Baskische Journalisten zeigen Folter an

Ralf Streck 25.02.2003 22:37 Themen: Medien Repression
Drei Journalisten des Egunkaria die gerade den Knast von Soto Real verließen, haben Misshandlungen denunziert. Der Chef der Zeitung Egunkaria hat erklärt geschlagen worden zu sein, außerdem sei bei ihm mehrfach die Tüte angewendet wordern. Dabei wird einem Menschen solange die Luft abgedrückt, dass er fast erstickt. Damit erscheint auch der Fall von Pello Zubiria in einem neune Licht, der am Samstag ins Krankenhaus eingeliefert wurde und einen Selbstmordversuch unternommen haben soll.
Nach fast 20 Stunden der Verhöre, ohne eigenen Anwalt, und fast fünf Tagen unter Kontaktsperre, sind drei baskische Journalisten auf Kaution frei gekommen, bei einem vierten muss erst noch die Kaution hinterlegt werden. Sie sollen nur wegen Unterstützung einer bewaffneten Bande angeklagt werden. Unter ihnen befindet sich auch der Direktor der Zeitung, Martxelo Otamendi, dessen "Baskische Tageszeitung" (Euskaldunon Egunkaria) am Donnerstag von der Guardia Civil gestürmt und "vorläufig" bis zu fünf Jahren geschlossen wurde. Dabei wurden zehn Journalisten verhaftet, von denen der Richter, Juan del Olmo fünf einsperrt, weil sie angeblich "Mitglieder der ETA" seien. Es verwundert, dass in der Entscheidung des Richters keine konkreten Vorwürfe gemacht werden und sich auf Dokumente beruft, die vor 10 bis 13 Jahren bei der ETA gefunden wurden und längst in anderen Fällen Verwendung fanden.

Für die drei Journalisten des Egunkaria die gerade den Knast von Soto Real verließen, hat der sichtlich mitgenommene Otamendi Misshandlungen denunziert und sich bei allen Menschen bedankt, die sich für die Journalisten und die Pressefreiheit einsetzen. Der Chef der Zeitung Egunkaria hat erklärt, geschlagen worden zu sein, außerdem sei bei ihm mehrfach die Tüte angewendet wordern. Dabei wird einem Menschen solange die Luft abgedrückt, dass er fast erstickt. Damit erscheint auch der Fall von Pello Zubiria in einem neuen Licht

Die Situation des zehnten Journalisten, Pello Zubiria. Der erste Direktor der Tageszeitung, aktuell Chef der Zeitschrift Argia (Licht), war während der Kontaktsperre ins Krankenhaus eingeliefert worden. Angeblich habe er einen Suizidversuch unternommen. Ob das stimmt, ist angesichts der Folteranklagen der Freigelassenen noch stärker in Zweifel zu ziehen, als ohnehin schon. Ob sich Zubiria mit einem Selbstmord versucht hat weiterer Misshandlungen zu entziehen, ist möglich. Möglich ist aber auch, dass der unheilbare Kranke während der Behandlung in einen bedrohlichen gekommen ist. Nichts genaues weiß man nicht, denn in der Kontaktsperre, nach dem Anti-Terror Gesetz, haben die Gefangenen weder Kontakt zu einem Anwalt noch den Angehörigen. Die Krankheit von Zubiria produziert große Schmerzen, wenn er keine Medikamente erhält. Bei ihm besteht die Kontaktsperre noch immer, weil er noch nicht vernommen werden konnte. Der Familie nur lapidar mitgeteilt, er lebe noch. Inzwischen hat sich auch Amnesty International in den Fall eingeschaltet.  http://web.amnesty.org/ai.nsf/Index/EUR410022003?Open&of=COUNTRIES%5CSPAIN

So sind zu den Fällen, die das Anti-Folter Komitee (TAT) am Montag für das vergangene Jahr angezeigt hat, erneut mehrere hinzuzufügen. In ihrem neuen Jahresbericht klagte TAT an, dass es 2002 zu 127 Fällen von Misshandlungen und Folter, darunter auch sexuelle Übergriffe. Fünf Männer und eine Frau wurden sexuell misshandelt.  http://www.gara.net/dosierrak/euskalgatazka/tortura/index.php

Die Vorwürfe gegen die Journalisten sind nicht neu. Quasi musste der Richter, der bis gestern noch nicht einmal offiziell das Verbot bekannt gegeben hatte, eine Mitgliedschaft in der ETA behaupten. Anders lässt sich die Schließung der Zeitung nicht begründen. In drei Fällen ist es seinem Kollegen Baltasar Garzón aber nicht einmal gelungen, die Unterstützung der ETA durch einzelne Journalisten zu beweisen. Pepe Rei, dem Direktor von Ardi Beltza (Schwarzes Schaf) bestätigte der Nationale Gerichtshof "legitime Journalistische Arbeit" und ließ ihn nach Monaten frei.

