MABB schaltet Freies Radio Frrapo in Potsdam

Jenz Steiner 25.04.2012 23:47 Themen: Medien
Das Freie Radio in Potsdam Frrapo wird im Mai von der Medienanstalt Berlin Brandenburg abgeschaltet. Das erste freie Radio in Brandenburg seit dem Ende der DDR hat gerade mal ein Jahr on air durchgehalten. Die anderen Freien Radio-Initiativen, die sich in Berlin und Brandenburg die Frequenzen 88,4 und 90,7 MHz mit dem Offenen Kanal der MABB teilen müssen, werden in ihrer Sendezeit deutlich beschnitten.
Wer in Berlin und Brandenburg Radio machen darf und wer nicht, entscheidet die MABB.
die Medienanstalt Berlin Brandenburg. Diese Anstalt hat vor zwei Jahren etwas für ihre Verhältnisse Revolutionäres geschaffen.
Jetzt wird wieder zurückgerudert. Unter dem Titel 88vier – kreatives Radio für Berlin hat sie 2010 ein Schaltprogramm geschaffen,
in dem neben dem offenen Kanal Alex auch Platz ist für die Initiativen, die sich mitunter schon seit Jahrzehnten für ein freies Radio in Berlin einsetzen.
Das war höchste Zeit und hat Hoffnung gemacht – vor zwei Jahren.

Nun scheint die MABB die Geister, die sie rief , langsam wieder loswerden zu wollen.
Die Entscheidung fiel Mitte April. Ab 23. Mai heißt das konkret:
Abschaltung des Potsdamer Freien Radios Frrapo mit seinen 25 Redaktionen
nach nur einem Jahr Sendebetrieb. Und massive Sendezeitbeschneidungen bei Piradio, Twen.FM, Colaboradio, Reboot.FM, Multicult.fm und Studio Ansage.
Nutznießer sind der Musiksender Byte.FM und der MABB-hauseigene Offene Kanal Alex. Dessen Sendezeit über Antenne wurde um elf Stunden aufgestockt.
Das gilt jetzt für zwei Jahre. Basta. Keine Diskussionen.

Die Entscheidung torpediert nicht nur die Macherinnen und Macher freier Radioinitiativen, sie diskreditiert auch ihre bisherige Arbeit und ihr Engagement für eine Vielfalt im Berliner Äther, die den kulturellen Facettenreichtum Berlins widerspiegelt. Stattdessen scheint es, als könne die MABB nicht loslassen von erstarrten und überholten Konzepten wie dem offenen Kanal. Die, die im Medienrat der MABB sitzen und solche Entscheidungen treffen, sind alles gestandene Profis in Sachen Mainstream-Medien, Verlagswesen, Jura und Politik-Beratung. Abgesehen vom Netzexperten Markus Beckedahl ist jedoch keiner Experte, Verfechter oder Versteher von Freien Radios.

Neues, innovatives und zeitgemäßes Radio kann nur da entstehen, wo man mehr Raum für Entwicklungsmöglichkeiten schafft. Durch Sendezeitbeschneidungen und Abschaltung derer, die Engagement zeigen, erreicht man genau das Gegenteil. Natürlich ist es eine gewisse Bereicherung, dass der Hamburger Musiksender Byte.FM
nun auch ein Berlin-Programm starten kann. Doch das jugendliche Musikradio unterscheidet sich ganz massiv von den anderen Berliner Freien Radioinitiativen. Die distanzieren sich ganz klar von einer kommerziellen Nutzung. Byte.FM hingegen ist nicht nur offen für Kooperationen mit Werbepartnern.
Es wirbt auch mit seiner internet- und kultur-affinen Hörerschaft. Die Hörer sind die Ware.
Für freie Radios – ein absolutes No no.

Byte.Fm hat eine Daseinsberechtigung und durchaus einen Platz im Berliner Äther verdient, sollte sich aber an derselben Schlange anstellen wie Flux.FM oder Jazzradio.
Der offene Kanal Alex ist in einer privilegierten Position. Neben den aktuell 45 und ab Mai 56 Stunden auf Antenne, kann er parallel noch Sendeplätze im eigenen Webstream bereitstellen. Ja, auch der Offene Kanal hat seine Berechtigung und seine Anhänger. Doch solange die MABB keine extra Frequenz für Berliner und Brandenburger Freie Kulturradios zur Verfügung stellt, haben diese weiter das Nachsehen und keine ernsthafte Chance, den Berliner Äther mit ihrem ganzen Potential zu bereichern.
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Ergänzungen

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Bezeichnend — Kontroverso

aha — rina