[DD] Transpi Aktionen gegen Burschenball

kein Burschi 24.10.2012 00:51 Themen: Antifa Antirassismus
Am vergangenem Wochenende fanden mehrere Transpi Aktionen in Dresden- Neustadt und Pieschen, gegen den am 27.10. im Ballhaus- Watzke stattfindenden "Akademikerball", statt.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Streit um Akademikerball im Dresdner Ballhaus

dnn 24.10.2012 - 13:18
Dresden. Ein geplanter Akademikerball des Vereins Gesellschaft zur Förderung studentischer Kultur (GFSK) im Ballhaus Watzke in Dresden-Mickten hat sowohl Verein als auch Brauhaus erbitterten Widerstand aus Antifa-Kreisen eingebracht. Die Aktivisten werfen dem Verein Nähe zu rechtsradikalen Gruppen vor und wollen am 27. Oktober in Hör- und Sichtweite protestieren.

Die GFSK sei „kein unbeschriebenes Blatt“, so der politische Referent des Studentenrates der TU Dresden, Stefan Taubner, in einem Schreiben, das DNN-Online vorliegt. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegen den Verein. Unter „Verschweigung des Verbindungshintergrundes ihrer Mitglieder“ versuche die GFSK seit Langem, den Einfluss der kleinen Korporiertenszene in Dresden auszubauen. Darunter befänden sich auch zahlreiche „deutschnationale Burschenschaften“. Insbesondere die „Cheruscia“ ordnet Taubner dem Dunstkreis der „Neuen Rechten“ um „Junge Freiheit“ und „Blaue Narzisse“ zu. Unter anderem hätten einschlägig in Erscheinung getretene Rechtsradikale wie Alexander Kleber, der regelmäßig die Nazi-Märsche am 13. Februar anmeldete, oder der NPD-Pressereferent Holger Szymanski der „Cheruscia“ angehört.

Bei der GFSK wehrt man sich gegen Versuche, den Verein in die rechte Ecke zu stellen. „Wir distanzieren uns von rechtsradikalem Gedankengut auf das Deutlichste“, so der Vorsitzende Ralf Prescher gegenüber DNN-Online. Die GFSK sei keine Burschenschaft, sondern ein Verein, der jedem offen stünde. „Wir bestehen nicht nur aus Verbindungen, sondern bei uns sind auch viele Einzelpersonen mit unterschiedlichsten Hintergründen aktiv. Es gibt bei uns Venezolaner und Vietnamesen, bei uns herrscht das Toleranzprinzip. Ich selbst betreibe Demokratieforschung und bin erzliberal.“ So sei etwa der Rechtsradikale Alexander Kleber vor mehr als 10 Jahren tatsächlich bei der „Cheruscia“ gewesen, dort aber aufgrund seiner rechten Gesinnung bereits als „Fuchs“ (Neuling) aus der Verbindung ausgeschlossen worden. Holger Szymanski wiederum sei niemals Mitglied der „Cheruscia“ gewesen.

Trotz Zusicherung des TU-Rektorats, dass weitere Angriffe nicht erfolgen würden, so Prescher, sei die Kampagne fortgesetzt worden. Und die erstreckt sich mittlerweile auch auf das Ballhaus Watzke. In Veröffentlichungen der linken Szene wird das Ballhaus etwa mit den Worten „Watzke lässt die Nazis tanzen“ verunglimpft. Geschäftsführer Mirko Unger weist dies vehement zurück: „Ich habe den Dresdner Staatsschutz um Prüfung gebeten, und dieser hat grünes Licht gegeben.“ Gegen die GFSK oder eine ihrer Verbindungen liege nichts vor. „NS-Gedankengut lehne ich absolut ab“, betont Unger, der um seinen guten Ruf fürchtet und Strafanzeige gegen Taubner wegen Verleumdung und Bedrohung erstattet hat: „Man ruft zu Angriffen auf mein Haus auf.“

Bei dem Akademikerball, der wie geplant am 27. Oktober stattfinden soll, wird Unger selbst anwesend sein: „Ich habe dem Veranstalter deutlich gesagt, dass das Fest beim kleinsten Anzeichen rechtsradikaler Propaganda sofort abgeblasen wird.“ GFSK-Chef Prescher verweist darauf, lediglich „eine lange in Dresden etablierte Balltradition“ wiederbeleben zu wollen, „die durch die beiden Diktaturen für viele Jahre unterbrochen wurde“. Sowohl gegen den Studentenrat der TU als auch gegen dessen Politikreferenten Taubner habe auch er Strafanzeige erstattet.

