[HH-Moorburg] Demo gegen Nazikonzerte

avantihh 02.04.2010 15:55 Themen: Antifa Ökologie
Das Dorf Moorburg bei Hamburg ist in letzter Zeit wiederholt von Nazikonzerten heimgesucht worden. Am Karfreitag demonstrierten 250 MoorburgerInnen gegen das treiben des Wirts der örtlichen Moorkathen.
Moorburg wird in und um Hamburg v.a. mit Vattenfalls CO² Drecksschleuder, dem im Bau befindlichen Kohlekraftwerk assoziiert. Das Kraftwerk und auch die vor kurzem durch vielfältigen Protest vorerst gestoppte Fernwärmeleitung durch Altona, die sog. Moorburg- Trasse, haben ihren Namen allerdings vom kleinen 700 Seelen-Dörfchen Moorburg, welches Südlich des Containerterminals Altenwerder im Hafenerweiterungsgebiet liegt.

Das die MoorburgerInnen etwas aufmüpfig sind und auch gern mal Protestieren ist wohl der besonderen Betroffenheit und der ungewöhnlichen Mischung der BewohnerInnen zu verdanken. Das Dorf ist nicht nur vom Riesen-Kraftwerk und der damit bald verbundenen Feinstaubbelastung gebeutelt. Schon lange kämpft es ums Überleben, gegen die mittlerweile komplett unsinnige Erweiterungsgier der Hafenindustrie und zuletzt gegen den Bau der sogenannten Hafenquerspanne, also einer Autobahn die das Dorf in den Würgegriff nimmt.

Nicht nur das sahen sie sich in letzter Zeit wiederholt mit Nazikonzerten im örtlichen Moorkathen- Gasthof konfrontiert. Am 20. März fand bereits zum 2. mal ein Konzert mit der Bremer Band Kategorie C statt. Rund 500 Nazis und Hools feierten unter Polizeischutz.

Kategorie C

Stets ist die 1997 gegründete Band Kategorie C – Hungrige Wölfe aus Bremen darum bemüht, sich als unpolitisch darzustellen. Doch ihre Geschichte, ihre Mitglieder wie auch ihre Texte beweisen immer wieder aufs Neue Ãœberschneidungen zur extrem rechten Szene. So wurden die beiden ersten Alben bei dem Rechts-Rock-Label Rock-O-Rama und das dritte Album von 2001 ebenfalls bei einem Rechts-Rock-Label, PC-Records, veröffentlicht. Letzteres gehört zum Umfeld der neonazistischen Hooligan-Gruppe HooNaRa.

Zum Sampler „Zu Gast bei UNS“ für die Fußball-WM 2006 in Deutschland steuerten sie den nationalistischen und rassistischen Song „Deutschland dein Trikot“ bei. Nach der Veröffentlichung
im Mai 2006 wurde die CD bereits zwei Monate später wegen der „öffentlichen Aufforderung zu Straftaten sowie Gewaltdarstellungen“ bundesweit beschlagnahmt.
Am 21.10. desselben Jahres spielten Kategorie C zusammen mit anderen rechten Bands im Rahmen eines Neonazi-Aufmarsches in Berlin. Aufhänger für diesen Aufmarsch war die Inhaftierung des Sängers Michael Regener der bekannten Rechts-Rock-Band Landser aufgrund ihrer Einstufung als kriminelle Vereinigung durch den Bundesgerichtshof 2005.

So sehr sich die Band auch als „politisch neutral“ verstehen mag, zeigt gerade die Biographie durch den Sänger Hannes Ostendorf wie gering der Wahrheitsgehalt dieser Äußerung ist. Als langjähriger Aktivist der Bremer Neonaziszene war er am 03.10.1991 an einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft beteiligt, wofür er 1992 rechtskräftig verurteilt worden ist. Sein Bruder Henrik Ostendorf wiederum ist NPD- und Blood&Honour-Aktivist. Hannes extrem rechtes Gedankengut spiegelt sich in der aus dem Blood&Honour-Umfeld stammenden Band Nahkampf wider, in der er als Sänger aktiv war. Zudem sang er in der ebenfalls rechten Band Endstufe.

Moorkathen

Pikanter Weise sind die Moorkathen im Besitz der Städtischen Saga. Bereits vor einem Jahr hatte der polizeilich vorbestrafte Pächter und Wirt mit Alkoholproblemen trotz Appellen und einer Gegenkundgebung ein Kategorie-C Konzert durchgeführt. Auf öffentlichen Drucks hatte die Saga daraufhin eine Mahnung an den Pächter geschickt, die Polizei hatte sich aber – anders als in anderen Bundesländern geweigert das Konzert zu verbieten

Nachdem sich das ganze nun in diesem Jahr wiederholte reichte es den MoorburgerInnen offensichtlich. 13 Moorburger Vereine, von der Kirche bis zum Schützenverein riefen diesen Karfreitag zu einer Demonstration gegen Nazikonzerte in ihrem Dorf. Mit 250 TeilnehmerInnen, die fast ausschließlich aus dem Dorf selber kamen war ungefähr 1/3 der AnwohnerInnen auf den Beinen. Nach einem Gottesdienst in der Kirche zogen die MoorburgerInnen in einem Demonstrationszug gemeinsam zu den Moorkathen. Es wurde Transparente wie „Keine Nazis in Moorburg“ mitgeführt und gemeinsam gesungen („Wehrt euch leistet Widerstand, Moorburg gegen Nazis hier im Land...“). Vor dem Gasthof angekommen wurden über eine schnell aufgebaute Mini-Anlage eine Rede gehört um sich danach wieder auf den Rückweg zu machen. Das ganze glich fast mehr einem gemeinsamen Osterspaziergang des ganzen Dorfes als einer üblichen Demonstration, war allerdings angesichts der vielfältigen Beteiligung und dem schönen Sonnenwetter von einer sehr netten Stimmung getragen.

