[RGB] Eine erschreckende Bilanz

aargb 19.07.2012 22:07 Themen: Antifa Antirassismus
Wäh­rend sich in den Me­di­en alles um die NSU-​Ter­ror­zel­le („Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Un­ter­grund“) und die Feh­ler des Ver­fas­sungs­schut­zes dreht, trei­ben Neo­na­zis in säch­si­schen Klein­städ­ten wei­ter­hin ihr Un­we­sen. Hier nur ein klei­ner Aus­zug von Na­zi­über­grif­fen aus dem Raum Mit­tel­sach­sen im ers­ten Halb­jahr 2012:
25.​01.​2012 – 15:30 – Lun­zenau
3 junge Neo­na­zis lau­ern einem al­ter­na­ti­ven Ju­gend­li­chen nach der Schu­le auf und grei­fen ihn an. Fazit: meh­re­re Prel­lun­gen, 2 fach ge­bro­che­ne Nase, ein ab­ge­bro­che­ner Zahn.

11.​02.​2012 – 20:30 – 21:00 – Penig
3 Neo­na­zis be­läs­ti­gen und be­drän­gen eine al­ter­na­ti­ve Ju­gend­li­che mit Sät­zen wie „Penig bleibt braun“, „Sowas wie du ge­hört ins Gas“ und „Du kannst froh sein, dass du ein Mäd­chen bist, sonst hät­ten wir dir schon längst das Ge­nick ge­bro­chen“.

17.​02.​2012 – 18.​02.​2012 – Penig
In der Nacht wird der Brief­kas­ten des am 25.​01.​2012 an­ge­grif­fen Ju­gend­li­chen in die Luft ge­sprengt.

06.​03.​2012 – Lun­zenau
Mit­ar­bei­ter des Ord­nungs­amts stel­len am Nach­mit­tag auf der Töp­fer­gas­se Schmie­re­rei­en fest. Un­be­kann­te hat­ten an eine Trep­pe ein Ha­ken­kreuz, 50 cm x 50 cm, ge­schmiert. Au­ßer­dem be­fin­den sich an einer Mauer und an einer Haus­wand meh­re­re me­ter­lan­ge Schrift­zü­ge, die Kenn­zei­chen ver­fas­sungs­wid­ri­ger Or­ga­ni­sa­tio­nen ent­hal­ten, dar­un­ter SS-​Ru­nen. Eine Scha­dens­sum­me ist noch nicht be­kannt. (Quel­le: PD Chem­nitz-​Erz­ge­bir­ge)

16.​03. – 17.​03.​2012 – Roch­litz
Nazis be­schmie­ren das Bahn­hofs­ge­bäu­de mit SS-​Ru­nen und Ha­ken­kreu­zen mit oran­ge­ner Farbe. Un­le­ser­liche Graf­fi­tis in der­ sel­ben Farbe be­fin­den sich eben­falls an der Grund­schu­le und der Agen­tur für Ar­beit.

18.​03. – ca. 01:30 – Roch­litz
4 ver­mumm­te Neo­na­zis ver­fol­gen mit einem dun­kel­blau­en Pas­sat einen Links­al­ter­na­ti­ven in der Ufer­stra­ße. Die­ser kann glück­li­cher­wei­se flüch­ten.

13.​04.​2012 – 19:00 – Ge­rings­wal­de
Beim Auf­hän­gen von Pla­ka­ten für eine Ver­an­stal­tung der Par­tei „Die Linke“ wer­den zwei Per­so­nen durch einen stadt­be­kann­ten Neo­na­zi an­ge­grif­fen und zum Teil schwer ver­letzt. Der Täter at­ta­ckiert zu­nächst einen der Pla­ka­tie­rer mit meh­re­ren Faust­hie­ben im Ge­sichts­be­reich. Als der Ge­schä­dig­te flie­hen will, wird er er­neut durch Schlä­ge auf den Hin­ter­kopf zu Boden ge­bracht. Der hin­zu­ei­len­de zwei­te Pla­ka­tie­rer wird eben­falls von dem Neo­na­zi an­ge­grif­fen, wel­cher sich laut Aus­sa­gen der Ge­schä­dig­ten an­schlie­ßend noch mit einem Base­ball­schlä­ger be­waff­net. Durch Schlä­ge in den Kopf­be­reich er­lei­det einer der bei­den Be­trof­fe­nen ein schwe­res Schä­del-​Hirn-​Trau­ma, wel­ches im Kran­ken­haus be­han­delt wer­den muss.

29.​04. – 02:00 – Roch­litz
„He­xen­feu­er“ – Nach ver­ba­len Aus­ein­an­der­set­zun­gen auf dem Markt ver­fol­gen ei­ni­ge Neo­na­zis einen al­ter­na­ti­ven Ju­gend­li­chen. Schließ­lich grei­fen fünf Neo­na­zis in der Nähe des Fried­ho­fes drei Al­ter­na­ti­ve an. Zuvor hiel­ten die Neo­na­zis sich wahr­schein­lich in der Nähe der Alten Schmie­de auf und be­ob­ach­te­ten das Grund­stück des al­ter­na­ti­ven Clubs. Es kommt glück­li­cher­wei­se nur zu leich­ten Ver­let­zun­gen.

