Anton Losinger radikaler Abtreibungsgegner

Sina Schmidt 14.08.2013 11:59 Themen: Antifa Biopolitik Gender Repression
Anton Losinger (56) will mit der Europäischen Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) vergewaltigten Frauen in Entwicklungsländern die Möglichkeit zu einem Schwangerschaftsabbruch nehmen. Der Hardliner in der katholischen Kirche, der als einflussreicher Berater der Bundesregierung im Deutschen Ethikrat sitzt, hat das katholische Sozialwerk Kolping verpflichtet, seine über 250.000 Mitglieder zur Stimmabgabe für die unmoralische Petition aufzurufen.
Im Streit zwischen Greenpeace und dem Bonner Stammzellenforscher Prof. Oliver Brüstle hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass menschliche Zellen nicht patentierbar sind. Radikale Abtreibungsgegner_innen berufen sich nun auf dieses Urteil und instrumentalisieren es für ihre perfiden Ziele. Mit dem Appell „Stoppt EU-Gelder für Embryonen-Versuche und Klonen“ will die Europäische Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) eine Million Unterschriften sammeln, davon 75.000 in Deutschland, um eine Gesetzesänderung auf EU-Ebene zu erreichen. Bei der durchaus unterstützenswerten Forderung handelt es sich jedoch um einen plumpen Etikettenschwindel. Die geforderten Bezuschussungsverbote stellen schon heute geltendes europäisches Recht dar, übrigens eingebracht von den politischen Linken und nicht von heuchlerischen Moraltheolog_innen wie Anton Losinger.

Die wahren Absichten der Europäischen Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) finden sich erst im Kleingedruckten. Die Einreichungsdokumente enthalten einen Verordnungsentwurf, dessen Formulierung im Erfolgsfall alleine maßgeblich sein wird. Darin ist zwar einleitend die Rede von menschlichen Embryonen und embryonalen Stammzellen, das Hauptansinnen weist aber in eine völlig andere Richtung. „Die Entwicklungshilfe der Union auf der Grundlage der vorliegenden Verordnung darf nicht zur Finanzierung von Abtreibungen verwendet werden, sei es direkt oder indem Organisationen finanziert werden, die Abtreibungen durchführen oder fördern“, so der Wortlaut im letzten und entscheidenden Absatz des Rechtsaktentwurfs.

Demnach wird die Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) mit begrüßenswerten, aber längst erreichten Zielen beworben, um dahinter einen feigen Frontalangriff auf elementare Frauenrechte zu verstecken. Jährlich sterben über hunderttausend Frauen in Entwicklungsländern, weil für sie ein Schwangerschaftsabbruch in qualifizierter ärztlicher Versorgung unerschwinglich ist und sie auf Kurpfuscher_innen in unhygienischen Hinterhofbaracken angewiesen sind. Humanitären Organisationen, die sich in Entwicklungsländern für den freien Zugang zum Schwangerschaftsabbruch nach modernen medizinischen Standards einsetzen, um damit das Frauenrecht auf selbstbestimmte Mutterschaft zu garantieren, würden nach dem Willen der Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) unersetzbare Fördermittel der Europäischen Union entzogen werden.

Im Impressum der Internetseite zeichnet ein Berliner Verein mit dem Namen Zivile Koalition für die Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) verantwortlich. Bei einer telefonischen Anfrage unter der angegebenen Nummer weiß jedoch niemand im Vereinsbüro über die Angelegenheit Bescheid. Anrufer_innen werden an Manfred Libner von der Stiftung Ja zum Leben verwiesen, der auch in den Antragsunterlagen als Miteinreicher erwähnt wird. Manfred Libner gehört zusammen mit Anton Losinger zum zentralen Führungszirkel der radikalen Abtreibungsgegner_innen im deutschsprachigen Raum, die für ein absolutes Abtreibungsverbot nach totalitärem Stil kämpfen, das nicht einmal bei Vergewaltigung oder fehlenden Überlebenschancen des Embryos Ausnahmen kennt.

