Schliersee: Freikorps-Tafel besprüht

(maximal 45 Zeichen) 22.08.2007 19:49 Themen: Antifa Militarismus
Schliersee. Erneut haben Unbekannte die Gedenktafel für die gefallenen Freikorpskämpfer an der Kapelle auf dem Weinberg besprüht. Dort fand regelmäßig die extrem rechte Annaberggedenkfeier statt.
Hintergrund
Jedes Jahr im Mai fand in Schliersee die extrem rechte Annaberggedenkfeier statt. Alt- und Neonazis gedachten jahrelang gemeinsam mit Vertriebenenverbänden an die gefallenen Kämpfer des rechtsterroristischen Freikorps Oberland. Seit einiger Zeit gibt es jedoch Proteste gegen die rechte Veranstaltung. Aufgrund der antifaschistischen Proteste sagten 2007 die Landsmannschaft der Oberschlesier die Gedenkfeier ab. So kam es das am 20.05.07 über 250 Menschen gegen rechte Traditionspflege demonstrierten und sich nur ein kleines Häufchen Nazis nach Schliersee verirrte ( http://de.indymedia.org/2007/05/177792.shtml).


Gedenktafel besprüht
Laut Zeitungsberichten wurde nun die Gedenktafel erneut mit einem dicken schwarzen Balken durchgestrichen. Bereits 2006 wurde die Gedenktafel besprüht ( http://de.indymedia.org/2006/05/147321.shtml).


Rechter Anwalt vertritt Kameradschaft Freikorps Oberland
Auf der Homepage des Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe ( http://www.freikorps-oberland.de/) sind zu der Sprühaktion keine Hinweiße zu finden, jedoch ein interessante Notiz. Demnach fordert die extrem rechte Kameradschaft Freikorps Oberland, die Herausgabe der Domain www.freikorps-oberland.de sowie eine Unterlassungserklärung indem u.a. die „Annaberg-Gedenkfeier“ nicht mehr als rechtsextreme Traditionspflege zu bezeichnet werden darf. Ansonsten will der Anwalt der Kameradschaft gerichtlich Schritte gegen die Antifaschisten einleiten. Der Anwalt der Kameradschaft Freikorps Oberland – Bund Oberland ist übrigens Stefan Böhmer aus Erlangen. Dieser wollte, für die NPD, am vergangenen Wochenende die Antifa-Demo in Gräfenberg verbieten lassen ( http://de.indymedia.org/2007/08/191607.shtml), laut dem Internetmagazin redok gilt Böhmer als Szene-Anwalt welcher schon wegen Volksverhetzung verurteilt wurde: „Stefan Böhmer hatte schon den Holocaustleugner und glühenden Antisemiten Gerhard Ittner verteidigt, der sich seiner Haftstrafe durch die Flucht entzog, und war wegen seines ebenfalls den Holocaust leugnenden Plädoyers im Ittner-Prozess am 19.10.2005 vom Amtsgericht Nürnberg selbst wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.250 Euro verurteilt worden.“ ( http://www.redok.de/content/view/648/36/)


2008 ?
Ob es im Mai 2008 wieder eine Annaberg-Gedenkfeier bzw. eine Antifa-Demo geben wird schein noch unklar. Der Schlierseer Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer will, glaubt mensch den Medienberichten, den Weinberg am Gedenktag im nächsten Jahr für die Öffentlichkeit sperren. "Ich will nicht, dass das Treffen am Weinberg zum Fix-Termin im Demonstrationskalender der Extremen wird", sagt der Bürgermeister einem Lokalblatt.
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Ergänzungen

Mitgliederliste

unwichtig 22.08.2007 - 21:58
Auch die Mitgleiderliste sieht so aus als wären es nicht "nur" Mitläufer sondern überzeugte Nationalsozialisten gewesen: Wiki-Eintrag Danke für die Aktion und weiter so.

Ganze Geschicht kennen!

Rumpelstilzchen 22.08.2007 - 23:11
Seit langem wird die Gedenktafel an der Schlierseer Kirche für das historische Freikorps Oberland zum Kristallisationspunkt für rechtsexteme Aktivitäten und Gegenaktionen der Linken. Allerdings sollten alle Beteiligten die ganze Geschichte dieser Gruppierung kennen:
Sie war zweifellos im damaligen Schlesien auf völkisch-deutscher Seite in Gebietskämpfe verwickelt.
Allersings lief ihr Chef Beppo Römer und mit ihm eine Teil des Freikorps Anfang der 30er Jahre zur KPD über. Ausschlaggsbend waren wohl Diffenerenzen zur SA und der hier erfolgreiche "Querfrontkurs" des militärischen Flügels der KPD, publizistisch unterstützt durch Zeitschriften wie dem "Aufbruch".
Ob duch stalisnistische Intrigen oder durch den zu spät gekommenen Seitenwechsel geschuldet: Nach der Machtübertrageung an die NSDAP konnten die "Oberländer" nicht geschützt werden; Römer wurde als Verräter von den Nazis hingerichtet.

Da diesmal hoffentlich ein wenig mehr Zeit ist, gilt auch ohne KPD das Brecht-Wort:
"Der Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann".

Das Gedenken auch.