Die Saga hat inzwischen angekündigt dem Pächter zu kündigen und den Nazikonzerten damit ein Ende zu setzten. Der Wirt wiederum hat angekündigt im Sommer ein Open-Air-Konzert mit Kategorie C durchführen zu wollen. Ob er damit durchkommen wird ist fraglich. Falls werden die MoorburgerInnen sicherlich wieder auf den Beinen sein um Nazikonzerten einen Strich durch die Rechnung zu machen.
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Ergänzungen

Presse

avantihh 02.04.2010 - 16:08
Demonstration in Hamburg
„Nazis haben in Moorburg nichts zu suchen"
Von Thomas Andre 2. April 2010, 14:47 Uhr
 http://www.abendblatt.de/hamburg/article1444522/Nazis-haben-in-Moorburg-nichts-zu-suchen.html

Im Vereinslokal Schützenhof finden Neonazi-Konzerte statt. Das wollen die Bürger von Moorburg nicht hinnehmen - und gingen auf die Straße.
Die Moorburger machen mobil gegen Neonazi-Konzerte im Vereinslokal Schützenhof.

Lokal Schützenhof im Visier der Bewohner

Hamburg. 250 Moorburger waren am Karfreitag gekommen zur großen Moorkathen-Demo, um ihren Protest gegen die Neonazi-Konzerte in dem bekannten Vereinslokal zum Ausdruck zu bringen – eine Beteiligung, die Organisator Manfred Brandt stolz machte. „Nazis haben in Moorburg nichts zu suchen“, rief er den Demonstranten zu, die, flankiert von Polizeibeamten, von der Kirche am Nehusweg zur Moorkathen gezogen waren. Mit Bannern und Liedern bezogen die Moorburger Stellung gegen die Konzert-Veranstaltungen, die zuletzt zwei Mal in dem Lokal stattgefunden hatten. Die auftretenden Bands sind zwar vom Verfassungsschutz nicht verboten worden, ihre Anhänger finden sie aber besonders in Neonazi-Kreisen. „Nazis wollen wir in Moorburg nicht“, war von den engagierten Bürgern immer wieder zu hören, und: „Wehret den Anfängen“.

Der Ortsteil habe versucht, auf den Wirt einzuwirken, „aber er hat diese Chance vertan“, sagte Organisator Brandt. Nun müsse er begreifen, dass er in Moorburg unerwünscht sei. Brandt forderte, grundsätzlich gewaltverherrlichenden Veranstaltungen zu verbieten, „da müssen alle Möglichkeiten des Gesetzes genutzt werden“.

Zu der Demo hatten 13 Moorburger Vereine aufgerufen. Das Gebäude, in dem sich die Moorkathen befindet, gehört der Saga. Die Stadt hat dem Wirt bereits gekündigt. Er wiederum hat nun angekündigt, Open-Air-Konzerte mit einschlägig bekannten Bands zu veranstalten.

Ältere:
 http://www.abendblatt.de/region/harburg/article1443096/Demonstration-gegen-Neonazis.html
 http://www.mopo.de/2010/20100324/hamburg/panorama/brauner_spuk_im_saga_gasthof.html
 http://www.taz.de/1/nord/artikel/?dig=2010%2F03%2F24%2Fa0020&cHash=35d5bc9ae0
 http://www.han-online.de/HANArticlePool/0000012782590cd80057006a000a005215e98e94
 http://www.abendblatt.de/hamburg/kommunales/article1443842/Hooligan-Bands-in-Saga-Lokal-Moorburg-gegen-Neonazis.html

EX Wirt

Die Saga 03.04.2010 - 01:17
hat dem Typ nach dem Wibel ums Kategorie C konzi bereits gekündigt, gut das die Demo trotzdem statt fand

Presse 2

avantihh 03.04.2010 - 02:30
MOORBURG
Anti-Nazi-Demo nach Rechtsrock-Konzert
Rund 250 Menschen haben Freitag in Moorburg friedlich gegen Neonazis demonstriert.
 http://www.mopo.de/2010/20100403/hamburg/panorama/anti_nazi_demo_nach_rechtsrock_konzert.html

VON MATHIS NEUBURGER

Rund 250 Menschen haben gestern in Moorburg friedlich gegen Neonazis demonstriert. Der Protest richtete sich gegen den Betreiber der "Gaststätte im alten Moorkathen", der mehrfach der rechtsextremen Szene nahestehende Bands bei sich spielen ließ (MOPO berichtete).

Vor zwei Wochen spielten in dem Haus, das der Stadt gehört, die "Hungrigen Wölfe" vor 450 Zuhörern - eine Hooliganband, die laut Verfassungsschutz "besonders wegen ihrer gewaltverherrlichenden Lieder in der Skinhead-Szene bekannt ist" und zum Teil selbst dieser angehört. Daraufhin hatte das städtische Wohnungsunternehmen SAGA dem Pächter gekündigt.

"Wir wollen keine Neonazis in Moorburg", hieß es in einem Demonstrationsaufruf mehrerer Vereine und der Partei Die Linke. Laut Polizei hat es bei der Protestaktion keine Zwischenfälle gegeben.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Gott — sei

Was dann eine diktatur — denutiant

Rechte mobolisieren nach Ahaus zur Demo — muss ausgefüllt werden