein recht auf einen versifften kiez! yuppies sind auch menschen! [achtung polemik!] ost-rentner wehr euch gegen die westbesatza oder was?[achtung polemik!]



zu den westbesetza's

jemand aus berlin 05.07.2002 - 17:18
mir ist damals nach der wende echt der unterschied zwischen der verwurzelten subkulturin prenzelberg und friedrichshain aufgefallen. in f'hain gabs feste kleidercodes und bestimmte regelungen. die athmo war irgendwo zwischen dogmatisch links und aufgesetzt links (klar, viele kamen aus dörfern in wessiland und sind in die gegangen, weils chicc war). deshalb hats auch solage gedauert, bist ost-berliner und westberliner linke miteinander warm wurden.

shit on the sidewalk

wahwah 05.07.2002 - 18:01
das mit der gentrification stammt wortwörtlich aus dem programm der spektrale. wurde mittlerweile aber wieder dort rausgenommen. es ist auch nicht der begriff, der einen auf die palme bringt, sondern die von dir beschriebenen phasen. wie das nun heisst, ist doch egal. ob gentrification, umstrukturierung, yuppisierung... die zweite phase ist schon schlimm genug, deshalb sollten wir langsam was tun, dass die restlichen phasen nicht eintreten.
im klartext: die faschos waren nur kurzfristig aus friedrichshain verjagt. mittlerweile rennen die wieder mehr und offener rum. die häuserkneipen haben wenigstens die preise niedrig gehalten. die verankerung im kiez, die verständigung und die rücksichtnahme auf die nachbarn ist natürlich zu bemängeln. ein versiffter kiez ist vielleicht in vielen augen nicht schön, aber er sichert auch niedrige mieten. einen sauberen, ordentlichen kiez mit sanierten häusern kann sich von den meisten leuten doch bald niemand mehr leisten. auch wenn yuppies menschen sind, tragen sie doch sehr zu dieser verteuerung im kiez bei. erst machen ein paar coolere kneipen auf, das zieht die leute an, dann werden die kneipen immer voller und noch mehr kommen auf die idee, damit geld verdienen zu können und das hört garnicht mehr auf.

es ist eben nicht egal "wie das heist"

antifa 05.07.2002 - 19:01
der begriff "gentrification" ist wenigstens noch ein stadtsoziologischer begriff, der - als modell - zur analyse und aufklärung beitragen kann.
nochmals: der begriff schließt das protestpublikum als "trendverursacher" mit ein!

wenn du hingegen von "yuppiesierung" sprichst, muß deine analyse oberflächlich bleiben. denn dieser begriff schließt so ziemlich alles mögliche ein, vom [achtung: polemik!] "einfachen sozialneid" bis hin zur politisch irrelevanten "lebensstilfrage" - so wie die parolen auf den spuckies der rigaer94: "yuppies get out of our neighbourhood" - was drückt das aus? "wir war'n zuerst da und woll euch vertreiben" aha? der begriff "gentrification" stellt hier wenigstens noch den zusammenhang zwischen den "pionieren" (also die, die sich jetzt beschweren) und den "gentrifiern" (oben: junge liberale) her; die "gegen-yuppies-bambule" macht ihre träger anschlußfähig zu jeglicher art von "sozialneid-protesten", daß diese nicht mehr per se "links" sind, wissen wir spätestens seid rostock-lichtenhagen.

wenn mensch über friedrichshain diskutiert, sollte mensch vorsichtig mit beispielen aus mitte oder prenzlauer berg sein. die "soziale staderneuerung", deren ziel es ist, modernisierungen ohne mietervertreibung durchzuführen, ist ein instrument, um die negativen effekte der gentrification abzufedern. friedrichshain soll in diesem sinne nicht "fit for hauptstadt" gemacht werden, wie prenzlauer berg oder mitte. leider "rettet" die "soziale staderneuerung" nicht alle mieter vor ungewollter sarnierung (wer hat schon was gegen zentralheizung, wenn's gleichviel kostet) - die beukler-mieter aus der rigaer wissen's ja...
durch die bankenkriese droht dieses modell allerdings zu verschwinden, da der senat die kredits für so viel soziales verspielt hat.
und genau hier liegt der knackpunkt: wenn ihr wirklich politisch handeln wollt und gegen armut, segregation und vertreibung politisch intervenieren wollt, müßt ihr euch mit stadt- und sozialpolitik in der stadt auseinandersetzen.
wenn ihr nur eure niesche, die euch von den sozialdemokraten gelassen wurde, verteidigen wollt, dann hat das mehr mit lifestyle als mit politik zu tun. der "kampf" für ein besseres leben läßt sich so nicht führen.