Zu Rumpelstilzchen

FreikorpskennerIn 23.08.2007 - 10:20
Entweder sind meine Quellen falsch oder R. hat da besser... Soweit mir bekannt war der Führer des Bund Oberlands bei seiner Beteilung am sog. Hitlerputsch 1923 in München Friedrich Weber - der hat dan auch mit Hitler in Landsberg gesessen. Auf dem Foto der landsberg Haft, wo Hitler in Lederhosen zu sehen ist sitzt der vorne - so ein hagerer Typ mit Brille. Später wurde der dann Reichstierärzteführer und Hitler war Trauzeuge (da bin ich mir aber nicht genau sicher, kann auch sein, dass der Ehrengast war). Ein weiters bekanntes Mitglied ist der Nichtraucher, Vegetarier und Abstinenzler Heinrich Himmler - der war übrigens auch schon bei Putsch dabei. Hervorgetan hat sich das Korps Oberland übrigens bei der Niederschlagung des Aufstand der Roten Ruhrarmee.
Dieser Alibi KPDler fällt da mAn nicht besonders ins Gewicht und fällt wohl eher in die Strasser Kategorie (das waren die SA-Brüder, die ein Bündnis mit der Sowjet-Union wollten und für den "Nationalrevolutionären" Flügel standen). Das Bündnis von Nazi-Deutschland und UdSSR hat dann der eine Bruder nicht mehr erlebt, weil der dann während der Säuberungen umgebracht wurde. Der andere war im Exil in Tschechien. macht aus denen auch keine besseren Menschen...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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gute aktion

smash capitalism 22.08.2007 - 21:46
denkmäler zu besprühen ist immer doof?
besser ales es zu dulden, dass ungestört mördern und faschisten gedacht wird?

revisionismus wegkicken

keine Denkmäler

für 22.08.2007 - 21:50
MÖRDER!

Es ist mehr als beschämend, dass jemand den Angriff auf ein "Denkmal" für eine Vorläufervereinigung der SA als dumm bezeichnet. Wir brauchen in D. keine mitfühlende Erinnerung an die Menschen, die für den Tode von Millionen von Menschen direkt oder indirekt verantwortlich sind und jede Aktion gegen solch ein totes Objekt ist eine gute Aktion!
Deshalb: Danke dafür und weiter so!

Und an Dich: Hier haste 'nen Fisch: <

Hoppla

unwichtig 22.08.2007 - 22:33
So hier noch mal der Link, weil's eben nicht so richtig geklappt hat.... Freikorps Oberland

na endlich

anti-"veteran" 22.08.2007 - 23:59
na endlich!ich hab die ganze geschichte scho 1000 mal ghört und endlich tut jemand was!wenn bei mir son ding stehen würd hät ich scho die kirche in die luft gejagt...

Seeteufel...

ist auch ein Fisch... 23.08.2007 - 01:01
... und schmeckt eher nach Fleisch...! Dem kommt die beschriebene Situation und das Posting von dem mit dem "hier hast du ´nen Fisch" ganz gut entgegen! Mich überrascht, dass es tatsächlich Freikorpsler gegeben hat, die sich eher an der KPD orientiert und dann doch die Fronten gewechselt haben. Aber eigentlich überrascht es mich nicht so sehr. Mensch versucht halt, mit dem Arsch an die Wand zu kommen. Erst recht, wenn er kein grundsätzlich menschliches/demokratisches Weltbild hat. Ist wohl nicht zufällig, dass Nazis mit für "die Mitte" dämlichen Slogans... ausgerechnet im extrem linken Spektrum zu fischen (!!!) versuchen! So wie es scheint, erfolgreich, selbst wenn es nur dummer Abklatsch dummer Propaganda ist. Hat mensch sich überhaupt bemüht, mit dem Angriff auf ein wie auch immer geartetes Denkmal (sofern nicht El Dorado für Nazis doch nur Bestandteil der Geschichte, die auch unsere ist) zugleich Botschaften zu vermitteln...?

denk mal

dortmunder 23.08.2007 - 10:26
das besprühen von denkmälern halte ich für die einfachste und uneffektivste möglichkeit protest zu zeigen. was bitte soll das bewirken? nachts mal eben zwei striche zu sprühen ist wohl nicht gerade eine wahnsinnsaktion, oder? stattdessen sollte man denkmäler nutzen für was sie einmal errichtet wurden: zum denken. hier möchte ich natürlich nicht zum gedenken an mitglieder der freischärler anregen, sondern ein gedenken in unserem sinne. warum nicht an "deren" denkmälern eine protest-mahnwache abhalten. dies bedeutet nämlich im gegensatz zu stumpfer sachbeschädigung gesicht zu zeigen. ich finde denkmäler sogar gut, weil sie die ganze absurdheit und verlorenheit der rechten deutlich macht. lasst euch doch bitte etwas mehr einfallen als diese nächtlichen anonymen sprühaktionen.
antifaschistische grüße aus dortmund

@ikke

er 23.08.2007 - 18:20
Sag mal geht's noch? Wie kann man tatsächlich das Beschmieren von Gedenktafeln zur Erinnerung an von Nazis [strong]ermordete[/strong] Menschen, egal ob jetzt jüd. Glaubens oder nicht, mit der Zerstörung einer Erinnerungstafel für ihre Mörder gleichsetzen? Schon mal darüber nachgedacht, wofür die Denkmäler bzw. Erinnerungstafeln jeweils stehen und woran sie erinnern sollen? Ich weiß, es ist ist jetzt recht viel von mir verlangt, aber versuch' einfach mal zu verstehen, daß es einen Unterschied zwischen Mördern und ihren Opfern gibt... Sonst könnte man ja z.B. an der ehemaligen innerdeutschen Grenze auch ein Mahnmal für die "mutigen" Angehörigen der DDR-Grenztruppe aufstellen, die, einfach nur Befehle befolgend (oder vielleicht sogar aus Überzeugung), auf wehrlose Menschen geschossen haben... Ich kann meinen Vorrednern nur beipflichten: Wir brauchen keine Erinnerungstafeln für Mörder!