KØPI: ¨Gutachter abloofn!¨

WerbleibtAllewennnichtwir?! 02.09.2010 19:08 Themen: Freiräume Kultur Soziale Kämpfe
Die KØPI ist ein autonomes Wohn- und Kulturprojekt im Zentrum Berlins. Wer mehr wissen will, sei an dieser Stelle auf die entsprechende Homepage verwiesen:  http://www.koepi137.net.

Lange Zeit war es relativ ruhig um die KØPI. Der Abschluss des 30-Jahres-Vertrages vor gut zwei Jahren (siehe: http://de.indymedia.org/2008/03/209981.shtml), als krönender Abschluss einer gewaltigen und vielfältigen Solidaritäts-Kampagne(siehe z.B.:  http://de.indymedia.org/2007/06/184499.shtml), hat dem Projekt etwas Zeit zum Durchatmen gegeben. Nun soll die KØPI offenbar erneut zwangsversteigert werden.
Für heute hatte sich jedenfalls zunächst einmal ein Gutachter angekündigt, um den Marktwert neu festzulegen...
Schon vormittags hatten sich etwa 60 Bewohner_innen und Unterstützer_innen zum kollektiven Frühstück im wunderschönen KØPI-Hof getroffen. Um kurz nach 13 Uhr kam dann tatsächlich der Gutachter Herr X. in Begleitung einer weiteren Person. Freundlich,aber bestimmt wurde ihm der Zugang verwehrt und er wurde darüber aufgeklärt, dass es sich hier um ein unverkäufliches Stück Risikokapital handelt. Er musste sich den Tatsachen stellen und betonte zugleich, dass er ja selber nur ein kleiner Fisch sei, der nur seine Arbeit täte. Nachdem er fürs Protokoll festhielt, dass er von Sympathisant_innen des Hauses am Zutritt gehindert wurde und betont wurde, dass es langjährige Mietverträge gibt, hat das Paar nach wenigen Minuten den Rücktritt angetreten.
Es gibt zwar bisher noch keinen festen Termin, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Versteigerung in den kommenden drei Monaten stattfinden wird. Haltet die Augen und Ohren offen!
Eines steht jetzt schon fest und wurde heute auch dem gesandten Gutachter deutlich mitgeteilt:

KØPI ist und bleibt RISIKOKAPITAL und Investoren verbrennen sich hier die Finger!!

Hier der offizielle KØPI-Text:

3, 2, 1 ... KÖPI !?!
oder: wie sich die Commerzbank in die Scheisse setzte

Die Köpi existiert seit über 20 Jahren, mal ging es besser mal schlechter, vieles hat sich getan und vieles wird sich weiterhin tun.
In verschiedenen Kollektiven wird gesiebdruckt, diskutiert, gefeiert, gestritten, Sport gemacht, Kampagnen geschmiedet
und mit den eigenen inneren Widersprüchen gekämpft. Diese Bandbreite an Aktivitäten, zwischen links über linksradikal
bis autonom anarchistisch, macht die Köpi zu dem was sie ist - ein Ort der Subkultur und der politischen Auseinandersetzung.
Was alle Projekte in der Köpi eint ist nicht nur die Adresse, sondern der bewusste Verzicht auf Gewinne und "Commerz".
Entscheidungen werden im Konsensprinzip gefällt und ein hierarchiefreies Miteinander wird angestrebt.

Projekte wie die Köpi scheinen jedoch in dieser Zeit nicht mehr ins "schicke Stadtbild" zu passen. Während in vielen Teilen der Stadt
die Gentrifizierung voll im Gange ist, die Mieten steigen und die Parks und Strassen immer sauberer und kontrollierter werden,
lief es um uns herum ehger schleppend an. Durch den zumindest teilweise erfolgreichen Widerstand gegen Media-Spree
und dank der Finanz- und Immobilienkrise konnten wir ein wenig Luft holen. Aber mittlerweile schweben um uns herum die Baukräne wie Geier.
Ein Glaskasten entsteht neben dem Nächsten und die Nachbar_Innen, die Mensch hier noch kennt, kannste an einer Hand abzählen.In dieser Stadt wird stückchenweise alles was nicht konsumier- und verwertbar ist zerstört und verdrängt.

...und siehe da, jetzt ist es wieder soweit: Die Köpi soll versteigert werden!

