Langewiesen: Repression, Nazis und Festival

snowflake 30.05.2011 18:59 Themen: Antifa Kultur Repression
Am 28. und 29. Mai fand in Langewiesen bei Ilmenau ein Punkrock-Openair unter dem Namen "We are back Festival" statt. Die Polizei, aber auch Nazis sorgten beim Konzert für Aufregungen. Anbei mein Erlebnisbericht.
Bereits im Vorfeld des Festivals stand fest, dass auch die Polizei anwesend sein wird. Schon in der Ilmenauer Innenstadt sah ich nun das erste Six-Pack von Team Green. Ich fragte mich nun, wie es in denn in Langewiesen aussehen wird. Im kleinem Örtchen Langewiesen angekommen, war noch nicht viel von der Staatsmacht zu sehen.

Als ich mich nun Richtung Festival begab, traf ich einige Leute die mir mitteilten, dass der Arm es Gesetzes Vorkontrollen durchführe. Jeder Besucher und Besucherin musste neben einer Leibesvisitaton auch seinen Personalausweis vorzeigen, damit die Polizei ja weiß, wer sich alles alles auf dem Gelände befindet. Weiterhin wurden alle Autos und mehrfach der Shuttlebus komplett gefilzt. Manche Leute mussten sich breitbeinig mit Händen an der Wand oder auch verdrehtem Arm kontrollieren lassen. Es war wie im Film. Bei ein paar Menschen
wurde ein wenig Dope einkassiert, andere mussten wiederum Buttons, stapelweise Aufkleber und andere Dinge an die Ordnungsmacht abgeben. Die reinste Schikane seitens der Polizei. Dass diese Dinge jedoch nicht zu gefährlichen Waffen oder Gegenständen gehören, scheint den anwesenden PolizistInnen nicht bewusst gewesen zu sein. Und ich persönlich habe auch noch keinen Menschen erlebt, der aufgrund eines Joints agressiv oder gewalttätig wurde.

Als ich nun diese ganze Prozedur hinter mir hatte, begab ich mich nun weiter Richtung Einlass. Ich sah viele, fröhliche und aufgeweckte Menschen, die alle in Feierlaune waren und sich wohlgesonnen amüsierten. Nur die übermäßige Repression dämpfte bei einigen BesucherInnen die Stimmung. Wie ich nach meinem Ankommen noch erfuhr, wollte die Polizei eine Person mit auf die Polizeiwache nehmen um Fingerabdrücke zu nehmen. Dies wurde jedoch durch die gut aufgestellte und fähige Ordnungsgruppe glücklicherweise verhindert.

Die Bands um "KRD (Kunstrasendünger)", "Fuckin Faces", "Bums" und so weiter legten gute Auftritte hin und alle haben gut gefeiern. Die super Stimmung der anwesenden Leute machte die vorherigen Repressialien fast wett. Bis auf einzelne Steifen mit maximal zwei Six-Packs rund um das Festivalgelände lies die Polizei meines Wissens nichts weiter von sich hören.

Dafür kamen aber in der Dunkelheit auch 2 ungebetene Gäste. Es trauten sich tatsächlich 2 Nazimädels aus dem Kreis der "Autonomen Nationalisten" auf das Gelände. Bemerkt hatte sie vorläufig niemand. Aufgefallen sind sie nur dadurch, dass sie ihre faschistische Propaganda unauffällig an einem gut besuchten Infostand plazierten. Die gleichen Flyer kursierten, wie ich mitbekam, auch ein paar Wochen vorher in Ilmenau. Wenn viele Menschen sich Infomaterial anschauen, verliert mensch nunmal schnell die Übersicht. Als die Flyer gefunden wurden, waren die Nazis bereits weg. Die Suche nach den beiden TäterInnen blieb leider erfolglos. Durch einen Hinweis eines Besuchers wurde später bekannt, dass es sich um 2 Mädels handelte. Ob sich weitere Nazis auf das Gelände trauten ist unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Wenn aber größere faschistische Gruppen anwesend gewesen wären, dann hätten es mit Sicherheit Leute bemerkt.

Am Sonntag ging dann die Party weiter. Gegen Mittag spielten noch Bands wie "Crushing Caspers", "14 days", Däsdraction K" und so weiter. Die Polizei ließ sich meines Wissens den kompletten Sonntag nicht einmal blicken.

