BLN: 2500 Polizisten räumen Liebig14/Proteste

Antifa 02.02.2011 22:58 Themen: Freiräume
2500 Polizist_innen räumen gewaltsam linkes Hausprojekts „Liebig 14″ / Mehrere tausend Menschen protestieren mit vielfältigen Aktionen im gesamten Stadtgebiet / Am Abend wird eine Demonstration von über 3000 Menschen von der Polizei brutal angegriffen / Anschließend Ausschreitungen

Ein Großaufgebot der Polizei hat am Mittwoch gewaltsam das linksalternative Wohnprojekt in der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain geräumt. Rund 1500 Unterstützer_innen der Bewohner_innen protestierten in den umliegenden Straßen. Aus Solidarität fanden im gesamten Stadtgebiet vielfältige Aktionen statt. Es wurden Kreuzungen blockiert, Barrikaden errichtet, Häuser besetzt, mehrere Spontandemonstrationen und dutzende militante Angriffe auf verschiedene Geschäfte und Gleisanlagen der Deutschen Bahn durchgeführt.
Die Polizei setzte nach eigenen Angaben 2500 Beamt_innen ein. Das Haus war weitläufig mit ihren Einsatzfahrzeugen umstellt. Kamerateams und Journalist_innen, die sich dem Gebäude näherten, wurden von der Polizei abgewiesen. Wie es hieß, zu ihrer eigenen Sicherheit. Direkte Nachbar_innen der Liebig-14-Bewohner_innen brachten ihren Protest zum Ausdruck, indem sie mit Kochgeschirr lärmten.

Die Räumung begann um kurz nach acht Uhr und gestaltete sich nach Polizeiangaben schwierig, da die Bewohner_innen das Treppenhaus eingerissen und sich im dritten Stock verbarrikadiert hatten. Einsatzkräfte drangen folglich über das Dach ein. Erst um die Mittagszeit konnten die sechs Männer und drei Frauen, die sich im Haus aufhielten, festgenommen werden. Vorgeworfen wurde ihnen Körperverletzung. Sie sollen die Beamt_innen bei deren Eindringen in die Wohnung mit einem Spray attackiert haben.

Um 19 Uhr versammelten sich mehrere tausend Menschen zu einer Protestdemonstration, die vom Boxhagener Platz zum geräumten Haus in der Liebigstraße 14 gehen sollte. An der Ecke Revaler Str / Warschauer Str wurde die Spitze der Demonstration von Greiftrupps der Berliner Polizei angegriffen und versucht auseinanderzuknüppeln. Es gab etliche Festnahmen und Verletzte. Aufgrund der massiven Polizeiangriffe wurde die Demonstration vom Veranstalter abgebrochen. Daraufhin kam es im Gebiet der Warschauer Straße zu Ausschreitungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die O2-Arena, eine Filiale der Sparkasse und mehrere Einsatzfahrzeuge der Berliner Polizei wurden angegriffen. Im Friedrichshainer Kiez wurden an verschiedenen Stellen Barrikaden errichtet. Es wird erwartet, dass sich die Auseinandersetzungen und militanten Angriffe in der Nacht und den folgenden Tagen fortsetzen.

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Ergänzungen

Demobericht (situativ)

