Fruchtsaft Kumpf entlässt wieder

G-P-BW 01.03.2010 15:52 Themen: Soziale Kämpfe
Im August 2002 wurden 15 Kolleginnen und Kollegen der Firma Kumpf entlassen. Im Vorfeld dazu fand eine Belegschaftsversammlung mit der Geschäftsleitung, der Unternehmensberatung Weihenstephan und Rechtsanwälten statt, in der die Kolleginnen und Kollegen der Firma Kumpf massiv mit Arbeitsplatzverlust bedroht wurden, wenn sie nicht in einen neuen 6-seitigen „Fessel“- Arbeitsvertrag einwilligen würden. In diesem Vertrag ging es nur um Pflichten der Arbeitnehmer; Pflichten seitens der Familie Kumpf waren darin nicht geregelt.
Aus dieser Not heraus gründete die Belegschaft dann einen Betriebsrat.
Die Hälfte der Belegschaft unterschrieb den neuen, oben genannten „Fessel“-Vertrag daraufhin nicht und leisteten dann gegen Repressionen und Kürzungen gerichtlichen Widerstand – mit Erfolg!2009 ging und 2010 geht es mit Massenentllassungen weiter......
Nach dem durch die Hinzuziehung von Unternehmensberatungen viel Geld in den Sand gesetzt wurde und alle drei Geschäftsführer, die jungen Gebrüder Kumpf, offensichtlich mit der Leitung des Unternehmens überfordert waren (und jetzt noch sind!), stand das Unternehmen im Oktober 2008 kurz vor der Insolvenz. Um diese abzuwenden gab es mit möglichen Investoren Gespräche, wobei das hessische Mineralwasserunternehmen Hassia das Rennen machte. Dazu muss man sagen, dass der dortige Geschäftsführer ein Freund der Familie Kumpf ist.
Hassia stellte 2008 folgende Bedingungen:
Sie wollten den Betrieb nur dann übernehmen, wenn noch weitere 20 Kolleginnen und Kollegen entlassen werden und die übrige Belegschaft einen symbolischen Beitrag an die Hassia Gruppe leisten würde.
Darauf hin wurden für 19 Mitarbeiter/innen von der Geschäftsleitung, dem Betriebsrat, dem Betriebsrats-Rechtsanwalt und der Gewerkschaft NGG Sozialpläne erarbeitet; die 19 Mitarbeiter verloren ihre Arbeit.
Zum „Symbolischen Beitrag“ machte sich die Belegschaft viele Gedanken und stimmte dann demokratisch ab: sie waren bereit 1 Urlaubstag pro Kollegen / pro Kollegin zu opfern.
Doch damit gab Hassia sich nicht zufrieden, sie wollten als „symbolischen Beitrag“ das erkämpfte tarifliche Weihnachtsgeld. (Erklärende Rückblende: 2007 erstreikten Teile der Belegschaft das tarifliche Weihnachtsgeld).
Auf Hassias Forderung gingen die Belegschaft und der Betriebsrat nicht ein, darin waren sich alle einig und sie ließen sich auch nicht erpressen. Hassia bekam das Geld nicht.

Jetzt 2010 sollen noch einmal 20 Leute entlassen werden und alle drei Kumpf Söhne sind immer noch Geschäftsführer! Zwei von ihnen sind völlig betriebsblind und die Firma wird immer weiter an die Wand gefahren!
Der Geschäftsführer von Hassia fordert immer noch seine „Symbolische Geste“
an die Belegschaft und stellt sogar den Abfüllstandort Unterriexingen in Frage. Das ist
eine klare Erpressung.
Nun stellt sich doch die Frage, warum soll immer die Belegschaft für die Fehler der Geschäftsleitung zahlen? Warum wird die Geschäftsleitung nicht zur Rechenschaft gezogen?
Die Belegschaft hat schon genug geblutet durch mehr Arbeit ohne Auszahlung der Überstunden und Chaotischen Betriebsstrukturen.
Die Geschäftsleitung vergleicht die Firma Kumpf immer mit Firmen die angeblich mit weniger Beschäftigten auskommen. Damit haben sie fast Recht, denn keine Firma kann es sich leisten drei so gut bezahlte Geschäftsführer und deren Ehefrauen zu beschäftigten. Für dieses Geld könnten locker 6 und mehr Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion weiter beschäftigt werden!
Seit Jahren werden in der Firma von Seiten der Geschäftsführung Fehlbestellungen getätigt und notwendige Bestellungen nicht vorgenommen, die den Betrieb tausende von EUROs kosten. Immer wieder wird das Arbeitszeitgesetz gebrochen: die Belegschaft muss 12 Stunden und mehr arbeiten und wegen Personalmangel dürfen Belegschaftsmitglieder keine gesetzlich vorgeschriebenen Pausen machen. Der Betriebsrat mahnt diese Missstände immer wieder an, doch es geschieht nichts: die Geschäftsführung ignoriert ihn oder antwortet mit einer Lüge.
Die Geschäftsleitung gibt sich nach außen sehr christlich, aber wenn es um die Motivierung der Mitarbeiter geht, hört die Christlichkeit auf. Die Christlichkeit ist so groß - so groß, dass die Geschäftsleitung in Kauf nimmt, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen durch die lange Arbeit und durch das schlechte Betriebsklima krank werden.