An und für sich war es ein tolles Wochenende, auch wenn Bullen und Nazis kurzzeitig meine Stimmung dämpften. Das Festival war gut organisiert, eine freundliche und eine lässige Ordnungsgruppe versüßten den ganzen Partyspaß.
Ich komme gern wieder.
Anbei noch die Website des Festivals:  http://www.open-krabsch-air.de/
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Ergänzungen

Sicht der Dinge

Jana 30.05.2011 - 21:20
Kann mich dem Autor nur anschließen. Festival war gut organisiert, die scheinbar ebenfalls aus Punks und Linken bestehenden Ordner überaus fähig und hilfsbereit und (dadurch) die Stimmung auch gut und friedlich.
Den Aufriss den die Polizei auf Grund eines Musikfestivals da betrieben hat kann wohl kaum einer nachvollziehen. Wir standen, ohne das Drogen, Aufkleber oder ähnliches bei uns gefunden wurde ne halbe Stunde in der Kontrolle und als zwei regelmäßig vorbeikommende Ordner uns Getränke bringen wollten wurden sie weggeschickt da sie die "Maßnahme" damit behindern würden.

Was die Musik angeht: Die erste Gruppe war wohl ein lokaler Act, der mal auf die große Bühne durfte. Außer dem Gitarristen und den sehr guten Sänger, konnten die Jungs leider nicht wirklich überzeugen.
Die im Anschluß spielende Band hab ich verpasst, da ich mal ein Platzründchen gegangen bin, war wohl ne Folkpunkband, weshalb mein Interesse eh nicht so groß war, auch wenn ich es begrüße, das die Stile, auf diesem Festival, angenehm gemischt wurden.
Fuckin Faces waren wohl nicht nur für mich der heimliche Hauptact der Veranstaltung, denn jetzt wurde es richtig voll. Sehr sehr lange spielten die drei Burschen ein großartiges Set, welches lediglich von einer Pinkelpause des Bassisten unterbrochen wurde.
Als Bums die Bühne betraten war es mittlerweile schon dunkel, aber der Pogomob war noch immer dabei. Neben ihren politischen Punksongs, kamen auch einige Songs für den Dortmunder Fußballverein BVB, was irgendwie befremdlich wirkte.
Da Dritte Wahl wohl kurz vorher abgesagt hatten, kam nun eine Skaband zum Einsatz, die wir allerdings nichtmehr mitbekamen, da wir uns nun auf einen langen Rückweg machten.
Die jungen Herren in grün standen immer noch an der Zufahrt, ließen uns jedoch dieses Mal unkontrolliert passieren.

Alles in allem ein nettes Festival, gut organisiert und wiederholungswürdig.

Langewiesen: Polizeirepression bei Punkfestiv

Rote Hilfe Südthüringen 30.05.2011 - 22:47
Langewiesen: Polizeirepression bei Punkfestival

Ein Punkfestival in Langewiesen (bei Ilmenau) war der Polizei mal wieder ein Dorn im Auge. Die Besucher_innen mussten sich massiver Repression aussetzen.

Alle Personen, die das Festival besuchen wollten, mussten zuerst eine Identitätsfeststellung und Durchsuchung über sich ergehen lassen. Vorkontrollen sind zwar grundsätzlich zulässig, doch da ein Kollektivverdacht für alle Besucher_innen erhoben wurde, ist anzunehmen, dass der Einsatz vor allem der Abschreckung dienen sollte, was eindeutig ein Eingriff in die Versammlungsfreiheit (Artikel 8 GG) darstellt. Die Polizei wollte schlicht wissen, wer das Festival besucht. Auch Autos und der Shuttlebus wurden komplett gefilzt.

Gefunden wurden von der Polizei Marihuana in geringen Mengen und Kleidungsstücke und Buttons mit der Aufschrift A.C.A.B., sowie Aufkleber. Alles wurde konfisziert. Im Falle der Sachen mit A.C.A.B.-Aufschrift hat die Polizei nicht rechtens gehandelt. Das Amtsgericht Tiergarten entschied bereits im Jahr 2000, dass es sich bei „all cops“ um ein nicht ausreichend definiertes Kollektiv handelt. Durch den 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Stuttgart wurde 2008 entschieden, dass eine Strafbarkeit vorliegt, wenn es sich um eine klar eingegrenzte Gruppe von Polizisten handelt. Im beschriebenen Fall zeigte der Angeklagte auf einen Polizisten und rief „A.C.A.B.“ – das Tragen auf Kleidungsstücken ist jedoch nicht strafbar, da sich die Aufschrift auf keine definierte Gruppe von Polizisten bezieht.