Anarchistische Presse 02.02.2011 - 23:50
Die Demonstration am Boxhagener Platz um 19.00 Uhr (2.2.2011)startete ohne Lausprecherwagen. Sehr viel Bullen aus Hannover, Ostholstein und Berliner sowieso. (Die Aufzählung der vielen Bullengruppen aus anderen Bundesländern muß wer anders vornehmen.)
Die unübersichtlich große Menge setzte sich irgendwann in Bewegung Richtung Eventmeile Simon-Dach-Str. Und dann Wahrschauer Straße. Auf der Wahrschauer Str Richtung Frankfurter Tor blockten die Bullen die Demo. Immer wieder fette Böller. Wenig Transparente. Viele Leute am Fenster oder auf dem Balkon. Es gab Flaschenwürfe und Festnahmen. Überhaupt wurden viele Parolen gerufen. Die Demoroute aber war durch die Bullen blockiert. Zwei Wasserwerfer fuhren auf der Warscher Strasse vor vor. Es gab keine Initiative diese Blockade durchbrechen zu wollen.
Stattdessen wurden dann die Scheiben der Sparkasse an der Revaler Strasse eingehauen und die Demo began plötzlich Dynamik zu entfalten. Schwer zu sagen wieviel Menschen es waren. Auch hier wieder Festnahmen - aber auch beherztes und militantes Eingreifen um Einzelne zu befreien und der Festnahmen zu entziehen. Weit über 500 kamen am Liegenschftsfond vorbei. Spätestens da wurde der militante Charakter der Demo sichtbar. Ein Teil der Leute deckte den verhassten Liegenschaftsfond mit Steinen ein, bzw. die Bullen welche sich hinter den Fahrzeugen verschanzten und den Büttel für die Institution abgaben. (Zerhauene Scheiben waren gerade nicht zu erkennen gewesen, aber auch jeden Fall Farbbeutel an der Fassade.) Den Bullen gelang es zwar die Öberbraumbrücke dicht zu machen damit die Demo nicht nach Kreuzberg konnte. Doch die Demo war sehr dynamisch und zog plötzlich Richtung Ostbahnhof. Ungefähr 600 Menschen (Bullenschätzung. Ein Teil rannte zu O2 World, ein widerliches neoliberales Prestigeprojekt und Teil von der verhassten "Mediaspree Struktur" eines Herrn Wowereits. Zehn bis zwanzig Scheiben gingen zu Bruch. Das mag sich wenig anhören, hat aber hohen symbolischen Wert. Der Kampf um die Stadt, gegen Mieterhöhung, Gentrifizierung und Verdrängung endet nicht wenn Prestigeprojekte gegen den Widerstand der Bevölkerung durchgesetzt werden, sondern die Steine sind die Erinnerungsauffrischung das es den Menschen ernst ist. (Mit der Räumung der Liebig Strasse ist eine weitere Rote Linie überschritten worden.)Überhaupt wurde gezielt entglast und nicht einfach so. Kleine Autos wurden in Ruhe gelassen. Die wenigen Bullen die es bis zur O2-World schafften konnten keine Zugriffe machen, die Leute waren schon wieder in der Demo untergetaucht. Stattdessen ranzten sie einen Pressefotografen an, der die zerstörten Scheiben fotografierte. Imageschäden tun der Hauptstadt gut. Der Versuch über die nächste Brücke nach Kreuzberg zu gelangen wurde durch Bullen, die nun auch von Vorne kamen, gerade noch verhindert. Doch das tat der Dynamik keinen Abbruch. Ein Teil der Militanten wich einfach wieder Richtung Friedrichshain aus und entglaste noch den Nebeneingang des Ostbahnhofes und diverse Autos (in der Regel Mercedes oder dickere Wagen und Firmenwagen - wenn der Blick nicht täuschte dann der Bahn AG, ein ältere Benz paßte nicht in die sonst sorgfältige Objektauswahl). Nach und nach zerteilte sich die Demo und verkleinerte sich. Sicherlich hat es mehrere verschiedenen Beobachtung gegeben, die dieser Bericht nicht erfassen kann
Einschätzung: Die Bullen waren überrascht, das die Demo nicht wie die Hasen am Wasserwerfer die Ohnmacht einatmen und sich einzeln brutal rausholen lassen. Sondern die Leute gingen in unberechenbare Bewegung miteinander und formierten eine zügige kritische Masse. Einfach zu schnell für den Militärapperat, der Polizei genannt wird. Die Greiftrupps der Zivis waren nicht erkennbar in der Demo - hätten aber auch schwer was riskiert. Leute sind zum Teil die Bullen sehr bewußt und gezielt angegangen wenn sich die Möglichkeit bot. Beine stellen im schnellen Lauf oder in den Rücken springen, bei Festnahmeversuchen. Mutig, Leute. Hochachtung. Die Bullen kamen mit der Beweglichkeit der Demo nicht mit. Hase und Igel. Der Hase war immer schneller und fand ne neue Lücke. Das die O2-Arena was abbekommen hat ist von hoher Qualität. Es ist mehr möglich als wir immer denken. Die Demo war ein Erfolg.
Langer Atem, Freund_innen! Es lebe die Liebig 14. Stoppt Mieterhöhung und Verdrängung.
Umarmung allen Verhafteten!
schwesterliche Grüsse anarchistsicher Pressedienst

