Zur Wirtschaftsform der Freien Software

Stefan Merten 13.12.2001 18:55 Themen: Netactivism
Die in diesem Beitrag vorgestellten, weitergehenden Gedanken sind wesentlich im Projekt Oekonux entstanden. Ohne die rege Diskussion der Oekonux-Mailing-Liste wäre dieser Text nicht möglich gewesen.
Der Beitrag ist insgesamt sehr gerafft und kann nur als Einstieg in die Thematik dienen. Vertiefende Texte finden sich im Textbereich der Oekonux-Web-Site oder über die Linkliste.
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Zur Wirtschaftsform der Freien Software
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1. Was ist Freie Software?
Neben der kommerziellen Software, die wie andere Waren auf einem Markt gekauft werden kann, gibt es eine Fülle anderer Formen, in den Besitz von Software zu bekommen. Bekannt sind z.B. Shareware-Modelle, bei denen die BenutzerIn einer Software bei Gefallen verpflichtet ist, den ProduzentInnen einen relativ geringen Geldbetrag zu übersenden. Auch Raubkopien sind eine (illegale) Form von Software-Beschaffung.
In diesem Beitrag ist weder von Shareware noch von Raubkopien die Rede, sondern es geht um Freie Software. Entscheidend für Freie Software ist nicht, daß sie nahezu kostenlos ist. Entscheidend ist vielmehr, daß Freie Software mit bestimmten Freiheitsrechten für die BenutzerIn verbunden ist. Neben dem Recht zur Benutzung der Software, räumt Freie Software auch das Recht ein, die Quellen des Programms zu studieren, Anpassungen an ihnen vorzunehmen, und die originale oder veränderte Versionen weiterzugeben.
1.1. Zur Entstehungsgeschichte Freier Software
Die Geschichte der Freien Software ist untrennbar mit Richard M. Stallmann, der Free Software Foundation und dem Gnu-Projekt verbunden. Richard M. Stallmann, der bis dahin den freien Fluß von Software gewohnt war, ärgerte sich über die aufkommende urheberrechtlich gestützte Verknappung und Geheimhaltung von Software so sehr, daß er 1984 das Gnu-Projekt ins Leben rief. Ziel war es, ein Unix-artiges Betriebsystem in die Welt zu setzen, das Frei ist. Große Teile dieses Ziels sind auch mit zahlreichen, qualitativ herausragenden Programmen über die Jahre verwirklicht worden. Nur der Kernel, das Herzstück eines Betriebssystems wurde und wurde nicht fertig.
In dieser Situation trat 1992 Linus Torvalds auf den Plan. Er suchte im Internet Leute, die wie er Lust hätten, einen Kernel zu entwickeln. In rasanter Geschwindigkeit fanden sich weltweit zahlreiche ProgrammiererInnen und in atemberaubendem Tempo entstand das, was heute als Linux bekannt ist. Da die damals bereits vorhandene Gnu-Software diese Entwicklung erst möglich machte und auch eine heutige Linux-Distribution zum größten Teil aus Gnu-Software besteht, sollte genauer von Gnu/Linux gesprochen werden.
1.2. Lizenz zum Kopieren
Der geniale Trick von Richard M. Stallmann bei der Gründung des Gnu-Projekts bestand darin, die General Public License zu erfinden - kurz GPL. Eine Lizenz, die genau das erlaubt, was andere Lizenzen verbieten: Das beliebige Kopieren und Weitergeben der Software, das Studium der Quellen, deren Veränderung und auch die Weitergabe der veränderten Versionen.
Das einzige was die GPL verbietet, ist die Reprivatisierung von Software, die unter der GPL steht: Wird GPL-Software weitergegeben, dann müssen den EmpfängerInnen die Quellen genauso verfügbar gemacht werden, wie sie der GeberIn zur Verfügung stehen. Die Eigenschaft der Freiheit eines Produkts, das unter der GPL steht, vererbt sich also quasi auf Folgeprodukte.
Neben der GPL hat sich auch eine Fülle von weiteren Lizenzmodellen für Software gebildet. Diese lassen teilweise sogar die Reprivatisierung von Software zu, indem die GeberIn nicht verpflichtet wird, bei Weitergabe der Software die Quellen mitzuliefern. In diesem Fall kann dann von Open Source-Software gesprochen werden. Freie Software im engeren Sinne ist solche, die unter der GPL steht und damit den BenutzerInnen die weitestgehendsten FreiheitsrechteFehler! Textmarke nicht definiert. einräumt.
1.3. Die Freie-Software-Community
Auf dieser Grundlage hat sich innerhalb weniger Jahre eine ständig wachsende Fan-Gemeinde gebildet, die Freie Software und speziell Gnu/Linux nutzt. Sie wird sichtbar in zahllosen Linux-bezogenen Web-Sites, zahlreichen Linux User Groups, vielen Veranstaltungen mit teilweise über 10,000 BesucherInnen und einigen Linux-bezogenen Zeitschriften.
Einige aus dieser Community entwickeln in einem permanenten Prozeß die vorhandene Freie Software weiter und erstellen neue. Die so entstehende Software ist in der Regel von überragender Qualität, die nur von wenigen kommerziellen Produkten erreicht wird. Insbesondere die verbreiteten Microsoft-Produkte können bei der Qualität auf allen Ebenen nicht im entferntesten mithalten.
Neben dem konkreten Nutzen, den Freie Software allen BenutzerInnen bietet, ist in der Community aber auch deutlich eine Begeisterung für die Idee der Freien Software als solche zu spüren. Viele sind einfach fasziniert von dem Gedanken, selbst bei der Programmierung von Software Spaß zu haben und gleichzeitig damit der ganzen Welt etwas Gutes tun zu können.