Noch ein kritischer Punkt: Es wurde ein Controller für ein Spitzengehalt eingestellt, der die IT Sachen erledigen soll. Der aber bekommt nicht einmal einfache Programme zum Laufen - so werden wieder Fremdfirmen beauftragt, die IT Sachen in den Griff zu bekommen. Nun hat er sich zu Aufgabe gemacht, seinen Vorlieben nachzugehen: Kolleginnen und Kollegen bespitzeln und ein Bürokratie-Chaos zu hinterlassen. Für dessen Gehalt könnte man mindestens nochmals 3 Kolleginnen und Kollegen halten.
Was viele Mitarbeiter bedauerten, war, dass aus dem Pausenraum ein Büro wurde. Seitdem haben die Kolleginnen und Kollegen der Firma Kumpf keinen Aufenthaltsraum in Nähe der Produktion mehr. Wir Gewerkschafter sprachen mit Teilen der Belegschaft und viele sagten, sie seien als Christen zur Firma gekommen und würden als Atheisten wieder gehen. Das spricht doch Bände für das miese Betriebsklima!
Ideen von Betriebsangehörigen werden nicht aufgenommen, stattdessen werden teure Unternehmensberater beauftragt, die aber nichts gebracht haben, außer einem immer größeren Loch in der Kasse.
Es ist seit der drohenden Insolvenz vor einem Jahr nichts passiert; der Betrieb wird weiter an die Wand gefahren und die Hoffnung Hassia schwindet.
Das alles sind Beispiele dafür, wie drei Leute, die nicht wissen wie eine gesunde und soziale Unternehmensstruktur auszusehen hat, die Existenzen von vielen Familien auf Spiel setzen. Eigentlich müsste das doch als „Gesellschaftliche Gefährdung“ geahndet und bestraft, den Betrieb einer Interims-Geschäftsführung über geben werden die von der Belegschaft und Staat überwacht wird.
Diese Informationen wurden an uns von diversen Belegschaftsmitgliedern der Firma Kumpf weitergegeben.
Solidarität mit dem Kolleginnen und Kollegen der Firma Kumpf Fruchtsaft in Unterriexingen.

Wir fordern deshalb:

• keine Entlassungen mehr
• keinen Einsatz von Leiharbeitern mehr, sondern reguläre Beschäftigung
• Konsequenzen für die drei Geschäftsführer

• Hände weg von unserem Tariflohn

• Gemeinsames erarbeiten eines Firmen-Überlebenskonzeptes mit Betriebsrat, Gewerkschaft,Hassia Gruppe und einer neuen Geschäftsleitung

• Der Standort Unterriexingen muss bleiben basta!!!


Kommt alle am Tag X zur Demo nach Unterriexingen !
Termin wird noch bekannt gegeben
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Ergänzungen

Mein Onkel war bei Kumpf

Andrej 02.03.2010 - 00:37
Mein Onkel wurde letztes Jahr entlassen und ihn wurde gesagt.Du brauchst nicht mehr wieder kommen, solange deine Kündigungszeit abläuft.Gleich ein paar Tage später wurde mein Onkel wieder geholt und er mußte 12- 14 Stunden arbeiten.Der Chef Bernhard versprach das die Kündigung zurück genommen wird. Er arbeitete viel mit schmerzen am Bein und trotzdem hielt der Chef nicht sein Wort.Er wurde immer wieder verarscht.Mein Onkel wurde wie ein Stück Dreck weg geworfen und doch entlassen.Mein Onkel sagte.Die Frauen der Bosse wurden dann wieder eingestellt.Wo ist da die Gerechtigkeit.Haben unsere Familien keine Ehre,sind wir menschen3.Klasse? Mein Onkels seele ist seit dem kaputt


Aus liebe zum Saft

Online Junki 03.03.2010 - 08:57
Die Firma Kumpf macht doch Werbung mit " Aus liebe zum Saft".
Ich würde sagen: "Aus Liebe zum Saft"Aus Feindschaft meiner Arbeiterinnen und Arbeiter"

ARBEITSKÄMPFE

ASF 04.03.2010 - 15:15

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