Bilder Soli-Demo

Bussi-Hase 03.02.2011 - 00:16
Hier noch ein paar Bilder von der abendlichen Soli-Demo:

 http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157625964111824/

Pressemiteilung der Liebig 14

L14 03.02.2011 - 00:52
Pressemitteilung vom 03. Februar 2011
„Sie waren gewarnt.“- Räumung
- Demonstration am Boxhagener Platz
- Auseinandersetzungen und Sachbeschädigungen während und nach der Demonstration

In den frühen Morgenstunden begannen Einheiten der Polizei das Stadtviertel rund um die Liebig14 weiträumig abzusperren. Trotz Anweisung durch das Landgericht am Dienstagabend, kam der Gerichtsvollzieher der Aufforderung im erklärten Einverständnis mit den Bewohner_innen das Haus zu besichtigen, um sich von der Rechtsunwirksamkeit der ausgestellten Räumungstitel zu überzeugen, nicht nach. „Offensichtlich ging es Senator Körting darum, einen bereits angeordneten Polizeieinsatz mit allen Mitteln durchzusetzen – auch gegen geltende Gesetze.“ so einer der geräumten Bewohner.
Den ganzen Tag über fanden im gesamten Stadtgebiet vielfältige Aktionen statt. Nicht nur in Friedrichshain-Kreuzberg, sondern auch in Schöneberg und Neukölln fanden mehrere Demonstrationen, Flashmobs und Kunstaktionen statt. Die Ringbahn beispielsweise nutzten Aktivist_innen um mit Sesseln, Sofas und anderem Interieur auf die Problematik der Mietverdrängung aufmerksam zu machen.
Die Bewohner_innen drängten bis zum Schluss auf Verhandlungen und wurden von der Berliner Politik ignoriert. Trotz öffentlicher Äußerungen man wolle ein Ersatzobjekt zur Verfügung stellen – insbesondere Schulz (Grüne) und Zimmermann (SPD) – wurde dem Kulturprojekt ein solches Angebot nicht gemacht.
Die außerordentlich große Demonstration, welche am Abend am Boxhagener Platz startete, machte deutlich, dass tausende Menschen die Ignoranz der Stadtpolitik, die Selbstherrlichkeit Körtings und seiner uniformierten Schergen satt haben. „Wir wollten eine friedliche Lösung. Mit einer Räumung durch Spezialeinheiten und mehrere tausend cops hat sich das erledigt. Sie wurden gewarnt. Nun ist es an uns die Stadtentwicklung in unsere eigenen Hände nehmen. Ständig steigende Mieten? Stahl, Glas und Beton überall? Nicht mit uns! Designershops, Luxuslofts, staatliche Institutionen – wir kommen!“ hieß es in einem spontan über Megaphon gehaltenen Redebeitrag.
Nachdem die Demonstration aufgrund massiver Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmer_innen und Polizeikräften auf der Warschauer Straße aufgelöst wurde, zogen mehr als eintausend wütende Menschen Richtung Mitte. Es fiel auf: Gezielt wurden schicke Ladengeschäfte, Einrichtungen und Werbeflächen der BVG, sowie Polizeifahrzeuge angegriffen. Berliner Politker_innen und Polizei haben diese Eskalation zu verantworten. Einziges Ziel: Den privaten Profit einer einzelnen Immobiliengesellschaft mit aller Gewalt durchzusetzen.
Bewohner_innen und Unterstützer_innen der Liebig14 werden keine Ruhe geben. Weitere Protestaktionen werden folgen. „Wir werden laut sein und weiter für eine bunte und vielfältige Stadt kämpfen. Körting und alle die Profit mit Verdrängung machen können sich warm anziehen!“ so eine ehemalige Bewohnerin wütend.