Die Unterstützer des Protests gegen den Akademikerball haben derweil angekündigt, am Ballabend ab 17.30 Uhr vor dem „Watzke“ demonstrieren zu wollen. „Wir wollen diese Art Ball nicht, der elitäre Strukturen predigt und frauenfeindliche und rechtsradikale Gesinnungen pflegt“, so Mitorganisatorin Margot Gaitzsch.

 http://www.dnn-online.de/dresden/web/dresden-nachrichten/detail/-/specific/Streit-um-Akademikerball-im-Dresdner-Ballhaus-Watzke-Antifa-wirft-Veranstalter-Naehe-zur-rechten-szene-vor-827078687

Nicht nur Nazis, die normalen Burschis sind..

...das Problem! 24.10.2012 - 15:05
Aus dem Aufruf gegen den Burschentag der Neuen Deutschen Burschenschaft (NDB) 2011:

Neue Burschen mit alten Werten

Die NDB entstand aus einer Abspaltung einiger Verbindungen von der „Deutschen Burschenschaft“ (DB), der Verbindungen aus dem extrem rechten Spektrum angehören und deren Mitglieder teils auch der NPD angehören. Seit ihrer Gründung 1996 versucht sich die NDB als die liberale Alternative zur DB zu präsentieren. Als Verband verfolgt die NDB jedoch bis heute eine zutiefst reaktionäre Ideologie, die auf Nationalismus, Rassismus, Elitedenken und Sexismus basiert. So wird nach wie vor Frauen die Mitgliedschaft in den NDB-assoziierten Verbindungen verwehrt und studentisches Fechten bleibt eine verpflichtende Tradition, wenn auch auf eine Selbstverstümmelung durch eine verpflichtende Mensur verzichtet wird.

Lebenslänglich hierarchisch
Burschenschaften sind hierarchisch aufgebaut. Die drei Ebenen in die sich das Leben eines Verbindungsmitgliedes unterteilt sind „Fux“, „Bursche“, „Alter Herr“. Schon in der Bezeichnung „Alter Herr“ wird das Prinzip des „Lebensbundes“ deutlich. So ist der Einzelne im Regelfall auf Lebenszeit Mitglied einer Verbindung und trägt als „Alter Herr“ zur Finanzierung der Verbindung bei. Verbindungen haben überdies ein klares Ziel: die Schaffung einer nationalen Elite. Dass es dabei jedoch nicht nur um das ohnehin zu kritisierende Leistungsprinzip geht, verdeutlichen die Seilschaften der Burschenschaften. Denn durch die Protektion der Alten Herren wird der verbindungsinterne Nachwuchs schließlich in führende Stellungen in Politik und Wirtschaft gehievt. Ein Prinzip, dass jegliche Form von Chancengleichheit ad absurdum führt.
Mit der anvisierten Protektion der Burschen durch ihre Alten Herren geht zudem auch eine interne Abhängigkeit mit klaren Hierarchien einher: so obliegt den Alten Herren nicht nur die Vorgabe über die Entwicklung ihrer Verbindung, vielmehr spiegelt sich der klare hierarchische Aufbau auch auf den Versammlungen der Verbindungen wieder. So haben Füxe weitaus weniger Rederecht als Alte Herren und Konflikte werden im Zweifel, mittels autoritärer Maßnahmen, zugunsten der Alten Herren entschieden.
In dieser konfliktfeindlichen und latent undemokratischen Atmosphäre wird das Individuum gezwungen, sich den gegebenen Verhältnissen anzupassen und sich der jeweils nächst höheren Ebene zu unterwerfen.
Diese Form der Unterordnung und Disziplinierung, die das gesamte verbindungsinterne Leben, vom „Fux“ bis zum „Alten Herren“, bestimmt, zielt darauf ab, die Mitglieder einer Verbindung auf das Leben nach dem Studium vorzubereiten, welches nach Möglichkeit in einer Führungspositionen gipfeln soll.
Die Gesellschaft, die von Verbindungen und ihren Mitgliedern angestrebt wird, orientiert sich am burschenschaftlichen Leben und weist eine ähnlich klare, hierarchische und undemokratische Struktur auf. Wer in dieser Struktur das Sagen hat, ist ebenso klar definiert, wie jene, die aus der burschenschaftlichen Perspektive in dieser Gesellschaft als zweitrangig betrachtet und darum aus dem burschenschaftlichen Leben ausgeschlossen werden: So werden Männer, die sich den Härtetests und Disziplinierungsmaßnahmen des burschenschaftlichen Fechtens nicht ausliefern wollen oder dem burschenschaftlichen Weltbild nicht entsprechen ausgeschlossen. Und Frauen, wollen die männerbündischen Verbindungsstudenten schon gar nicht in ihren Reihen dulden. Und wenn doch, dann lediglich als schmückendes Beiwerk auf Bällen.

