Heißer Herbst bei Volkswagen in Spanien?

Ralf Streck 02.09.2005 14:01 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Bei VW im spanischen Staat kündigt sich eine heißer Herbst an. Es bestehe Personalüberhang, weshalb sogar über Werkschließung gesprochen wird. Doch wie vereinbart sich das damit, Entlassene eines Tochterunternehmens einstellen zu wollen?
Wieder einmal macht der VW-Konzern Druck auf die Belegschaft, um Lohnkürzungen und eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit zu erreichen. So deutete der Konzernchef Bernd Pischetsrieder mögliche Werkschließungen an, um seine Forderungen nach weiteren Kostensenkungen zu bekräftigen. Damit wird auch Druck auf die Werke im spanischen Staat ausgeübt, wo gerade Tarifverhandlungen laufen.Ein möglicher zu schließender Standort sei das Werk im baskischen Pamplona. Schon Mitte August hatte der Gesamtbetriebsratschef des Konzerns in Spanien erklärt: „Wir sind besorgt darüber, dass Wolfgang Bernhard neuer Markenchef von VW wurde, was die Schließung eines Werks in Europa bedeuten kann“. Es könne sich um Brüssel oder Pamplona handeln, über die schon geredet worden sei, sagte Matías Carnero. In Pamplona, das an der Buchführung von Seat im katalanischen Martorell hängt, arbeiten 2000 Menschen. Carnero sieht „zwei Gefahren“ für den Standort. Dort werde nur der Polo produziert, „der zu niedrigeren Kosten auch in Bratislava gebaut wird“ und zudem gäbe es noch keinen neuen Tarifvertrag. Der von der Arbeiterunion (UGT) geführte Betriebsrat hofft, eine Regelung zu finden. Bei Lohnverzicht und einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeiten dürfte das Werk nicht in „Gefahr“ kommen, denn darum geht den VW-Chefs mit der Diskussion. Auch bei Seat wird nun über Stellenabbau gesprochen. Dort sollen die Stundenlöhne kurzfristig um rund 10% gesenkt werden. Zudem sei eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich geplant. „In unserem Werk Martorell in Spanien haben wir temporär einen Personalüberhang“, erklärte der Seat-Leiter Andreas Schleef der Financial Times Deutschland (FTD). Sollte es keine Vier-Tage-Woche und ein Lohnabschlag in voller Höhe der Arbeitszeitverkürzung geben, müssten 800 Mitarbeitern in der Produktion gehen, sagte er. Diese Rechnungen kritisierte die FTD nicht. Dabei ist das Spiel bekannt: Zunächst verlagerte VW 2002 die Produktion des Ibiza teilweise nach Bratislava, danach wurde in den Tarifverhandlungen Druck auf die Belegschaft gemacht, um Zugeständnisse durchzusetzen, 600 Arbeitsplätze seien überflüssig. http://de.indymedia.org//2004/04/80412.shtml Die Gewerkschaften gaben trotz Kampfbereitschaft der Belegschaft nach. Danach stellte sich heraus, die Produktion in Katalonien sei billiger als die in der Slowakei. Weil höhere Personalkosten leicht durch den Wegfall logistischer Kosten aufgefangen würden und die Produktivität höher sei, wurde die Produktion nach Katalonien zurückverlagert. Nun geht das Spiel von vorne los. http://www.jungewelt.de/2005/02-22/018.phpDer angebliche Personalüberhang bei Seat deckt sich auch nicht mit einem Abkommen, dass die UGT und die Arbeiterkommissionen (CCOO) bei der Tochterfirma Gearbox getroffen haben. Dort sollen 222 der 1200 Arbeiter entlassen werden. Nach dem Abkommen würden sie bei Seat eingestellt, wenn sie auf 30 Prozent ihres Lohns verzichteten, machen die großen spanischen Gewerkschaften das Lohndumping mit. Auf Initiative der anarchistischen Gewerkschaft CGT hat die Mehrheit der Belegschaft das Abkommen abgelehnt. Angesichts dieser Situation, wird es demnächst zu Kampfmaßnahmen kommen. Die streikfreudigen Belegschaften von Martorell und Pamplona werden sich nicht so dreist an der Nase herumführen lassen und einfach alle Kröten schlucken. © Ralf Streck, Donostia-San Sebastián den 02.09.2005
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