noch mehr bilder

boeseraltermann 03.02.2011 - 01:09

ziften

beobachter 03.02.2011 - 01:51
An der boxhagener strasse ecke warschauer strasse konnte für ca. 5 sekunden eine interessante beobachtung gemacht werden: Eine normale Wanne und ein Sixer mit getönten Scheiben hielten an der Kreuzung, der vw bus öffnete die schiebetür und eine junge frau (ca. 25) mittelgroßer statur mit schwarzer kapuzenjacke, einer jeansjacke mit aufnähern und converse allstars sprang behände in das fahrzeug, welches sich flink entfernte.

Augen auf im Strassenverkehr!
Bullen sehen nicht immer aus, wie du denkst!

Solidarität mit den kämpfenden Mieter_Innen

lesenderarbeiter 03.02.2011 - 03:43
Erklärung der Teilnehmer_Innen des Roten Abend der Internationalen KommunstInnen im Zielona Gora am 2.2.2011


Solidarität mit den kämpfenden Mieter_Innen der Liebigstraße 14


Heute räumte ein großes Polizeiaufgebot die Mieter_Innen des Hauses Liebigstraße 14 und setzte damit die Interessen der Eigentümer Suitbert Beulker und Edwin Thöne durch.
Die haben schon vor mehr als einem Jahr vom Gericht bestätigt bekommen, dass sie rechtmäßig handeln, wenn sie Bewohner_Innen kündigen, weil die ohne Genehmigung des Vermieters eine zweite Tür und einen Boiler eingebaut hatten. Tatsächlich sind immer wieder mit solchen Kündigungsvorwänden und den sie sanktionierenden Urteilen konfrontiert. Auch vielen Erwerbslosen drohen Zwangsumzüge, wenn die Miete höher als der vom Jobcenter genehmigte Vertrag ist. Die Bewohner_Innen derLiebigstraße zeigte durch ihren Widerstand, dass es möglich ist, sich gegen die Vertreibungen aus den Wohnungen zu wehren.
Denn neben dem Arbeitsplatz und dem Jobcenter ist auch die Wohnung seit jeher ein Feld des Klassenkampfes.

Die Häuser, denen die darin wohnen!
Mieter_Innenkämpfe unterstützen!
Wege aus dem Kapitalismus suchen!

Tötungsversuch durch Wannenlenker

Demonstrant 03.02.2011 - 04:57
Kurz hinter der 02-Arena beschleunigte eine verfolgende Wanne auf einmal und raste in die Menge rein. Die Leute konnten gerade so beiseite springen. Die Wanne machte dabei sogar gezielt eine Kurve um noch auf ein Grüppchen zuzurasen, wobei die Wanne selber erst kurz vor der Mauer zum stehen kam. Wäre sie nur ein bisschen schneller gewesen, wäre ein Mensch zwischen Wanne und Mauer zerquetscht worden...

Hier hätte jemand drauf gehen können. Dies wurde bewusst in Kauf genommen, war vielleicht sogar beabsichtigt!

Ich habe die schon einige Scheiße in Berlin machen sehen, aber das war echt krass.

Fotos von der Liebig Demo in Berlin

... 03.02.2011 - 05:00
Bilder von der Liebig 14 Demo nach der Räumung in Berlin + Randale unter:

 http://www.flickr.com/photos/mikaelzellmann/sets/72157625840063803/

@wagenlenker

... 03.02.2011 - 06:58
letztes jahr zum naziaufmarsch haben berliner polizistn genau das in magdeburg auch versucht und dabei 2 menschen angefahren, diese blieben zum glück unverletzt, wurden aber sofort in gewahrsam genommen, genauso wie leute die helfen wollten auch, begründung: widerstand gegen staatsgewalt

solidarische grüße nach berlin

noch mehr Fotos

lala 03.02.2011 - 09:27
Hier gibt es - insbesondere von der Polizeigewalt tagsüber - noch weitere Fotos...:

 http://www.demotix.com/news/577120/riots-after-house-eviction-berlin

wie immer

nach solchen 03.02.2011 - 10:02
Ereignissen steht hier viel richtiges und viel etwas übertriebenes, subjektive wahrnehmungen eben.