Der Justizminister, Angel Acebes, bezeichnete das Verbot der einzigen Tageszeitung in baskischer Sprache, als Maßnahme "zur Verteidigung und zum Schutz der Rechte und der Freiheiten der Basken, ihrer Kultur ihres Denkens und ihrer Sprache". Dass die baskische Regierung eine Zeitung ökonomisch unterstütze, welche die ETA zu ihren Zielen und ihren Morden gegründet hat, sei "absolut empörend". Die Unschuldvermutung existiert für diese Regierung, die mit dem Richter in Gewaltenverschmelzung eine gemeinsame Erklärung zum Verbot heraus gegeben hatte, ohnehin nicht.

© Ralf Streck den 25.02.2003
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Ergänzungen

Schlimmer

Ralf 25.02.2003 - 22:49
Otamendi hat gerade noch angefügt, dass es Juan Mari Torrealdei noch viel schlimmer ergangen sei. Der sei drei Tage am Stück zu Brei geschlagen worden, wie es etlichen Jugendlichen täglich ergeht.
 http://tp/deutsch/inhalt/co/12359/1.html

Anmerkung

Icke 26.02.2003 - 00:38
Beim Absatz "Die Situation des zehnten Journalisten...."
fehlen scheinbar einige Passagen oder zumindest Wörter.

Nochmal eine allgemeine Frage: Lässt sich die Regierung eigentlich von den Proteste, die in den letzten Wochen (nicht nur wegen der Baskenalnda-Sachen) laufen, beeindrucken? Werden die Menschen dort was erreichen können oder steht die Befürchtung, daß die Proteste wieder nachlassen werden?

hoch die internationale solidarität!

26.02.2003 - 02:29
presoak kalera
amnistia osoa!

Wer weiß

RAlf 26.02.2003 - 07:47
Ob die reagieren, wissen die nur selbst. Alles deutet darauf hin, dass sie die Situation im Baskenland weiter verschärfen wollen, um vom Krieg nach Außen und der Ölpest abzulenken. Es gibt eine Liste von 20 Firmen, darunter auch die Musikproduktionsfirma Oihuka und diverse Verlage, auf die die selben Maßnahmen warten, wie auf den Egunkaria.
DAs schlimme ist, das es in Spanien, was das Baskenland angeht, keine Opposition gibt, von der IU (in Teilen) mal abgesehen. Im Anti-Terror Pakt Vereinbaren PP und Sozialisten genau so Geschichten wie Egunkaria und alles weißt darauf hin, dass dort auch die Begnadigung des Guardia Civil Chef vereinbart wurde, der wegen zweifachen Mordes und Entführung zu 70 Jahren verurteilt wurde, von denen er erst sehr wenige abgesessen hat. Er hat die Entschädigung der Opfer mit etwa einer viertel Million Euro umgesetzt und die Begnadigung steht wohl bevor.

staff tortured. new web.

hodei 26.02.2003 - 13:21
newspaper closed. staff detained and tortured. some sent to prison. workers make new paper "EGUNERO" with only 16 pag. at the moment. electronic version at www.egunero.info
also more info at the indy euskal herria europe

Richtiger Link

Giso 26.02.2003 - 17:54
@Ralf: Der richtige Link muss  http://heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12359/1.html heißen.

Denke

Ralf 26.02.2003 - 18:19
Danke für die Korrektur, da sich hier die Vorgänge überschlagen geht leider auch mal was schief, aber ich hoffe eben auch, dass es auch ein paar solidarische Leute gibt die mich auf Indy verbessern. Die gegenseitige Anpisserei, ob sie jetzt meine Positionen unterstützen oder mich niedermachen, find ich ziemlich ätzend. Etwas mehr Substand, ab und an ein Argument zur Überzeugung und Vertiefung der Diskussion wäre schon gut. Mit der gegenseitigen rumpisserei kommt man nicht weiter. Das hilft nur denen die nicht diskutieren und weiter kommen wollen.