Vogtland: Kurzer Jahresrückblick

Medienkollektiv Vogtland 17.12.2010 01:39 Themen: Antifa
In diesem Jahr, in dem vor allem gegen Linke und NazigegnerInnen Stimmung gemacht wurde, blicken wir aus antifaschistischer Sicht mal auf das Vogtland zurück.
„NS-Revolution“ las man Anfang 2010 auf einem Bild, das im Vogtlandanzeiger abgedruckt war. Der Garagenkomplex, auf den die neonazistische Botschaft gesprüht wurde, befindet sich in Markneukirchen am anderen Ende unseres Mikrokosmos’.

Immer was los im Vogtland. Deswegen können wir nicht alle neonazistischen Aktionen dokumentieren.

Ein beliebtes Ziel rechter Aktionen stellten die Fensterscheiben von Büros der Partei „Die Linke“ dar. In Greiz traf es das Bürgerbüro dreimal; in Plauen wurde ein Treffer festgestellt.

Gewaltsame Übergriffe gab es im vorrangegangen Jahre reichlich. Oft werden sie als unpolitische Schlägereien abgetan. Ob auf Dorffesten, Stadtfesten oder wo auch immer; Anzeigen werden kaum erstattet und an beratende Stellen wenden sich die Opfer neonazistischer Gewalt nur selten. Anhand der dokumentierten Übergriffe lässt sich jedoch erkennen, dass die Hemmschwelle der Neonazis extrem niedrig ist. Eine Provokation durch die Opfer gab es in keinem Fall, sofern man ihr „äußeres Erscheinungsbild“ selbstverständlich nicht als Provokation gelten lässt. Außer den zufälligen Opfern, versuchten Neonazis auch ihnen bekannte Gegner zu attackieren.

Ein Fall, der sich in keiner Opferstatistik findet, ist der Angriff auf einen jungen Mann in Elsterberg. Am 28.08.10, während des Heimat und Ruinenfestes, wurde der als Nazigegner bekannte Michael A.* von Gerd M* körperlich angegriffen. Der Täter war mit einer größeren Gruppe Neonazis nach dem Rudolf-Heß-Turnier nach Elsterberg gekommen. Anzeige erstattete Michael A. nicht.

Gegen verbale, rechte Gewalt kämpft eine Jugendsozialarbeiterin aus dem Vogtland. Sie wurde mehrmals verfolgt, telefonisch bedroht und beim Einkaufen angepöbelt. Ihrer Arbeit geht sie trotzdem weiter nach; an die große Glocke will sie die Vorfälle nicht hängen.

Auch wenn es nicht tagtäglich zu gewalttätigen Übergriffen von Neonazis kommt, kann auch ein Ausflug in einer von Neonazis initiierten Gewaltorgie enden. Im Mai erging es einigen alternativ aussehenden Menschen im Vogtland so. Scheinbar muss man nicht mal unbedingt aus der Region stammen, um Angriffsziel für die Braunen zu sein. Das Ergebnis ein zertrümmertes Jochbein und ein Kieferbruch. Die Ermittlungen zum Fall dauern an.

Körperverletzung in Reichenbach, Sachbeschädigung in Plauen und Hakenkreuz Schmierereien in Zwota. Die Chronik der Kontaktstelle für Opfer Rechter Gewalt – Move in Plauen umfasst mehr als 60 einschlägige Einträge für das Jahr 2010. Kein Wunder, dass auch der Mitarbeiter der Kontaktstelle von Neonazis bereits übel beschimpft wurde.

Zum beliebtesten Veranstaltungsort im Vogtland entwickelte sich dieses Jahr ein ehemaliger Gasthof in der Gemeinde Bergen. Hier trafen sich die Neonazis bereits in den vergangenen Jahren regelmäßig. Aber auch in anderen vogtländischen Orten rotteten sie sich mit behördlicher Genehmigung zusammen.
Erst vor wenigen Wochen fand in Bergen eine als Geburtstagsfeier getarnte Musikveranstaltung statt. Die Rechtsrockband „Haftbefehl“ aus dem vogtländischen Reichenbach spielte. Die Polizei zählte etwa 25 ewig Gestrige aus dem Kameradschaftsspektrum. Sie kamen aus Bayern, Sachsen und Thüringen.

Ende September eröffnete die NPD in Plauen ein Bürgerbüro. Wie der Mitarbeiter der Kontaktstelle „Move“ mitteilte, war es das erste Mal, dass eine rechtsextreme Partei im Vogtland ein Bürgerbüro eröffnete, obwohl die organisierte Neonazi-Szene in Plauen und im Vogtland schon lange Fuß gefasst hatte. In den Neunzigern gab es in Plauen schon mal eine FAP-Ortsgruppe und später dann eine NPD-Ortsgruppe, aus der der heutige NPD- Kreisverband Vogtland hervorging. - Mit Speck fängt man Mäuse.
Im Anschluss an die Eröffnung des Bürgerbüros in Plauen wurde im nahegelegen Ort Zobes gefeiert. Als Redner traten u.a. Holger Apfel und Katrin Köhler Landesvorsitzende des RNF Sachsens und NPD-Stadträtin in Chemnitz als Redner auf.

Weitere Duftmarken im öffentlichen Raum setzten Neonazis mit der Geburtstagsparty des Naziladens „Nordlicht“ Mitte Mai in Netzschkau, mit Störaktionen gegen den Liberty Convoi, der bereits im April 2010 durchs Vogtland fuhr, und dem Rudolf-Heß-Turnier Ende August dieses Jahres.


„Hitler kam aus Trümmern – Großdeutschland endete darin“
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