also noch eins drauf:

die Demo war gross, zum Thema Häuser sicher die grösste in Berlin seit den Köpi-demos. Vor dem stopp durch die Bullen lso Ecke Revaler / Warschauer hatte die Demo um die 3500 Leute, hier war es auch am übersichtlichsten.
Und hier kam auch sowas wier Dynamik auf, die bullen standen etwas unkoordiniert rum und mittendrin und um sie herum kam alles ins laufen. Es war laut, es worde geböllert und die ersten kleineren Sachschäden entstanden. Aber die Riesen-Meute war auch unkoordiniert, chaotisch, wenig ketten, keine Gruppenkommunikation. viele schienen sich auch überhaupt nicht in der gegend auszukennen. Als die Bullen dann vorne zumachten, war es den halbwegs aktionsfähigen Kleingruppen vorbehalten seitlich rauszugehen und irgendwo kleine Aktionen zu machen.
Der Grossteil der Demo war handlungsunfähig und stand fast eine Stunde rum bzw. lief in (zu) kleinen Gruppen planlos durch den Kiez um die Simon-Dach, wo anfangs fast keine Bullen unterwegs waren und eigentlich ALLES möglich gewesen wäre.

Man merkt halt, dass wirklich irre viele Leute auf demütigende Spalierdemos und reines Abwehrverhalten konditioniert sind. Hier wird zugeguckt, abgewartet und beiseite bzw. nach hause oder in die Kneipe/den Späti gegangen, wenns zu heftig oder zu langweilig wird. Ein Verhalten, was vom 1.Mai sattsam bekannt ist. Da sollten wir uns keinen in die Tasche lügen, so etwas wie masssenhafte spontane Handlungsfähigkeit existiert in Berlin nicht mehr, das ist aber auch schon seit ein paar Jahren so.

Auch wenn es am O2 und Kaufhof kaputte Scheiben gab, lässt sich schon sagen dass die Bullen in dieser Nacht bei DER stimmung und über 3000 Leuten verdammt gut und billig weggekommen sind.

Sie schienen auch echte kKordinierugsprobleme zu haben, jedenfalls waren das gefühlt niemals 2500 Bullen und an der Demo waren bis zur Warschauer fast nur Niedersachsen aus H und BS, die teilweise erstaunlich unsicher und unerfahren wirkten und einer organisierten Ausbruchsbewegung nicht viel entgegenzusetzen gehabt hätten. Das war gestern jedenfalls keine ausgeklügelte Berliner Bullen-Gangart.
Aber das ist wie beim Fussball: Hätte, könnte, wenn und aber...sie waren (anfangs) schlecht und wir leider noch schlechter, also verliert man das Spiel mit 1:2.

soweit, so schlecht.
Aber ehrlich gesagt: niemand in meinem Bekanntenkreis hätte vor ein paar Wochen gedacht, dass um die Liebig - Räumung überhaupt so eine Dynamik entstehen würde.
Insofern eine Kontextbedingte Gesamtwertung zwischen 2- und 3+.

@Wannenfahrer

Ein Demonstrant 03.02.2011 - 11:37
Kann der Person die die Geschichte mit der Wanne erzählt hat nur zustimmen, habe es auch gesehen, mir kann minimum wie versuchte schwere Körperverletzung oder Tötung aus, er hat mehrmals auf die Person gezielt! Darauf sprangen auch gleich die Berserker heraus und verpügelten alles was nicht schnell genug war.