Kennen wa schon:
Seit ca. 15 Jahren ist die Commerzbank Gläubiger der wechselnden Eigentümer. In dieser Zeit versuchte sie durch mehrere Zwangsversteigerungen der Köpi an Kohle zu kommen. Bisher erfolglos, denn die Köpi ist und bleibt Risikokapital!
Immer Dank einer breiten Unterstützung und vieler solidarischer Aktionen.
Wir wollen nicht der letzte Pickel auf der Maske einer sauberen Hochglanzstadt sein. Vergessen wir nicht all die vielen Menschen
und Projekte die um ihre Existenz kämpfen.
Es geht nicht nur um die Köpi, sondern um die Verteidigung unkommerziellen und unkontrollierbaren Lebens und Handelns.

Kapitalismus ist angreifbar!
Commerzbank in die Insolvenz treiben!
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Ergänzungen

Die große Welt der Verträge

DJ Tüddel 04.09.2010 - 23:41
Um das hier mit dem Thema Mietverträge mal zu klären: Selbst wenn die Köpi nen 30-Jahre-Vertrag hat, es gibt ein paar Mittel und Wege, da auch juristisch herumzukommen. "Warmen Abriss" hat es glaube ich in Berlin schon ne ganze Weile nicht mehr gegeben. Öfter mal gibt's das Terrorisieren einzelner Mieter_innen, d.h. Strom+Gas abstellen, Dach kaputt schlagen, Schornstein abreißen oder Fenster der umliegenden, bereits leerstehenden Wohnungen mitten im Winter offen lassen bzw. rausreißen. Diese Maßnahmen treffen aber eher ein paar einzelne renitente Mieter_innen in normalen Mietshäusern. Ob das bei der Köpi ziehen würde, also ich weiß nich...

Aber was gehen könnte, und in letzter Zeit immer häufiger mal versucht wird: Kündigung aufgrund mangelnder wirtschaftlicher Verwertbarkeit. Das kann so begründet werden, dass der aktuelle Zustand eines Miethauses angeblich keine kostendeckende Bewirtschaftung oder gar "angemessene Profite" ermöglichen würde. Den Eigentümern würden angeblich nur eine umfassende Modernisierung oder der Abriss übrig bleiben.

Wer so eine Kündigung erhält, sollte damit natürlich sofort zur Mieterberatung und hoffentlich bereits Mitglied einer Mieterorganisation sein (am besten bei der Berliner Mietergemeinschaft), die auch Rechtsschutz in mietrechtlichen Fragen bietet. Im Regelfall werden Anwält_innen wohl raten, die Kündigung nicht zu akzeptieren. Dann müssen die Eigentümer vor Gericht ziehen und hoffen, dass das Gericht die Kündigung für rechtens erklärt. Das ist aber nicht klar, und unterwegs können den Eigentümern noch eine ganze Reihe Formfehler zum Verhängnis werden.

Zum Beispiel wäre zweifelhaft, ob Neueigentümer direkt nach einer Zwangsversteigerung überhaupt auf "mangelnde wirtschaftliche Verwertbarkeit" setzen können - es ist ja ihre Sache, wenn sie für das Gebäude einen zu hohen Preis gezahlt haben und nun auf den Finanzierungskosten sitzen bleiben.

Immerhin hat sich die Köpi in den letzten Jahren ja ziemlich gut darum gekümmert, das Haus baulich nach den Mindeststandards in Schuss zu halten - eine Sperrung des Hauses wegen angeblicher baulicher Mängel und einer akuten Gefährdung der Mieter_innen dürfte daher unwahrscheinlich sein.

Das Beispiel Yorck59 zeiht übrigens nicht - hier waren die befristeten Mietverträge schlicht un einfach ausgelaufen. Es waren Gewerbemietverträge, die sich nicht automatisch verlängern bzw. nach einigen Jahren automatisch zu unbefristeten werden. So hatten die neuen Eigentümer noch relativ leichtes Spiel. Wahrscheinlich haben sie das Haus überhaupt nur gekauft, weil die Mietverträge bald auslaufen sollten. Das ist bei der Köpi ja nun nicht so schnell der Fall.

Eine Weile lang mankelte man, die Bank könne möglicherweise versuchen, die 30-Jahre-Verträge für nichtig erklären zu lassen, falls die Verträg nicht ganz wasserdicht seien. Aber das scheint ja nun nicht geschehen zu sein.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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SFSDFY — YXFXVX

köpi na da — abv

Mmmh — mmmh

@abv — Solidaritätundso

KØPI — Bleibt

Krass — Roland Ionas Bialke