2. Einige Projekte
2.1. Gnu/Linux und Apache
Das erwähnte Gnu/Linux und der Apache-Web-Server gelten als zwei Flaggschiffe der Freien-Software-Bewegung. Gnu/Linux ist ein Betriebssystem, das sich in den letzten Jahren zunehmend gegen die Marktmacht von Microsoft nicht nur behaupten kann, sondern immer größere Anteile an installierten Systemen stellt. In jüngster Zeit fängt sogar der Riese Microsoft an diese Bedrohung zu sehen und reagiert mit Kampagnen, die Freie Software schlecht machen sollen.
Die Einsatzzahlen des Freien Web-Servers Apache liegen Untersuchungen zu Folge seit einiger Zeit weit vor denen von Microsoft- oder Netscape-Servern. Insbesondere Internet-Service-Provider, für die hochzuverlässige Software lebenswichtig ist, setzen zu einem erheblichen Teil auf die Kombination von Gnu/Linux und Apache.
2.2. Andere Freie Projekte zur Produktion von Informationsgütern
Angeregt durch die Art und Weise wie Freie Software erstellt wird, haben sich in den letzten Monaten und Jahren einige Projekte gebildet, die die Prinzipien der Entwicklung Freier Software auf andere Informationsgüter übertragen wollen. Eine kleine Auswahl:
- Das OpenTheory-Projekt versucht, die Entwicklung theoretischer und anderer Texte zu leisten. Mit Hilfe eines einfachen Web-Interfaces können LeserInnen die Texte kommentieren, die einE MaintainerIn dort eingestellt hat und die den Text verwaltet.
- Die Projekte Nupedia und Encyclopaedia ApertaFehler! Textmarke nicht definiert. versuchen Freie Enzyklopädien zu erstellen.
- Freie Musik wird u.a. von den Projekten GNUsicFehler! Textmarke nicht definiert. und auch dem europäischen MP3-Verbund gefördert. Gemeint ist hier nicht Musik, die von einer normalen, handelsüblichen CD genommen wurde, sondern solche, die von vorneherein Frei (d.h. im Sinne der GPL) weiterverteilt werden kann.
2.3. Freie Projekte mit dem Ziel materieller Produkte
Sogar im Bereich der materiellen Produkte haben sich erste Projekte gebildet, die im Moment Freie Informationsgüter wie Schaltpläne oder Konstruktionsunterlagen herstellen, die für die Produktion materieller Güter notwendig sind.
Mehrere Projekte befassen sich mit dem Entwurf elektronischer Elemente auf den verschiedensten Ebenen. Von Strukturen auf Chips (Free IP project über elektronische Chips selbst (OPENCORE.ORG bis hin zu einer Freien CPU (Freedom CPU) und elektronischen Schaltungen (OpenCollector) wird mittlerweile eine große Palette elektronischer Bauelemente abgedeckt.
Das ambitionierteste Projekt ist derzeit wohl das OSCar-Projekt bei dem ein Freies Auto entworfen wird.
Momentan arbeiten diese Projekte noch auf der Basis, daß die erstellten Konstruktionsunterlagen, die unter GPL-ähnlichen Lizenzen stehen und damit von jedem Menschen gelesen, benutzt und verändert werden können, von einer kommerziellen Firma für die Produktion benutzt werden. Die so entstehenden Produkte haben einen niedrigeren Preis als kommerziell entwickelte, da der Entwicklungsaufwand von der Herstellerfirma nicht bezahlt werden muß und sich dementsprechend nicht in den Preisen niederschlägt. Mit dem Trend hin zu Freien materiellen Produkten ist prinzipiell vorstellbar, daß nach und nach die gesamte Warenwelt durch Freie Güter ersetzt wird.

