[DO] Anti-Antifaschist meldet Demo an

pdv 27.07.2012 01:32 Themen: Antifa Antirassismus
Eigentlich ist der europaweite Protesttag gegen das Überwachungsprogramm INDECT am 28. Juli eine unterstützenswerte Sache. Jedoch nicht in Dortmund und München. Dort meldeten PdV-Aktivisten die Demos an, in Dortmund ein Anti-Antifaschist.
In Dortmund ist Igor Ryvkin der Demoanmelder. In einem Werbevideo wird er als einer der „Köpfe der pdv“ vorgestellt. Auf seinen Facebookprofil verbreitet er als „Igor Riffking“ Verschwörungsideologien von Infokrieg.tv und Artikel aus dem neurechten Monatsmagazin „eigentümlich frei“ (ef). So verlinkte er am Mittwoch zu einer werbenden Buchrezensionen auf „ef“ zu dem Buch „Das linke Netz“, dass im neurechten „Junge Freiheit Verlag“ erschien und ein angebliches „linksextremes“ Zusammenspiel von „Antifa“ und Medien offenlegt. Als Profilbild benutzte er zeitweise ein schwarz-rot-goldenes Männchen, dass einen fünfzackigen roten Stern und ein Hakenkreuz in einen Müllkorb wirft mit der Bildunterschrift: „Den Sozialisten keine Chance!“

Das der Nationalsozialismus eine linke Bewegung war und die Nazis in der heutigen Form als „Antifa“ wieder da seien, propagiert er des Öfteren. So wundert es nicht, dass er ein Video mit Marc Doll, dem stellvertretenden Parteivorsitzendem der „Freiheit“ bei der „Reaktivierung“ der „Weißen Rose“ gegen den „Linksextremismus“ bewirbt (siehe auch hier:  http://www.politblogger.eu/pi-besudelt-die-weise-rose-und-sucht-die-nahe-von-neonazis/ ). Igor „Riffkings“ Kommentar dazu: „an alle meine Bekannten bei der Antifa: Sozialismus IST Faschismus. Millionen von Toten in Russland, China, etc können nicht lügen.“

Die verschwörungsideologische und marktradikale „Partei der Vernunft“ bezeichnet sich selbst als libertär, ist aber eigentlich zwischen einem minimalstaatlichen Anarcho-Kapitalismus und den Reichsbürgern einzuordnen.

Als Journalist bei Focus Money verbreitete der Parteivorsitzende Oliver Janich in mehreren Kolumnen Verschwörungstheorien der selbsternannten „Klimawandel-Skeptiker“ und zu 9/11. Ebenfalls schlug er in einer Kolumne eine „Partei der Vernunft“ vor, welche er 2009 mitgründete. Als der Wirtschaftsjournalist in den Fokus von Ermittlungen wegen des Verdachts der Aktienkurs-Manipulation kam, stellte Focus Money die Zusammenarbeit mit ihm ein. Seitdem publiziert Janich in dem rechtsoffenen und verschwörungsideologischen Kopp-Verlag und dessen Medien.

Am 6. Dezember 2010 stellte Janich zusammen mit dem Querfrontler Jürgen Elsässer, dem Herausgeber der neurechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“, Dieter Stein und der rassistischen Rapperin Dee Ex die erste Ausgabe des neurechten Politikmagazins Compact mit Sarrazin auf der Titelseite vor, Thema der Veranstaltung: „Sarrazin als Volksvertreter“.

Die PdV propagiert die Abschaffung des „Geldmonopols“ durch Zentralbanken und verlautbart in ihrem Grundsatzprogramm: „Bürger und Institutionen haben das Recht, aber nicht die Pflicht, sich zu sozialen Zwecken zusammenzuschließen. Niemand darf also gezwungen werden, einer solchen Sozialgemeinschaft beizutreten oder sie zu finanzieren.“ […] „Jegliche direkte Eingriffe in das Eigentum, wie direkte Steuern (zum Beispiel Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer, Abgeltungsteuer) sind verboten. Der Staatshaushalt ist ohne Neuverschuldung zu finanzieren. Hoheitliche Aufgaben dienen allein dem Schutz des Lebens, der Freiheit und des Eigentums und werden durch indirekte Steuern finanziert.“ Dies würde in der Umsetzung wohl die Abschaffung der Sozialversicherungen, des öffentlichen Bildungs- und Gesundheitswesens sowie des gesamten Sozialstaates bedeuten.

In München demonstrierte die PdV zusammen mit der NPD und den Freien Wählern gegen den ESM. Inzwischen ermahnt die Bayerische SPD die Freien Wähler ihren Kurs zu ändern, da diese sonst wegen ihrem Rechtspopulismus nicht mehr als Koalitionspartner in Frage komme. Wie mit dem Problem umgegangen wird, dass die PdV die Demo gegen INDECT am 28. Juli in München mitorganisiert, wird dort gerade diskutiert, was nicht einfach ist, da der bayerische PdV-Landesgeschäftsführer Dominic Titus den Protestzug gegen das EU-Überwachungsforschungsprojekt angemeldet hat. Nachdem „Echte Demokratie Jetzt“ Berlin sich ausdrücklich von der PdV distanzierte, läuft diese Diskussion aktuell bei EDJ München. In Mannheim wurden Mitglieder der „Partei der Vernunft“ erst gar nicht in die Demo-Orga gelassen. Der PdV-Regionalverbandsleiter Rhein-Neckar, Josef Szoboszlai versuchte vergeblich mitzumischen. Attac, Die Linke und die Piraten haben sich wiederholt von der PdV distanziert und lehnen jede Zusammenarbeit ab. Allerdings war die Piratenpartei damit einverstanden, dass die Anti-INDECT-Demo am Samstag in Dormund von dem PdV-Aktivisten Igor Ryvkin angemeldet wurde.

