Eine Frau die die ihren Weg geht - Nawal El Saadawi

dank an aradun (indy.at) 12.05.2002 04:04 Themen: Gender Globalisierung Soziale Kämpfe
Viel zu wenig ist hierzulande über die sozialen Bewegungen Afrikas bekannt. Anhand des Portraits der Ägyptischen Widestandskämpferin Nawal El Saadawi soll das ein bischen geändert werden...
Eine Frau die die ihren Weg geht - Nawal El Saadawi, die ägyptische Widerstandskämpferin die sich nicht nur gegen die Unterdrückung der Frauen mancher arabischer/islamischer Länder erhebt, sondern die auch die Globalisierung bekämpft.


Nawal el Saadawi wurde 1931 in dem Dorf Kafr Tahla im ägyptischen Delta geboren. Im Jahre 1955 schloß sie ihr Medizinstudium an der Universität Kairo ab und arbeitete auf dem Land und in der Stadt als Allgemeinmedizinerin und in der Psychatrie. Später wurde sie Leiterin der Behörde für Gesundheitswesen in Ägypten. Damals machte sie zum ersten Mal auf sich aufmerksam, da sie sich zur Prostitution und der sexuellen Ausbeutung in der arabischen Welt äußerte. Sie griff Themen auf, die in der Gesellschaft tabuisiert waren und vorher nicht öffentlich diskutiert wurden, wie beispielsweise die weibliche Beschneidung, den Inzest und Geschlechtskrankheiten. In einem ihrer bekanntesten Bücher 'Tschador-Frauen im Islam' beschreibt sie eindringlich, wie sie selbst im Alter von 6 Jahren gemeinsam mit ihrer Schwester nachts aus dem Bett gezerrt wurde und die grausame Sitte der Beschneidung über sich ergehen lassen mußte. Das alles geschah in Gegenwart ihrer eigenen Mutter, die das Geschehen lächelnd billigte. Diese traumatisierende Erfahrung verfolgte Saadawi bis weit ins Erwachsenenalter hinein und während ihrer Tätigkeit als Landärztin sollte ihr dieses Brauchtum noch oft begegnen. Die von ihr behandelten Mädchen hatten oftmals schwere gesundheitliche und psychische Schäden durch den Eingriff davongetragen.
Wegen ihrer gewagten Veröffentlichungen verlor sie 1972 ihren Posten in der Gesundheitsbehörde und während der Regierungszeit Sadats mußte sie 1981 wegen ihrer offenen politischen Meinungsäußerungen sogar ins Gefängnis. Zwar wurde sie unter Mubarak wieder auf freien Fuß gesetzt, hatte aber weiterhin mit Anfeindungen und Repressalien von verschiedenen Seiten zu kämpfen. So wurde die von ihr gegründete Organisation "Arab Women's Solidarity Association" (AWSA), die sich für verbesserte soziale und wirtschaftliche Lebensbedingungen von Frauen einsetzte, 1991 vom ägyptischen Sozialministerium aufgelöst. Begründung war, daß die AWSA eine gegen den Islam gerichtete Ideologie verbreite. Gleichzeitig überwies die Regierung das gesamte Vermögen der Organisation an eine islamistische Frauengruppe.
Seit August 1992 steht Nawal el Saadawi auf der Todesliste religiöser Extremisten, da sie sich offen gegen die fundamentalistische Bewegung und die ihrer Meinung nach damit einhergehende Unterdrückung der Frau wendet.. So befindet sie sich momentan in der Situation, sowohl vom ägyptischen Staat, als auch von den Islamisten als Feindin betrachtet zu werden. Rückblickend sagt sie über ihr Leben: "Meine Schwierigkeiten begannen an dem Tag, an dem ich zum erstenmal einen Kugelschreiber in die Hand nahm."
Ihre Erfahrungen verarbeitete Saadawi bis zum heutigen Tage in mehr als dreißig Büchern, von denen in Ägypten aber nur eins erschienen ist, da die Regierung ihre Werke und Artikel seit über 30 Jahren verboten hat.

Hier einige ihrer Werke:
"Erinnerungen einer Ärztin" (Kairo,1960); "Erinnerungen aus dem Frauengefängnis" (Kairo, 1984); „Weiblich ist der Ursprung" (Beirut, 1974); „Männer und Sexualität" (1975); "Ich spucke auf euch. Bericht einer Frau am Punkt Null" (1975)

Nawal El Saadawi besuchte nach ihren eigenen Angaben in den letzten monaten sehr häufig Anti-Globalisierungs- oder Soli-Kundgebungen für Palästina.

Für die gesamte (österreichische?)Anti Globalisierungsbewegung wäre es sehr zum Vorteil wenn mensch solche Leute als redner (oder wie auch immer) zum WEF nach Salzburg bringen könnte.
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Ergänzungen

Weiter so!

teilzeit-feminist 12.05.2002 - 12:38
Offensichtlich gibt es noch Menschen, die unsere ganze Aufmerksamkeit und verflucht viel Respekt verdient haben.

Danke

Alfons Kilad 12.05.2002 - 15:17
für den interessanten Artikel, der kaum beachtete, aber nicht desto trotz bedeutende Menschen bei uns zumindest zur Kenntnis bringt.

Globaliesierung niemals!

ping pong 13.05.2002 - 17:34
SIe hat absolut racht mit allem. auch darf die globalisierung nicht stattfinden, weil wir sonst zu einer kultur verschmelzen, wär doch dünn oder? überall die gleiche kacke..

Was solln der letzte...

Gelangweilter 15.05.2002 - 08:30
Kommentar bitte!
Das Statement der sich in Verdrängung befindenden eigene Kultur, könnte ja wohl auch von einem Fascho kommen. Sowas von hohl...