3. Freie Software als Wirtschaftsform
Freie Produkte lassen sich mit dem durch Tausch, Arbeit und Geld geprägten Denken nicht mehr richtig fassen. Es ist für viele allein schon schwer vorstellbar, warum einE EntwicklerIn kein Geld für ihre Tätigkeit verlangt. Alle Aspekte zusammengenommen handelt es sich bei Freier Produktion um eine neue, in der Geschichte der Menschheit bisher nicht dagewesene Wirtschaftsform.
3.1. Weder Lohnarbeit noch Subsistenz
Da die ProduzentInnen Freier Produkte nicht bezahlt werden - und in aller Regel auch gar nicht bezahlt werden wollen -, sind Freie Software und andere Freie Produkte so wertlos wie die Luft zum Atmen: Sie müssen nicht bezahlt werden und stehen dennoch denen, die sie brauchen, im Überfluß zur Verfügung.
Gleichzeitig strengen sich Freie ProduzentInnen nicht nur für sich selbst an. Zwar spielt der konkrete Nutzen für die je persönlichen Bedürfnisse oft eine Rolle bei der Entwicklung eines Freien Produkts, doch viele Freie ProduzentInnen arbeiten zusammen mit anderen Interessierten in ihre Produkte auch unentwegt Änderungen und Erweiterungen ein, die vorwiegend anderen NutzerInnen des Produkts nützlich sind. Damit hebt sich diese Form des Wirtschaftens von allen subsistenzbasierten Wirtschaftsformen ab, die nur für die Bedürfnisse der je eigenen Person und/oder Gruppe tätig werden.
3.2. Weder Tauschen noch Schenken
Freie Software und andere Freie Produkte sind nicht Gegenstand irgendwelcher Tauschvorgänge. Freie Software steht allen zur Verfügung, die sie benötigen - sie kann einfach genommen werden. Auch wer überhaupt nichts zu Freier Software beigetragen hat - wie jedeR durchschnittlicheR Gnu/Linux-NutzerIn -, kann sie in vollem Umfang und ohne Abstriche nutzen, sich die Quellen anschauen, daraus lernen und sie weitergeben. Das Konzept des Tausches ist auf Freie Produkte schlicht nicht anwendbar. Das schließt im übrigen ein, daß auch eine Person, die etwas gibt, nicht erwarten kann, dafür etwas zu bekommen.
Andererseits kann auch nicht von Geschenken im engeren Sinne gesprochen werden, da Freie Software im allgemeinen nicht für bestimmte andere Personen geschrieben wird. Höchstens von einem Geschenk an die Menschheit könnte gesprochen werden.
3.3. Die Rolle digitaler Kopien und des Internets
Diese in dieser Dimension völlig neue Form des Wirtschaftens ist historisch erst durch die Erfindung der digitalen Kopie und durch deren breite Verfügbarkeit ermöglicht worden. Erst der Computer ermöglichen die massive Senkung der Transaktionskosten einer digitalen Kopie und die qualitätsverlustfreie Replizierbarkeit beliebiger digitaler Daten: Software, Web-Seiten, Kochrezepte, Reiseberichte, Briefe, Bilder, Schaltpläne, Musik, etc.
Das Internet, das als riesige Fernkopiereinrichtung verstanden werden kann, überschreitet die Beschränktheit des lokalen Computers und ermöglicht eine weltweite Vernetzung. Das Internet bringt in historisch neuer Qualität weltweit verstreute Menschen zusammen, die am gleichen Thema interessiert sind. Freie Software ist ein Beispiel dafür, wie fruchtbar diese globale Vernetzung sein kann.
3.4. Individuelle Selbstentfaltung als Motor
Zwar bekommen die AutorInnen Freier Software kein Geld, aber natürlich haben auch sie etwas davon, daß sie Software schreiben. Eine der wichtigsten Triebfedern dürfte der Spaß am Programmieren sein, der für einige schon Befriedigung genug ist. Aber auch die konkrete Nützlichkeit für sich oder andere spielt eine wichtige Rolle bei der Erstellung Freier Software. Dadurch richtet sich der Fokus der AutorInnen auf den Gebrauchswert, auf die umfassende Qualität der Software. Wieder andere haben einfach Freude an der Kooperation in einem Team aus Gleichgesinnten. Personen, die sich als MaintainerIn eines Freien Software-Projekts betätigen, müssen Spaß an der Kommunikation, Organisation und auch mal am Treffen von Entscheidungen haben, die den Konsens in einem Projekt widerspiegeln. Einige schreiben allerdings Freie Software auch, weil sie der Welt etwas geben wollen.
Die Gründe, die zu Freier Software führen, lassen sich als Wunsch nach Selbstentfaltung zusammenfassen - und diese Selbstentfaltung ist individuell höchst unterschiedlich. AutorInnen Freier Software, die in der Regel aus anderen Quellen materiell abgesichert sind, brauchen aufgrund dieser verwirklichten Selbstentfaltung keine äußere Motivation für ihr Tun, sondern die Tätigkeit ist sich selbst genug.
3.5. Einfach nehmen
In der Konsequenz führt das zu einer Wirtschaftsform, in der die zur Verfügung stehenden Produkte im Überfluß zur Verfügung stehen und in der alle einfach das nehmen können, was sie brauchen. Es ist kein Tausch irgendwelcher Werte mehr notwendig und dennoch ist die bestmögliche Versorgung gewährleistet.
Gelingt es, diese Aspekte, die heute in der Freien Software schon weit entwickelt sind, auf die Produktion zunächst weiterer Informationsgüter und dann auf die materielle Produktion auszudehnen, dann hat diese neue Wirtschaftsform das Potential den Kapitalismus mit seiner über Tausch, Arbeit und Geld vermittelten Zwangslogik abzulösen. Erste Entwicklungen, die die Prinzipien der Entwicklung Freier Software auf andere Güter übertragen, sind schon vielfältig sichtbar und bei dem momentanen Entwicklungstempo könnten die Umbrüche schneller gehen, als wir uns heute vorstellen können.