@antifa

a 05.07.2002 - 19:28
ich gebe dir recht, dass die menschen die gegen den prozess der gentrification protestieren, in diesem fall die linke subkulturelle, ihre eigene verwobenheit in diesen prozess reflektieren sollten, aber dein schluss, dass mensch dann nicht gegen diesen vorgang protestieren/intervenieren kann oder soll ist doch schwachsinn. das bedeutet sich seinem "schicksal" hinzugeben und darauf zu warten, dass alles sowieso immer beschissener wird. ich denke widerstand ist nötig und sinnvoll und zwar dergestalt, dass er nicht als beliebiger, leicht zu integrierender mist herkommt, sondern als imagebeschmutzungskampagne des bezirkes. leider denke ich, dass der zug in frierichshain schon abgefahren ist.

ich hab das anders verstanden

ich 05.07.2002 - 19:45
nämlich so, daß vielleicht etwas grundsätzlicher an das problem rangegangen werden sollte, als es momentan der fall ist. selbst mit kübelaktionen und busse entglasen kontte kreuzberg nicht von yuppies verschont werden. es gibt gründe, warum yuppies die linke subkultur anzieht und sie die dann doch verdrängen. dann gibts noch allgemein stadtentwicklungspolitische gründe...

@ a

antifa 05.07.2002 - 19:58
ich will mich in keinster weise "meinem schicksal ergeben". ich halte bloß überhaupt nichts von einer imagebeschmutzungskampagne oder einem "wir-verteidigen-unsere-niesche"-gehabe.
es gibt verdammt nochmal leute in berlin, denen es schlechter geht, als irgendwelchen söhnchen und töchterchen der sogenannten friedrichshainer szene.
den ruf "alles muß in friedrichshain preiswert bleiben" halte ich für politisch irrelevant, auch wenn ich selbst dort wohne und gerne preiswerte getränke in linken kneipen zu mir nehme...
soziale konflikte in dieser stadt lassen sich nicht an der finanziellen situation einiger langzeitstudenten festmachen. was haben denn die menschen in neukölln oder im wedding davon? die haben ganz anfdere probleme (falls es interessiert: über 30% dort haben keine vollen bürgerrechte - aber über bürgerrechte lachen wir friedrichsheina ja...) vielleicht wäre es ja mal ne maßnahme, daß alternativ-jugendliche durch die ganze stadt siedeln zu lassen, um ihrem "kreativen pionier-impuls" mal freien lauf zu lassen...
du kritisierst doch nur die symptome des kapitalismus, die dir gerade am meisten auf die eigenen füße fallen.
so kann diese "imagebeschmutzungskampagne" auch niemals politisch werden, sondern bleibt eine lifestylefrage. was du machst, ist nichts anderes, als deine niesche zu verteidigen, die städtische segregation anzunehmen und sogar noch zu unterstützen.
eine schönere perspektive wäre doch, dafür einzutreten, daß die mieten in zehlendorf auf das niveau von friedrichshain sinken und der lebensstandard in neukölln dem zehlendorfer angepaßt wird - die ganze bäckerei!

@antifa

wahwah 05.07.2002 - 21:04
natürlich sollte es überall und für alle billig und supertoll sein, aber wenn wir es nicht mal in unserem direkten umfeld schaffen, gegen den scheiss anzukämpfen, wie soll das denn darüberhinaus aussehen. oder: was tust du, ausser andere zu kritisieren?! es ist prima, alles so theoretisch zu sehen. aber lass uns doch lieber praktisch werden! ich verurteile genauso leute, die nur ihre nische haben wollen. aber nicht die leute, die ihre nische haben wollen, um dann die zeit und den platz zu haben, noch mehr draus zu machen. was denkst du denn, warum solche freiräume mit allen mitteln bekämpft werden (durch räumung, befriedung, verträge, hohe mieten...)? du utopist, willst dich für niedrigere mieten in zehlendorf einsetzen und kriegst nicht mal hier was auf die reihe... und das argument, anderen geht es noch viel schlechter, ist ja wirklich eine aktionsbremse. damit kannst du ja alles in den bach reden. solche nörgler und destruktivkritiker find ich bei solchen diskussionen völlig fehl am platz. tschuldigung, wenn ich mich mal aufregen musste...

ja wieso eigentlich?

ich 05.07.2002 - 21:18
wieso hast du dich jetzt aufgeregt, wahwah? ich finde ruhig, daß etwas kritik und nachdenken über veränderte strategien nicht sofort als destruktiv ausgelegt werden sollte. destruktiv wäre eher: alles was ihr macht ist kacke. macht lieber gar nichts mehr!