Männerbünde auflösen!
Folglich ist Frauen die Mitgliedschaft in NDB-Verbindungen explizit untersagt. Eine Haltung, die historisch eine Reaktion auf die sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnisse im frühen 20. Jahrhundert war, als Frauen zunehmend erfolgreich um ihre Rechte kämpften und auch an den Universitäten zugelassen wurden. Die Burschenschaften versuchten als Folge darauf, ihre Bastion der Männlichkeit in einer sich modernisierenden Welt durch eine Ideologie zu sichern, die in einem geschlechtlich dualistisch ausgerichteten Weltbild, Männer gegenüber Frauen als höherwertig ansieht. Frauen wurden mittels dieser sexistischen Ideologie als Mitglieder kategorisch ausgeschlossen und werden im Weltbild der Burschenschaften bis heute auf traditionelle Aufgaben wie „Kinder und Küche“ reduziert.
Auf diesem Weltbild basieren auch die burschenschaftlichen Fecht- und Trinkrituale. Sie zielen darauf ab, durch die in ihnen angelegten Grenzüberschreitungen all das abzulegen was als „weiblich“ definiert wird, so zum Beispiel „Emotionalität“ und „Schwäche“. Die gepflegten Rituale und der Wahlspruch „Freiheit – Ehre – Vaterland“ zeigen worauf die Verbindungen auch der NDB abzielen: Eine streng hierarchisch denkende, nationalistische, männliche, deutsche Elite.

Deutschland? Nicht schon wieder!
Und auch der verbindungsstudentische Patriotismus grenzt aus wo er kann. Die NDB ist mit dem von ihr gepflegten neoliberalen Standortnationalismus in der globalisierten Gegenwart angekommen. So verwehrt sich das Denken der NDB zwar platten fremdenfeindlichen Parolen und auch mit dem Anwerben von Fachkräften aus „dem Ausland“ hat man nur noch wenige Probleme, sofern sie dem Standort Deutschland nützen. Wer jedoch den Nützlichkeitsnachweis nicht erbringt – ob Asylsuchende oder Migrant_innen, die ohne Bedarf seitens des Standortes Deutschland hierher kommen –, bekommt die Kehrseite des angeblich aufgeklärten Patriotismus innerhalb der NDB zu spüren.

Quelle:  http://noburschentag.blogsport.de/aufruf/

Großer Streit um Akademikerball im Watzke

sz 26.10.2012 - 08:56
Von Franziska Schneider und Alexander Schneider
Studenten und Linke protestieren gegen einen Tanzabend von Burschenschaften. Die wehren sich gegen Vorverurteilungen.

Schon lange hat eine Veranstaltung im Ballhaus Watzke nicht mehr für so viel Ärger gesorgt. Ausgerechnet der am Samstag geplante Akademikerball ist seit Wochen Anlass für Streit, politischen Protest und Strafanzeigen.

