Bilder: Aktionen gegen Vertreibung in Berlin und New York

Warda 02.07.2002 06:23 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe Weltweit
Am vergangenen Wochende fanden in Berlin Aktionstage gegen die Zerstörung alternativer Projekte unter dem Motto "Olympiade von hinten" statt. Bereits einen Monat früher gabs eine ähnliche Aktion: "Spreeaktiv vs. Hauptstadtmief" (Berichte und viele Fotos: beim Stressfaktor
). An drei Tagen gabs jede Menge Veranstaltungen, Parties, Aktionen, ein Bootsrennen, ....
Am Samstag gabs ein Häuserrennen, welches im Rahmen der Demonstration (an der vielleicht 500 Leute teilnahmen) an der Frankfurter Alle durchgeführt wurde. Nachträglich gibts ein paar Fotos von mir dazu.
Aufruf und Progaramm war
hier - Auszug daraus:
"In unserem Stadtteil werden die Häuserwände immer bonbonfarbener und glatter. Viel Geld ist vom Senat an spekulative Kapitalgesellschaften geflossen, um Friedrichshain zu einem Vorzeigebezirk zu machen. Bürogebäude werden aus dem Boden gestampft und Wohnungen luxuriös saniert. Die Mieten steigen immer weiter. Teure Kneipen eröffnen und kleine kulturelle Läden müssen schliessen. Menschen, die mit wenig Geld Kultur schaffen oder in Wohnprojekten zusammen leben, werden vertrieben. Diese Entwicklung wurde und wird mit Steuergeldern unterstützt. Die "soziale Stadterneuerung" ist gescheitert. Sie hat den BewohnerInnen des Kiezes kaum genutzt und Hauseigentümern, deren einziges Interesse die maximale Gewinnausschöpfung ist, Unsummen in die Tasche geschufelt."
Von der Umstrukturierung ist die Gegend um die Spree in Friedrichshain-Kreuzberg momentan am heftigsten betroffen. Das Hotel Ibis -welches zum "Sklavenhalterkonzern" Accor gehört- hat übrigens höchst"persönlich" dafür gesorgt, daß der Deli-Club an der Schillingbrücke verschwindet. Das Hotel ist so eine Art "Brückenkopf" in der Gegend.
Auch in NewYork wurde demonstriert...
Derweil in NewYork:
Während in Berlin Vertreter der Subkultur gegen Vertreibung demonstrierten, wurden am selben Tag in NewYork Bewohner aus Harlem aktiv. Momentan findet in Harlem das statt, was überall stattfindet, wo sich alternative Szene herausbilden: Mit den sog. Bobo's und Yuppies, die sich angezogen fühlen wird der Stadteil umgestaltet, bisherige Bewohner vertrieben - Gentrifikation ist hier ein Schlagwort. ("Ökomische Aufwertung und kulturelle Umwertung der innenstadtnahen Wohnstandorte" heisst es offiziell) Beispiel: Berlin-Prenzlauer Berg

Am Sammstag demonstrierten in Harlem mehrere hundert Bewohner des Stadteils, Aktivisten und Sympatihisanten gegen die Gentrifikation und der damit verbundenen Vertreibung. Die Durchschnittsmieten in dem Stadtteil sind mittlerweile auf 1500$ gestiegen. Ladenmieten liegen bei über 100$ je qm. Von der Vertreibung sind auch Projekte wie der Harlem Garden betroffen, für den sich mittlerweile auch Künstler einsetzen.











Bericht bei Indy.NYC: Harlem Rally Saturday to Protest Displacement and Gentrification

"Der Begriff Gentrification meint den mit Hilfe von Marktmechanismen stattfindenden Bewohnerwechsel eines Viertels von Arbeiter und Armen zu Besserverdienenden.... Verdrängung ist das Wesen der Gentrifikation" (Marcuse 1992, in Helms).

Der scheinschlag ist eine Berliner Stadtteilzeitung, die sich unter anderem mit dem Thema Umstrukturierung und Gentrifikation beschäftigt.
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Ergänzungen

Noch ein paar Links

von mir 02.07.2002 - 06:34
Übersicht über die geplanten Projekte an der Spree
 http://www.de.indymedia.org/2001/12/12055.html

Was wird aus Friedrichhain-Kreuzberg?
 http://www.de.indymedia.org/2001/11/11405.html

 http://www.squat.net/

Squat your city 2002 -Kopenhagen, july 8th 2002  http://www.bz-by.dk/

Schöner Artikel...

[pp] 02.07.2002 - 11:49
aber ein wenig ist da durcheinander gegangen. Die Aktionstage am vergangenen Wochenende hatten den Titel "Olympiade von hinten", die angesprochenen Aktionstage "Spreeaktiv vs. Hauptstadtmief" fanden genau einen Monat vorher statt (wo es übrigens auch ein Häuserrennen gab). Und dazu führt auch der Link zu den Bildern beim Stressfaktor. Ich hätte es ja besser gefunden, wenn du bei den Fotos die Gesichter etwas unkenntlicher gemacht hättest...

zum thema

mastermindchaos 02.07.2002 - 12:16
zum thema cafes und besetzer hab ich im aktuellen scheinschlag (www.scheinschlagonline.de) nen artikel geschrieben, der sich mit der rigaer 84 / sando - problematik beschäftigt

@ [pp]

Warda 02.07.2002 - 16:14
Danke! Ich habs wirklich etwas durcheinander gebracht. Könnten die Mods so nett sein, das zu verbessern?
Die Gesichter hab ich eigentlich so bearbeitet, daß Gesichter nicht mehr richtig erkennbar sind. Aussnahme: die Bilder aus NYC.