Bekanntester Unterstützer der Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) dürfte das amtierende Oberhaupt der katholischen Kirche sein. In den Medien setzt sich Papst Franziskus bevorzugt als Menschenfreund in Szene. Dennoch hält er an seinem Selbstverständnis als Stellvertreter Gottes auf Erden fest und verordnet nach Gutsherrenart die menschenverachtende Doppelmoral der katholischen Lehre. Im strammen Gehorsam fordert auch der katholische Sozialverband Kolping seine bundesweit über 250.000 Gefolgsleute zur Stimmabgabe für die Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) auf, obwohl die Laienorganisation dem Diktat der Amtskirche sonst eher kritisch gegenübersteht. Dazu hat Anton Losinger zusammen mit dem reaktionären Kardinal Joachim Meisner bei der Kolping Bundeszentrale in Köln ordentlich Druck gemacht. Sie und etliche andere Mitglieder des deutschen Episkopats drängen seit Wochen das Kirchenvolk, für die unheilvolle Europäische Bürgerinitiative Einer von uns (One of us) zu votieren.

Koordiniert wird die Reichsmobilmachung von Anton Losinger, Weihbischof in Augsburg und enger Freund von Walter Mixa, der nach Vorwürfen des Missbrauchs von Kindern und der Veruntreuung von Spendengeldern als Bischof von Augsburg zwangspensioniert wurde. In der Deutschen Bischofskonferenz gilt Anton Losinger als Experte für Fragen zur Bioethik. Nach kirchlicher Lesart geht es bei diesem Thema in erster Linie freilich um reichen Kindersegen. Im Deutschen Ethikrat vertritt Anton Losinger die Interessen der katholischen Kirche und nimmt so unmittelbar Einfluss auf folgenschwere Weichenstellungen der Bundesregierung.

Auch bei einer Undercover-Aktion radikaler Abtreibungsgegner_innen im Frühjahr 2010 zog Anton Losinger die Strippen. In einem dreisten Täuschungsmanöver hatten katholische Fundamentalist_innen bei einem Gynäkologen im westfälischen Münster Schwangerschaftsgewebe erbeutet, das bei Abbrüchen anfiel. Der Facharzt, der schon unzähligen Frauen aus schlimmsten Notlagen geholfen hat, sollte in den Medien als gewissenloser Geschäftemacher diffamiert werden. Als sich jedoch herausstellte, dass auch das Institut für Pathologie am katholischen St.-Franziskus-Hospital in Münster an den Schwangerschaftsabbrüchen beteiligt war, pfiff Anton Losinger die Hetzkampagne zurück, um ein Eigentor für die scheinheilige Kirche zu vermeiden. Die selben Fundamentalist_innen haben auch die Spitzelaktionen in Kölner Kliniken zu verantworten, die dazu führten, dass eine Hilfe suchende, vergewaltigte Frau von zwei katholischen Krankenhäusern in Köln abgewiesen wurde.
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Ergänzungen

"Marsch für das Leben" – What the fuck!

nk44 14.08.2013 - 14:48
Für den 21. September 2013 mobilisieren christliche Fundamentalist_innen und andere Abtreibungsgegner_innen zu einem so genannten "Marsch für das Leben" in Berlin. Damit demonstrieren sie für ein generelles Verbot von Abtreibungen und etikettieren dies als "Lebensschutz".

Wir werden am 21. September auf der Straße sein, um gegen den Marsch der Abtreibungsgegner_innen zu protestieren. Denn was wir mit unseren Körpern tun oder lassen ist alleine unsere Entscheidung.

Am Donnerstag, 15.8. gibt es in Berlin eine Infoveranstaltung dazu.

Bei der circa 45-minütigen Veranstaltung wird kurz auf die Geschichte des § 218 (Abtreibungsverbot) eingegangen. Außerdem werden Argumentation und Strukturen der Abtreibungsgegner_innen beleuchtet. Abgerundet wird der Vortrag durch Bilder und Videos von den Protesten der letzten Jahre. Außerdem gibt es erste Informationen über die diesjährigen Proteste.

Unsere Körper! Unsere Entscheidung!
Gegen christlichen Fundamentalismus und Abtreibungsverbot!

Der Infoabend mit anschließendem Cocktailtresen findet am 15.8. ab 20 Uhr im Projektraum H48 in Berlin-Neukölln statt. (Hermannstrasse 48 (vorne klingeln!), 2.HH, 1.OG)

vokabular

dein name 29.08.2013 - 09:39
"entwicklungsländer" ist kein wort, was in nen text gehört, der sich emanzipatorisch gibt...