Aus der PdV heraus wurde das „Aktionsbündnis Direkte Demokratie“ (ADD) mitinitiiert, dass in Baden-Württemberg eine Sammelbewegung aus markliberalen und nationalchauvinistischen Initiativen, Gruppen und Parteien darstellt und zur bürgerlichen „Revolution“ aufruft.

Ehemalige Mitglieder der „Partei der Vernunft“ sind inzwischen bei den Reichsbürgern gelandet. Bekennende Mitglieder der PdV fielen in einem Thread über Verschwörungstheorien auf der Facebookseite von „Netz gegen Nazis“ wegen beleidigenden und abwertenden Äußerungen gegenüber arbeitslosen Menschen auf sowie wurde der Holocaust relativiert. Kritik wird oft pauschalisiert als „Nazikeule“ abgewehrt und Kritiker verschwörungsideologisch als Helfer der „Blockparteien“ oder der „Bilderberger“ bezeichnet.

Im ersten PdV-Parteiprogramm standen die Forderungen nach der Abschaffung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (Antidiskriminierungsgesetz) und nach restriktiveren Einbürgerungsregelungen. Angesichts der Debatte um Tilo Sarrazin gab die Splitterpartei eine Pressemitteilung voller rechtspopulistischer Formulierungen heraus. Auf der PdV-Homepage ist ein Text mit einem rassistischen Absatz aus dem neurechten Monatsmagazin „eigentümlich frei“ (ef) übernommen.

Weitere Infos zu den Demonstrationen am Samstag und der PdV findet ihr hier:

Stopp INDECT:  http://www.stopp-indect.info/

Publikative.org:  http://www.publikative.org/2012/07/26/verschworungsideologen-kapern-piraten/

Politblogger:  http://www.politblogger.eu/piratenpartei-und-pdv-vernunft-geht-anders/

a.i.d.a:  http://aida-archiv.de/index.php?option=com_content&view=article&id=3072%3A28-juli-2012&catid=103%3Arechte-termine-muc&Itemid=1215

linksunten:  https://linksunten.indymedia.org/de/node/64344

Augen auf am Samstag auch in den anderen Städten – Verschwörungsideologien und Anarcho-Kapitalismus eine Absage erteilen!
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Ergänzungen

"Minimalstaatlicher" Anarcho-Kapitalismus?

Denkender Mensch 01.08.2012 - 12:20
Meine Güte, welche Qualität dieser Beitrag hat, zeigt sich schon daran, dass vom "minimalstaatlichen" Anarchokapitalismus fabuliert wird. Man hätte sich wenigstens mal die "Mühe" machen können, Wikipedia aufzusuchen. Anarchokapitalisten sind jene Libertäre, die gerade keinen "Minimalstaat" wollen, sondern die Überwindung der gewaltsamen Herrschaft von Menschen über Menschen, also vor allem die Überwindung des Staates. Sonst würde das "Anarcho" auch keinen Sinn machen. Und auch "Kapitalismus" definieren die Damen und Herren Anarchokapitalisten ganz anders als beispielsweise Marx und die leider viel verbreiteteren Vulgärmarxisten, die Marx kaum gelesen und noch weniger verstanden haben. Im Unterschied zu Vulgärmarxisten hatte Marx ja nichts gegen einen freien Markt. Den hat er schließlich gar nicht kritisiert, weils den bisher auch noch nicht gegeben hat.

Was die PdV angeht: An der gibt's - wie an jeder Partei - 'ne Menge zu kritisieren. Das wird hier abder gar nicht gemacht, sondern antiaufklärerisch und Namedropping betrieben und nach der Strategie "Guilt by association" verfahren. Das ist ist reaktionär und im schlimmsten Sinne "deutsch". Angewendet auf die Antifa müsste man viele Antifa-Gruppen, die z.B. mit herrschenden Parteien demonstrieren, dann natürlich auch für deren Positionen und Politik (Kriege, Umverteilung von unten nach oben, restriktive Migrationspolitik, restriktive Drogenpolitik etc.) verantwortlich machen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Piraten und sogenannte Anons gegen die Antifa

Mussgarnichtausgefülltwerden 28.07.2012 - 16:16
Hier gibts noch einen ganz frischen Erfahrungsbericht darüber, was Leuten passieren kann, die PdV Irren und Nazikuschlern widersprechen. Spricht für sich, würde ich sagen.
Achja Piraten: Fickt Euch!

 http://ako.blogsport.de/2012/07/28/warum-indect-nicht-mehr-thema-ist/