BERLIN: L14- Kurz vor der Räumung?

Reporter_in 28.08.2008 11:37 Themen: Freiräume
Liebig14 kassiert weitere Prozess-Schlappe +++ Urteilsbegründung auf alle anderen Teile des Hauses übertragbar +++ nächster Prozesstermin: 11. September
Der seit Jahren andauernde juristische Streit zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern des Friedrichshainer Hausprojekts Liebigstr. 14 mit der Eigentümerin des Hauses, der LILA GbR, bestehend aus Dr. Suitbert Beulker (Hermann-Scheffler-Str. 11A, Hohen Neuendorf) und Edwin Thöne, scheint einem unguten Ende zu zusteuern. Nachdem bereits Ende April eine Wohnung erstinstanzlich verloren ging, erging nun das Urteil über die Räumungsklage einer zweiten Wohnung im Haus. Danach ist die Wohnung bis Ende Oktober zu räumen.

Rein rechtlich besteht das Hausprojekt aus zehn verschiedenen Wohneinheiten, deren Verträge nun schon mehrfach von Beulker gekündigt wurden. Die Begründungen hierfür sind mannigfaltig. Sie reichen von Sprühereien im Treppenhaus und an benachbarten Häusern(!), über Beleidigungen, baulichen Veränderungen bis hin zur Behauptung, im Haus würden Autonome wohnen.
Inzwischen laufen für sämtliche Wohnungen Räumungsklagen; die ersten beiden wurden verloren. Gerade die Begründung des neuerlichen Urteils hat es in sich. So wird von dem Richter, Prof. Dr. Bach (Amtsgericht Lichtenberg), als wesentlichen Kündigungsgrund eine im Treppenhaus befindliche Zwischentür herangezogen.

[Diese dient dazu, die Privaträume der Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen. Richter Bach geht allerdings davon aus, dass es auch möglich sei, die Wohnungstüren beim Gang auf die Toilette oder in die Küche jeweils auf- und abzuschließen. Ob er das zu Hause auch so macht?]

Im Urteil wird explizit darauf verwiesen, dass derselbe Grund auch für die Räumungsklagen aller anderen Wohnungen angewendet werden kann, weil sich alle Bewohnerinnen und Bewohner in gleichem Maße schuldig machen würden.

Schon in zwei Wochen, am 11. September, steht das nächste Urteil an. Dann wird sich zeigen, ob andere Richter_innen (in diesem Fall: Richterin Jorcke-Kaßner) Bachs Argumentation folgen. Noch ist das Bach-Urteil nicht rechtskräftig, weshalb sie sich nicht darauf berufen kann.
Wer will, ist eingeladen, sich das Schauspiel anzuschauen und zu kommentieren. Das Urteil wird um 12:00 Uhr (Vorsicht, pünktlich!) in Saal 149 (E) des Lichtenberger Amtsgerichts (Roedeliusplatz 1). Wer nicht alleine hingehen möchte, derdie achte auf Ankündigungen.

Liebig14 forever! Wir bleiben alle!
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Ergänzungen

also...

anna 28.08.2008 - 14:39
... der termin steht, 11.09.2008, 12:00, Roedeliusplatz!

@egal

Reporter_in 28.08.2008 - 15:32
Laut Urteil hat der Eigentümer das Recht, jederzeit das Treppenhaus zu betreten; es darf also keine Zwischentür eingebaut sein. Das Argument der Bewohner_innen, dass der Eigentümer wie auch andere Leute (bspw. dessen Bauarbeiter) dann auch Zutritt zu den Privaträumen der Leute haben würden, wehrte der Richter mit dem Argument gab, es sei ihnen zuzumuten beim Gang zur Küche die Wohnungs(!)tür hinter sich abzuschließen.
Jede_r, der ein wenig Ahnung von Hausprojekten oder kollektivem Zusammenleben hat, kann sich vorstellen, dass dies völlig unzumutbar ist. Vielmehr würde das gemeinsame Wohnen erschwert, wenn nicht sogar verunmöglicht. Außerdem sei die Frage erlaubt, ob Richter Bach eine solche Regelung für sich selbst auch als zumutbar erachten würde.

english translation

here 28.08.2008 - 20:11

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 8 Kommentare

gleicha besitza wie r94

eena von nebenan 28.08.2008 - 11:50
einer der genannten hausbesitzer, suitbert beulker, ist auch eigentümer der rigaer94. mit viel unterstützung wurde die r94 erhalten. die liebig14 braucht jetzt genauso viel support. freiräume werden erkämpft.