A. Copyright
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Edited by Tomasz
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Ergänzungen

Schafft ein, zwei viele Linuxe!

Unix 13.12.2001 - 20:16
Gebt GAIDS keine Chance!

lang lebe das Wunschdenken

Joshua 13.12.2001 - 21:00
gleich vorneweg, ich bin auch anhänger des open-source gedanken und bin auch kein passiv-user, ich finde aber das hier eine idee, die wirklich gut ist, für politische dinge missbraucht werden soll. scheinbar haben einige leute was für sie neues entdeckt und versuchen darauf nun ihre politischen visionen/utopien zu projezieren. ich will nicht deine vorstellungen von wirtschaftsformen kritisieren, so wie die sich in dem text andeuten kann ich sie nur teilen, aber es ist einfach schlichtweg falsch der OS idee einen veränderungswillen am kapitalismus zu unterstellen. klar gibt es dort ne menge leute die nicht mit der entwicklung in der softwarebranche etc einverstanden sind, zu gut 90% stehen diese leute aber voll hinter dem heutigen wirtschaftssystem. und eine ungerechte wirtschaftsform auf diese weise zu überwinden halte ich für blanken unsinn, bsonders wenn man bedenkt wie wenig leute überhaupt damit in berührung kommen. und auch mit open source produkten wird kohle gemacht, oder glaubst du das suse, redhat undundund alle genossenschaftlich ihren gewinn tauschen, das sind genauso kapitalisten wie MS auch, nur das sie vielleicht eine humanere einstellung zur "patentierung" von ideen haben. die minderheit die OS mit antikapitalistischer kritik verbindet oder auch über den pc-bereich hinausdenkt, zb das wu-ming kollektiv, ist genauso gering wie in der "normalen" gesellschaft, also hört auf zu träumen, OS ist ne klasse sache, aber bestimmt kein weg um den kapitalismus zu überwinden, oder was seid ihr für nerds?

Kanpp bleibt knapp

Johann 13.12.2001 - 21:12
Kanppheit bleibt aber erhalten. Es gibt diesen tollen Film "Paris dors", wo alle Pariser mit ein Paar Ausnahmen "schlafen", das heisst die übrigen, ein eiffelturmwärter und ein paar Fluggäste können sich frei an allen schadlos halten. Wenn wir eine solche Schlaraffenvision durchspielen, bleibt dennoch Kanppheit bestehen. Etwa von Zeit, Zuwendung, Kontakt... Das monetäre solltet ihr nicht überbewerten.

Bei Freier Software ist die Kompetenz knapp sie zu administrieren. Darum muss sie leichter werden, das schafft SuSe und Mandrake ja schon ziemlich gut, aber wir wissen: Debian ist zwar politisch korrekt, hängt aber hinterher.

Nicht alle Menschen sind willens und in der Lage sich derart mit einem Computersystem zu beschäftigen, aber man sollte diese Bürde aus politischen Gründen auf sich nehmen. Ausserdem macht es Spass.