06.​05 – 00:30 – Geit­hain
Die LVZ be­rich­tet: „‚Du bist Aus­län­der, Du musst hier von Geit­hain weg­ge­hen. Die Piz­ze­ria musst Du zu­ma­chen, sonst ma­chen wir Dich tot‘ hät­ten die Män­ner ge­sagt, er­klär­te Khan Amir, der aus Pa­kis­tan stammt. Einer habe ein gro­ßes Mes­ser in der Hand ge­habt. Mit einer Bier­fla­sche sei mehr­fach gegen die Schei­be ge­schla­gen wor­den, sie bekam ein Loch. Durch das sei dann ein Stein ge­flo­gen ge­kom­men, der im In­nen­raum auch Scha­den an­rich­te­te, so der An­ge­stell­te.“

12.​05. – / – Geit­hain
Neo­na­zis ver­prü­geln einen Al­ter­na­ti­ven auf dem städ­ti­schen Feu­er­wehr­fest.

12.​05. – 00:15 – Geit­hain
Vor der Piz­ze­ria in der Ka­tha­ri­nen­stra­ße, deren Mit­ar­bei­ter eine Woche zuvor „aus­län­der“-​feind­lich be­droht wur­den, de­to­niert kurz nach Mit­ter­nacht ein Spreng­satz. Mög­li­cher­wei­se han­delt es sich um einen selbst­ge­bas­tel­te­ten Böl­ler mit enor­mer Spreng­kraft. Ver­letzt wird nie­mand, aber das Wohn­haus wird eva­ku­iert. Der Laden war zum Zeit­punkt der Ex­plo­si­on be­reits ge­schlos­sen. Das Lan­des­kri­mi­nal­amt und die Son­der­kom­mis­si­on Rechts­ex­tre­mis­mus neh­men Er­mitt­lun­gen auf.

12.​05. – 01:00 – Lim­bach-​Ober­froh­na
In der Nacht vom 11.​05 auf den 12.​05 zie­hen gegen 1 Uhr un­ge­fähr zehn Nazis zur Sach­sen­stra­ße 26 und be­wer­fen das Haus mit Fla­schen und Stei­nen. Die grö­len­de Meute for­dert die Haus­be­woh­ner auf, sich ihr zu stel­len. Bei dem An­griff gehen die Fens­ter­schei­be eines Be­woh­ners durch einen Fla­schen­wurf zu Bruch. An­zei­ge wird er­stat­tet.

Der An­griff in Lim­bach-​Ober­froh­na reiht sich in die an­ge­kün­dig­te „Mai-​Of­fen­si­ve“ ein, die bis­her schon einen Na­sen­bruch und meh­re­re leich­te­re Ver­let­zun­gen ver­zeich­net.

02.​06. – 04:00 – Roch­litz
Gegen 04:00 Uhr be­ge­ben sich 2 al­ter­na­ti­ve Ju­gend­li­che auf den Heim­weg von der „Alten Schmie­de“ Roch­litz. In Höhe von Sterns Me­tall und Schrott­han­del wer­den sie von einer Per­son auf das Ge­län­de ein­ge­la­den, um noch ein Bier zu trin­ken. Auf dem Ge­län­de wer­den ihnen die Per­so­nal­aus­wei­se ab­ge­nom­men und ab­ko­piert. Kurz dar­auf wer­den sie von ei­ni­gen der ca. 10 an­we­sen­den Per­so­nen als „Ze­cken“ be­zeich­net und her­um­ge­schubst. Dies artet dann so­weit aus, dass einer der Be­trof­fe­nen mit Ver­dacht auf meh­re­re Rip­pen­brü­che ins Kran­ken­haus muss. Fazit: 3 Rip­pen­brü­che, meh­re­re leich­te Bles­su­ren.

03.​06. – 00:00 – Roch­litz
Nach­dem be­reits am Vor­tag zwei al­ter­na­ti­ve Ju­gend­li­che auf dem Heim­weg von der „Alten Schmie­de“ auf­ge­grif­fen und an­ge­grif­fen wur­den, er­eig­net sich diese Nacht ein ähn­li­cher Vor­fall. Gegen Mit­ter­nacht be­ge­ben sich wie­der zwei al­ter­na­ti­ve Ju­gend­li­che auf den Heim­weg vom ge­nann­ten Club. In der Höhe des Schrott­plat­zes be­mer­ken sie, wie ein Mann mit Ka­pu­ze aus dem Ver­eins­heim des BSC Motor Roch­litz sich in ihre Rich­tung be­wegt. Die­ser greift beide an­schlie­ßend mit Schlä­gen ins Ge­sicht an. Eines der Opfer er­lei­det einen Na­sen­bein­bruch, das zwei­te Opfer wird „nur“ leicht ver­letzt.

Ins­ge­samt zähl­ten wir bis jetzt 22 Straf­ta­ten mit ver­mut­lich neo­na­zis­ti­schem Hin­ter­grund bis An­fang Juni. Diese Ge­walt­be­reit­schaft ist ins­be­son­de­re in der säch­si­schen Pro­vinz seit Jah­ren graue Nor­ma­li­tät. Zu oft sieht die Land­be­völ­ke­rung weg, ba­ga­tel­li­siert die Taten oder schützt die Täter, weil diese aus ihrer Mitte kom­men. Ju­gend­li­che, die Neo­na­zis­mus nicht to­le­rie­ren, sind fast tag­täg­lich Be­lei­di­gun­gen und Dif­f­ar­mie­run­gen aus­ge­setzt, auch Ge­walt­ta­ten sind keine Sel­ten­heit. Hinzu kommt eine Jus­tiz, die nicht sel­ten auf dem rech­ten Auge blind ist. Wir for­dern einen of­fen­si­ven Um­gang mit Neo­na­zis und ihrer Ideo­lo­gie. Gegen das Schwei­gen der Pro­vinz!
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