Die Polizei hat sich am Wochenende äußerst repressiv verhalten. Sollte euch noch etwas aufgefallen sein oder seid ihr Betroffene polizeilicher Maßnahmen geworden, dann meldet euch per Mail bei uns.

Kontaktdaten hier:  http://rotehilfesth.blogsport.de/kontakt/

"dürrer typ"

ist wohl ein mädchen 31.05.2011 - 00:17
oder ist die polizei neuerdings so multigender, dass auch frauen jungs abtasten?

spannendes detail: die rote "pistole" im holster der polizistin links.
eine übungswaffe?

wenn ja, deutet dass daraufhin, dass die lehr-bullen der meininger polizeischule die kontrollen durchgeführt haben. das würde dann auch die unnötige dauer einzelner kontrollen und den übereifer erklären.
peinlich :-P

Unsere Sicht auf das Festival

Ein Ordner 31.05.2011 - 13:29
Zuerst einmal vielen Dank für die lobenden Worte was Organisation und Durchführung des Festivals angeht. Der Veranstalter hat im Vorfeld viel Geld und genau wie seine Helfer viel Mühe in das Gelingen des Festivals gesteckt.

Leider haben nicht alle diese Mühe erkannt bzw. zu schätzen gewusst sodas es schon im Vorfeld zu etlichen Schikanen kam. Gerade einmal zwei Wochen vor dem Festival mussten wir den eigentlichen Veranstaltungsort wechseln da uns Auflagen erlegt wurden die zum Teil untragbar waren und das festival in seiner geplanten Form verunmöglicht hätten. Letztlich haben wir es mit viel Hilfe von diversen Firmen und Einzelpersonen doch noch geschafft einen akzeptablen Ausweichplatz zu finden und umzuplanen.

An dieser Stelle möchte ich es mir jedoch auch nicht nehmen lassen den Besuchern des Festivals dafür zu danken besonnen auf die schikanösen Polizeikontrollen reagiert zu haben. Wäre es auf Grund dieser Repressionen zu Ausschreitungen gekommen wäre dies nur im Sinne der Staatsmacht gewesen, da das Festival unter solchen Bedingungen hätte wohl abgebrochen werden müssen, keiner von uns Spaß gehabt hätte, der Veranstalter auf seinem Geld sitzen geblieben wäre und Polizei und Bürger ihr herbeihallizuniertes Szenario von wütenden und randalierenden Punkhorden bestätigt gesehen hätten.

Wir haben getan was wir konnten um euch den Aufenthalt in Langewiesen auf unserem Festival so angenehm wie möglich zu gestalten. Es gab einen kostenlosen Shuttlebus von Ilmenau nach Langewiesen, haben mit den Polizisten an den Kontrollen diskutiert (und konnten evtl. auch die eine oder andere Zuführung aufs Revier verhindern), haben Streit geschlichtet und viele nette Gespräche mit vielen netten Festivalbesuchern geführt. Ich denke unsere Bemühungen wurden größtenteils erkannt und durch das Ignorieren der polizeilichen Schikanen und Provokationen honoriert.

Das sich scheinbar ein paar wenige Nazis auf dem Gelände aufhielten und dort ihren braunen Dreck verteilt haben hat sich leider nicht verhindern lassen. Es ist nunmal einfach so dass wir nicht jeden ohne Iro und/oder Antifabutton vor die Tür setzen können und wollen. Hätten wir oder unsere Gäste Nazis auf dem Gelände erkannt wären diese ohne wenn und aber geflogen.

Noch ein paar Worte zu dem Bild mit der Kontrolle: Ich denke mal dass dieses Bild vom Auto symbolisch verwendet wurde da es definitiv nicht von den Vorkontrollen beim Festival stammt. Die Situation war zwar die Gleiche (sprich genau so wurden die Leute kontrolliert) aber sowohl von der Kleidung der Polizisten noch von der Örtlichkeit der Kontrollen gibt es da eine Übereinstimmung.

Wer dieses Jahr nochmal Interesse an einem guten Festival in Thüringen hat sollte sich das Flutlicht Festival in Jena mal etwas genauer ansehen. Auch hier dürfte sich ein Besuch durchaus lohnen.