@eena von nebenan

Kapuzi 28.08.2008 - 12:43
Wie "die R94 wurde erhalten"?! Das stimmt doch überhaupt nicht. Die Situation der Rigaer94 ist extrem zugespitzt; es kann jederzeit der Räumungsbescheid im Briefkasten liegen: 2 Wochen später würde dann geräumt werden. Verwechselst du die R94 nicht mit der Köpi, die ja nun wirklich für 30 Jahre Verträge bekommen hat.

Rigaer Straße, Liebig bleibt!
Berlin ins Chaos stürzen!
Räumung verhindern!

türen?

egal 28.08.2008 - 14:46
zur begründung: wo ist denn das problem mit der tür? was wäre denn, wenn man die auf- und zuschließen würde? das wird überhaupt nicht deutlich...

Berlin

P. Lustig 28.08.2008 - 18:42
Berlin ist das Armenhaus des linken Protestes geworden. Null Szene, null Widerstand, aber Hauptsache PDS regiert. Es ist nur noch traurig und arm ....

Übertrieben

Affenbande 28.08.2008 - 20:25
Mit Urteilen wie, null Szene, Armutshaus linker Proteste, nullWiderstand sollte man sich etwas zurückhalten, zumindest wenn man keine haltbaren Argumente mit anführt?!
Statt den großen Jammerkasten aufzumachen, sollte man sich an politischer Arbeit beteiligen um ein Teil zur Verbesserung beizutragen.

Zweite instanz

Karl 28.08.2008 - 20:46
Ich hoffe ihr geht in die zweite Instanz.

risikokapital

heisst das 28.08.2008 - 20:50
leudde,

das zauberwort hiess/ heisst risikokapital!
euer besitzer ist mit dem kauf des hauses ein risiko eingegangen...
bei dem er denkt, nur gewinnen zu können!

er könnte es genauso schnell wieder verkaufen,
weil's zu stressig ist. hat er sich halt verzockt!!
so is das mit dem warenhandel... ich hab mir neulich auch günstig schuhe
im internet bestellt -- und die sind jetzt zu klein.

...und so ist das mit abgerockten und auch mit besetzten häusern;
die sind durchaus beliebt bei spekulanten, denn erstmal günstig zu haben.
weil sie modernisierbar sind und sich so bei der kleinsten neuerung (z.b. heizung oder fenster)
die miete steigern lässt.

das risiko ist, das die miete eben auch rüberwachsen muss
(am besten regelmäßig und stressfrei). deshalb die suche nach leuten, die das können/ wollen.
bis die nicht gefunden sind, IHR vor allem aber nicht raus seid, ist das sein risiko.
die richter_in könnte tatsächlich versuchen, sich in ein hausprojekt hineinzudenken,
es schaffen und feststellen, dass die türen dann nicht verschlossen wären,
sie könnte sich auf mieterschutz, milieuschutz, artenschutz
undwasweissichnich berufen, sie kann's aber auch lassen.
und insofern es unwidersprochen bleibt,
war's dann rechtens bzw. machbar.

aber selbst dieser verlauf kostet zeit
und wenn dann noch nerven: das ist stress!

L14 bleibt Risikokapital!
Häuser denen, die sie brauchen!

soli aus'm ruhrpott!


risiko

kapital 28.08.2008 - 21:06
das ja interessant, hab's grad mal gesucht.
bei google ist die suche nach risikokapital im zweiten treffer 3.000.000 taler wert.
wenn man dann noch bedenkt, dass es noch genug besetzte häuser auf dem markt gibt,
bekommt man schnell eine vorstellung davon, wovon diese cowboys und -girls nachts träumen.

fuck the system! squat the world!