Die Gesellschaft zur Förderung Studentischer Kultur e.V. (GFSK) will mit dem Ball eine neue Tanzkultur in Dresden etablieren. Dieser Verein, kritisiert Stefan Taubner, der politische Referent des Studentenrates der TU Dresden (Stura), repräsentiere Burschenschaften und Studentenverbindungen. Das Corps Teutonia und die Burschenschaft Cheruscia dominierten ihn sogar, behauptet er in einer Pressemitteilung. Bekannte Rechtsextreme wie der Anmelder vieler Nazi-Demos vom 13. Februar oder NPD-Sprecher Holger Szymanski seien langjährige Cheruscia-Burschen. Der Ball drohe zum Stelldichein der radikalen europäischen Rechten zu werden, wie es in Graz oder Wien bereits passiert sei, so Taubner.

Der Student bekommt Unterstützung von der Antifa und der Linkspartei. „Burschenschaften sind elitäre Organisationen, die der Idee einer offenen Studentenschaft widersprechen. Die inhaltliche Ausrichtung der Burschenschaften und der GFSK ist von einer Nähe zur extremen Rechten, zur Naziszene gekennzeichnet“, sagt Linken-Stadträtin Margot Gaitzsch. Sie ruft zu einer Kundgebung am Samstagabend vor dem Ballhaus Watzke auf. Das Lokal solle einer solchen Ballunkultur eine Absage erteilen.

Im Internet kritisiert die Antifa „Watzke lässt die Nazis tanzen“. In Pieschen wurden Flyer gegen den Tanz verteilt. Auf einem Transparent heißt es: „Akademikerball verhindern – Ballhaus Watzke angreifen“. Diese Drohung war zu viel für Ballhaus-Chef Mirko Unger. Er erstattete Anzeige wegen Verleumdung. Unger sei schon als „Nazi“ beschimpft worden, Gäste stornierten Reservierungen. Seine Mitarbeiter seien verunsichert. Dabei habe er sich vom Staatsschutz der Polizei versichern lassen, dass gegen die GFSK nichts vorliege. „Wir distanzieren uns von rechtsextremem Gedankengut. Wir sind ein neutrales Haus und für alle da. Auch die Linken können gerne bei uns feiern“, sagt Unger. Doch nun müsse er den Wachdienst verstärken, um den Ball abzusichern.

Ralf Prescher, Vize-Chef der GFSK und Mitglied im Corps Teutonia, veranstaltet den Ball mit seiner Schwester. „Die GFSK unterhält keine Kontakte zu rechtsradikalen, nationalistischen oder sexistischen Gruppierungen“, sagt er. Solches Gedankengut werde von den Mitgliedern strikt abgelehnt. Der Ball sei eine weltoffene Veranstaltung für Tanzliebhaber. Preschers hätten nicht nur bei Verbindungen geworben, sondern etwa auch bei jüdischen und muslimischen Vereinen.

Auch die TU Dresden hat sich inzwischen eingeschaltet. Eine Vorverurteilung, wie sie Prescher nun erlebt, sei nicht angemessen, sagt TU-Sprecher Matthias Bäumel. Die Pressemitteilung Taubners sei eine nicht mit dem Stura abgestimmte Einzelaktion gewesen. Der Stura hat dies gestern Abend bestätigt.

Unterdessen widerspricht Ernst Wilhelm Münch, Altherren-Vorsitzender von Cheruscia, Taubners Behauptungen: Der Nazimarsch-Anmelder sei nach Monaten aus der Burschenschaft geflogen, Szymanski sogar nie Mitglied gewesen.

 http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3190373

Dresden, probier’s mal mit Gelassenheit

alex 26.10.2012 - 09:06
Alexander Schneider
über den Streit um den Akademikerball
Die Aufregung der Linken ist eine typisch Dresdner Posse. Tanzwütige Studenten und Uni-Absolventen werden schon im Vorfeld als rechtsextrem und elitär stigmatisiert. Grund dafür ist, dass der Veranstalter und sein Verein Verbindungen, Corps und Burschenschaften nahesteht.

Die Szene studentischer Korporationen ist heute weit heterogener. Ihre Mitglieder stammen eben nicht nur aus der neokonservativen, nationaltümelnden Ecke.

