Consulta in Ottawa und Berlin

Mengenlehre, update 8.5.02 16.04.2002 20:06 Themen: Weltweit
Dies ist ein Bericht über den Verlauf des Consulta-Prozesses in Kanada. In der BRD ist der Prozeß der Bekanntmachung der Consulta noch am Anfang, die Europäische Consulta wurde beispielsweise neulich in Berlin vorgestellt und demnächst beim BUKO in Frankfurt/Main.

Der Vorschlag einer Europäischen Consulta kommt aus Barcelona und ist eine Vernetzungsstruktur für einen kollektiven, hierarchiefreien Diskussionsprozeß unterschiedlichster sozialer Initiativen, autonomer Gruppen und Einzelpersonen.
Hintergründe zur Consulta: www.soziale-consulta.de
In Kanada hat bereits ein solcher Diskussionsprozeß stattgefunden, der im Rahmen der Vorbereitungen zum G8-Gipfel im Juni fortgesetzt werden soll. Eine kurze Zusammenfassung (aus dem Englischen übersetzt):

Über hundert Menschen nahmen an der Nordöstlichen Regionalen Consulta gegen G8 teil, die in Ottawa vom 16.-17. Februar 2002 stattfand. Die Consulta wurde auf der Grundlage von bestimmten organisatorischen und politischen Eckpunkten durchgeführt.
Die Consulta begann am Freitagabend, 15. Februar, mit einer Podiumsdiskussion und Debatte zur Frage "Was bedeutet es sich gegen Unterdrückung zu organisieren?"
Während der eigentlichen Consulta am Samstag und Sonntag, waren zu Hochzeiten über 140 Delegierte und Beobachtende anwesend. Sie kamen aus verschiedenen Städten, Dörfern und Regionen: Ottawa, Peterborough, Belleville, Kingston, Toronto, Mississauga, Burlington, Hamilton, Guelph, Kitchener, Waterloo, London, Aylmer, Montreal, Quebec City, Jonquiere, Fredericton, Saint John, Moncton, Halifax, upstate New York, New York City, Vermont, sowie Calgary und Vancouver.
Um eine breite Teilnahme zu erleichtern, halfen die Organisierenden der Consulta so gut sie konnten bei der Finanzierung von Reisekosten von marginalisierten, armen und unterrepräsentierten Gruppen. Gruppen die an der Consulta teilnahmen spendeten an den Reisekostenfonds, aus dem mindestens sieben Leute oder Gruppen Unterstützung erhielten.

Die wichtigsten Entscheidungen:
Die Consulta stimmte mit überwiegender Mehrheit der Idee einer Aktion zu; d.h. zwei Aktionstage gegen den G8 in Ottawa vom 26.-27. Juni, 2002, während dem sich der G8- Gipfel in Kananaskis trifft, und in Solidarität mit den dortigen Protesten in Alberta. Einem detaillierten Vorschlag zu den Aktionstagen wurde ebenfalls von mehr als 75 Prozent der Delegierten zugestimmt. Dieser Vorschlag besagt daß die beiden Aktionstage auf einem Respekt für die Vielfalt von Taktiken basiert und auf einer klaren antikapitalistischen und antiimperialistischen Analyse. Der erste Aktionstag wird sich auf direkte Aktionen konzentrieren, während der zweite Tag eine breite Versammlung (convergence) unter einem antikapitalistischen und antiimperialistischen Vorzeichen umfaßt. Sinn des Vorschlags ist daß es Raum gibt für alle an beiden Tagen teilzunehmen.

Die Consulta stimmte ebenfalls gemeinsam der Idee zu, eine große Konferenz an mehreren Tagen zu veranstalten die sich mit Alternativen befaßt, und die eine Analyse gegen Kapitalismus, Imperialismus und Ausbeutung betont. Die Parameter der Konferenz sind breit, mit potentiellen Terminen irgendwann zwischen Mai und September, und einigen Städten als möglichen Ort. Eine Arbeitsgruppe verschiedener Consulta- TeilnehmerInnen wurde zur Organisierung der Konferenz gebildet.(...)

Die Consulta entschied auch, einen Monat vor den Aktionen in Ottawa im Juni eine weitere größere Consulta zu organisieren. Interessierte können sich an der organisation beteiligen. Die Consulta beschloß schließlich die Einrichtung eines dauerhaften Reisekostenfonds. (...)

Kommentar (nicht im Original): Die Fragestellungen und Entscheidungen werden in einem kollektiven Diskussionsprozeß erarbeitet, mensch sollte sich die Consulta nicht als Volxabstimmung mit Ja/Nein- Antworten vorstellen. Die Consulta erfolgt auf der Grundlage von Eckpunkten, beispielsweise der klaren Ablehnung der kapitalistischen Globalisierung und aller Formen und Systeme von Herrschaft und Diskriminierung, einschließlich - aber nicht beschränkt auf - Patriarchat, Rassismus, Klassengegensätze und religiösem Fundamentalismus aller Art. Die Organisierungsphilosophie ist auf Dezentralisierung, Horizontalisierung, Autonomie und dem Willen zur Koordination begründet.

Weitere Infos und Links:

deutschsprachige Infoseite

internationale Seite zur Europäischen Consulta

Das Projekt einer Europäischen Consulta (Feature)

Consulta in Kanada

Vielleicht ist die Europäische Consulta eine Möglichkeit für die von Negri/ Hardt beschriebene Multitude, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen?

Texte zu Multitude und Empire:

Zu wenig Konflikt. Das Social Forum und die Politik der Multitude, Michael Hardt (Subtropen #11/03 - März 2002)

Die Globalisierer blockieren die Globalisierung: Interview mit dem heimlichen Revolutionär Michael Hardt, Co-Autor des Buchs "Empire", das sich zur Bibel linker Protestbewegungen mausert (Telepolis)

Empire als ascii-Text
Rezensionen und Seminarbericht (Rainer Rilling)

Hier kommt der Masterplan. Übersicht zum Buch Empire

Wer ist die Multitude? Und wenn ja, wieviele?

BUKO, 9.-12.5.02
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Ergänzungen

Nachtrag: die Eckpunkte

Mengenlehre 17.04.2002 - 17:52
die Eckpunkte der Consulta in Ottawa

Ergänzung zur Diskussion

TNT 21.04.2002 - 12:31
Von Interesse für eine Strategie mit kurz und langfristigen
Zielen für eine andere Welt ist u.a. der Text von Takis Fotopoulos: "Transitional Strategies and the Inclusive Democracy Project"
www.democracynature.org/dn/vol8/takis_transitional.htm
und vom selben Autor:
"Globalisation, the reformist Left and the Anti-Globalisation 'Movement'"
www.democracynature.org/dn/vol7/takis_globalisation.htm
von Interesse.

ein Bericht aus Berlin

03.05.2002 - 17:17

Consulta in Ottawa und Berlin 2

04.05.2002 - 16:15