Solidarische Grüße
Jede Räumund hat seinen Preis!

wie weiter

a im o 03.02.2011 - 14:49
trotz oder gerade wegen der riots gestern abend sympathisieren viele "normalbürger_innen" in berlin mit der liebig 14 und autonomen. klar, denn auch sie sind von verdrängung, steigenden mieten, polizei- und behördenwillkür, arbeitsmisere, kapitalismus, staat, mehrheitsgesellschaft betroffen. und haben es satt. dies alles sind keine optimistischen fantasien, sondern konnt ich in gesprächen mit anwohner_innen, freunden, familienangehörigen etc feststellen. (eigenes erlebnis: passanten applaudieren beim barrikadenbau und passen auf ob die cops kommen, auch wenn sie eigentlich gerade über die straße mit ihrem auto wollten, die gerade blockiert wird.)

an diese sympathie gilt es jetzt anzuknüpfen. wir sollten uns austauschen, endlich den typischen berliner "szene-tellerrand" überwinden (klappte in letzter zeit vereinzelt ja schon sehr gut, siehe besetzung des umsonstladens letzten sommer am heinrichplatz und der falckensteinstr zusammen mit anwohner_innen) und gemeinsame strategien entwickeln.
dabei sollte es nicht nur bei einem gemeinsamen kampf gegen steigende mieten bleiben, denn sehr viel mehr ist möglich. wir müssen auch ideen und praxis von selbstverwaltung in allen bereichen vermitteln, sprich die entziehung von staat und kapital vorantreiben. gerade in zeiten wie diesen ist das nicht nur nötiger denn je, sondern auch beliebter. und es ist möglich

Liebig 14 militärisch abgesperrt

oh mein goooottt 03.02.2011 - 15:01

In Berlin Gesehen

Lichtraum 03.02.2011 - 23:20
schön auch solche soliaktionen zu sehen!
weiter so.

Liebig 14 Proteste - weitere Fotos und Video

Umbruch Bildarchiv 04.02.2011 - 17:07

Staatsgewalt gegen Bürger

huch! 03.03.2011 - 15:45
Dass in anderen Regimen Bürger zu verprügeln als verwerflich gilt, ist im eigenen Land offenbar nicht OK:
 http://www.focus.de/politik/weitere-meldungen/libyen-berlin-verurteilt-staatliche-gewalt-gegen-eigene-bevoelkerung-aufs-schaerfste_aid_602127.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Liebig

Hass 03.02.2011 - 00:22
Mir hat gerade ein einfacher Familien Vater gesagt der Cop ist, gesagt das er hier ist um, andere Leute auf die Fresse zuhauen. Das ist da richtige Leben. Kapiert es doch endlich.........

Warum seit ihr so käuflich Presse....

Slow Motion Riot

naja 03.02.2011 - 00:32
Naja....Da kriegt man endlich mal "tausende",also wirklich viele, Leute auf die Straße, da wird die Demo gestoppt, alle stehn bedröppelt da, alle paar Minuten fliegt mal ne Flasche, die Bullen können gemütlich durch die Demo hindurch, oder am Rand lang laufen und Leute rausfischen. Einer wurde z.B. mitten durch die Demo abgeführt...unfassbar, von geschlossener Formation oder Zusammenhalt keine Spur! Die Bullen konnten nach belieben überall hinspaziern. Ok, dann wurden überall ein paar Zäune auf die Straße gezogen und ein paar Scheiben angeknaxt...aber nix besonderes. Und die einzigen Autos welche beschädigt wurden waren kleine Fiats und Nissans, ich sah einen 15jährigern Kiddy, der hat da versucht die Spiegel abzubrechen(teils ohne Erfolg)
Schade, da wäre mehr dringewesen...schnelle Kehrtwende der Demo in eine andere Richtung oder sonstwas...
...mal eine negativere Ansicht als der nur positiv angehauchte vorangegangene Bericht:)

@naja

halt die schnauze 03.02.2011 - 00:52
sorry, du hast offenbar von allem, was nach der demo passiert is, nix mitbekommen. es gingen haufenweise sachen zu bruch, überall in F'hain gab's bis spät am abend barrikaden, bullen(autos) wurden angegriffen und und und. dass festnahmen einfach so geschehen können, ist natürlich scheiße - aber ganz ehrlich, so ein zwanziger-trupp BFE-bullen prügelt und pfeffert sich auch locker durch hundert leute, es sei denn, diese leisten wirklich geschlossen und massiven widerstand. und im zweifel - nämlich wenn's für den_die festgenommene_n nicht reicht, um abzuhauen - lassen die bullen ihren frust über die gegenwehr noch an der festgenommenen person aus, sobald keine_r mehr zusieht.