Das Milieu der Burschenschaften muss einem dennoch nicht gefallen. Gleichwohl sollte man auch von Kritikern erwarten, dass sie korrekt kommunizieren und angemessen reagieren. In diesem Fall haben sie überzogen.

Dresden würde zuweilen etwas mehr Gelassenheit durchaus gut tun. Es muss ja nicht jeder mittanzen.

 http://www.sz-online.de/Nachrichten/Dresden/Dresden_probier_s_mal_mit_Gelassenheit/articleid-3190366

Linke laufen weiter Sturm gegen Dresdner Akad

dnn 26.10.2012 - 09:26
Dresden. Der Protest insbesondere aus dem linksalternativen Spektrum gegen einen am Sonnabend im Ballhaus Watzke stattfindenden Akademikerball der Gesellschaft zur Förderung Studentischer Kultur (GFSK) ebbt nicht ab. In den Vorwürfen des Antisemitismus, Antifeminismus und Faschismus wittert die GFSK, unter deren Dach verschiedene studentische Verbindungen und Einzelpersonen organisiert sind, gezielten „Rufmord“.

In Dresden tobt ein erbitterter Kampf darüber, wie studentisches Leben aussehen sollte, und welche politischen Ansichten diesbezüglich erstrebens- oder verdammenswert sind. Verbindungen oder Korporationen, so sagen linksalternative Gruppen und auch der politische Referent des Studentenrates der TU Dresden, Stefan Taubner, seien zwar nicht alle per se verfassungsfeindlich, wohl aber Relikte aus längst vergangenen Zeiten, die nach wie vor am damaligen reaktionären Verständnis vieler Dinge festhielten.

Der GFSK wirft Taubner mangelnde Abgrenzung zu rechtem Gedankengut vor, das in vielen Burschenschaften gedeihe. Doch auf welcher Grundlage, bleibt diffus. Salamandria, Cheruscia oder das Corps Teutonia – sie alle sieht Taubner in der Nähe der rechten Szene, unter anderem, weil etwa der Chefredakteur der Neue-Rechte-Publikation „Blaue Narzisse“, Felix Menzel, bei Vortragsveranstaltungen der Cherusica gesprochen habe. Mitglied war Menzel in der Cheruscia allerdings nie, ebenso wenig wie der NPD-Pressereferent Holger Szymanski, den Taubner ursprünglich der Burschenschaft zugeordnet hatte. „Man muss nicht immer gleich mit Nazis zu tun haben, um Kritik üben zu dürfen“, erklärt der Studentenrat auf Nachfrage. Kritik übt man hauptsächlich an der "elitären Ausrichtung" vieler Verbindungen und an antisemitischen und frauenfeindlichen Positionen, die viele verträten.

Die GFSK schießt derweil scharf zurück. „Dieses kleinkarierte Denken unwissender Menschen“ bringe zwei renommierte Institutionen in Dresden in Verruf, so Anke Prescher vom Organisationsteam auf der Facebook-Seite der Veranstaltung. Prescher, die selbst seit einem Jahr in der Dresdner Frauenverbindung ADV Regina Maria-Josepha zu Dresden aktiv ist, ist die Schwester des GFSK-Vorsitzenden Ralf Prescher, der ebenfalls Mitglied in einem Corps ist. Frauenfeindlichkeit sieht Prescher jedoch nicht: „Sonst gäbe es nicht über 30 Damen- und zahlreiche gemischte Verbindungen in Deutschland.“ Dass Frauenverbindungen weniger Rechte innerhalb des Dachverbandes hätten, wie Linken-Landesvorstandsmitglied Kristin Hofmann kritisierte, sei schlichtweg falsch: „Diese Rechnung geht nicht auf, weil Damen- und Herrenverbindungen nicht im selben Dachverband organisiert sind. Jede Verbindungsart hat vielmehr ihren eigenen Dachverband, selbst Corps und Burschenschaften haben jeweils eigene Dachverbände.“

Den Reiz am Korporiertendasein machen für Prescher vor allem das Miteinander, die Verlässlichkeit untereinander sowie der große Wert aus, der auf Bildungsangebote gelegt werde. „Natürlich legt jede Wert auf ihre Traditionen und pflegt bestimmte Werte“, aber diese seien ebenso unterschiedlich wie die Verbindungen selbst. „Es gibt christliche, jüdische, muslimische Verbindungen, andere sind konservativ, andere wieder anders. Im Corps meines Bruders etwa gibt es auch ein homosexuelles Mitglied, wir haben bei uns ein Mädchen aus dem Ausland.