...

wahwah 05.07.2002 - 21:35
ach komm, die beispiele waren doch ein wenig seltsam: soll die veränderte strategie jetzt heissen, wir gehen nach zehlendorf und versuchen dort die preise niedrig zu halten. so ein blödsinn! ist halt auch so mein gefühl, wenn solche kritik kommt, dass manche leute das theoretisch vielleicht gut formulieren können, aber praktisch garnicht so viel dahintersteckt. dann kann nämlich alles zerredet werden und das ist dann fast genauso toll, wie wenn gesagt würde, alles was ihr macht ist kacke. warum soll den friedrichshain nicht billig bleiben? das schliesst doch nicht aus, dass es anderswo auch leute gibt, die sich gegen teuere läden und mieten einsetzen, wenn sie es wollen. und natürlich muss mensch auch ein wenig (nicht nur) nach sich schauen. die kritik, dass es leute gibt, denen es noch schlechter geht, ist wirklich bescheuert...

hallo wahwah

antifa 05.07.2002 - 22:05
dann bin ich eben gerne dekonstruktiv!
dein problem ist doch einfach, daß du gegen ein ganz normales kapitalistisches phänomen "was tun" willst. du kannst "yuppies" in friedrichshain vor die füße kotzen, in der hoffnung, sie zögen nach charlottenburg...
klar, du kannst deinen kiez "verteidigen", mach doch einfach 'nen "sicherheitsdienst gegen yuppies" :-)
das ist doch ganz normal, die leute in zehlendorf schützen ihren hohen lebensstandard ja auch mit nem sicherheitsdienst, da kannst du doch auch lauwarme getränke zu günstigen preisen mit so ner privatarmee durchsetzen...
und da gibt es ja genügend heissporne, die sich gern für die errichtung von "sonst wie befreiten zonen" stark machen... [achtung: polemik!]
mir geht es nicht um stillstand und aktionsbremsen, mir geht es darum, vorher die richtigen fragen zu stellen!
wenn dein vorschlag ist, yuppies zu ärgern, weil die für dich in deiner aktuellen lebenssituation die kapitalistischen verhältnisse, unter denen wir mehr oder weniger leiden am akutellsten repräsentieren, muß ich wohl mein "rostock-lichtenhagen"-argument ein wenig ausführen:
dort gab es auch "leute aus dem kiez", die eine gruppe ausgemacht hatten, der sie den ausdruck einer "bedrohung" zuschrieben - nur daß dort migranten verjagt werden sollten, statt "junge liberale". ok, ich würde der friedrichshainer spaßguerilla niemals unterstellen wollen, daß sie zu ähnlich drastischen mitteln greifen würden aber hier wie dort konstruiert sich eine "bedrohte" gemeinschaft, die gegen einen "äußeren feind" vorgehen will, auch wenn bei dem nazipack dort noch andere motive eine rolle spielen, als die eigene soziale lage. auch möchte ich nicht, wie so viele enttäuschte 80erjahre-linken
es nach 89 zunächst versuchtern, dieses nazipack bekehren und jammern, das dem mob die "richtige klassenanalyse wohl abhandengekommen sei" - und der linken dadurch mal wieder ein "revolutionäres subjekt"...
doch genau hier stellt sich die spannende frage, wo denn genau der unterschied zwischen dem "pöbel", wie es im aufruf heißt, und dem rassistischen "mob" liegt?
definieren wir mal schön der reihe nach und alles auseinander (weil pöbel=mob, also "friedrichsheina"=rassistisches pack ist ja eine ungeheure unterstellung!):
friedrichsheina pöbel: nette junge menschen, bunte haare, viele hunde, besonders die hundescheiße und das laute komandieren der hundemeute durch herrchen und frauchen könnte yuppies echt vergraulen.... wenn man ihren lifestyle mag, sind sie eigentlich ganz nett...

rassistischer mob: hier ist der spaß zu ende, statt vergraulen durch pöbliges verhalten sind hier mord&todschlag an der tagesordnung...

doch die spannenste frage ist ja:
wie konstituiert sich eine linke initiative in friedrichshain, die für niedrige lebenshaltungskosten streiten will, wenn sie nicht in der außenwahrnehmung (die mehrheitsgesellschaft sinniert nicht über die farbe von schnürsenkeln) nicht als "mob" wahrgenommen werden will?
wo sind die linken emanzipatorischen inhalte im aufruf, die nicht nur den "eigenen" kiez, im auge haben, sondern den blick auch auf die ganze bäckerei richten? wie ist sichergestellt, daß nur "pöbel" und nicht auch "echter mob" für niedrige lebenshaltungskosten demonstriert? - auch nazis wollen billig saufen...
- tja und was wollen ddr-rentner überhaupt? wer hat sie gefragt?

und das mit den "mit allen mitteln bekäpften linken freiräumen" ist eine opferhaltung, die ist so was von gähn...
das ex z.b. war ein linker freiraum, der der linken einfach zu viel war und die kadterschmiede halte ich für ein selbstbeschäftigungsprojekt einiger identitätszecken, die sich anmaßen, die gesammte berliner szene für ihr privatvergnügen zu instumentalisieren.
so.

