Tour de Lampedusa: Two days of solicycling

iron horse 06.05.2014 02:10 Themen: Antirassismus
Solidarität muss praktisch werden...
Am Osterwochenende fuhren ca. 25 Menschen etwa 200km durch Schleswig-Holstein, um auf die Situation der Gruppe "Lampedusa in Hamburg" aufmerksam zu machen und die Räder in HH an Flüchtlinge der Gruppe weiterzugeben.
Seit Ende April haben die Flüchtlinge, welche ihre Personalien nicht den Abschiebebehörden preisgegeben haben, keine Bleibe mehr. "Lampedusa in Hamburg" hat noch immer kein Aufenthaltsrecht nach §23. Die Lage spitzt sich zu, es fehlt an Unterkünften. Es wird für die Unterstützer der Gruppe jeden Monat schwieriger, der Gruppe finanziell zur Seite zu stehen, da in der Stadt allmählich eine Gewöhnung an die Flüchtlinge stattfindet, "es wird langweilig". Geld zum eigenen Überleben und dem ihrer Familien müssen die Flüchtlinge oft unter ausbeuterischen Umständen ohne jede Sicherheit erwirtschaften, für viele besteht nicht einmal diese Möglichkeit. Ohne Geld stellt Personentransport ein großes Problem dar. Um dieses Problem wenigstens ein wenigstens ein bißchen zu mindern, ist in den letzen wochen in Flensburg die Idee der Tour de Lampedusa entstanden und hat für die Beteiligten selbst überraschende Ausmaße angenommen.

An mehreren Wochenenden trafen sich verschiedenste Menschen, die von der rassistischen Flüchtlingspolitik Deutschlands und des Friedensnobelpreisträgers EU angekotzt sind in der Fahrradwerkstatt der "Luftschlossfabrik", um aus gespendeten, gefundenen oder vernachlässigten Fahrrädern touren- und alltagstaugliche Velos zusammenzuschrauben und ihre Solidarität in die Praxis umzusetzen. Knapp 30 vernünftige Fahrräder sind dabei herausgekommen, die den Härtetest von 212 Kilometern inkl. Waldgeschraddel und Fahrraddemo in Hamburg überstanden haben und jetzt hoffentlich lange einen sinnvollen Zweck erfüllen können.
Nach einem kleinen Auftaktkonzert an der Flensburger Hafenspitze startete die Tour bei bestem Wetter Richtung Süden.
Mit "Refugees-welcome"- Patches an den Rädern, die längerfristige Entschleunigung des Verkehrs zwischen Flensburg und Hamburg und Faltblättern mit Infos zur Refugeegruppe und der Tour wurde unterwegs auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam gemacht.
Mit Unterstützung von lokalen Genossen fand am Rendburger Abschiebeknast eine lautstarke Solidaritätskundgebung statt, in deren Folge die örtlichen Cops ihre Haltung zur Asylpolitik und deren Kritikern in bester Gangstermanier Ausdruck verliehen, indem sie ziemlich hilflos versuchten, die Gruppe durch stumpfes Rumgeprolle und Reviermarkieren einzuschüchtern. Diese ließ sich jedoch nicht am Eisessen hindern und setzte dank Belustigungen wie "ihr werdet gleich alle eingebuchtet" in beinahe euphorischer Laune alsbald die Tour fort.

Nach herzlichster Bewirtung und einer erholsamen Nacht bei Genossen auf dem Lande erreichte die Gruppe, immer wieder begleitet von der ob diesen "nicht ganz normal aussehenden Fahrradfahrern" stark besorgten Ordnugsmacht am frühen Sonntagabend Hamburg, wo sie von einem ca 250 Personen starken Fahrradmob empfangen wurde, um für 1-2 Stunden die Hamburger Verkehrsadern ihrer Hektik zu berauben und daran zu erinnern, dass in selbiger Stadt hunderte Menschen unter prekärsten Bedingen versuchen zu überleben. Ihren Abschluss fand die Tour am Schulterblatt, wo die Fahrräder an "Lampedusa in Hamburg" übergeben werden konnten und zur Abrundung des Ganzen ein stimmungsvolles Solikonzert stattfand.
Ein fetter Dank im Namen der Beteiligten an alle Unterstützer in Flensburg, Rendsburg, auf dem platten Land und in Hamburg. In beeindruckender Weise hat sich gezeigt, wie viele Menschen aus verschiedensten Zusammenhängen bereit sind, ihrer Solidarität in Form von praktischer Aktion, Sach- oder Geldspenden oder dem Organisieren verschiedenster Notwendigkeiten Ausdruck zu verleihen und wie gut die Zusammenarbeit überregional funktionieren kann.
Solidarität kann praktisch sein.


www.lampedusa-hamburg.info
www.dieganzebaeckerei.net
www.luftschlossfabrik.de
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