@ Joshua

Tux 13.12.2001 - 21:20
Was Du schreibst trifft so nicht zu. Es geht sehr vielen OS-Leuten sehr wohl um ein anderes System.

Auch bei unfreier Software...

el duende 13.12.2001 - 22:49
...ist die Kompetenz knapp sie zu administrieren.
Nur weil die Leute irgendwo rumklicken können heißt das nicht, daß sie wissen was sie tun. Der Beweis dafür sind z.B. die immer gleichen Wege der Virenverseuchung. Ein User der seinen rechner nur als Schreibmaschine und zum Surfen nutzt kann sich OHNE irgendwelche Probleme ein linux-System installieren und damit arbeiten. Für die Zwecke kann sogar ein aktuelles debian installiert werden.

Wenn auch nicht alle Entwickler von freier Software von einem anderen Wirtschaftssystem träumen, wollen sie es dennoch. Sie haben evtl. nur noch nicht über die Software hinausgedacht. Die Übertragbarkeit auf andere "Waren" zu vermitteln ist ein Ziel, oder?

Yup, but...

Tomasz 13.12.2001 - 23:55
Ja, die Frage ist, ob es möglich sein könnte, das "Free Software" Prinzip auf andere Teile unseres Wirtschaftslebens zu übertragen. Benutz den Link, das Interview auf openflows gibt einen Genaueren Einblick in die Materie...

Prinzip auf die ganze Gesellschaft anwenden:

aus der Gruppe Gegenbilder 14.12.2001 - 00:13
Im Buch "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen" ist versucht, Eigentumslosigkeit und Herrschaftsfreiheit insgesamt gesamtgesellschaftlich zu denken ... die Diskussion geht auch noch weiter, denn das Buch ist erst der Anfang.

Natürlich alles auch als Copyleft und zum Diskutieren im Netz unter www.opentheory.org/gegenbilder.

Die Weiterdiskussion ist erst am Anfang. Mehr unter www.opentheory.org/buchprojekt.

@joshua

hedrik 14.12.2001 - 00:43
sicher wird freie software allein nicht die welt ändern, noch hat sie konkret diesen anspruch. dass unternehmen auch mit freier software geld machen, ist imho aber eigentlich eine folge dessen, dass sich nichts einfach dem system entziehen kann, es kann am ende nur als ganzes verändert werden.
freie software ist allerdings ein prima argument gegen die verbreitete phrase, dass eine befreite gesellschaft nicht funktionien kann, weil der mensch ja so egoistisch ist. und sie zeigt schon heute in ansätzen, welche produktivität in der produktion in einer befreiten gesellschaft entfalten kann.

Umgekehrt

GNU/Wolfgang 16.12.2001 - 02:14
Hi!

> gleich vorneweg, ich bin auch anhänger des open-source gedanken und bin auch kein passiv-user, ich finde aber das hier eine idee, die wirklich gut ist, für politische dinge missbraucht werden soll.

Nein, historisch ist es umgekehrt. Richard M. Stallman, der das GNU-Projekt gründete schrieb damals: "[A constructive anarchism] which does not mean advocating a dog-eat-dog-jungle. American socienty is already a dog-eat-jungle, and it´s rules maintain it that way. We [hackers] wish to replace thoses rules with a concern for constructive cooperation."

Daraus wird sehr deutlich, dass am Anfang der Freien Software Bewegung eigentlich der Wunsch nach einer anderen Gesellschaft stand, bzw. dieser Wunsch existierte sogar schon in der Hacker-Gemeinschaft am MIT in den 50er Jahren, in der diese Bewegung ihren Ursprung nahm. Wer sich dafür interessiert, dem kann ich das Buch "Hackers - Heroes of the computer revolution" von Steven Levy empfehlen, in dem die gesammte Entwicklung von den 50ern bis in die 80er Jahre detailiert (und sehr unterhaltsam) beschrieben wird und aus dem auch obiges Zitat stammt (Seite 416 in der Ausgabe von Penguin Books).

Übrigens ist "Open Source" (eine Bezeichnung, die du in diese Diskussion gebracht hast) nur ein Marketing-Begriff für Freie Software, der 1998 erfunden wurde, um den Gedanken Freier Software etablierten Software-Unternehmen schmackhaft zu machen, wobei der freiheitliche Aspekt de fakto nahezu gänzlich verloren ging. Wer sich als Anhänger davon bezeichnet, kennt entweder den ursprünglichen Grundgedanken nicht oder möchte ihn verleumden.

Cheers,
GNU/Wolfgang