Hab ich geändert

Pete 02.07.2002 - 16:19
Ist das so ok?

kiezversammlung

ant.wort 02.07.2002 - 16:27
hier noch ein termin, der zumindest
in den rahmen passt >>>
heute 19.00 in berlin.prenzlauer berg.
kiezversammlung aufn helmi.
(zum thema vertreibung)

Weitere Fotos...

Graf Foto 02.07.2002 - 16:33
Beim Stressfaktor gibt es unter  http://stressfaktor.squat.net/foto.php?page=2 mittlerweile auch eine Fotoseite zu der Demonstration am 29.6. im Rahmen der "Olympiade von hinten".

Gentrification stoppen!

Los, Paul... 02.07.2002 - 16:52
Am nächsten Wochenende findet in Friedrichshain unter dem Namen "spektrale02" und unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Wowereit ein Kunst- und Kulturfestival statt. In dem offiziellen Programm haben sie bis vor kurzem auch noch von "Gentrification" geredet. Grob heisst das wohl, dass sie durch Zuzug von reicheren Leuten den Kiez kulturell aufwerten möchten. Diesen Begriff haben sie mittlerweile wieder rausgenommen - vielleicht haben sie gemerkt, dass dies (offiziell) nicht so gut ankommt. Sie wollen vom 5.-7. Juli über 50.000 Leute nach F'hain locken, um dort Kunst und Kultur zu präsentieren und den explosiven Kiez etwas aufzuwerten. Was diese "Aufwertung" bedeutet, kann sich jede/r in der Simon-Dach-Strasse anschauen: teuere "In-Kneipen" mit "coolen" Menschen. Diese Schickeria breitet sich immer weiter aus. An jeder Ecke macht nun eine supercoole Cocktailbar oder sonstige Location auf. Wie vor kurzem, als mit der Aktion "Marx attracks" die Club- und Partyszene aus Mitte nach Friedrichshain gezogen werden sollte, in dem leerstehende Geschäfte auf der Karl-Marx-Allee und Frankfurter Allee zu Yuppie-Clubs und Kunstgalerien umfunktioniert wurden, arbeiten auch jetzt wieder einige "Quartierstrategen" daran, diesen Bezirk "aufzuwerten". Gemeint sind damit aber bestimmt nicht die alternativen Wohn- und Kulturprojekte, die es im Kiez gibt und die eine preiswerte (und teilweise unkommerzielle) Subkultur anbieten. Diese Projekte werden nicht gerne gesehen und sollen nach und nach vertrieben werden. Friedrichshain hat enorme Mietsteigerungen und die BewohnerInnen werden vertrieben, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können.

Watch your Wortwahl

mundspuelung 02.07.2002 - 18:12
Gentrification ist eine Sache, Vertreibung ist eine andere. Darueberhinaus ist der Begriff im deutschen Sprachgebrauch eher reaktionaer besetzt. Die Frage ist jetzt: denkt ihr nicht drueber nach was ihr schreibt oder macht ihr das mit Absicht (und wenn ja dann weshalb)?

Switch on your mind

Los, Paul... 02.07.2002 - 19:20
Kannst Du Deinen Mund mal etwas klarer ausspülen?! Ich weiss nicht, was Du daran auszusetzen hast. Da musst Du schon mal weniger nuscheln und deutlicher reden... Gentrification zieht ja wohl eine Vertreibung bzw. Verdrängung der bisherigen BewohnerInnen des betroffenen Bezirks nach sich.

Jaja die Reflexautomaten

Alles mit Absicht! 02.07.2002 - 20:47
Einige besonders dogmatische Reflexautomaten beschränken sich in ihrer politischen Tätigkeit darauf ständig nachzuweisen, daß alle anderen eigentlich Nazis sind. Dabei haben sie so dermassen einen Film zu laufen, daß sie versuchen alles und jedes in die "richtige" Richtung zu drücken. Wer was gegen Banken sagt, ist Antisemit, wer -Innen vergisst ist Sexist, wer eine Brille trägt ist Göring-Verehrer, wer Freiheit sagt ist ein Nazi und so weiter. Das Wort "Vertreibung" ist natürlich urhebrrechtlich geschützt und sehr strikt besetzt, wie ein Blick in den Duden beweist. In Deiner Lieblingswelt gibts bestimmt Gulags für alle.
Aber damit es Dich beruhigt: Ja, Indymedia ist von der NSDAP/AO finanziert und wir sind alles Mitglieder der HJ/AO
zufrieden?

Mal im ernst: Die Parallelen entstehen in Deinem Kopf. Du bist derjenige mit diesem Gedankengut im Kopf!

hi warda

bödefeld 06.07.2002 - 03:23
wir haben deinen artikel zum feature gemacht und dabei ein paar sachen verändert. falls du mit was nicht einverstanden bist oder weitere anregungen hast:

schon ok

warda 06.07.2002 - 06:18
ham wir ja schon alles per mail geklärt.