Link:  http://flutlicht-festival.de

@rote hilfe südthüringen

reflektor 31.05.2011 - 21:26
bevor ihr die artikel des grundgesetzes zur rechtfertigung bemüht, solltet ihr selbiges genau lesen, zwar steht art.8 gg für versammlungsfreiheit, aber auch nur für diese und eben nicht für öffentliche vergnügungen, welches o.g. konzert eben war
d.h. hier sind die bestimmungen des art.8 gg nicht einschlägig und auch nicht anzuwenden, demnach sind auch keine rechte für teilnehmer daraus abzuleiten, sondern es gilt ausschließlich das obg, da es sich um eine kommerzielle öffentliche vergnügung handelt und das thürpag und das stgb, so dass vorkontrollen rechtens sind, ebenso durchsuchungen und der dergleichen, deswegen nicht aufregen, sondern lesen, denken und dann erst sprechen

hinsichtlich a.c.a.b. kann ich dem grundtenor folgen, aber dir herrschende rechtsmeinung sieht bei einer unbestimmten person (hier alle polizisten), zumindest eine ordnungswidrigkeit gem. §118 owig, nachdem die polizei wierderrum handlen kann, deswegen auch hier: denken, lesen, maul halten

@reflektor

warum? 31.05.2011 - 22:18
OWiG:
"§ 118
Belästigung der Allgemeinheit

(1) Ordnungswidrig handelt, wer eine grob ungehörige Handlung vornimmt, die geeignet ist, die Allgemeinheit zu belästigen oder zu gefährden und die öffentliche Ordnung zu beeinträchtigen.

(2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße geahndet werden, wenn die Handlung nicht nach anderen Vorschriften geahndet werden kann."

Hooligans stören Punkrockfestival

apa 01.06.2011 - 09:17
Ein friedliches Punkkonzert sollte es werden das "Rockfestival an der Ilm". Aus dem ganzen Bundesgebiet waren Musikfans angereist um den Bands "Dritte Wahl", "Fuckin Faces", "Bums", "Lady Godiva" und "Kunstrasendünger" zu lauschen. Leider wurde das Musikvergnügen wieder mal durch ein paar Unbelehrbare überschattet.

Schon Stunden vor Veranstaltungsbeginn positionierten sich mehrere Dutzend Hooligans an den Zufahrtsstraßen zum Veranstaltungsgelände um den Besuchern des Konzerts aufzulauern.
Die mit Schlagstöcken aber auch mit Pistolen bewaffneten Hools des SV Blau Weiß Erfurt zwangen die anreisenden Musikfans zum anhalten und aussteigen. Sobald die Punks ihre PKWs verlassen hatten wurden sie von den Schlägern körperlich bedroht, beschimpft und durch abtasten der Körper sexuell belästigt.

Neben ihren üblichen Schlachtgesängen wie "Personalausweis - schalalalala" skandierten die Hools auch sexistische Parolen wie "Hände an die Wand und Beine breit."
Neben den erwähnten körperlichen Bedrohungen, verbalen Entgleisungen und sexuellen Übnergriffen kam es auch zu Eigentumsdelikten. Aufnäher und Schriftzüge welche zur Freundschaft und zum Respekt unter den verschiedenen Fußballvereinen aufriefen wie zum Beispiel ACAB (All Clubs are beautiful) waren den Chaoten ein Dorn im Auge und wurden von diesen entwendet. Auch soll es wohl vorgekommen sein das Personen welche sich dem Rowdytum der Hooligans widersetzten in deren Vereinsheim nach Ilmenau verschleppt wurden.

Nur durch das besonnene Verhalten der Konzertbesucher konnte eine schlimmere Eskalation verhindert werden. Die Hooligans des SV Blau Weiß Erfurt (ehemals SV Grün Weiß Erfurt) sind bereits in der Vergangenheit mehrfach auf Konzerten und linken Demonstartionen durch ähnliche Vörfälle, aber auch durch zum Teil schwere Körperverletzungen aufgefallen. So zum Beispiel in der Nacht zum 16.05.2009 als sie ein friedliches Konzert (ebenfalls in Langewiesen) angriffen, mit Reizgas um sich sprühten und Konzertbesucher verletzten.

Zumindest am letzten Sonntag als das "Rockfestival an der Ilm" noch einen Frühschoppen mit 5 weiteren Bands veranstaltete, blieben die Hooligans der Veranstaltung fern. Scheinbar schliefen sie noch immer ihren Adrenalinrausch aus.

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Brot für die Welt — Gourmeggle

@ dürrer Typ — bla

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