wenn räumung, dann beule!

hier und jetz

123 03.02.2011 - 01:07
@naja

Jahrelang wurde man von der Polizei verprügelt,schikaniert,gedemütigt.
Bei sovielen jungen leuten die es satt haben herscht halt keine Erfahrung im "Straßenkampf",es ist also eine neue Situation,einmal die enorme Wut und gleichzeitig die erfahrung mit Polizeigewalt und-taktik.
Es sind halt nicht die 90iger sonder das 21.jahrhundert.

Demonstrationsfreiheit wird immer mehr abgebaut und dafür die Freiheit für Polizei angehoben.
Es ist die Angst festgenommen zu werden und in den Knast zu müssen was heute schneller denje passiert.
Politische Menschen werden niedergemacht wo es geht.

Es ist allerdings auch zu beobachten das der Widerstand mit den zunehmend schlechter werdenden verhältnissen anschwillt,es ist also nur eine Frage der Zeit bis der Widerstand keine Angst mehr kennt,wenn es nicht sogar seit dem 02.02.2011 in Berlin den anstoß gab.

Autonomer Widerstand !!!

WIR KRIEGEN EUCH ALLE

BERILN ICK LIEBE DIR 03.02.2011 - 01:12
Leute ihr seit super.
eine Millionen, zwei Millionen scheiß egal - wir mach dieses jahr mindestens Hundert.

Wir kriegen euch alle.

@naja

hä? 03.02.2011 - 01:37
wo bitte hast du dich denn rumgetrieben??
es gibt wirklich nichts schön oder schlecht zu reden, der tag war so wie er war ein riesenfortschritt!!
dieser abend war ein deutliches signal!!

"slow motion riot" sollte weniger kiffen

red bull autonomer 03.02.2011 - 04:03
Du mit deinem slow motion comment: du solltest weniger kiffen, dann hättste gemerkt dasses doch etwas schneller ging. bevor du überhaupt das ende des knackses in der scheibe der bank mitbekommen hattest, war auch schon o2 einen kilometer weiter ein paar scheiben ärmer.

soviel mal zu subjektiver wahrnehmung:-)

solidarität ist eine Waffe

toll 03.02.2011 - 09:17
solidarität ist eine Waffe !

 http://tinyurl.com/5sjq7d6

Weitere Demo organisieren!

Hans 03.02.2011 - 10:05
Am Wochenende sollte mindestens noch eine Demo stattfinden. Je eher man sowas ankündigt, umso besser!

Gehts noch?

wasabi 03.02.2011 - 11:35
DER HORIZONT DER DEUTSCHEN LINKEN RADIKALEN SZENE wird mal wieder deutlich: In Ägypten wird Geschichte wird gemacht und in Berlin wird Katz & Maus mit der Polizei gespielt! Wie lautete nochmal eine alte linke Parole: "Scheiben klirren und ihr schreit - Menschen sterben und ihr schweigt!". Diese aktuelle subkulturelle Ignornz und Selbstüberschätzung dieser Szene ist genau so bescheuert wie "gegen den Krieg in Afghanistan und Gentrifizierung" in einem Satz aufzurufen! Noch nicht einmal hat sie es geschafft ihren Kampf um ihre sog. "Freiräume" mit einem breiteren Kampf gegen Mietsteigerungen und Verdrängung in den letzten Jahren zu verbinden. Die Szene bleibt unter sich und hält sich dabei noch für radikal. Das ist Subkultur die an den Stadtteilgrenzen von x-berg / f-hain endet - mehr nicht. Und am Samstag sehen wir dann am besten noch Transparente mit: "Liebig 14 grüsst die Menschen auf dem Tahrir-Platz".
Szene bleibt Szene. Soziale Bewegung und radikale Politik ist was anderes Leute. Wake up!