Dass es die berühmten „schwarzen Schafe“ gibt, bestreitet Prescher nicht: „Besonders in Österreich sind viele Burschenschaften sehr extrem.“ In Deutschland hingegen habe sich nach der Nazi-Diktatur vieles gewandelt, „jüdische und ausländische Mitglieder wurden danach in Verbindungen aufgenommen.“ Selbst Burschenschaften, in denen es zum Teil gemäß Statut zur Aufnahme eines Nachweises deutscher Staatsangehörigkeit bedarf, lebten längst nicht mehr rigoros nach diesen antiquierten Regeln. Überdies gehörten von den 150 erwarteten Ballgästen ohnehin nur vier einer Burschenschaft und weitere fünf einem Corps an.

Die GFSK selbst bemühe sich um einen großen Meinungspluralismus innerhalb ihrer Mitgliedschaften und lehne rechtsradikale Stimmen entschieden ab. Diese Erklärung hält Stefan Taubner für „durchsichtig“: „Natürlich möchte man die negative Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht.“ Und auch die Partei Die Linke läuft weiter Sturm gegen die Veranstaltung. Unter dem Motto „Kein Fußbreit den (tanzenden) Faschisten“ bläst man zum Protest und fordert die Absage des Balles. Die Preschers wundern sich derweil über „so viel historische Unkenntnis“ der Linken: „Große Sozialisten wie Karl Marx, Gustav Stresemann oder Helmut Schmidt waren früher Mitglied in Landsmannschaften und Verbindungen. Die Linke leugnet ihre eigenen politischen Wurzeln.“

 http://www.dnn-online.de/dresden/web/dresden-nachrichten/detail/-/specific/Linke-laufen-weiter-Sturm-gegen-Dresdner-Akademikerball-und-Studentenverbindungen-GFSK-spricht-von-788047728

Protest vor Ballhaus Watzke

sz 29.10 29.10.2012 - 09:50
Etwa 60 Menschen haben am Sonnabend friedlich gegen den Akademikerball demonstriert.
Viel Lärm um nichts: Zu einer Kundgebung für „Weltoffenheit und Selbstbestimmung“ haben sich Sonnabend etwa 60 Menschen friedlich vor dem Ballhaus Watzke versammelt. Sie protestierten damit gegen den gleichzeitig stattfindenden Tanzabend der Gesellschaft zur Förderung Studentischer Kultur e.V. (GFSK). 16 Beamte der Polizei waren vor Ort, um die Demo zwischen 17.30 Uhr und 19 Uhr abzusichern. Sowohl der Ball als auch der Protest sei „ohne relevante Vorkommnisse“ zu Ende gegangen, so Polizeisprecher Dirk Rohrbeck.

Die Veranstaltung hatte im Vorfeld für Streit und Strafanzeigen gesorgt, weil Linke und Studenten der GSFK eine Nähe zu Nazis vorgeworfen hatte (die Sächsische Zeitung berichtete). Anke Prescher hat den Ball mit ihrem Bruder veranstaltet. „Es war zum Glück ein ruhiger Abend, es wurde viel getanzt. Wir hatten etwa 150 Gäste“, sagt Prescher. Auch Watzke-Chef Mirko Unger ist zufrieden. „Es lief alles sehr entspannt. Ärgerlich war nur, dass die Demo direkt vor dem Haupteingang stattfand und so auch die normalen Gäste unseres Hauses dort vorbei mussten.“ Dafür habe selbst Linken-Stadträtin Margot Gaitzsch, die zu der Kundgebung gegen den Ball aufgerufen hatte, anschließend im Watzke zu Abend gegessen. (SZ/fra)

 http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=3191757