Uiuiui, jetzt wird es aber peinlich...

Jetzt muss ich aber auch mal 05.07.2002 - 22:22
Leute, die gegen die Umstrukturierung, gegen die Verteuerung im Kiez etwas tun wollen mit den Nazihorden, die Menschen wegen ihrer Herkunft oder wegen ihrem Aussehen verprügeln oder umbringen, zu vergleichen, ist ja wohl der letzte Schrott, den ich gehört habe.

natürlich muß ich groß polemisieren!

antifa 05.07.2002 - 23:25
warum soll das peinlich sein? wahwah will doch in friedrichshain seine/ihre "low-price-zone" errichten, schreibt er/sie doch sogar!
der rhetorischen frage: "wer soll was dagegen haben?" muß ich dann entgegenhalten: wen hast du denn gefragt?

es geht doch einfach darum, daß eine selbstermächtigte kümmerclique versucht "ihre kiezpolitik" durchzusetzen. das ist wirklich nicht gemeinwohlorientiert; auch wenn ich die vorausannahme teile, daß niedrige lebenshaltungskosten was feines sind, aber wer porsche fahren will soll daß tun!

jetzt kommt das gegenargument: he, frag dich mal, warum der porsche fährt, bestimmt son ausbeutersack, der fährt auf unsere kosten der kapitalist, der imperialist der ausbeuter der...

und erst hier wirds politisch: ich finde es eben viel besser, wenn sich möglichst viele menschen selber entscheiden können, welches auto sie fahren wollen und wenn ich das nicht immer mitdenke, sondern an den symptomen rumdoktor, also nur die porschefahrer ankack, ohne ausbeutungsverhältnisse und wie sie entstehen mitzudenken, dann bleibt se halt lifestyle, dann bleibt nur der habitus, daß es sich eben nicht schickt, als zecke mehr als 4oooo euro fürn auto hinzulegen.

ich habe den direkten vergleich zwischen mob und pöbel ja auch entkräftet. während der mob nun wirklich lebensbedrohlich ist, kommt der f'hainer pöbel glücklicherweise nur als folkloretruppe in der öffentlichkeit rüber und das ist auch gut so! (jedenfalls bei diesem ansatz...)

wenn der f'hainer pöbel aber nicht nur als folkloretruppe ankommen will, darf er erstens die eigene verwobenheit ins kapitalistische system nicht ausblenden (das meine ich mit die richtigen fragen stellen), zweitens muß er sich über seine "außenwirkung" mal gedanken machen, denn politik hat immer auch was mit gesellschaft zu tun, wie es so schön heißt....

wahwah, tut mir leid, wenn du mich da jetzt mißverstanden haben solltest, ich will auch keine zehlendorfer missionieren, aber daran siehste mal wieder, wie schwierig das ist mit dem "politikmachen": es gibt keine einfachen antworten auch komplexe probleme.

dein vorschlag, friedrichshain zur "low-price-zone" zu machen, geht doch an einer kapitalismuskritik genauso vorbei, wie ein paternalistischer antirassismus, der die eigene verwobenheit der deutschen linken in den rassistischen konsens der gesellschaft (und die vorteilnahme auch deutscher linker daraus) einfach ausblendet. gerade im antifa-/und antirabereich ist diese kritik mitlerweile angekommen und die heutige praxis ist glücklicherweise dort diskursiver, (selbst-)kritischer und reflektierter als vor 15 jahren - genau das wünsche ich mir auch für eine antikapitalistische praxis...

und genauso, wie der "alte" paternalistische antirassismus lediglich die defiziete der staatlichen politik ausbesserte, ist es mit deiner forderung nach einer "low-price-zone" , da sie die segregation nur vorantreibt und befriedung durch alternativ-inseln schafft...

Gentrification Amsterdam

Paul Treanor 06.07.2002 - 14:49

Frage

Frager 06.07.2002 - 15:48
Gibts dann heute Abend auch einen Bericht darüber? Als Nicht-Berliner kann ich damit mehr anfangen als mit einem Termin.