Körting

Körtings Hund 03.02.2011 - 13:05
Innensenator Körting rechnet nicht mit anhaltenden Krawallen, sagte ein Pressesprecher heute.

Dezentrales Konzept?

Auswärtiger 03.02.2011 - 14:16
Also, war schon eine große, lautstarke wenn auch kurze Demo. So, und jetzt zur konstruktiven Kritik:

Im mittleren Teil (wo ich war) der Demo liefen alle recht gut in Ketten, genau davor latschen die Leute wie beim Sonntagsspaziergang gemütlich lang. Keine Ahnung ob das ganz vorne besser aussah. Wenn nicht, dann kein Wunder das die Cops so schnell in die Demo reingekommen sind. Kann man besser machen...

Als die Demo dann stand herrschte teilweise eine fast schon ohnmächtige Ziellosigkeit. Die Bullen knüppeln sich munter durch die Leute, und keiner ist in der Lage mal mit nem Megafon ne Richtung durchzugeben, oder zur Kettenbildung, ect. aufzurufen. Ich denke sowas hilft in so einer Situation.

Jetzt zum angekündigten dezentralen Konzept: Ich hatte den Eindruck das auch (fast) alle Berliner 19.00 bei der Demo waren. Das wäre doch nicht nötig gewesen. Selbst wenn 19.00 nur 1.000 Leute, und da 100 Berliner in den ersten Reihen und der Rest Auswärtige gelaufen wären. Dann hätten Berliner Bezugsgruppen pünktlich 19.00 in Charlottenburg, Mitte oder sonstwo loslegen müssen. Das hätte den Cops Probleme bereitet.

Muss man sich mal überlegen: ca. 1000 Leute auf der Demo, rundherum in F-Hain 2.500 Cops und überall in Restberlin Aktionen mit vielen Gruppen von 100 Leuten.

Die vereinzelten Aktionen im Stadtgebiet waren sicherlich ein guter Anfang, aber wenn man weg von zentralen Demos, hin zu Konzepten die gegen gepanzerte Bullen und WaWe´s taugen, will, dann muss da noch einiges getan werden.

Naja, jetzt nicht nachlassen. Wenn der Senat weiß: 1 Räumung = 1 Abend Riots, dann ist das kalkulierbar. 1 Räumung = viele Abende Aktionen, das macht es irgendwann auch für die Politik zu kostspielig und nervig. Und es muss ja auch nicht nur Glasbruch sein: Besuch von öffentlichen Veranstaltungen von Politik und Wirtschaft usw...

Wünsche euch in Berlin viel Durchhaltevermögen, und nicht allzu schnell zum Alltag zurückkehren.

Kein Bock auf Solidarität von

jo 03.02.2011 - 15:23
ich scheiss auf jegliche Soli von autoritären Organisationen wie die SDAJ.
SDAJ Raus aus anarchistischen Zusammenhängen!

und überhaupt

wen ich 03.02.2011 - 15:27
manche Kommentare und Äusserungen hier so lese: kann mir mal bitte jemand halbwegs schlüssig erklären, was und wer zum Sittich in einer Stadt wie Berlin ein "Normalbürger" ist?

Über den "szene Tellerrand hinaus" ?? Ja bitte, macht mal unbedingt;
ein erster Schritt wäre, sich mal einzugestehen (und zu verstehen), dass die Welt etwas komplizierter ist und nicht nur aus "autonomer Szene Angehöriger" vs. "Normalbürger" besteht.

Manchmal kommt mir das hier vor, wie die gegenmatrix zu einigen Tagesspiegel-Online-Vielkommentierern, die der Meinung sind, dass ganz Berlin nur aus cduwählenden, hartarbeitenden, heterosexuellen Männern über 60 mit Ruhebedürfnis, gesicherten Rentenanprüchen, Eigentumswohnung in Abbezahlung und sarrazinistischen Affinitäten besteht.

Dem ist zum Glück nicht so, wär ja auch langweilig. Aber dagegen ein Gesellschaftsbild zu setzen, in dem überall, wo die Köpi aufhört, "der Normalbürger" anfängt, ähm also nein...nicht mit mir.